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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Studio in der Theologie.
genau, was man durch die Ketzer verstehet, noch wie weit
sich der Sinn dieses Worts erstrecket. Aber ich weiß wohl,
daß ich niemahls zu geben werde, jemand wegen seiner
Reli-
gion
zu verfolgen, und niemahls mich unterfangen werde,
jemand, wer er auch sey auff andere Weise zu bekehren, als
durch Uberredungen, wie es das Evangelium haben will.

§. XX.

Das Recht eines Fürsten in geistlichen Din-Anordnung
der Cere-
monien.

gen/ bestehet ferner mit darinnen/ daß er den Gottesdienst
also anordne/ damit in denen CEREMONIEN weder ein
Mangel noch Uberfluß sey. Denn bey allen Sachen/ und
vornehmlich bey dem Gottesdienst muß eine Ordnung seyn.
Der euserliche Gottesdienst kan ohne Ceremonien nicht be-
stehen/ und also muß man zuschauen/ daß alles fein ordent-
lich damit zu gehe. Hierbey muß man aber wohl zu sehen/
daß man nicht allzu viel von solchen euserlichen Dingen veran-
stalte. Denn sonst kan es gar leicht dahin kommen/ daß das
Wesen des Gottesdiensts hierinne gesetzet wird. Die ersten
Christen hatten ebenfals wenige und schlechte Ceremonien. (a)

Nach-
cisement, se qu'on entend par Heretiques, ni jusqu'ou l'on peaut e-
fendre le sens de ce terme. Mais je sai bien, que je ne soufrirai ja-
mais, qu'on persecute personne pour sa religion, & que je n'entre-
prendrai de convertis, qui ce soit, que par la voie de la persuasion,
conformement a l'Evangile.
(a) Die Ceremonien der ersten Christen, waren einiglich dahin gerichtet,Ceremonien
der ersten
Ehristen.

die Menschen zu einer thätigen Gottesfurcht zu leiten. Der gelehrte
Fridr. Spanheim hat in seinem christianisino degenere ausführlich hievon
gehandelt. vid. Oper. tom. II. pag 1488. Sie wusten gar wohl, daß das
Reich GOTTes nicht mit äusserlichen Geberden käme,
Luc. XVII. 20. daß
sich aller Pracht nur vor weltliche Handlungen schickte. Dieses wäre
der beste Gottesdienst, der aus reinem Gewissen geschehe. Clemens Ale-
xandrinus Lib. 7. Strom. p. 700.
Jn ihren Zusammenkünfften, folgten
sie denen Anordnungen der Jüdischen Synagogen meistentheils, doch wa-
re kein Gepränge da zu finden. vid. Justinus Martyr apol, II. in fin. Ter-
tul-
d 2
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Studio in der Theologie.
genau, was man durch die Ketzer verſtehet, noch wie weit
ſich der Sinn dieſes Worts erſtrecket. Aber ich weiß wohl,
daß ich niemahls zu geben werde, jemand wegen ſeiner
Reli-
gion
zu verfolgen, und niemahls mich unterfangen werde,
jemand, wer er auch ſey auff andere Weiſe zu bekehren, als
durch Uberredungen, wie es das Evangelium haben will.

§. XX.

Das Recht eines Fuͤrſten in geiſtlichen Din-Anordnung
der Cere-
monien.

gen/ beſtehet ferner mit darinnen/ daß er den Gottesdienſt
alſo anordne/ damit in denen CEREMONIEN weder ein
Mangel noch Uberfluß ſey. Denn bey allen Sachen/ und
vornehmlich bey dem Gottesdienſt muß eine Ordnung ſeyn.
Der euſerliche Gottesdienſt kan ohne Ceremonien nicht be-
ſtehen/ und alſo muß man zuſchauen/ daß alles fein ordent-
lich damit zu gehe. Hierbey muß man aber wohl zu ſehen/
daß man nicht allzu viel von ſolchen euſerlichen Dingen veran-
ſtalte. Denn ſonſt kan es gar leicht dahin kommen/ daß das
Weſen des Gottesdienſts hierinne geſetzet wird. Die erſten
Chriſten hatten ebenfals wenige und ſchlechte Ceremonien. (a)

Nach-
ciſement, ſe qu’on entend par Heretiques, ni juſqu’ôu l’on peût é-
fendre le ſens de ce terme. Mais je ſai bien, que je ne ſoufrirai ja-
mais, qu’on perſecute perſonne pour ſa religion, & que je n’entre-
prendrai de convertis, qui ce ſoit, que par la voie de la perſuaſion,
conformement à l’Evangile.
(a) Die Ceremonien der erſten Chriſten, waren einiglich dahin gerichtet,Ceremonien
der erſten
Ehriſten.

die Menſchen zu einer thaͤtigen Gottesfurcht zu leiten. Der gelehrte
Fridr. Spanheim hat in ſeinem chriſtianiſino degenere ausfuͤhrlich hievon
gehandelt. vid. Oper. tom. II. pag 1488. Sie wuſten gar wohl, daß das
Reich GOTTes nicht mit aͤuſſerlichen Geberden kaͤme,
Luc. XVII. 20. daß
ſich aller Pracht nur vor weltliche Handlungen ſchickte. Dieſes waͤre
der beſte Gottesdienſt, der aus reinem Gewiſſen geſchehe. Clemens Ale-
xandrinus Lib. 7. Strom. p. 700.
Jn ihren Zuſammenkuͤnfften, folgten
ſie denen Anordnungen der Juͤdiſchen Synagogen meiſtentheils, doch wa-
re kein Gepraͤnge da zu finden. vid. Juſtinus Martyr apol, II. in fin. Ter-
tul-
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[27/0046] Studio in der Theologie. genau, was man durch die Ketzer verſtehet, noch wie weit ſich der Sinn dieſes Worts erſtrecket. Aber ich weiß wohl, daß ich niemahls zu geben werde, jemand wegen ſeiner Reli- gion zu verfolgen, und niemahls mich unterfangen werde, jemand, wer er auch ſey auff andere Weiſe zu bekehren, als durch Uberredungen, wie es das Evangelium haben will. §. XX. Das Recht eines Fuͤrſten in geiſtlichen Din- gen/ beſtehet ferner mit darinnen/ daß er den Gottesdienſt alſo anordne/ damit in denen CEREMONIEN weder ein Mangel noch Uberfluß ſey. Denn bey allen Sachen/ und vornehmlich bey dem Gottesdienſt muß eine Ordnung ſeyn. Der euſerliche Gottesdienſt kan ohne Ceremonien nicht be- ſtehen/ und alſo muß man zuſchauen/ daß alles fein ordent- lich damit zu gehe. Hierbey muß man aber wohl zu ſehen/ daß man nicht allzu viel von ſolchen euſerlichen Dingen veran- ſtalte. Denn ſonſt kan es gar leicht dahin kommen/ daß das Weſen des Gottesdienſts hierinne geſetzet wird. Die erſten Chriſten hatten ebenfals wenige und ſchlechte Ceremonien. (a) Nach- (d) Anordnung der Cere- monien. (a) Die Ceremonien der erſten Chriſten, waren einiglich dahin gerichtet, die Menſchen zu einer thaͤtigen Gottesfurcht zu leiten. Der gelehrte Fridr. Spanheim hat in ſeinem chriſtianiſino degenere ausfuͤhrlich hievon gehandelt. vid. Oper. tom. II. pag 1488. Sie wuſten gar wohl, daß das Reich GOTTes nicht mit aͤuſſerlichen Geberden kaͤme, Luc. XVII. 20. daß ſich aller Pracht nur vor weltliche Handlungen ſchickte. Dieſes waͤre der beſte Gottesdienſt, der aus reinem Gewiſſen geſchehe. Clemens Ale- xandrinus Lib. 7. Strom. p. 700. Jn ihren Zuſammenkuͤnfften, folgten ſie denen Anordnungen der Juͤdiſchen Synagogen meiſtentheils, doch wa- re kein Gepraͤnge da zu finden. vid. Juſtinus Martyr apol, II. in fin. Ter- tul- (d) ciſement, ſe qu’on entend par Heretiques, ni juſqu’ôu l’on peût é- fendre le ſens de ce terme. Mais je ſai bien, que je ne ſoufrirai ja- mais, qu’on perſecute perſonne pour ſa religion, & que je n’entre- prendrai de convertis, qui ce ſoit, que par la voie de la perſuaſion, conformement à l’Evangile. d 2 d 2

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/46>, abgerufen am 21.11.2024.