ich eine Frau, die das viel besser versteht als ich; und was ich nicht Zeit hab, das kann diese vollkommen.
Junker. Richte es ein wie du kannst, aber gehe ihm an die Hand.
§. 21. Danken müssen, thut alten Leuthen alle- mal wehe; aber den Kinderen ist es eine Freude.
Während der Zeit spizte der Heirlj immer darauf, seiner Mutter etwas zu sagen, aber sie sah' ihm nie ins Gesicht, daß er ihr winken, und stuhnd ihm nie so nahe, daß er sie erlangen könnte. -- Endlich gerieth es, und er konnte ihr in's Ohr sagen: dörfen wir dem Junker nicht auch für die neuen Ba- zen danken? Der gute Bub drukte mit seiner Hand ihren Kopf hart an den seinen an, und nahm ihr das halbe Ohr ins Maul, wie wenn er's abbeissen wollte. -- Sie gab ihm eins mit den Baken, und sagte; ja freylich müßt ihr ihm danken: ich hab es nur vergessen. Im Augenblik legte der Bub seinen Baumwollen- floken auf den Radbank, schlich hinter den Räderen zu seinen Geschwisterten, sagte ei- nem nach dem anderen: Wir müssen dem Jun-
ich eine Frau, die das viel beſſer verſteht als ich; und was ich nicht Zeit hab, das kann dieſe vollkommen.
Junker. Richte es ein wie du kannſt, aber gehe ihm an die Hand.
§. 21. Danken muͤſſen, thut alten Leuthen alle- mal wehe; aber den Kinderen iſt es eine Freude.
Waͤhrend der Zeit ſpizte der Heirlj immer darauf, ſeiner Mutter etwas zu ſagen, aber ſie ſah’ ihm nie ins Geſicht, daß er ihr winken, und ſtuhnd ihm nie ſo nahe, daß er ſie erlangen koͤnnte. — Endlich gerieth es, und er konnte ihr in’s Ohr ſagen: doͤrfen wir dem Junker nicht auch fuͤr die neuen Ba- zen danken? Der gute Bub drukte mit ſeiner Hand ihren Kopf hart an den ſeinen an, und nahm ihr das halbe Ohr ins Maul, wie wenn er’s abbeiſſen wollte. — Sie gab ihm eins mit den Baken, und ſagte; ja freylich muͤßt ihr ihm danken: ich hab es nur vergeſſen. Im Augenblik legte der Bub ſeinen Baumwollen- floken auf den Radbank, ſchlich hinter den Raͤderen zu ſeinen Geſchwiſterten, ſagte ei- nem nach dem anderen: Wir muͤſſen dem Jun-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0114"n="92"/>
ich eine Frau, die das viel beſſer verſteht als<lb/>
ich; und was ich nicht Zeit hab, das kann<lb/>
dieſe vollkommen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Junker</hi>. Richte es ein wie du kannſt, aber<lb/>
gehe ihm an die Hand.</p></div><lb/><divn="1"><head>§. 21.<lb/>
Danken muͤſſen, thut alten Leuthen alle-<lb/>
mal wehe; aber den Kinderen iſt es<lb/>
eine Freude.</head><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>aͤhrend der Zeit ſpizte der Heirlj immer<lb/>
darauf, ſeiner Mutter etwas zu ſagen,<lb/>
aber ſie ſah’ ihm nie ins Geſicht, daß er ihr<lb/>
winken, und ſtuhnd ihm nie ſo nahe, daß er<lb/>ſie erlangen koͤnnte. — Endlich gerieth es,<lb/>
und er konnte ihr in’s Ohr ſagen: doͤrfen<lb/>
wir dem Junker nicht auch <choice><sic>ſuͤr</sic><corr>fuͤr</corr></choice> die neuen Ba-<lb/>
zen danken? Der gute Bub drukte mit ſeiner<lb/>
Hand ihren Kopf hart an den ſeinen an, und<lb/>
nahm ihr das halbe Ohr ins Maul, wie wenn<lb/>
er’s abbeiſſen wollte. — Sie gab ihm eins<lb/>
mit den Baken, und ſagte; ja freylich muͤßt<lb/>
ihr ihm danken: ich hab es nur vergeſſen. Im<lb/>
Augenblik legte der Bub ſeinen Baumwollen-<lb/>
floken auf den Radbank, ſchlich hinter den<lb/>
Raͤderen zu ſeinen Geſchwiſterten, ſagte ei-<lb/>
nem nach dem anderen: Wir muͤſſen dem Jun-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[92/0114]
ich eine Frau, die das viel beſſer verſteht als
ich; und was ich nicht Zeit hab, das kann
dieſe vollkommen.
Junker. Richte es ein wie du kannſt, aber
gehe ihm an die Hand.
§. 21.
Danken muͤſſen, thut alten Leuthen alle-
mal wehe; aber den Kinderen iſt es
eine Freude.
Waͤhrend der Zeit ſpizte der Heirlj immer
darauf, ſeiner Mutter etwas zu ſagen,
aber ſie ſah’ ihm nie ins Geſicht, daß er ihr
winken, und ſtuhnd ihm nie ſo nahe, daß er
ſie erlangen koͤnnte. — Endlich gerieth es,
und er konnte ihr in’s Ohr ſagen: doͤrfen
wir dem Junker nicht auch fuͤr die neuen Ba-
zen danken? Der gute Bub drukte mit ſeiner
Hand ihren Kopf hart an den ſeinen an, und
nahm ihr das halbe Ohr ins Maul, wie wenn
er’s abbeiſſen wollte. — Sie gab ihm eins
mit den Baken, und ſagte; ja freylich muͤßt
ihr ihm danken: ich hab es nur vergeſſen. Im
Augenblik legte der Bub ſeinen Baumwollen-
floken auf den Radbank, ſchlich hinter den
Raͤderen zu ſeinen Geſchwiſterten, ſagte ei-
nem nach dem anderen: Wir muͤſſen dem Jun-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/114>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.