Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XVII. Nicht aus Begier und aus Genuß gewoben War unsre Liebe, nicht in Staub versunken: Nur deiner Schönheit bebt' ich wonnetrunken, Und gütig warst du, gleich den Engeln oben. Du hattest mich zu dir emporgehoben, In deinem Auge schwamm ein lichter Funken, Der Farben schuf, den Pinsel d'rein zu tunken, Den reine Dichterhände Gott geloben. Nun, da ich fern von dir den Tag verbringe, Erscheinst du der Bewunderung noch reiner, Je mehr im Geist ich deinen Werth durchdringe. Ja, immer sehnsuchtsvoller denk' ich deiner, Und legt die Welt mir auch so manche Schlinge, Du sollst mich nie gefangen sehn in einer. XVII. Nicht aus Begier und aus Genuß gewoben War unſre Liebe, nicht in Staub verſunken: Nur deiner Schoͤnheit bebt' ich wonnetrunken, Und guͤtig warſt du, gleich den Engeln oben. Du hatteſt mich zu dir emporgehoben, In deinem Auge ſchwamm ein lichter Funken, Der Farben ſchuf, den Pinſel d'rein zu tunken, Den reine Dichterhaͤnde Gott geloben. Nun, da ich fern von dir den Tag verbringe, Erſcheinſt du der Bewunderung noch reiner, Je mehr im Geiſt ich deinen Werth durchdringe. Ja, immer ſehnſuchtsvoller denk' ich deiner, Und legt die Welt mir auch ſo manche Schlinge, Du ſollſt mich nie gefangen ſehn in einer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0195" n="185"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XVII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">N</hi>icht aus Begier und aus Genuß gewoben</l><lb/> <l>War unſre Liebe, nicht in Staub verſunken:</l><lb/> <l>Nur deiner Schoͤnheit bebt' ich wonnetrunken,</l><lb/> <l>Und guͤtig warſt du, gleich den Engeln oben.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Du hatteſt mich zu dir emporgehoben,</l><lb/> <l>In deinem Auge ſchwamm ein lichter Funken,</l><lb/> <l>Der Farben ſchuf, den Pinſel d'rein zu tunken,</l><lb/> <l>Den reine Dichterhaͤnde Gott geloben.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Nun, da ich fern von dir den Tag verbringe,</l><lb/> <l>Erſcheinſt du der Bewunderung noch reiner,</l><lb/> <l>Je mehr im Geiſt ich deinen Werth durchdringe.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Ja, immer ſehnſuchtsvoller denk' ich deiner,</l><lb/> <l>Und legt die Welt mir auch ſo manche Schlinge,</l><lb/> <l>Du ſollſt mich nie gefangen ſehn in einer.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0195]
XVII.
Nicht aus Begier und aus Genuß gewoben
War unſre Liebe, nicht in Staub verſunken:
Nur deiner Schoͤnheit bebt' ich wonnetrunken,
Und guͤtig warſt du, gleich den Engeln oben.
Du hatteſt mich zu dir emporgehoben,
In deinem Auge ſchwamm ein lichter Funken,
Der Farben ſchuf, den Pinſel d'rein zu tunken,
Den reine Dichterhaͤnde Gott geloben.
Nun, da ich fern von dir den Tag verbringe,
Erſcheinſt du der Bewunderung noch reiner,
Je mehr im Geiſt ich deinen Werth durchdringe.
Ja, immer ſehnſuchtsvoller denk' ich deiner,
Und legt die Welt mir auch ſo manche Schlinge,
Du ſollſt mich nie gefangen ſehn in einer.
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