Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stühle, Ob dieMacht, Sünde zu vergeben, von der A- postolischen successionherzuleiten. §. VII. Diejenigen Beweißthümer/ so man von der die gen Freyheiten anmassen können, die einem so grossen Mann, als Johannes gewesen, zugestanden worden? Mir will es nicht in den Kopff. Die wenigsten unter denen heutigen Priestern sind nur so viel würdig, daß sie Johannis Schuhriemen auflösen. Wie sollten sie sich denn seiner ausserordentlichen Gaben anmassen kön- nen. Jch lasse der Geistlichkeit gerne ihren gebührenden respect. Jch werde ihr denselben vor meine Person auch niemahls entzie- hen? Jedoch daß ich ihr alles sollte eingestehen, was sie sich zu- eignet, darzu habe mich noch nicht entschliessen können. a) Bischöffe wol-
len der Apostel Nachfolger seyn.Apud Cyprianum epist. 75. Hinc intelligi potest, quod soli Petro Christus dixerit: Quaecunque ligaueris super terram, erunt liga- ta & in coelis. Et iterum quando in solos Apostolos inflauit Chri- stus dicens: Accipite Spiritum Sanctum, si cujus remiseritis pec- cata, remittuntur illis, cujus tenueritis, tenebuntur. Potestas er- go remittendorum peccatorum Apostolis data est & ecclesiis, quas illi a Christo missi constituerunt, & Episcopis, qui eius ordina- tione vicaria successerunt, conf. Cyprianus Epist. 33. 45. und an andern Orten, da er allezeit dieses behaupten will, die Bischöf- fe wären der Apostel Nachfolger. I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle, Ob dieMacht, Suͤnde zu vergeben, von der A- poſtoliſchen ſuccesſionherzuleiten. §. VII. Diejenigen Beweißthuͤmer/ ſo man von der die gen Freyheiten anmaſſen koͤnnen, die einem ſo groſſen Mann, als Johannes geweſen, zugeſtanden worden? Mir will es nicht in den Kopff. Die wenigſten unter denen heutigen Prieſtern ſind nur ſo viel wuͤrdig, daß ſie Johannis Schuhriemen aufloͤſen. Wie ſollten ſie ſich denn ſeiner auſſerordentlichen Gaben anmaſſen koͤn- nen. Jch laſſe der Geiſtlichkeit gerne ihren gebuͤhrenden reſpect. Jch werde ihr denſelben vor meine Perſon auch niemahls entzie- hen? Jedoch daß ich ihr alles ſollte eingeſtehen, was ſie ſich zu- eignet, darzu habe mich noch nicht entſchlieſſen koͤnnen. a) Biſchoͤffe wol-
len der Apoſtel Nachfolger ſeyn.Apud Cyprianum epiſt. 75. Hinc intelligi poteſt, quod ſoli Petro Chriſtus dixerit: Quæcunque ligaueris ſuper terram, erunt liga- ta & in cœlis. Et iterum quando in ſolos Apoſtolos inflauit Chri- ſtus dicens: Accipite Spiritum Sanctum, ſi cujus remiſeritis pec- cata, remittuntur illis, cujus tenueritis, tenebuntur. Poteſtas er- go remittendorum peccatorum Apoſtolis data eſt & eccleſiis, quas illi a Chriſto miſſi conſtituerunt, & Epiſcopis, qui eius ordina- tione vicaria ſucceſſerunt, conf. Cyprianus Epiſt. 33. 45. und an andern Orten, da er allezeit dieſes behaupten will, die Biſchoͤf- fe waͤren der Apoſtel Nachfolger. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0161" n="142"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle,</hi> </fw><lb/> <note place="left"><hi rendition="#g">Ob die<lb/> Macht,</hi><lb/> Suͤnde zu<lb/> vergeben,<lb/> von der A-<lb/> poſtoliſchen<lb/><hi rendition="#aq">ſuccesſion</hi>herzuleiten.</note> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. <hi rendition="#aq">VII.</hi></head> <p>Diejenigen Beweißthuͤmer/ ſo man von der<lb/><hi rendition="#fr">Apoſtoliſchen</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſuccesſion</hi></hi> herhohlet/ ſcheinen noch einen beſſern<lb/> Grund zu haben. Jch habe ſchon oben erinnert/ daß de-<lb/> nen Apoſteln daß Recht/ Suͤnde zu vergeben und zu behal-<lb/> ten/ von Chriſto verliehen worden. Jch habe erwehnet/<lb/> daß bereits zu Anfang des dritten <hi rendition="#aq">Seculi</hi> die Biſchoͤffe ſich<lb/> eingebildet/ auch andere uͤberreden wollen/ daß ſie in der A-<lb/> poſtel Stelle getreten/ und alſo ihre Nachfolger waͤren. Sie<lb/> wolten ſich alſo alle Apoſtoliſche Gewalt und beſondere Frey-<lb/> heiten zueignen. Damit man deſto weniger daran zweifle/<lb/> ſo beruffe ich mich auf <hi rendition="#aq">Firmilianum,</hi> der alſo an <hi rendition="#aq">Cyprianum</hi><lb/> ſchreibet <note place="foot" n="a)"><note place="left">Biſchoͤffe wol-<lb/> len der Apoſtel<lb/> Nachfolger<lb/> ſeyn.