Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.will ich nicht mehr lieben, wenn ich sterben Dein Freund 89. Zykel. "Mein Feind!" rief Albano. Der zweite will ich nicht mehr lieben, wenn ich ſterben Dein Freund 89. Zykel. „Mein Feind!“ rief Albano. Der zweite <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0302" n="290"/> will ich nicht mehr lieben, wenn ich ſterben<lb/> kann. Und ſo ohne ein Wort weiter, haſſe oder<lb/> liebe mich, leb' aber wohl!</p><lb/> <p rendition="#right">Dein Freund<lb/> oder Dein Feind.“</p><lb/> </div> <div n="2"> <head>89. <hi rendition="#g">Zykel</hi>.<lb/></head> <p>„Mein Feind!“ rief Albano. Der zweite<lb/> heiſſe Schmerz ſchlug vom Himmel in ſein Le¬<lb/> ben ein und der Wetterſtrahl brannte grimmig<lb/> wieder hinauf. Als ein herzloſer Rumpf der<lb/> vorigen Freundſchaft war ihm Roquairol vor<lb/> die Füße geworfen; und er fühlte den erſten<lb/> Haß. Dieſe Giftmiſchung von ſinnlicher und<lb/> geiſtiger Schwelgerei, dieſer Gährbottich von<lb/> Sinnenhefe und Herzens-Schaum — dieſer Ver¬<lb/> trag von Liebes- und Mordluſt und gegen das¬<lb/> ſelbe ſchuldloſe Herz — dieſer geiſtige Selbſt¬<lb/> mord des Gemüths, der nur ein luftiges, um¬<lb/> herſchweifendes, ſich wechſelnd verkörperndes Ge¬<lb/> ſpenſt übrig ließ, auf das kein Verlaß mehr<lb/> bleibt und das ein tapferer Mann ſchon zu<lb/> haſſen anfängt, weil er dieſen weichen Gift-Ne¬<lb/> bel nicht packen und bekämpfen kann — das<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0302]
will ich nicht mehr lieben, wenn ich ſterben
kann. Und ſo ohne ein Wort weiter, haſſe oder
liebe mich, leb' aber wohl!
Dein Freund
oder Dein Feind.“
89. Zykel.
„Mein Feind!“ rief Albano. Der zweite
heiſſe Schmerz ſchlug vom Himmel in ſein Le¬
ben ein und der Wetterſtrahl brannte grimmig
wieder hinauf. Als ein herzloſer Rumpf der
vorigen Freundſchaft war ihm Roquairol vor
die Füße geworfen; und er fühlte den erſten
Haß. Dieſe Giftmiſchung von ſinnlicher und
geiſtiger Schwelgerei, dieſer Gährbottich von
Sinnenhefe und Herzens-Schaum — dieſer Ver¬
trag von Liebes- und Mordluſt und gegen das¬
ſelbe ſchuldloſe Herz — dieſer geiſtige Selbſt¬
mord des Gemüths, der nur ein luftiges, um¬
herſchweifendes, ſich wechſelnd verkörperndes Ge¬
ſpenſt übrig ließ, auf das kein Verlaß mehr
bleibt und das ein tapferer Mann ſchon zu
haſſen anfängt, weil er dieſen weichen Gift-Ne¬
bel nicht packen und bekämpfen kann — das
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