Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite
II.
DIE AUSTRALISCHEN UND ASIATISCHEN PAPUANEN.

Zu den australischen Papuanen gehören die Bewohner Neu-
Guinea's, der Palau-Inseln, Tombara's (Neu-Irlands) und Bicara's,
der Salomonengruppe, der Neuen Hebriden, Baladea's (Neu-Cale-
doniens) mit den vorliegenden Loyalitäts-Inseln, endlich des Viti-
oder Fidschiarchipels. Am reinsten hat diese Race ihre Merkmale
auf Neu-Guinea bewahrt, obgleich auch dort schon, namentlich
auf der westlichen Hälfte, seit neuerer Zeit Mischungen mit asia-
tischen Malayen sich vollzogen haben. Auf den andern genannten
Inseln sind es dagegen Polynesier, die sich unter die ältere Be-
völkerung gedrängt und besonders auf Sprache, wie Sitten, viel
weniger aber auf die körperlichen Kennzeichen gewirkt haben, so
dass die Bewohner der Palau- und Fidschigruppe sowie Baladea's
noch unbedenklich zu der papuanischen Race gezählt werden
dürfen. Auf den Carolinen und Marianen hat sich ebenfalls poly-
nesisches und papuanisches Blut gekreuzt, aber das erstere über-
wiegt, so dass jene sogenannten Mikronesier als Mischvölker
richtiger in die nächste Völkergruppe gestellt werden.

Das beste Kennzeichen der australischen Papuanen besteht
in dem stark abgeplatteten, üppigen, langen Haupthaare, welches
sich zu Büscheln vereinigt und das Haupt perrückenartig als eine
8 Zoll mächtige Krone umgibt, wozu allerdings die beständige
Pflege mit Hilfe eines dreizinkigen Kammes sehr viel beitragen
mag 1). Die büschelartige Vereinigung der Haare haben die Pa-
puanen mit den Hottentotten gemein, deren Haar jedoch nicht so
lang und reichlich wächst, vielleicht auch bei scharfer mikroskopischer

1) S. die Illustration bei Wallace, Malayischer Archipel. Bd. 2. S. 283.
II.
DIE AUSTRALISCHEN UND ASIATISCHEN PAPUANEN.

Zu den australischen Papuanen gehören die Bewohner Neu-
Guinea’s, der Palau-Inseln, Tombara’s (Neu-Irlands) und Bicara’s,
der Salomonengruppe, der Neuen Hebriden, Baladea’s (Neu-Cale-
doniens) mit den vorliegenden Loyalitäts-Inseln, endlich des Viti-
oder Fidschiarchipels. Am reinsten hat diese Race ihre Merkmale
auf Neu-Guinea bewahrt, obgleich auch dort schon, namentlich
auf der westlichen Hälfte, seit neuerer Zeit Mischungen mit asia-
tischen Malayen sich vollzogen haben. Auf den andern genannten
Inseln sind es dagegen Polynesier, die sich unter die ältere Be-
völkerung gedrängt und besonders auf Sprache, wie Sitten, viel
weniger aber auf die körperlichen Kennzeichen gewirkt haben, so
dass die Bewohner der Palau- und Fidschigruppe sowie Baladea’s
noch unbedenklich zu der papuanischen Race gezählt werden
dürfen. Auf den Carolinen und Marianen hat sich ebenfalls poly-
nesisches und papuanisches Blut gekreuzt, aber das erstere über-
wiegt, so dass jene sogenannten Mikronesier als Mischvölker
richtiger in die nächste Völkergruppe gestellt werden.

Das beste Kennzeichen der australisçhen Papuanen besteht
in dem stark abgeplatteten, üppigen, langen Haupthaare, welches
sich zu Büscheln vereinigt und das Haupt perrückenartig als eine
8 Zoll mächtige Krone umgibt, wozu allerdings die beständige
Pflege mit Hilfe eines dreizinkigen Kammes sehr viel beitragen
mag 1). Die büschelartige Vereinigung der Haare haben die Pa-
puanen mit den Hottentotten gemein, deren Haar jedoch nicht so
lang und reichlich wächst, vielleicht auch bei scharfer mikroskopischer

