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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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liche mir dies sehr, wenn ich mir einen umher-
reisenden Magnetiseur und unter dessen Händen
das Gesicht eines an menschlichen Magnetismus
ungläubigen Autors z. B. Biesters vorstelle, wie
jener diesen immer ängstlicher in den Schlaf hin-
ein zu streichen sucht, und wie der Bibliothekar
Biester ihm unaufhörlich ein aufgewecktes Ge-
sicht mit blickenden Augen still entgegenhält.
"Gern macht' ich selber, sagte Nieß, noch den
kurzen Weg zu Fuß." Und ich mit, sagte The-
oda. "O! -- sagte Nieß und drückte recht feu-
rig die Katzenbergerische Hand -- ja es bleibt
dabey, Väterchen, Nicht?" -- "Natürlich -- ver-
setzte letzteres --, aber Sie können denken, wie
nichtig meine Gründe seyn müssen, wenn sie
sogar von Ihnen nicht überwogen werden." Man
schien auf Seiten des Paars etwas betroffen:
"auch möcht' ich den guten Umgelder ungern
verspäten, setzte der Doktor hinzu, da wir erst
nach dem Pferde-Füttern aufbrechen, er aber
sogleich."

Als sie sämmtlich zurückkamen, stand der
Mann schon freundlich da, mit seinem Abschiede

Erster Theil. 4

liche mir dies ſehr, wenn ich mir einen umher-
reiſenden Magnetiſeur und unter deſſen Haͤnden
das Geſicht eines an menſchlichen Magnetismus
unglaͤubigen Autors z. B. Bieſters vorſtelle, wie
jener dieſen immer aͤngſtlicher in den Schlaf hin-
ein zu ſtreichen ſucht, und wie der Bibliothekar
Bieſter ihm unaufhoͤrlich ein aufgewecktes Ge-
ſicht mit blickenden Augen ſtill entgegenhaͤlt.
„Gern macht’ ich ſelber, ſagte Nieß, noch den
kurzen Weg zu Fuß.” Und ich mit, ſagte The-
oda. „O! — ſagte Nieß und druͤckte recht feu-
rig die Katzenbergeriſche Hand — ja es bleibt
dabey, Vaͤterchen, Nicht?” — „Natuͤrlich — ver-
ſetzte letzteres —, aber Sie koͤnnen denken, wie
nichtig meine Gruͤnde ſeyn muͤſſen, wenn ſie
ſogar von Ihnen nicht uͤberwogen werden.” Man
ſchien auf Seiten des Paars etwas betroffen:
„auch moͤcht’ ich den guten Umgelder ungern
verſpaͤten, ſetzte der Doktor hinzu, da wir erſt
nach dem Pferde-Fuͤttern aufbrechen, er aber
ſogleich.”

Als ſie ſaͤmmtlich zuruͤckkamen, ſtand der
Mann ſchon freundlich da, mit ſeinem Abſchiede

Erſter Theil. 4
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[49/0067] liche mir dies ſehr, wenn ich mir einen umher- reiſenden Magnetiſeur und unter deſſen Haͤnden das Geſicht eines an menſchlichen Magnetismus unglaͤubigen Autors z. B. Bieſters vorſtelle, wie jener dieſen immer aͤngſtlicher in den Schlaf hin- ein zu ſtreichen ſucht, und wie der Bibliothekar Bieſter ihm unaufhoͤrlich ein aufgewecktes Ge- ſicht mit blickenden Augen ſtill entgegenhaͤlt. „Gern macht’ ich ſelber, ſagte Nieß, noch den kurzen Weg zu Fuß.” Und ich mit, ſagte The- oda. „O! — ſagte Nieß und druͤckte recht feu- rig die Katzenbergeriſche Hand — ja es bleibt dabey, Vaͤterchen, Nicht?” — „Natuͤrlich — ver- ſetzte letzteres —, aber Sie koͤnnen denken, wie nichtig meine Gruͤnde ſeyn muͤſſen, wenn ſie ſogar von Ihnen nicht uͤberwogen werden.” Man ſchien auf Seiten des Paars etwas betroffen: „auch moͤcht’ ich den guten Umgelder ungern verſpaͤten, ſetzte der Doktor hinzu, da wir erſt nach dem Pferde-Fuͤttern aufbrechen, er aber ſogleich.” Als ſie ſaͤmmtlich zuruͤckkamen, ſtand der Mann ſchon freundlich da, mit ſeinem Abſchiede Erſter Theil. 4

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/67>, abgerufen am 26.04.2024.