Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.LX. Indeß ich hier im Grünen mich erfreue, Ruf' ich zu mir die kaum beseelten Dinge: Ihr Vögel kommt, o kommt ihr Schmetterlinge, Befürchtet nichts, und glaubt an meine Treue! Daß ich verrätherische Kost euch streue, O wähnt es nicht! Ich lege keine Schlinge, Der ich die Zeit, den Menschen fern, verbringe, Der ich, noch mehr als ihr, die Menschen scheue! O zählt mich nicht zu jenen rohen Horden, Mich, der ich Andern nie gesucht zu schaden, Und von den Menschen stets vermieden worden! Laßt d'rum uns fliehn vor allen ihren Pfaden: Euch streben sie zu haschen und zu morden, Mich haben sie mit ihrem Gram beladen. LX. Indeß ich hier im Gruͤnen mich erfreue, Ruf' ich zu mir die kaum beſeelten Dinge: Ihr Voͤgel kommt, o kommt ihr Schmetterlinge, Befuͤrchtet nichts, und glaubt an meine Treue! Daß ich verraͤtheriſche Koſt euch ſtreue, O waͤhnt es nicht! Ich lege keine Schlinge, Der ich die Zeit, den Menſchen fern, verbringe, Der ich, noch mehr als ihr, die Menſchen ſcheue! O zaͤhlt mich nicht zu jenen rohen Horden, Mich, der ich Andern nie geſucht zu ſchaden, Und von den Menſchen ſtets vermieden worden! Laßt d'rum uns fliehn vor allen ihren Pfaden: Euch ſtreben ſie zu haſchen und zu morden, Mich haben ſie mit ihrem Gram beladen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0238" n="228"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">LX.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ndeß ich hier im Gruͤnen mich erfreue,</l><lb/> <l>Ruf' ich zu mir die kaum beſeelten Dinge:</l><lb/> <l>Ihr Voͤgel kommt, o kommt ihr Schmetterlinge,</l><lb/> <l>Befuͤrchtet nichts, und glaubt an meine Treue!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Daß ich verraͤtheriſche Koſt euch ſtreue,</l><lb/> <l>O waͤhnt es nicht! Ich lege keine Schlinge,</l><lb/> <l>Der ich die Zeit, den Menſchen fern, verbringe,</l><lb/> <l>Der ich, noch mehr als ihr, die Menſchen ſcheue!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>O zaͤhlt mich nicht zu jenen rohen Horden,</l><lb/> <l>Mich, der ich Andern nie geſucht zu ſchaden,</l><lb/> <l>Und von den Menſchen ſtets vermieden worden!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Laßt d'rum uns fliehn vor allen ihren Pfaden:</l><lb/> <l>Euch ſtreben ſie zu haſchen und zu morden,</l><lb/> <l>Mich haben ſie mit ihrem Gram beladen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [228/0238]
LX.
Indeß ich hier im Gruͤnen mich erfreue,
Ruf' ich zu mir die kaum beſeelten Dinge:
Ihr Voͤgel kommt, o kommt ihr Schmetterlinge,
Befuͤrchtet nichts, und glaubt an meine Treue!
Daß ich verraͤtheriſche Koſt euch ſtreue,
O waͤhnt es nicht! Ich lege keine Schlinge,
Der ich die Zeit, den Menſchen fern, verbringe,
Der ich, noch mehr als ihr, die Menſchen ſcheue!
O zaͤhlt mich nicht zu jenen rohen Horden,
Mich, der ich Andern nie geſucht zu ſchaden,
Und von den Menſchen ſtets vermieden worden!
Laßt d'rum uns fliehn vor allen ihren Pfaden:
Euch ſtreben ſie zu haſchen und zu morden,
Mich haben ſie mit ihrem Gram beladen.
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