Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

so lebe Du auch wohl!" -- "Nein, (rief Sie¬
benkäs,) ich kann das nicht, wenn ich gehe, --
Schoppe! ich bleibe bei Deinem Albano!" --

Da kamen Wehrfritz und Augusti und un¬
terbrachen die weinende Feier der dreifachen
Liebe durch heitere Mienen und Worte.

144. Zykel.

Der alte Pflegevater nannte ihn zwar Prinz
und nicht mehr Du, aber in landeskindlicher
Entzückung drückte er sich den Pflegling seines
Hauses innig ans Herz. Augusti übergab ihm
mit ernster Höflichkeit und kurzem Glückwunsch
folgendes Schreiben von Julienne.

"Liebster Bruder! Nun kann ich Dich erst
recht Bruder nennen. Ich hab' in einem Auge
Trauerthränen und doch im andern frohe, da
nun alle Wolken von Deiner Geburt genom¬
men sind und in Haarhaar auch alles ziemlich
gut geht. Der Lektor ist abgeschickt, Dir alles
zu erzählen, wo hätt' ich Zeit? Auch von H.
von Bouverot soll er Dir sagen, dessen rothe
Nase und aufgebognes Kinn und geizige Grau¬
samkeit gegen seine wenigen Leute und vielen

ſo lebe Du auch wohl!“ — „Nein, (rief Sie¬
benkäs,) ich kann das nicht, wenn ich gehe, —
Schoppe! ich bleibe bei Deinem Albano!“ —

Da kamen Wehrfritz und Auguſti und un¬
terbrachen die weinende Feier der dreifachen
Liebe durch heitere Mienen und Worte.

144. Zykel.

Der alte Pflegevater nannte ihn zwar Prinz
und nicht mehr Du, aber in landeskindlicher
Entzückung drückte er ſich den Pflegling ſeines
Hauſes innig ans Herz. Auguſti übergab ihm
mit ernſter Höflichkeit und kurzem Glückwunſch
folgendes Schreiben von Julienne.

„Liebſter Bruder! Nun kann ich Dich erſt
recht Bruder nennen. Ich hab' in einem Auge
Trauerthränen und doch im andern frohe, da
nun alle Wolken von Deiner Geburt genom¬
men ſind und in Haarhaar auch alles ziemlich
gut geht. Der Lektor iſt abgeſchickt, Dir alles
zu erzählen, wo hätt' ich Zeit? Auch von H.
von Bouverot ſoll er Dir ſagen, deſſen rothe
Naſe und aufgebognes Kinn und geizige Grau¬
ſamkeit gegen ſeine wenigen Leute und vielen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0551" n="539"/>
&#x017F;o lebe Du auch wohl!&#x201C; &#x2014; &#x201E;Nein, (rief Sie¬<lb/>
benkäs,) ich kann das nicht, wenn ich gehe, &#x2014;<lb/>
Schoppe! ich bleibe bei Deinem Albano!&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
          <p>Da kamen Wehrfritz und Augu&#x017F;ti und un¬<lb/>
terbrachen die weinende Feier der dreifachen<lb/>
Liebe durch heitere Mienen und Worte.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>144. <hi rendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head>
          <p>Der alte Pflegevater nannte ihn zwar Prinz<lb/>
und nicht mehr Du, aber in landeskindlicher<lb/>
Entzückung drückte er &#x017F;ich den Pflegling &#x017F;eines<lb/>
Hau&#x017F;es innig ans Herz. Augu&#x017F;ti übergab ihm<lb/>
mit ern&#x017F;ter Höflichkeit und kurzem Glückwun&#x017F;ch<lb/>
folgendes Schreiben von Julienne.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Lieb&#x017F;ter Bruder! Nun kann ich Dich er&#x017F;t<lb/>
recht Bruder nennen. Ich hab' in einem Auge<lb/>
Trauerthränen und doch im andern frohe, da<lb/>
nun alle Wolken von Deiner Geburt genom¬<lb/>
men &#x017F;ind und in Haarhaar auch alles ziemlich<lb/>
gut geht. Der Lektor i&#x017F;t abge&#x017F;chickt, Dir alles<lb/>
zu erzählen, wo hätt' ich Zeit? Auch von H.<lb/>
von <hi rendition="#aq">Bouverot</hi> &#x017F;oll er Dir &#x017F;agen, de&#x017F;&#x017F;en rothe<lb/>
Na&#x017F;e und aufgebognes Kinn und geizige Grau¬<lb/>
&#x017F;amkeit gegen &#x017F;eine wenigen Leute und vielen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[539/0551] ſo lebe Du auch wohl!“ — „Nein, (rief Sie¬ benkäs,) ich kann das nicht, wenn ich gehe, — Schoppe! ich bleibe bei Deinem Albano!“ — Da kamen Wehrfritz und Auguſti und un¬ terbrachen die weinende Feier der dreifachen Liebe durch heitere Mienen und Worte. 144. Zykel. Der alte Pflegevater nannte ihn zwar Prinz und nicht mehr Du, aber in landeskindlicher Entzückung drückte er ſich den Pflegling ſeines Hauſes innig ans Herz. Auguſti übergab ihm mit ernſter Höflichkeit und kurzem Glückwunſch folgendes Schreiben von Julienne. „Liebſter Bruder! Nun kann ich Dich erſt recht Bruder nennen. Ich hab' in einem Auge Trauerthränen und doch im andern frohe, da nun alle Wolken von Deiner Geburt genom¬ men ſind und in Haarhaar auch alles ziemlich gut geht. Der Lektor iſt abgeſchickt, Dir alles zu erzählen, wo hätt' ich Zeit? Auch von H. von Bouverot ſoll er Dir ſagen, deſſen rothe Naſe und aufgebognes Kinn und geizige Grau¬ ſamkeit gegen ſeine wenigen Leute und vielen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/551
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/551>, abgerufen am 22.12.2024.