Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
XV.
Das Grab im Busento.
Nächtlich am Busento lispeln, bey Cosenza, dumpfe
Lieder,

Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln
klingt es wieder!

Und den Fluß hinauf, hinunter, zieh'n die Schatten
tapfrer Gothen,

Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Todten.
Allzufrüh und fern der Heimath mußten hier sie ihn
begraben,

Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond
umgaben.

Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette,
Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.
In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf
dem Pferde.

Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,
Daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Helden¬
grabe.

XV.
Das Grab im Buſento.
Naͤchtlich am Buſento liſpeln, bey Coſenza, dumpfe
Lieder,

Aus den Waſſern ſchallt es Antwort, und in Wirbeln
klingt es wieder!

Und den Fluß hinauf, hinunter, zieh'n die Schatten
tapfrer Gothen,

Die den Alarich beweinen, ihres Volkes beſten Todten.
Allzufruͤh und fern der Heimath mußten hier ſie ihn
begraben,

Waͤhrend noch die Jugendlocken ſeine Schulter blond
umgaben.

Und am Ufer des Buſento reihten ſie ſich um die Wette,
Um die Stroͤmung abzuleiten, gruben ſie ein friſches Bette.
In der wogenleeren Hoͤhlung wuͤhlten ſie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Ruͤſtung, auf
dem Pferde.

Deckten dann mit Erde wieder ihn und ſeine ſtolze Habe,
Daß die hohen Stromgewaͤchſe wuͤchſen aus dem Helden¬
grabe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0035" n="25"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">XV.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Das Grab im Bu&#x017F;ento.</hi><lb/>
            </head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">N</hi>a&#x0364;chtlich am Bu&#x017F;ento li&#x017F;peln, bey Co&#x017F;enza, dumpfe<lb/><hi rendition="#et">Lieder,</hi></l><lb/>
                <l>Aus den Wa&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;challt es Antwort, und in Wirbeln<lb/><hi rendition="#et">klingt es wieder!</hi></l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Und den Fluß hinauf, hinunter, zieh'n die Schatten<lb/><hi rendition="#et">tapfrer Gothen,</hi></l><lb/>
                <l>Die den Alarich beweinen, ihres Volkes be&#x017F;ten Todten.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Allzufru&#x0364;h und fern der Heimath mußten hier &#x017F;ie ihn<lb/><hi rendition="#et">begraben,</hi></l><lb/>
                <l>Wa&#x0364;hrend noch die Jugendlocken &#x017F;eine Schulter blond<lb/><hi rendition="#et">umgaben.</hi></l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Und am Ufer des Bu&#x017F;ento reihten &#x017F;ie &#x017F;ich um die Wette,</l><lb/>
                <l>Um die Stro&#x0364;mung abzuleiten, gruben &#x017F;ie ein fri&#x017F;ches Bette.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="5">
                <l>In der wogenleeren Ho&#x0364;hlung wu&#x0364;hlten &#x017F;ie empor die Erde,</l><lb/>
                <l>Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Ru&#x0364;&#x017F;tung, auf<lb/><hi rendition="#et">dem Pferde.</hi></l><lb/>
              </lg>
              <lg n="6">
                <l>Deckten dann mit Erde wieder ihn und &#x017F;eine &#x017F;tolze Habe,</l><lb/>
                <l>Daß die hohen Stromgewa&#x0364;ch&#x017F;e wu&#x0364;ch&#x017F;en aus dem Helden¬<lb/><hi rendition="#et">grabe.</hi></l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0035] XV. Das Grab im Buſento. Naͤchtlich am Buſento liſpeln, bey Coſenza, dumpfe Lieder, Aus den Waſſern ſchallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder! Und den Fluß hinauf, hinunter, zieh'n die Schatten tapfrer Gothen, Die den Alarich beweinen, ihres Volkes beſten Todten. Allzufruͤh und fern der Heimath mußten hier ſie ihn begraben, Waͤhrend noch die Jugendlocken ſeine Schulter blond umgaben. Und am Ufer des Buſento reihten ſie ſich um die Wette, Um die Stroͤmung abzuleiten, gruben ſie ein friſches Bette. In der wogenleeren Hoͤhlung wuͤhlten ſie empor die Erde, Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Ruͤſtung, auf dem Pferde. Deckten dann mit Erde wieder ihn und ſeine ſtolze Habe, Daß die hohen Stromgewaͤchſe wuͤchſen aus dem Helden¬ grabe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/35
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/35>, abgerufen am 03.12.2024.