Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.eines gewissen Beicht-Vaters. §. V. Das Zwang-Recht aber wegen des Beicht-VatersWie es in soll/ potentia alicujus Episcopi fides Christi & religio patitur, & in totam morbus redundat ecclesiam, tunc ex charitate, imo & ex proprio officio quilibet Episcopus, & potest & tenetur, ecclesia- sticam exercere potestatem, eamque ad alienas etiam extendere dioeceses: Seruata semper vera ecclesiastica pietate, prudentia & moderatione. a) Zuweilen ist es ausgemacht, bey wem die Bürger in der Stadt,Die Gewohn- heit variiret. bey wem die in denen Vorstädten und bey wem die, so von dem Lande in die Stadt kommen beichten, sollen. An einigen Orten darff bey dem Superintendenten, beichten wer da will. Der Ar- chidiaconus hat die übrigen in der Stadt, der Diaconus die von denen Vorstädten, und der Diaconus suburbanus, die Bauren vom Lande. An manchen Orten wird es einem jeden frey gelassen, zu beichten wo es ihm beliebet. Allein diese Freyheit ist nicht von frembden Pfarr-Kindern zu verstehen, sondern nur von denenje- nigen, die in einem Kirch-Spiel wohnen, da verschiedene Pfar- rer sind. Jedoch hat man an denen meisten Orten das Zwang- Recht, da man bey einem gewissen beichten muß, ob schon ande- re da sind, auf die man ein grösser Vertrauen setzet. b) Sie sagen, die Beichte so einem andern als dem Parocho geschie-Wenn man rechtmäßig bey einem andern als dem Pfar- rer beichten kan. het, und die von einem andern erlangte absolution, wären nich- tig und ohnkräfftig. Vid. Petrus de Marca de benef. eccles. qu. 2. §. 2. Sect. 1. n. 487. Dieses limitiren sie in so weit, daß man nehm- lich sodann bey einem andern beichten könnte, wenn man von dem Pfarrer Erlaubnüß dazu bekommen. vid. c. 3. de poenit. D. 6. Die Canonisten aber erfordern hierzu zweyerley, 1) daß man eine Ursa- a a 3
eines gewiſſen Beicht-Vaters. §. V. Das Zwang-Recht aber wegen des Beicht-VatersWie es in ſoll/ potentia alicujus Epiſcopi fides Chriſti & religio patitur, & in totam morbus redundat eccleſiam, tunc ex charitate, imo & ex proprio officio quilibet Epiſcopus, & poteſt & tenetur, eccleſia- ſticam exercere poteſtatem, eamque ad alienas etiam extendere diœceſes: Seruata ſemper vera eccleſiaſtica pietate, prudentia & moderatione. a) Zuweilen iſt es ausgemacht, bey wem die Buͤrger in der Stadt,Die Gewohn- heit variiret. bey wem die in denen Vorſtaͤdten und bey wem die, ſo von dem Lande in die Stadt kommen beichten, ſollen. An einigen Orten darff bey dem Superintendenten, beichten wer da will. Der Ar- chidiaconus hat die uͤbrigen in der Stadt, der Diaconus die von denen Vorſtaͤdten, und der Diaconus ſuburbanus, die Bauren vom Lande. An manchen Orten wird es einem jeden frey gelaſſen, zu beichten wo es ihm beliebet. Allein dieſe Freyheit iſt nicht von frembden Pfarr-Kindern zu verſtehen, ſondern nur von denenje- nigen, die in einem Kirch-Spiel wohnen, da verſchiedene Pfar- rer ſind. Jedoch hat man an denen meiſten Orten das Zwang- Recht, da man bey einem gewiſſen beichten muß, ob ſchon ande- re da ſind, auf die man ein groͤſſer Vertrauen ſetzet. b) Sie ſagen, die Beichte ſo einem andern als dem Parocho geſchie-Wenn man rechtmaͤßig bey einem andern als dem Pfar- rer beichten kan. het, und die von einem andern erlangte abſolution, waͤren nich- tig und ohnkraͤfftig. Vid. Petrus de Marca de benef. eccleſ. qu. 2. §. 2. Sect. 1. n. 487. Dieſes limitiren ſie in ſo weit, daß man nehm- lich ſodann bey einem andern beichten koͤnnte, wenn man von dem Pfarrer Erlaubnuͤß dazu bekommen. vid. c. 3. de pœnit. D. 6. Die Canoniſten aber erfordern hierzu zweyerley, 1) daß man eine Urſa- a a 3
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eines gewiſſen Beicht-Vaters.
§. V. Das Zwang-Recht aber wegen des Beicht-Vaters
iſt nicht allein in denen Doͤrffern/ da nur ein einiger Prie-
ſter/ zu befinden; ſondern man wird es auch in vielen Staͤd-
ten antreffen. Es iſt gemeiniglich ſchon eine ausgemachte
Sache/ wen dieſer oder jener zu ſeinem Beicht-Vater ha-
ben ſoll a). Wir geben faſt durchgehends mit denen Cano-
niſten vor/ es koͤnte niemand von einem frembden Prieſter
geloͤſet oder gebunden werden b). Wenn man aber ſagen
ſoll/
(d)
Wie es in
denẽ Staͤd-
ten mit Er-
wehlung
des Beicht-
Vaters
ausſiehet.
a) Zuweilen iſt es ausgemacht, bey wem die Buͤrger in der Stadt,
bey wem die in denen Vorſtaͤdten und bey wem die, ſo von dem
Lande in die Stadt kommen beichten, ſollen. An einigen Orten
darff bey dem Superintendenten, beichten wer da will. Der Ar-
chidiaconus hat die uͤbrigen in der Stadt, der Diaconus die von
denen Vorſtaͤdten, und der Diaconus ſuburbanus, die Bauren
vom Lande. An manchen Orten wird es einem jeden frey gelaſſen,
zu beichten wo es ihm beliebet. Allein dieſe Freyheit iſt nicht von
frembden Pfarr-Kindern zu verſtehen, ſondern nur von denenje-
nigen, die in einem Kirch-Spiel wohnen, da verſchiedene Pfar-
rer ſind. Jedoch hat man an denen meiſten Orten das Zwang-
Recht, da man bey einem gewiſſen beichten muß, ob ſchon ande-
re da ſind, auf die man ein groͤſſer Vertrauen ſetzet.
b) Sie ſagen, die Beichte ſo einem andern als dem Parocho geſchie-
het, und die von einem andern erlangte abſolution, waͤren nich-
tig und ohnkraͤfftig. Vid. Petrus de Marca de benef. eccleſ. qu. 2. §.
2. Sect. 1. n. 487. Dieſes limitiren ſie in ſo weit, daß man nehm-
lich ſodann bey einem andern beichten koͤnnte, wenn man von dem
Pfarrer Erlaubnuͤß dazu bekommen. vid. c. 3. de pœnit. D. 6. Die
Canoniſten aber erfordern hierzu zweyerley, 1) daß man eine
Urſa-
(d) potentia alicujus Epiſcopi fides Chriſti & religio patitur, & in
totam morbus redundat eccleſiam, tunc ex charitate, imo & ex
proprio officio quilibet Epiſcopus, & poteſt & tenetur, eccleſia-
ſticam exercere poteſtatem, eamque ad alienas etiam extendere
diœceſes: Seruata ſemper vera eccleſiaſtica pietate, prudentia &
moderatione.
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