Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.II. Abth. IV. Cap. Von der wenn der Beicht-Vater die Beichte offenbahren will. Wennman aber zweiffelte/ ob solche deutliche Erlaubnüß dem Beicht-Vater gegeben worden/ und man darüber zum Streit kommt/ sodann müste man/ wenn man nicht an- ders könte/ die Sachen durch Muthmassungen entscheiden a). gen solcher Erlaubnüß, die Beichte zu offenbah-ren. §. XXII. Diese gegebene Erlaubnüß aber/ kan das nicht a) Doch kan man solches mit Muthmassun- gen beweisen.Die Doctores halten dafür, man müsse hier auf zweyerley ach- tung geben. 1) Was der Beicht-Vater vor eine Erlaubnüß bekommen? Jn welchem Fall sie die würckliche und förmliche verlangen. 2) Ob er die Erlaubnüß bekommen? Jn welchem Fall man die Sache durch Muthmassungen darthun kan. Wenn und auf was Weise aber die Muthmassungen stärcker vor den Beicht-Vater, oder vor das Beicht-Kind, davon habe im vor- hergehenden paragrapho gehandelt. Beyer cit. l. cap. 11. handelt auch weitläufftig davon. a) Die Erlaub- nüß kan wie- derruffen wer- den.Der Beicht-Vater dependiret in der Wissenschafft und Erlaub- nüß zu reden, allezeit von dem Beicht-Kind. Die Papisten sa- gen, des Beicht-Vaters Wissenschafft bliebe allezeit sacramen- tirlich. Die Doctores erläutern die Sache mit dem Exempel eines procuratoris, dessen Amt, und was daran hänget, auf- höret, wenn man das mandat wiederrufft. Suarez tom. IV. de poenit. disp. 33. Sect. 5. n. 7. und Lagmann in Theol. Moral. Lib. V. tract. 6. c. 14. n. 16. halten zwar dafür, dieses gienge nur an, wenn man in der Beichte die Erlaubnüß gegeben. Ein anders aber wäre, wenn es ausser der Beichte geschehen. Denn sodann wäre des Beicht-Vaters Wissenschafft keine sacramentirliche. Allein diesen Jrrthum habe schon oben wiederleget. b) WürckungenSie fragen erstlich; ob es auch erlaubt sey, dem Beicht-Va-
ter II. Abth. IV. Cap. Von der wenn der Beicht-Vater die Beichte offenbahren will. Wennman aber zweiffelte/ ob ſolche deutliche Erlaubnuͤß dem Beicht-Vater gegeben worden/ und man daruͤber zum Streit kommt/ ſodann muͤſte man/ wenn man nicht an- ders koͤnte/ die Sachen durch Muthmaſſungen entſcheiden a). gen ſolcher Erlaubnuͤß, die Beichte zu offenbah-ren. §. XXII. Dieſe gegebene Erlaubnuͤß aber/ kan das nicht a) Doch kan man ſolches mit Muthmaſſun- gen beweiſen.Die Doctores halten dafuͤr, man muͤſſe hier auf zweyerley ach- tung geben. 1) Was der Beicht-Vater vor eine Erlaubnuͤß bekommen? Jn welchem Fall ſie die wuͤrckliche und foͤrmliche verlangen. 