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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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§. 37.
Aeußerungen der Freude und Freund-
schaft -- Und der Strafe eines Ver-
läumders. --

Ehe er verreißte, nahm er noch in der Stille;
aber sehr genau, verschiedene Zeugnisse auf, was
des Generalen Jäger über den Lieutenant in Bon-
nal für Reden ausgestreut -- dann eilte er einsam
zu Fuß fort über den Berg. Der Traum über sein
Dorf, und der Gedanke, wie es um Arner stehe[,]
theilten seine Empfindungen bis gegen das Schloß.
So wie er sich diesem näherte, vergaß er die Schule[;]
Furcht und Hofnung schlugen in seiner Brust, er
verdoppelte seine Schritte -- er hatte befohlen,
wann es im geringsten einen Anschein zum Schlim-
merwerden habe, daß man ihn augenblicklich be-
richte -- nun war es Abend, und kein Bericht da,
das schien gut -- Er eilte -- Er eilte -- izt ist
er hinter den Tannen, sieht das Schloß wieder,
sein Herz schlägt, er entzieht ihm kein Aug, und
plözlich sieht er alle -- alle -- zum Schloß hin-
aus ihm entgegen. --

Therese -- die Kinder -- der General --
der Leibarzt -- er siehts -- sie gehen -- sie lau[-]

K 2
§. 37.
Aeußerungen der Freude und Freund-
ſchaft — Und der Strafe eines Ver-
laͤumders. —

Ehe er verreißte, nahm er noch in der Stille;
aber ſehr genau, verſchiedene Zeugniſſe auf, was
des Generalen Jaͤger uͤber den Lieutenant in Bon-
nal fuͤr Reden ausgeſtreut — dann eilte er einſam
zu Fuß fort uͤber den Berg. Der Traum uͤber ſein
Dorf, und der Gedanke, wie es um Arner ſtehe[,]
theilten ſeine Empfindungen bis gegen das Schloß.
So wie er ſich dieſem naͤherte, vergaß er die Schule[;]
Furcht und Hofnung ſchlugen in ſeiner Bruſt, er
verdoppelte ſeine Schritte — er hatte befohlen,
wann es im geringſten einen Anſchein zum Schlim-
merwerden habe, daß man ihn augenblicklich be-
richte — nun war es Abend, und kein Bericht da,
das ſchien gut — Er eilte — Er eilte — izt iſt
er hinter den Tannen, ſieht das Schloß wieder,
ſein Herz ſchlaͤgt, er entzieht ihm kein Aug, und
ploͤzlich ſieht er alle — alle — zum Schloß hin-
aus ihm entgegen. —

Thereſe — die Kinder — der General —
der Leibarzt — er ſiehts — ſie gehen — ſie lau[-]

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[147/0165] §. 37. Aeußerungen der Freude und Freund- ſchaft — Und der Strafe eines Ver- laͤumders. — Ehe er verreißte, nahm er noch in der Stille; aber ſehr genau, verſchiedene Zeugniſſe auf, was des Generalen Jaͤger uͤber den Lieutenant in Bon- nal fuͤr Reden ausgeſtreut — dann eilte er einſam zu Fuß fort uͤber den Berg. Der Traum uͤber ſein Dorf, und der Gedanke, wie es um Arner ſtehe, theilten ſeine Empfindungen bis gegen das Schloß. So wie er ſich dieſem naͤherte, vergaß er die Schule; Furcht und Hofnung ſchlugen in ſeiner Bruſt, er verdoppelte ſeine Schritte — er hatte befohlen, wann es im geringſten einen Anſchein zum Schlim- merwerden habe, daß man ihn augenblicklich be- richte — nun war es Abend, und kein Bericht da, das ſchien gut — Er eilte — Er eilte — izt iſt er hinter den Tannen, ſieht das Schloß wieder, ſein Herz ſchlaͤgt, er entzieht ihm kein Aug, und ploͤzlich ſieht er alle — alle — zum Schloß hin- aus ihm entgegen. — Thereſe — die Kinder — der General — der Leibarzt — er ſiehts — ſie gehen — ſie lau- K 2

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/165>, abgerufen am 21.11.2024.