</note><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Apud Cyprianum epiſt. 75.</hi> Hinc intelligi poteſt, quod ſoli Petro<lb/> Chriſtus dixerit: Quæcunque ligaueris ſuper terram, erunt liga-<lb/> ta & in cœlis. Et iterum quando in ſolos Apoſtolos inflauit Chri-<lb/> ſtus dicens: Accipite Spiritum Sanctum, ſi cujus remiſeritis pec-<lb/> cata, remittuntur illis, cujus tenueritis, tenebuntur. Poteſtas er-<lb/> go remittendorum peccatorum Apoſtolis data eſt & eccleſiis, quas<lb/> illi a Chriſto miſſi conſtituerunt, & Epiſcopis, qui eius ordina-<lb/> tione vicaria ſucceſſerunt, conf. Cyprianus <hi rendition="#i">Epiſt. 33. 45.</hi></hi> und an<lb/> andern Orten, da er allezeit dieſes behaupten will, <hi rendition="#fr">die Biſchoͤf-<lb/> fe waͤren der Apoſtel Nachfolger.</hi></note>: <hi rendition="#fr">Hieraus kan man verſtehen, daß Chriſtus allein zu<lb/> Petro geſagt: Was du auf Erden binden wirſt, ſoll auch im Him-<lb/> mel gebunden ſeyn. Und wiederum, wenn er allein die Apoſtel an-<lb/> geblaſen und geſprochen: Nehmet hin den H. Geiſt, welchen ihr</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">die</hi></fw><lb/><note xml:id="g26" prev="#g25" place="foot" n="(d)">gen Freyheiten anmaſſen koͤnnen, die einem ſo groſſen Mann, als<lb/> Johannes geweſen, zugeſtanden worden? Mir will es nicht in den<lb/> Kopff. Die wenigſten unter denen heutigen Prieſtern ſind nur<lb/> ſo viel wuͤrdig, daß ſie Johannis Schuhriemen aufloͤſen. Wie<lb/> ſollten ſie ſich denn ſeiner auſſerordentlichen Gaben anmaſſen koͤn-<lb/> nen. Jch laſſe der Geiſtlichkeit gerne ihren gebuͤhrenden <hi rendition="#aq">reſpect.</hi><lb/> Jch werde ihr denſelben vor meine Perſon auch niemahls entzie-<lb/> hen? Jedoch daß ich ihr alles ſollte eingeſtehen, was ſie ſich zu-<lb/> eignet, darzu habe mich noch nicht entſchlieſſen koͤnnen.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0161]
I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle,
§. VII. Diejenigen Beweißthuͤmer/ ſo man von der
Apoſtoliſchen ſuccesſion herhohlet/ ſcheinen noch einen beſſern
Grund zu haben. Jch habe ſchon oben erinnert/ daß de-
nen Apoſteln daß Recht/ Suͤnde zu vergeben und zu behal-
ten/ von Chriſto verliehen worden. Jch habe erwehnet/
daß bereits zu Anfang des dritten Seculi die Biſchoͤffe ſich
eingebildet/ auch andere uͤberreden wollen/ daß ſie in der A-
poſtel Stelle getreten/ und alſo ihre Nachfolger waͤren. Sie
wolten ſich alſo alle Apoſtoliſche Gewalt und beſondere Frey-
heiten zueignen. Damit man deſto weniger daran zweifle/
ſo beruffe ich mich auf Firmilianum, der alſo an Cyprianum
ſchreibet a): Hieraus kan man verſtehen, daß Chriſtus allein zu
Petro geſagt: Was du auf Erden binden wirſt, ſoll auch im Him-
mel gebunden ſeyn. Und wiederum, wenn er allein die Apoſtel an-
geblaſen und geſprochen: Nehmet hin den H. Geiſt, welchen ihr
die
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a) Apud Cyprianum epiſt. 75. Hinc intelligi poteſt, quod ſoli Petro
Chriſtus dixerit: Quæcunque ligaueris ſuper terram, erunt liga-
ta & in cœlis. Et iterum quando in ſolos Apoſtolos inflauit Chri-
ſtus dicens: Accipite Spiritum Sanctum, ſi cujus remiſeritis pec-
cata, remittuntur illis, cujus tenueritis, tenebuntur. Poteſtas er-
go remittendorum peccatorum Apoſtolis data eſt & eccleſiis, quas
illi a Chriſto miſſi conſtituerunt, & Epiſcopis, qui eius ordina-
tione vicaria ſucceſſerunt, conf. Cyprianus Epiſt. 33. 45. und an
andern Orten, da er allezeit dieſes behaupten will, die Biſchoͤf-
fe waͤren der Apoſtel Nachfolger.
(d) gen Freyheiten anmaſſen koͤnnen, die einem ſo groſſen Mann, als
Johannes geweſen, zugeſtanden worden? Mir will es nicht in den
Kopff. Die wenigſten unter denen heutigen Prieſtern ſind nur
ſo viel wuͤrdig, daß ſie Johannis Schuhriemen aufloͤſen. Wie
ſollten ſie ſich denn ſeiner auſſerordentlichen Gaben anmaſſen koͤn-
nen. Jch laſſe der Geiſtlichkeit gerne ihren gebuͤhrenden reſpect.
Jch werde ihr denſelben vor meine Perſon auch niemahls entzie-
hen? Jedoch daß ich ihr alles ſollte eingeſtehen, was ſie ſich zu-
eignet, darzu habe mich noch nicht entſchlieſſen koͤnnen.
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