2) Ob er die Erlaubnuͤß bekommen? Jn welchem Fall man die Sache durch Muthmaſſungen darthun kan. Wenn und auf was Weiſe aber die Muthmaſſungen ſtaͤrcker vor den Beicht-Vater, oder vor das Beicht-Kind, davon habe im vor- hergehenden paragrapho gehandelt. Beyer cit. l. cap. 11. handelt auch weitlaͤufftig davon. a) Die Erlaub- nuͤß kan wie- derruffen wer- den.Der Beicht-Vater dependiret in der Wiſſenſchafft und Erlaub- nuͤß zu reden, allezeit von dem Beicht-Kind. Die Papiſten ſa- gen, des Beicht-Vaters Wiſſenſchafft bliebe allezeit ſacramen- tirlich. Die Doctores erlaͤutern die Sache mit dem Exempel eines procuratoris, deſſen Amt, und was daran haͤnget, auf- hoͤret, wenn man das mandat wiederrufft. Suarez tom. IV. de pœnit. diſp. 33. Sect. 5. n. 7. und Lagmann in Theol. Moral. Lib. V. tract. 6. c. 14. n. 16. halten zwar dafuͤr, dieſes gienge nur an, wenn man in der Beichte die Erlaubnuͤß gegeben. Ein anders aber waͤre, wenn es auſſer der Beichte geſchehen. Denn ſodann waͤre des Beicht-Vaters Wiſſenſchafft keine ſacramentirliche. Allein dieſen Jrrthum habe ſchon oben wiederleget. b) WuͤrckungenSie fragen erſtlich; ob es auch erlaubt ſey, dem Beicht-Va-
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II. Abth. IV. Cap. Von der
wenn der Beicht-Vater die Beichte offenbahren will. Wenn
man aber zweiffelte/ ob ſolche deutliche Erlaubnuͤß dem
Beicht-Vater gegeben worden/ und man daruͤber zum
Streit kommt/ ſodann muͤſte man/ wenn man nicht an-
ders koͤnte/ die Sachen durch Muthmaſſungen entſcheiden a).
§. XXII. Dieſe gegebene Erlaubnuͤß aber/ kan das
Beicht-Kind allezeit nach Belieben wiederruffen a). Von de-
nen Wirckungen, die aus ſolcher Erlaubnuͤß kommen/ ſagen
ſie ſo/ daß dadurch ein Nutzen vor das Beicht-Kind/ vor den
Beicht-Vater/ oder ſonſt vor jemand entſtehen koͤnne. Sie
fingiren alſo hier wieder verſchiedene Faͤlle/ da es bald ſo/
bald anders muͤſte gehalten werden b). Jch meine/ daß man
nicht
a) Die Doctores halten dafuͤr, man muͤſſe hier auf zweyerley ach-
tung geben. 1) Was der Beicht-Vater vor eine Erlaubnuͤß
bekommen? Jn welchem Fall ſie die wuͤrckliche und foͤrmliche
verlangen. 2) Ob er die Erlaubnuͤß bekommen? Jn welchem Fall
man die Sache durch Muthmaſſungen darthun kan. Wenn
und auf was Weiſe aber die Muthmaſſungen ſtaͤrcker vor den
Beicht-Vater, oder vor das Beicht-Kind, davon habe im vor-
hergehenden paragrapho gehandelt. Beyer cit. l. cap. 11. handelt
auch weitlaͤufftig davon.
a) Der Beicht-Vater dependiret in der Wiſſenſchafft und Erlaub-
nuͤß zu reden, allezeit von dem Beicht-Kind. Die Papiſten ſa-
gen, des Beicht-Vaters Wiſſenſchafft bliebe allezeit ſacramen-
tirlich. Die Doctores erlaͤutern die Sache mit dem Exempel
eines procuratoris, deſſen Amt, und was daran haͤnget, auf-
hoͤret, wenn man das mandat wiederrufft. Suarez tom. IV. de
pœnit. diſp. 33. Sect. 5. n. 7. und Lagmann in Theol. Moral. Lib. V.
tract. 6. c. 14. n. 16. halten zwar dafuͤr, dieſes gienge nur an, wenn
man in der Beichte die Erlaubnuͤß gegeben. Ein anders aber
waͤre, wenn es auſſer der Beichte geſchehen. Denn ſodann
waͤre des Beicht-Vaters Wiſſenſchafft keine ſacramentirliche.
Allein dieſen Jrrthum habe ſchon oben wiederleget.
b) Sie fragen erſtlich; ob es auch erlaubt ſey, dem Beicht-Va-
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