Die lezte Hefe sollt' ich noch genießen, Im Schmerzensbecher, den du mir gereichet! O wär' ein Kind ich, schnell und leicht erweichet, Daß ich in Thränen könnte ganz zerfließen!
Da mich so hart von ihrer Seite stießen Die unermeßlich ich geliebt, erbleichet Der lezte Glaube, bittre Kälte schleichet In ein Gemüth, das Lieb' und Muth verließen.
O wohl mir, daß in ferne Regionen Ich flüchten darf, an einem fremden Strande Darf athmen unter gütigeren Zonen!
Wo mir zerrissen sind die lezten Bande, Wo Haß und Undank edle Liebe lohnen, Wie bin ich satt von meinem Vaterlande!
LXII.
Die lezte Hefe ſollt' ich noch genießen, Im Schmerzensbecher, den du mir gereichet! O waͤr' ein Kind ich, ſchnell und leicht erweichet, Daß ich in Thraͤnen koͤnnte ganz zerfließen!
Da mich ſo hart von ihrer Seite ſtießen Die unermeßlich ich geliebt, erbleichet Der lezte Glaube, bittre Kaͤlte ſchleichet In ein Gemuͤth, das Lieb' und Muth verließen.
O wohl mir, daß in ferne Regionen Ich fluͤchten darf, an einem fremden Strande Darf athmen unter guͤtigeren Zonen!
Wo mir zerriſſen ſind die lezten Bande, Wo Haß und Undank edle Liebe lohnen, Wie bin ich ſatt von meinem Vaterlande!
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LXII.
Die lezte Hefe ſollt' ich noch genießen,
Im Schmerzensbecher, den du mir gereichet!
O waͤr' ein Kind ich, ſchnell und leicht erweichet,
Daß ich in Thraͤnen koͤnnte ganz zerfließen!
Da mich ſo hart von ihrer Seite ſtießen
Die unermeßlich ich geliebt, erbleichet
Der lezte Glaube, bittre Kaͤlte ſchleichet
In ein Gemuͤth, das Lieb' und Muth verließen.
O wohl mir, daß in ferne Regionen
Ich fluͤchten darf, an einem fremden Strande
Darf athmen unter guͤtigeren Zonen!
Wo mir zerriſſen ſind die lezten Bande,
Wo Haß und Undank edle Liebe lohnen,
Wie bin ich ſatt von meinem Vaterlande!
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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/240>, abgerufen am 03.03.2025.
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