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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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offen; denn er konnte nicht begreifen, wie es
möglich, daß ein Mensch, dem er mehr als
einmal, wenn er in seinem Dorf gemezget,
etwas abgehendes zum Allmosen gegeben, ihm
Heurathens halber in den Weg kommen könne.
Als ihm aber endlich das Maul wieder zufiel,
wurde er so wild, daß er eine Weile nicht
wußte, was er machte, und sich, damit er
wieder zu sich selber komme, zum Essen und
Trinken hinter den Tisch sezen mußte; dadurch
brachte er sich wieder so weit zu sich selber, daß
er zu dem Schulmeister gehen, und ihm dann
folgenden nachdrüklichen Brief an die Unter-
vögtin angeben konnte.

Gott zum Gruß und Jesum zum Trost --
Herzvielgeliebte Frau Bas Vögtin!

Ich muß mich wie ein Hund schämen, und
möchte wild werden vor Zorn, was über euere
Geschwey (Schwägerin) hier ein Gerede geht.
Die ganze Kilchhöri (Ort) weist, daß ich ein
Aug auf sie habe; ihr seyd allein schuld daran,
sonst kein Mensch; ich wäre schon längst ver-
sorget, wenn ihr mich nicht mit ihr aufgehal-
ten hättet, und ich will wenig sagen, zehen und
zwanzig Meitlj, die eben so hübsch und noch
hübscher, und mit dem Geld denn ganz anderst
bestellt sind als diese, würden die Finger nach

offen; denn er konnte nicht begreifen, wie es
moͤglich, daß ein Menſch, dem er mehr als
einmal, wenn er in ſeinem Dorf gemezget,
etwas abgehendes zum Allmoſen gegeben, ihm
Heurathens halber in den Weg kommen koͤnne.
Als ihm aber endlich das Maul wieder zufiel,
wurde er ſo wild, daß er eine Weile nicht
wußte, was er machte, und ſich, damit er
wieder zu ſich ſelber komme, zum Eſſen und
Trinken hinter den Tiſch ſezen mußte; dadurch
brachte er ſich wieder ſo weit zu ſich ſelber, daß
er zu dem Schulmeiſter gehen, und ihm dann
folgenden nachdruͤklichen Brief an die Unter-
voͤgtin angeben konnte.

Gott zum Gruß und Jeſum zum Troſt —
Herzvielgeliebte Frau Bas Voͤgtin!

Ich muß mich wie ein Hund ſchaͤmen, und
moͤchte wild werden vor Zorn, was uͤber euere
Geſchwey (Schwaͤgerin) hier ein Gerede geht.
Die ganze Kilchhoͤri (Ort) weist, daß ich ein
Aug auf ſie habe; ihr ſeyd allein ſchuld daran,
ſonſt kein Menſch; ich waͤre ſchon laͤngſt ver-
ſorget, wenn ihr mich nicht mit ihr aufgehal-
ten haͤttet, und ich will wenig ſagen, zehen und
zwanzig Meitlj, die eben ſo huͤbſch und noch
huͤbſcher, und mit dem Geld denn ganz anderſt
beſtellt ſind als dieſe, wuͤrden die Finger nach

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[362/0384] offen; denn er konnte nicht begreifen, wie es moͤglich, daß ein Menſch, dem er mehr als einmal, wenn er in ſeinem Dorf gemezget, etwas abgehendes zum Allmoſen gegeben, ihm Heurathens halber in den Weg kommen koͤnne. Als ihm aber endlich das Maul wieder zufiel, wurde er ſo wild, daß er eine Weile nicht wußte, was er machte, und ſich, damit er wieder zu ſich ſelber komme, zum Eſſen und Trinken hinter den Tiſch ſezen mußte; dadurch brachte er ſich wieder ſo weit zu ſich ſelber, daß er zu dem Schulmeiſter gehen, und ihm dann folgenden nachdruͤklichen Brief an die Unter- voͤgtin angeben konnte. Gott zum Gruß und Jeſum zum Troſt — Herzvielgeliebte Frau Bas Voͤgtin! Ich muß mich wie ein Hund ſchaͤmen, und moͤchte wild werden vor Zorn, was uͤber euere Geſchwey (Schwaͤgerin) hier ein Gerede geht. Die ganze Kilchhoͤri (Ort) weist, daß ich ein Aug auf ſie habe; ihr ſeyd allein ſchuld daran, ſonſt kein Menſch; ich waͤre ſchon laͤngſt ver- ſorget, wenn ihr mich nicht mit ihr aufgehal- ten haͤttet, und ich will wenig ſagen, zehen und zwanzig Meitlj, die eben ſo huͤbſch und noch huͤbſcher, und mit dem Geld denn ganz anderſt beſtellt ſind als dieſe, wuͤrden die Finger nach

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/384>, abgerufen am 21.11.2024.