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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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den, auf Definitionen vom Trompetenton hinaus-
laufen.

Hier spräche aber -- versetzte der Jüngling --
der Blinde doch nur zum Blinden, und Aehn-
liches orientirte sich durch Aehnliches. Aber
eben darum, da kein Sinn durch die vier an-
dern -- und hier sollen sie gar über Nicht- und
Ueber-Sinne richten, gegeben sey, und das so
wenig z. B. durch alle Farbenebenen ein Ton,
daß wir diesen für ein Ich unter den sprachlosen
Flächen halten würden, wenn sich nicht Geruch,
Geschmack, Gefühl eben so schneidend und selbst-
ständig wie der Ton, von den Farben schieden;
und da doch diese fünf unähnliche Welttheile
sich zusammenknüpften und unterstützten; so sey
aus ihrer irrdischen Entfernung von einem künf-
tigen sechsten, siebenten u. s. w. gar nichts gegen
das Daseyn und Verhältniß eines ähnlich- un-
ähnlichen eben besagten sechsten, siebenten
u. s. w. zu folgern: umgekehrt vielmehr alles
dafür.

Das war etwas und doch nur einseitig und
halbseitig. "Das Herz septuplizierte ich, braucht

den, auf Definitionen vom Trompetenton hinaus-
laufen.

Hier ſpraͤche aber — verſetzte der Juͤngling —
der Blinde doch nur zum Blinden, und Aehn-
liches orientirte ſich durch Aehnliches. Aber
eben darum, da kein Sinn durch die vier an-
dern — und hier ſollen ſie gar uͤber Nicht- und
Ueber-Sinne richten, gegeben ſey, und das ſo
wenig z. B. durch alle Farbenebenen ein Ton,
daß wir dieſen fuͤr ein Ich unter den ſprachloſen
Flächen halten wuͤrden, wenn ſich nicht Geruch,
Geſchmack, Gefuͤhl eben ſo ſchneidend und ſelbſt-
ſtaͤndig wie der Ton, von den Farben ſchieden;
und da doch dieſe fuͤnf unaͤhnliche Welttheile
ſich zuſammenknuͤpften und unterſtuͤtzten; ſo ſey
aus ihrer irrdiſchen Entfernung von einem kuͤnf-
tigen ſechſten, ſiebenten u. ſ. w. gar nichts gegen
das Daſeyn und Verhaͤltniß eines aͤhnlich- un-
aͤhnlichen eben beſagten ſechſten, ſiebenten
u. ſ. w. zu folgern: umgekehrt vielmehr alles
dafuͤr.

Das war etwas und doch nur einſeitig und
halbſeitig. „Das Herz ſeptuplizierte ich, braucht

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[248/0266] den, auf Definitionen vom Trompetenton hinaus- laufen. