Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

greifen, welche mit den gereizten spinalen Empfindungsnerven
i. e. mit ihren Wurzeln in gleicher Höhe vom Centralorgane
abgehen, dann aber, wenn überhaupt Reflex-Irradiationen vor¬
kommen, sich nach Oben wenden. In dieser Weise kann der
Reflex ein Nervengeflecht nach dem andern aufsteigend ergrei¬
fen, bis er die Medulla oblongata erregt hat, von welcher jetzt
erst die Erregung in umgekehrter Weise zurückfliessen kann,
um nach und nach mehr oder weniger schnell das ganze System
zu überstrahlen.

Ein Beispiel wird die Verhältnisse wiederum in helleres
Licht setzen. Wenn also z. B. eine Reizung der Hautnerven,
welche sich an den Fingern verzweigen, Krämpfe im Gebiete
des Plexus brachialis ausgelöst hätte, und der Reflex von hier
aus, auf nahe gelegene Geflechte überstrahlte, so sehen wir ihn
nie auftreten, etwa in den Nervi dorsales spinales oder den
plexus lumbales und ischiadici, sondern er ergreift den plexus
cervicalis, die Nervi Accessorius, Vagus, Facialis u. s. f. Ist er
aber nunmehr in der Medulla oblongata angekommen, so kann
er herabsteigend die Nervi respiratorii, den Plexus cervica¬
lis, brachialis, dorsalis, lumbalis und ischiadicus erregen, und
zwar in der genannten Reihenfolge. Das Studium der Fälle
wird das Gesetz in ein noch helleres Licht setzen.

V. Das Gesetz des dreiörtlichen Auftretens der Reflexionen.

Wenn eine Empfindungsfaser in der Art gereizt
wird
, dass sie Reflexe auslöst, so können diese ab¬
solut nur an
drei Stellen des Körpers auftreten,
mögen sie nun einseitig oder doppelseitig sein.

A. Der Reflex erscheint in denjenigen Motoren,
welche mit den gereizten Empfindungsfasern mehr
oder weniger in gleichem Niveau liegen
. (Wenn ich
von dem gleichen Niveau rede, in welchem ein Empfindungs¬
nerv zu einem Bewegungsnerven liegt, so bitte ich den Leser
Dies stets auf die Rückenmarkswurzeln der Nerven beziehen

greifen, welche mit den gereizten spinalen Empfindungsnerven
i. e. mit ihren Wurzeln in gleicher Höhe vom Centralorgane
abgehen, dann aber, wenn überhaupt Reflex-Irradiationen vor¬
kommen, sich nach Oben wenden. In dieser Weise kann der
Reflex ein Nervengeflecht nach dem andern aufsteigend ergrei¬
fen, bis er die Medulla oblongata erregt hat, von welcher jetzt
erst die Erregung in umgekehrter Weise zurückfliessen kann,
um nach und nach mehr oder weniger schnell das ganze System
zu überstrahlen.

Ein Beispiel wird die Verhältnisse wiederum in helleres
Licht setzen. Wenn also z. B. eine Reizung der Hautnerven,
welche sich an den Fingern verzweigen, Krämpfe im Gebiete
des Plexus brachialis ausgelöst hätte, und der Reflex von hier
aus, auf nahe gelegene Geflechte überstrahlte, so sehen wir ihn
nie auftreten, etwa in den Nervi dorsales spinales oder den
plexus lumbales und ischiadici, sondern er ergreift den plexus
cervicalis, die Nervi Accessorius, Vagus, Facialis u. s. f. Ist er
aber nunmehr in der Medulla oblongata angekommen, so kann
er herabsteigend die Nervi respiratorii, den Plexus cervica¬
lis, brachialis, dorsalis, lumbalis und ischiadicus erregen, und
zwar in der genannten Reihenfolge. Das Studium der Fälle
wird das Gesetz in ein noch helleres Licht setzen.

V. Das Gesetz des dreiörtlichen Auftretens der Reflexionen.

Wenn eine Empfindungsfaser in der Art gereizt
wird
, dass sie Reflexe auslöst, so können diese ab¬
solut nur an
drei Stellen des Körpers auftreten,
mögen sie nun einseitig oder doppelseitig sein.

