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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. III. Cap. Von dem
sich nichts ermangeln lassen/ die Leute dahin zu bringen d).
Dergleichen Lockstimmen höret man auch noch heute zu
Tage. Die Furcht vor dem Fegefeuer bringet auch die Ca-
tholicken dahin/ daß sie in Uberlassung ihrer Güther an die
Kirche/ oder Clerisey ein übriges thun.

Kirchen-
Güther
heissen der
Armen Erb-theil.
§. XXI.

Es möchte aber jemand sagen/ man müste
ja denen Armen gutes thun. Die Kirchen-Güther/ wä-
ren das Erbtheil der Armen. Also dürffte man es denen
Leuten nicht übel nehmen/ wenn sie auf die Vermehrung
dessen so sehr bedacht wären. Sie suchten auf solche Wei-
se nur der Armen bestes zu befördern. Es ist wahr/ vor-
mahls waren die Kirchen-Güther das Erbtheil der Ar-

men.
d) Man muste al-
so zur Lösung
der Seele die
Güther der
Kirche über-
lassen.
Saluianus thut cit. l. Lib. II. ein übriges, die Mönche und Non-
nen und alle die gottsfürchtig seyn wolten, dahin zu bringen,
bey dem Absterben noch so religieus zu seyn, und durch Geschen-
cke dasjenige zu tilgen, was man im Leben unrecht gethan. Es
wäre eine rechte Unbesonnenheit, andere zu Erben einzusetzen,
und sich selbst zu enterben. Andere machte man auf eine kurtze
Zeit reich, sich aber auf ewig zu einem Bettler. Quae insania est,
o miserrimi, vt haeredes alios quoscunque faciatis, vos ipsos ve-
ro exhaeredatis. Vt alios relinquatis vel brevi diuites, vos ipsos
aeterna mendicitate damnatis.
Auf eben solche Weise urtheilet
er Lib. III. und brauchet noch verschiedene andere Schein-Grün-
de. Jch will um Kürtze willen nur einige Worte so gleich latei-
nisch hieher setzen. Sed esto, saget er, indulgeri parentibus possit,
naturae insalubriter indulgentibus: quid quod nonnulli filios non
habentes a respectu tamen salutis suae & remedio peccatorum
penitus auertunt? Ac licet semine sanguinis sui careant, quae-
runt tamen quoscunque alios, quibus substantiam propriae facul-
tatis addicant, id est, quibus vmbratile aliquod propinquitatis
nomen inscribant: quos sibi quasi adoptiuos imaginarii parentes
filios faciant, & in locum eorum, quae non sunt pignorum perfi-
dia generante succedant.

a) Daß

II. Abth. III. Cap. Von dem
ſich nichts ermangeln laſſen/ die Leute dahin zu bringen d).
Dergleichen Lockſtimmen hoͤret man auch noch heute zu
Tage. Die Furcht vor dem Fegefeuer bringet auch die Ca-
tholicken dahin/ daß ſie in Uberlaſſung ihrer Guͤther an die
Kirche/ oder Cleriſey ein uͤbriges thun.

Kirchen-
Guͤther
heiſſen der
Armen Erb-theil.
§. XXI.

Es moͤchte aber jemand ſagen/ man muͤſte
ja denen Armen gutes thun. Die Kirchen-Guͤther/ waͤ-
ren das Erbtheil der Armen. Alſo duͤrffte man es denen
Leuten nicht uͤbel nehmen/ wenn ſie auf die Vermehrung
deſſen ſo ſehr bedacht waͤren. Sie ſuchten auf ſolche Wei-
ſe nur der Armen beſtes zu befoͤrdern. Es iſt wahr/ vor-
mahls waren die Kirchen-Guͤther das Erbtheil der Ar-

