Geschlecht, den ihm Niemand ausziehen könne, und so lange er diesen habe, so höre sein Beißen nicht auf.
Es braucht viel und mehr als der Herzog hatte, das Wahre und Falsche dieser Sätze zu sön- dern; aber weil er ein so innig gutes Herz hatte, so schadete ihm der Mischmasch nichts, er that ihm vielmehr manchmal wohl, zerstreute ihn, und machte ihm gutes Blut -- und sonst nichts; wenn es ihm schon zu Zeiten vorkam, es sey wie er sage, so blieb er im Grund immer was er war -- und Bylifsky zählte in allweg so sicher auf sein Herz, als der andere auf die Kunst, ihm für einen Au- genblick den Kopf herumzudrehen, wohin er wollte.
§. 40. Ein zweyfacher Unterschied zwischen Sa- chen und zwischen Menschen.
Der erste war klug genug, seinen Bericht von Bonnal also einzurichten, daß er zwar mit Be- stimmtheit äußerte, die Sache gehe gut, und ihre allgemeine Ausführung könne mit der Zeit dem Land von Wichtigkeit werden, aber hingegen sich nichts weniger als eifrig dafür zeigte, sondern vielmehr eben so bestimmt beyfügte, se fodere
einen
Geſchlecht, den ihm Niemand ausziehen koͤnne, und ſo lange er dieſen habe, ſo hoͤre ſein Beißen nicht auf.
Es braucht viel und mehr als der Herzog hatte, das Wahre und Falſche dieſer Saͤtze zu ſoͤn- dern; aber weil er ein ſo innig gutes Herz hatte, ſo ſchadete ihm der Miſchmaſch nichts, er that ihm vielmehr manchmal wohl, zerſtreute ihn, und machte ihm gutes Blut — und ſonſt nichts; wenn es ihm ſchon zu Zeiten vorkam, es ſey wie er ſage, ſo blieb er im Grund immer was er war — und Bylifsky zaͤhlte in allweg ſo ſicher auf ſein Herz, als der andere auf die Kunſt, ihm fuͤr einen Au- genblick den Kopf herumzudrehen, wohin er wollte.
§. 40. Ein zweyfacher Unterſchied zwiſchen Sa- chen und zwiſchen Menſchen.
Der erſte war klug genug, ſeinen Bericht von Bonnal alſo einzurichten, daß er zwar mit Be- ſtimmtheit aͤußerte, die Sache gehe gut, und ihre allgemeine Ausfuͤhrung koͤnne mit der Zeit dem Land von Wichtigkeit werden, aber hingegen ſich nichts weniger als eifrig dafuͤr zeigte, ſondern vielmehr eben ſo beſtimmt beyfuͤgte, ſe fodere
einen
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Geſchlecht, den ihm Niemand ausziehen koͤnne,
und ſo lange er dieſen habe, ſo hoͤre ſein Beißen
nicht auf.
Es braucht viel und mehr als der Herzog
hatte, das Wahre und Falſche dieſer Saͤtze zu ſoͤn-
dern; aber weil er ein ſo innig gutes Herz hatte, ſo
ſchadete ihm der Miſchmaſch nichts, er that ihm
vielmehr manchmal wohl, zerſtreute ihn, und
machte ihm gutes Blut — und ſonſt nichts; wenn
es ihm ſchon zu Zeiten vorkam, es ſey wie er ſage,
ſo blieb er im Grund immer was er war — und
Bylifsky zaͤhlte in allweg ſo ſicher auf ſein Herz,
als der andere auf die Kunſt, ihm fuͤr einen Au-
genblick den Kopf herumzudrehen, wohin er wollte.
§. 40.
Ein zweyfacher Unterſchied zwiſchen Sa-
chen und zwiſchen Menſchen.
Der erſte war klug genug, ſeinen Bericht von
Bonnal alſo einzurichten, daß er zwar mit Be-
ſtimmtheit aͤußerte, die Sache gehe gut, und ihre
allgemeine Ausfuͤhrung koͤnne mit der Zeit dem
Land von Wichtigkeit werden, aber hingegen ſich
nichts weniger als eifrig dafuͤr zeigte, ſondern
vielmehr eben ſo beſtimmt beyfuͤgte, ſe fodere
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/178>, abgerufen am 21.11.2024.
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