1) S. die Illustration bei Wallace, Malayischer Archipel. Bd. 2. S. 283.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0376" n="[358]"/>
        <div n="2">
          <head>II.<lb/>
DIE AUSTRALISCHEN UND ASIATISCHEN PAPUANEN.</head><lb/>
          <p>Zu den australischen Papuanen gehören die Bewohner Neu-<lb/>
Guinea&#x2019;s, der Palau-Inseln, Tombara&#x2019;s (Neu-Irlands) und Bicara&#x2019;s,<lb/>
der Salomonengruppe, der Neuen Hebriden, Baladea&#x2019;s (Neu-Cale-<lb/>
doniens) mit den vorliegenden Loyalitäts-Inseln, endlich des Viti-<lb/>
oder Fidschiarchipels. Am reinsten hat diese Race ihre Merkmale<lb/>
auf Neu-Guinea bewahrt, obgleich auch dort schon, namentlich<lb/>
auf der westlichen Hälfte, seit neuerer Zeit Mischungen mit asia-<lb/>
tischen Malayen sich vollzogen haben. Auf den andern genannten<lb/>
Inseln sind es dagegen Polynesier, die sich unter die ältere Be-<lb/>
völkerung gedrängt und besonders auf Sprache, wie Sitten, viel<lb/>
weniger aber auf die körperlichen Kennzeichen gewirkt haben, so<lb/>
dass die Bewohner der Palau- und Fidschigruppe sowie Baladea&#x2019;s<lb/>
noch unbedenklich zu der papuanischen Race gezählt werden<lb/>
dürfen. Auf den Carolinen und Marianen hat sich ebenfalls poly-<lb/>
nesisches und papuanisches Blut gekreuzt, aber das erstere über-<lb/>
wiegt, so dass jene sogenannten Mikronesier als Mischvölker<lb/>
richtiger in die nächste Völkergruppe gestellt werden.</p><lb/>
          <p>Das beste Kennzeichen der australisçhen Papuanen besteht<lb/>
in dem stark abgeplatteten, üppigen, langen Haupthaare, welches<lb/>
sich zu Büscheln vereinigt und das Haupt perrückenartig als eine<lb/>
8 Zoll mächtige Krone umgibt, wozu allerdings die beständige<lb/>
Pflege mit Hilfe eines dreizinkigen Kammes sehr viel beitragen<lb/>
mag <note place="foot" n="1)">S. die Illustration bei <hi rendition="#g">Wallace</hi>, Malayischer Archipel. Bd. 2. S. 283.</note>. Die büschelartige Vereinigung der Haare haben die Pa-<lb/>
puanen mit den Hottentotten gemein, deren Haar jedoch nicht so<lb/>
lang und reichlich wächst, vielleicht auch bei scharfer mikroskopischer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[358]/0376] II. DIE AUSTRALISCHEN UND ASIATISCHEN PAPUANEN. Zu den australischen Papuanen gehören die Bewohner Neu- Guinea’s, der Palau-Inseln, Tombara’s (Neu-Irlands) und Bicara’s, der Salomonengruppe, der Neuen Hebriden, Baladea’s (Neu-Cale- doniens) mit den vorliegenden Loyalitäts-Inseln, endlich des Viti- oder Fidschiarchipels. Am reinsten hat diese Race ihre Merkmale auf Neu-Guinea bewahrt, obgleich auch dort schon, namentlich auf der westlichen Hälfte, seit neuerer Zeit Mischungen mit asia- tischen Malayen sich vollzogen haben. Auf den andern genannten Inseln sind es dagegen Polynesier, die sich unter die ältere Be- völkerung gedrängt und besonders auf Sprache, wie Sitten, viel weniger aber auf die körperlichen Kennzeichen gewirkt haben, so dass die Bewohner der Palau- und Fidschigruppe sowie Baladea’s noch unbedenklich zu der papuanischen Race gezählt werden dürfen. Auf den Carolinen und Marianen hat sich ebenfalls poly- nesisches und papuanisches Blut gekreuzt, aber das erstere über- wiegt, so dass jene sogenannten Mikronesier als Mischvölker richtiger in die nächste Völkergruppe gestellt werden. Das beste Kennzeichen der australisçhen Papuanen besteht in dem stark abgeplatteten, üppigen, langen Haupthaare, welches sich zu Büscheln vereinigt und das Haupt perrückenartig als eine 8 Zoll mächtige Krone umgibt, wozu allerdings die beständige Pflege mit Hilfe eines dreizinkigen Kammes sehr viel beitragen mag 1). Die büschelartige Vereinigung der Haare haben die Pa- puanen mit den Hottentotten gemein, deren Haar jedoch nicht so lang und reichlich wächst, vielleicht auch bei scharfer mikroskopischer 1) S. die Illustration bei Wallace, Malayischer Archipel. Bd. 2. S. 283.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/376
Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. [358]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/376>, abgerufen am 19.11.2024.