Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XV. Wer in der Brust ein wachsendes Verlangen Nach schönen Augen fühlt und schönen Haaren, Den mahn' ich ab, der nur zu viel erfahren Von Schmerz und Qual durch eitles Unterfangen. Dem jähen Abgrund nur mit Noth entgangen, Was blieb mir aus unendlichen Gefahren? Im Aug' die Spur von hingeweinten Jahren, Und in der Brust ein ungeheures Bangen. Naht nicht der jähen Tiefe, junge Herzen! Des Ufers Lilien glühn von falschem Feuer, Denn ach, sie locken in das Meer der Schmerzen! Nur Jenen ist das Leben schön und theuer, Die frank und ungefesselt mit ihm scherzen, Und ihnen ruft ein Gott: Die Welt ist euer. XV. Wer in der Bruſt ein wachſendes Verlangen Nach ſchoͤnen Augen fuͤhlt und ſchoͤnen Haaren, Den mahn' ich ab, der nur zu viel erfahren Von Schmerz und Qual durch eitles Unterfangen. Dem jaͤhen Abgrund nur mit Noth entgangen, Was blieb mir aus unendlichen Gefahren? Im Aug' die Spur von hingeweinten Jahren, Und in der Bruſt ein ungeheures Bangen. Naht nicht der jaͤhen Tiefe, junge Herzen! Des Ufers Lilien gluͤhn von falſchem Feuer, Denn ach, ſie locken in das Meer der Schmerzen! Nur Jenen iſt das Leben ſchoͤn und theuer, Die frank und ungefeſſelt mit ihm ſcherzen, Und ihnen ruft ein Gott: Die Welt iſt euer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb n="183" facs="#f0193"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XV.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>er in der Bruſt ein wachſendes Verlangen</l><lb/> <l>Nach ſchoͤnen Augen fuͤhlt und ſchoͤnen Haaren,</l><lb/> <l>Den mahn' ich ab, der nur zu viel erfahren</l><lb/> <l>Von Schmerz und Qual durch eitles Unterfangen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Dem jaͤhen Abgrund nur mit Noth entgangen,</l><lb/> <l>Was blieb mir aus unendlichen Gefahren?</l><lb/> <l>Im Aug' die Spur von hingeweinten Jahren,</l><lb/> <l>Und in der Bruſt ein ungeheures Bangen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Naht nicht der jaͤhen Tiefe, junge Herzen!</l><lb/> <l>Des Ufers Lilien gluͤhn von falſchem Feuer,</l><lb/> <l>Denn ach, ſie locken in das Meer der Schmerzen!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Nur Jenen iſt das Leben ſchoͤn und theuer,</l><lb/> <l>Die frank und ungefeſſelt mit ihm ſcherzen,</l><lb/> <l>Und ihnen ruft ein Gott: Die Welt iſt euer.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0193]
XV.
Wer in der Bruſt ein wachſendes Verlangen
Nach ſchoͤnen Augen fuͤhlt und ſchoͤnen Haaren,
Den mahn' ich ab, der nur zu viel erfahren
Von Schmerz und Qual durch eitles Unterfangen.
Dem jaͤhen Abgrund nur mit Noth entgangen,
Was blieb mir aus unendlichen Gefahren?
Im Aug' die Spur von hingeweinten Jahren,
Und in der Bruſt ein ungeheures Bangen.
Naht nicht der jaͤhen Tiefe, junge Herzen!
Des Ufers Lilien gluͤhn von falſchem Feuer,
Denn ach, ſie locken in das Meer der Schmerzen!
Nur Jenen iſt das Leben ſchoͤn und theuer,
Die frank und ungefeſſelt mit ihm ſcherzen,
Und ihnen ruft ein Gott: Die Welt iſt euer.
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/193>, abgerufen am 03.03.2025. |