A. Der Reflex erscheint in denjenigen Motoren,
welche mit den gereizten Empfindungsfasern mehr
oder weniger in gleichem Niveau liegen
. (Wenn ich
von dem gleichen Niveau rede, in welchem ein Empfindungs¬
nerv zu einem Bewegungsnerven liegt, so bitte ich den Leser
Dies stets auf die Rückenmarkswurzeln der Nerven beziehen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0099" n="77"/>
greifen, welche mit den gereizten spinalen Empfindungsnerven<lb/>
i. e. mit ihren Wurzeln in gleicher Höhe vom Centralorgane<lb/>
abgehen, dann aber, wenn überhaupt Reflex-Irradiationen vor¬<lb/>
kommen, sich nach Oben wenden. In dieser Weise kann der<lb/>
Reflex ein Nervengeflecht nach dem andern aufsteigend ergrei¬<lb/>
fen, bis er die Medulla oblongata erregt hat, von welcher jetzt<lb/>
erst die Erregung in umgekehrter Weise zurückfliessen kann,<lb/>
um nach und nach mehr oder weniger schnell das ganze System<lb/>
zu überstrahlen.</p><lb/>
              <p>Ein Beispiel wird die Verhältnisse wiederum in helleres<lb/>
Licht setzen. Wenn also z. B. eine Reizung der Hautnerven,<lb/>
welche sich an den Fingern verzweigen, Krämpfe im Gebiete<lb/>
des Plexus brachialis ausgelöst hätte, und der Reflex von hier<lb/>
aus, auf nahe gelegene Geflechte überstrahlte, so sehen wir ihn<lb/>
nie auftreten, etwa in den Nervi dorsales spinales oder den<lb/>
plexus lumbales und ischiadici, sondern er ergreift den plexus<lb/>
cervicalis, die Nervi Accessorius, Vagus, Facialis u. s. f. Ist er<lb/>
aber nunmehr in der Medulla oblongata angekommen, so kann<lb/>
er herabsteigend die Nervi respiratorii, den Plexus cervica¬<lb/>
lis, brachialis, dorsalis, lumbalis und ischiadicus erregen, und<lb/>
zwar in der genannten Reihenfolge. Das Studium der Fälle<lb/>
wird das Gesetz in ein noch helleres Licht setzen.</p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. Das Gesetz des dreiörtlichen Auftretens der Reflexionen.</hi><lb/>
            </head>
            <p><hi rendition="#g">Wenn eine Empfindungsfaser in der Art gereizt<lb/>
wird</hi>, <hi rendition="#g">dass sie Reflexe auslöst</hi>, <hi rendition="#g">so können diese ab¬<lb/>
solut nur an</hi><hi rendition="#b">drei</hi><hi rendition="#g">Stellen des Körpers auftreten</hi>,<lb/><hi rendition="#g">mögen sie nun einseitig oder doppelseitig sein</hi>.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">A</hi>. <hi rendition="#g">Der Reflex erscheint in denjenigen Motoren</hi>,<lb/><hi rendition="#g">welche mit den gereizten Empfindungsfasern mehr<lb/>
oder weniger in gleichem Niveau liegen</hi>. (Wenn ich<lb/>
von dem gleichen Niveau rede, in welchem ein Empfindungs¬<lb/>
nerv zu einem Bewegungsnerven liegt, so bitte ich den Leser<lb/>
Dies stets auf die Rückenmarkswurzeln der Nerven beziehen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0099] greifen, welche mit den gereizten spinalen Empfindungsnerven i. e. mit ihren Wurzeln in gleicher Höhe vom Centralorgane abgehen, dann aber, wenn überhaupt Reflex-Irradiationen vor¬ kommen, sich nach Oben wenden. In dieser Weise kann der Reflex ein Nervengeflecht nach dem andern aufsteigend ergrei¬ fen, bis er die Medulla oblongata erregt hat, von welcher jetzt erst die Erregung in umgekehrter Weise zurückfliessen kann, um nach und nach mehr oder weniger schnell das ganze System zu überstrahlen. Ein Beispiel wird die Verhältnisse wiederum in helleres Licht setzen. Wenn also z. B. eine Reizung der Hautnerven, welche sich an den Fingern verzweigen, Krämpfe im Gebiete des Plexus brachialis ausgelöst hätte, und der Reflex von hier aus, auf nahe gelegene Geflechte überstrahlte, so sehen wir ihn nie auftreten, etwa in den Nervi dorsales spinales oder den plexus lumbales und ischiadici, sondern er ergreift den plexus cervicalis, die Nervi Accessorius, Vagus, Facialis u. s. f. Ist er aber nunmehr in der Medulla oblongata angekommen, so kann er herabsteigend die Nervi respiratorii, den Plexus cervica¬ lis, brachialis, dorsalis, lumbalis und ischiadicus erregen, und zwar in der genannten Reihenfolge. Das Studium der Fälle wird das Gesetz in ein noch helleres Licht setzen. V. Das Gesetz des dreiörtlichen Auftretens der Reflexionen. Wenn eine Empfindungsfaser in der Art gereizt wird, dass sie Reflexe auslöst, so können diese ab¬ solut nur an drei Stellen des Körpers auftreten, mögen sie nun einseitig oder doppelseitig sein. A. Der Reflex erscheint in denjenigen Motoren, welche mit den gereizten Empfindungsfasern mehr oder weniger in gleichem Niveau liegen. (Wenn ich von dem gleichen Niveau rede, in welchem ein Empfindungs¬ nerv zu einem Bewegungsnerven liegt, so bitte ich den Leser Dies stets auf die Rückenmarkswurzeln der Nerven beziehen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/99
Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/99>, abgerufen am 18.12.2024.