immerhin sich selber, und ihre gebenedeyte Mey- nungen für das beste Salz der Erde achten.
Er verglich zulezt das Glück, das diese Leute in ihrer Beschränktheit besitzen, dem Genuß einer hel- len, stillen, und warmen Sternennacht, bey wel- cher dem Menschen so innig wohl seyn kann, daß er wie hingerissen wird zu denken, es könne nichts schöners und nichts größers auf der Welt seyn, als eine solche Sternennacht; aber wenn die Sonne dann aufgeht in ihrer Pracht, und der Mensch der Erde den Segen ihres wärmenden Lichts, und die Sicherheit ihrer hellen Tages-Erleuchtung genießt, da denkt er nicht mehr, daß die Sternennacht, und das trügliche Mondlicht, das schönste und beste sey, das er auf der Erde genießen könne. --
§. 47. Wer bloß gut ist, muß nicht regieren, und niemals und Niemands Vogt seyn wollen.
Wer nicht zu ihm kam, war der Vogt Meyer; aber er machte ihn kommen, und fragte ihn, ob er nichts von den Unordnungen wisse, die während seiner Krankheit begegnet?
immerhin ſich ſelber, und ihre gebenedeyte Mey- nungen fuͤr das beſte Salz der Erde achten.
Er verglich zulezt das Gluͤck, das dieſe Leute in ihrer Beſchraͤnktheit beſitzen, dem Genuß einer hel- len, ſtillen, und warmen Sternennacht, bey wel- cher dem Menſchen ſo innig wohl ſeyn kann, daß er wie hingeriſſen wird zu denken, es koͤnne nichts ſchoͤners und nichts groͤßers auf der Welt ſeyn, als eine ſolche Sternennacht; aber wenn die Sonne dann aufgeht in ihrer Pracht, und der Menſch der Erde den Segen ihres waͤrmenden Lichts, und die Sicherheit ihrer hellen Tages-Erleuchtung genießt, da denkt er nicht mehr, daß die Sternennacht, und das truͤgliche Mondlicht, das ſchoͤnſte und beſte ſey, das er auf der Erde genießen koͤnne. —
§. 47. Wer bloß gut iſt, muß nicht regieren, und niemals und Niemands Vogt ſeyn wollen.
Wer nicht zu ihm kam, war der Vogt Meyer; aber er machte ihn kommen, und fragte ihn, ob er nichts von den Unordnungen wiſſe, die waͤhrend ſeiner Krankheit begegnet?
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immerhin ſich ſelber, und ihre gebenedeyte Mey-
nungen fuͤr das beſte Salz der Erde achten.
Er verglich zulezt das Gluͤck, das dieſe Leute in
ihrer Beſchraͤnktheit beſitzen, dem Genuß einer hel-
len, ſtillen, und warmen Sternennacht, bey wel-
cher dem Menſchen ſo innig wohl ſeyn kann, daß
er wie hingeriſſen wird zu denken, es koͤnne nichts
ſchoͤners und nichts groͤßers auf der Welt ſeyn,
als eine ſolche Sternennacht; aber wenn die Sonne
dann aufgeht in ihrer Pracht, und der Menſch der
Erde den Segen ihres waͤrmenden Lichts, und die
Sicherheit ihrer hellen Tages-Erleuchtung genießt,
da denkt er nicht mehr, daß die Sternennacht, und
das truͤgliche Mondlicht, das ſchoͤnſte und beſte ſey,
das er auf der Erde genießen koͤnne. —
§. 47.
Wer bloß gut iſt, muß nicht regieren,
und niemals und Niemands Vogt ſeyn
wollen.
Wer nicht zu ihm kam, war der Vogt Meyer;
aber er machte ihn kommen, und fragte ihn, ob
er nichts von den Unordnungen wiſſe, die waͤhrend
ſeiner Krankheit begegnet?
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/238>, abgerufen am 30.12.2024.
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