nen. Dergleichen Kunstgriffe sind denen krie- chenden Poeten unentbehrlich; weil sie sonst zu ohnmächtig sind, sich an den großen Geistern und Haupt-Dichtern zu reiben.
Zusatz.
§ 40. Es wolle aber niemand hieraus schlies- sen, als wenn die Froschmäusler-Gesellschaft ei- niges Antheil an dem herausgekommenen Vor- spiel, vielweniger dem Neuberischen Nachspiel habe. Sie ist zu aufrichtig, als es wie gewisse Personen zu machen, die ihre, gegen ihre Wi- dersacher herausgegebene, Schriften unter dem glorieusen Namen der kleinen Geister verstecket haben, da doch diese vnanimi consensu bezei- get, daß sie daran nicht Theil hätten, sondern eine Bande großer Geister dahinter stecken müsse. Wir aber wollen nicht mit fremden Federn prangen, ob wir wol nicht abgeneigt sind, allen denen mit Händeklatschen zu applau- diren, die unsere Gegner, die erhabenen Poe- ten, wacker abtrumpfen; maßen wir sodann die Unkosten ersparen, unsere unsatyrische Satyren der Druck-Presse anzuvertrauen.
Heischsatz.
§ 41. Jch hoffe nunmehr, die ganze Reim- schmiede-Kunst und kriechende Poesie nicht nur in Form einer Wissenschaft, sondern auch, mit Beybehaltung aller Grund-Begriffe, die die strengste mathematische Lehr-Art von Er- klärungen, Grundsätzen, Lehrsätzen, Erfah-
rungen,
Die Reimſchmiede-Kunſt ꝛc.
nen. Dergleichen Kunſtgriffe ſind denen krie- chenden Poeten unentbehrlich; weil ſie ſonſt zu ohnmaͤchtig ſind, ſich an den großen Geiſtern und Haupt-Dichtern zu reiben.
Zuſatz.
§ 40. Es wolle aber niemand hieraus ſchlieſ- ſen, als wenn die Froſchmaͤusler-Geſellſchaft ei- niges Antheil an dem herausgekommenen Vor- ſpiel, vielweniger dem Neuberiſchen Nachſpiel habe. Sie iſt zu aufrichtig, als es wie gewiſſe Perſonen zu machen, die ihre, gegen ihre Wi- derſacher herausgegebene, Schriften unter dem glorieuſen Namen der kleinen Geiſter verſtecket haben, da doch dieſe vnanimi conſenſu bezei- get, daß ſie daran nicht Theil haͤtten, ſondern eine Bande großer Geiſter dahinter ſtecken muͤſſe. Wir aber wollen nicht mit fremden Federn prangen, ob wir wol nicht abgeneigt ſind, allen denen mit Haͤndeklatſchen zu applau- diren, die unſere Gegner, die erhabenen Poe- ten, wacker abtrumpfen; maßen wir ſodann die Unkoſten erſparen, unſere unſatyriſche Satyren der Druck-Preſſe anzuvertrauen.
Heiſchſatz.
§ 41. Jch hoffe nunmehr, die ganze Reim- ſchmiede-Kunſt und kriechende Poeſie nicht nur in Form einer Wiſſenſchaft, ſondern auch, mit Beybehaltung aller Grund-Begriffe, die die ſtrengſte mathematiſche Lehr-Art von Er- klaͤrungen, Grundſaͤtzen, Lehrſaͤtzen, Erfah-
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Die Reimſchmiede-Kunſt ꝛc.
nen. Dergleichen Kunſtgriffe ſind denen krie-
chenden Poeten unentbehrlich; weil ſie ſonſt zu
ohnmaͤchtig ſind, ſich an den großen Geiſtern
und Haupt-Dichtern zu reiben.
Zuſatz.
§ 40. Es wolle aber niemand hieraus ſchlieſ-
ſen, als wenn die Froſchmaͤusler-Geſellſchaft ei-
niges Antheil an dem herausgekommenen Vor-
ſpiel, vielweniger dem Neuberiſchen Nachſpiel
habe. Sie iſt zu aufrichtig, als es wie gewiſſe
Perſonen zu machen, die ihre, gegen ihre Wi-
derſacher herausgegebene, Schriften unter dem
glorieuſen Namen der kleinen Geiſter verſtecket
haben, da doch dieſe vnanimi conſenſu bezei-
get, daß ſie daran nicht Theil haͤtten, ſondern
eine Bande großer Geiſter dahinter ſtecken
muͤſſe. Wir aber wollen nicht mit fremden
Federn prangen, ob wir wol nicht abgeneigt
ſind, allen denen mit Haͤndeklatſchen zu applau-
diren, die unſere Gegner, die erhabenen Poe-
ten, wacker abtrumpfen; maßen wir ſodann die
Unkoſten erſparen, unſere unſatyriſche Satyren
der Druck-Preſſe anzuvertrauen.
Heiſchſatz.
§ 41. Jch hoffe nunmehr, die ganze Reim-
ſchmiede-Kunſt und kriechende Poeſie nicht
nur in Form einer Wiſſenſchaft, ſondern auch,
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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/46>, abgerufen am 03.03.2025.
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