men.
d) Man muſte al-
ſo zur Loͤſung
der Seele die
Guͤther der
Kirche uͤber-
laſſen.
Saluianus thut cit. l. Lib. II. ein uͤbriges, die Moͤnche und Non-
nen und alle die gottsfuͤrchtig ſeyn wolten, dahin zu bringen,
bey dem Abſterben noch ſo religieus zu ſeyn, und durch Geſchen-
cke dasjenige zu tilgen, was man im Leben unrecht gethan. Es
waͤre eine rechte Unbeſonnenheit, andere zu Erben einzuſetzen,
und ſich ſelbſt zu enterben. Andere machte man auf eine kurtze
Zeit reich, ſich aber auf ewig zu einem Bettler. Quæ inſania eſt,
o miſerrimi, vt hæredes alios quoscunque faciatis, vos ipſos ve-
ro exhæredatis. Vt alios relinquatis vel brevi diuites, vos ipſos
æterna mendicitate damnatis.
Auf eben ſolche Weiſe urtheilet
er Lib. III. und brauchet noch verſchiedene andere Schein-Gruͤn-
de. Jch will um Kuͤrtze willen nur einige Worte ſo gleich latei-
niſch hieher ſetzen. Sed eſto, ſaget er, indulgeri parentibus posſit,
naturæ inſalubriter indulgentibus: quid quod nonnulli filios non
habentes a reſpectu tamen ſalutis ſuæ & remedio peccatorum
penitus auertunt? Ac licet ſemine ſanguinis ſui careant, quæ-
runt tamen quoscunque alios, quibus ſubſtantiam propriæ facul-
tatis addicant, id eſt, quibus vmbratile aliquod propinquitatis
nomen inſcribant: quos ſibi quaſi adoptiuos imaginarii parentes
filios faciant, & in locum eorum, quæ non ſunt pignorum perfi-
dia generante ſuccedant.

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[276/0295] II. Abth. III. Cap. Von dem ſich nichts ermangeln laſſen/ die Leute dahin zu bringen d). Dergleichen Lockſtimmen hoͤret man auch noch heute zu Tage. Die Furcht vor dem Fegefeuer bringet auch die Ca- tholicken dahin/ daß ſie in Uberlaſſung ihrer Guͤther an die Kirche/ oder Cleriſey ein uͤbriges thun. §. XXI. Es moͤchte aber jemand ſagen/ man muͤſte ja denen Armen gutes thun. Die Kirchen-Guͤther/ waͤ- ren das Erbtheil der Armen. Alſo duͤrffte man es denen Leuten nicht uͤbel nehmen/ wenn ſie auf die Vermehrung deſſen ſo ſehr bedacht waͤren. Sie ſuchten auf ſolche Wei- ſe nur der Armen beſtes zu befoͤrdern. Es iſt wahr/ vor- mahls waren die Kirchen-Guͤther das Erbtheil der Ar- men. d) Saluianus thut cit. l. Lib. II. ein uͤbriges, die Moͤnche und Non- nen und alle die gottsfuͤrchtig ſeyn wolten, dahin zu bringen, bey dem Abſterben noch ſo religieus zu ſeyn, und durch Geſchen- cke dasjenige zu tilgen, was man im Leben unrecht gethan. Es waͤre eine rechte Unbeſonnenheit, andere zu Erben einzuſetzen, und ſich ſelbſt zu enterben. Andere machte man auf eine kurtze Zeit reich, ſich aber auf ewig zu einem Bettler. Quæ inſania eſt, o miſerrimi, vt hæredes alios quoscunque faciatis, vos ipſos ve- ro exhæredatis. Vt alios relinquatis vel brevi diuites, vos ipſos æterna mendicitate damnatis. Auf eben ſolche Weiſe urtheilet er Lib. III. und brauchet noch verſchiedene andere Schein-Gruͤn- de. Jch will um Kuͤrtze willen nur einige Worte ſo gleich latei- niſch hieher ſetzen. Sed eſto, ſaget er, indulgeri parentibus posſit, naturæ inſalubriter indulgentibus: quid quod nonnulli filios non habentes a reſpectu tamen ſalutis ſuæ & remedio peccatorum penitus auertunt? Ac licet ſemine ſanguinis ſui careant, quæ- runt tamen quoscunque alios, quibus ſubſtantiam propriæ facul- tatis addicant, id eſt, quibus vmbratile aliquod propinquitatis nomen inſcribant: quos ſibi quaſi adoptiuos imaginarii parentes filios faciant, & in locum eorum, quæ non ſunt pignorum perfi- dia generante ſuccedant. a) Daß

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/295>, abgerufen am 21.11.2024.