Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

und überall las ich unsere Träume und ihre
Auslegungen. --

Nach einiger Zeit kamen wir an ein lan¬
ges den Norden verschlingendes Land, gleich¬
sam der Fuß eines einzigen Bergs, es war schon
das holde Ischia und ich stieg seelig-trunken
aus und da erst dacht' ich an das Versprechen
daß ich da eine Schwester finden sollte."

110. Zykel.

Bewegt, gleichsam feierlich betrat Albano
das kühle Eiland, es war ihm als wehten ihm
die Lüfte immer die Worte zu: der Ort der
Ruhe. Agata bat sie beide, bei ihren Eltern
zu wohnen, deren Haus am Ufer, nicht weit
vom Vorstädtchen*), liege. Als sie über die
Brücke giengen, die den grünen mit Häusern
umwundenen Fels mit dem Ufer und dem Städt¬
chen zusammenhängt: so zeigte sie freudig in
Osten das einzelne Haus. Wie sie so langsam
giengen und sich der hohe runde Felsen und
die Häuserreihe im Wasser abspiegelte -- und
wie auf den flachen Dächern die schönen Wei¬

*) Borgo d'Jschia.

und überall las ich unſere Träume und ihre
Auslegungen. —

Nach einiger Zeit kamen wir an ein lan¬
ges den Norden verſchlingendes Land, gleich¬
ſam der Fuß eines einzigen Bergs, es war ſchon
das holde Iſchia und ich ſtieg ſeelig-trunken
aus und da erſt dacht' ich an das Verſprechen
daß ich da eine Schweſter finden ſollte.“

110. Zykel.

Bewegt, gleichſam feierlich betrat Albano
das kühle Eiland, es war ihm als wehten ihm
die Lüfte immer die Worte zu: der Ort der
Ruhe. Agata bat ſie beide, bei ihren Eltern
zu wohnen, deren Haus am Ufer, nicht weit
vom Vorſtädtchen*), liege. Als ſie über die
Brücke giengen, die den grünen mit Häuſern
umwundenen Fels mit dem Ufer und dem Städt¬
chen zuſammenhängt: ſo zeigte ſie freudig in
Oſten das einzelne Haus. Wie ſie ſo langſam
giengen und ſich der hohe runde Felſen und
die Häuſerreihe im Waſſer abſpiegelte — und
wie auf den flachen Dächern die ſchönen Wei¬

*) Borgo d'Jschia.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0133" n="121"/>
und überall las ich un&#x017F;ere Träume und ihre<lb/>
Auslegungen. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Nach einiger Zeit kamen wir an ein lan¬<lb/>
ges den Norden ver&#x017F;chlingendes Land, gleich¬<lb/>
&#x017F;am der Fuß eines einzigen Bergs, es war &#x017F;chon<lb/>
das holde I&#x017F;chia und ich &#x017F;tieg &#x017F;eelig-trunken<lb/>
aus und da er&#x017F;t dacht' ich an das Ver&#x017F;prechen<lb/>
daß ich da eine Schwe&#x017F;ter finden &#x017F;ollte.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>110. <hi rendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head>
          <p>Bewegt, gleich&#x017F;am feierlich betrat Albano<lb/>
das kühle Eiland, es war ihm als wehten ihm<lb/>
die Lüfte immer die Worte zu: der Ort der<lb/>
Ruhe. Agata bat &#x017F;ie beide, bei ihren Eltern<lb/>
zu wohnen, deren Haus am Ufer, nicht weit<lb/>
vom Vor&#x017F;tädtchen<note place="foot" n="*)"><lb/><hi rendition="#aq">Borgo d'Jschia</hi>.</note>, liege. Als &#x017F;ie über die<lb/>
Brücke giengen, die den grünen mit Häu&#x017F;ern<lb/>
umwundenen Fels mit dem Ufer und dem Städt¬<lb/>
chen zu&#x017F;ammenhängt: &#x017F;o zeigte &#x017F;ie freudig in<lb/>
O&#x017F;ten das einzelne Haus. Wie &#x017F;ie &#x017F;o lang&#x017F;am<lb/>
giengen und &#x017F;ich der hohe runde Fel&#x017F;en und<lb/>
die Häu&#x017F;erreihe im Wa&#x017F;&#x017F;er ab&#x017F;piegelte &#x2014; und<lb/>
wie auf den flachen Dächern die &#x017F;chönen Wei¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0133] und überall las ich unſere Träume und ihre Auslegungen. — Nach einiger Zeit kamen wir an ein lan¬ ges den Norden verſchlingendes Land, gleich¬ ſam der Fuß eines einzigen Bergs, es war ſchon das holde Iſchia und ich ſtieg ſeelig-trunken aus und da erſt dacht' ich an das Verſprechen daß ich da eine Schweſter finden ſollte.“ 110. Zykel. Bewegt, gleichſam feierlich betrat Albano das kühle Eiland, es war ihm als wehten ihm die Lüfte immer die Worte zu: der Ort der Ruhe. Agata bat ſie beide, bei ihren Eltern zu wohnen, deren Haus am Ufer, nicht weit vom Vorſtädtchen *), liege. Als ſie über die Brücke giengen, die den grünen mit Häuſern umwundenen Fels mit dem Ufer und dem Städt¬ chen zuſammenhängt: ſo zeigte ſie freudig in Oſten das einzelne Haus. Wie ſie ſo langſam giengen und ſich der hohe runde Felſen und die Häuſerreihe im Waſſer abſpiegelte — und wie auf den flachen Dächern die ſchönen Wei¬ *) Borgo d'Jschia.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/133
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/133>, abgerufen am 21.11.2024.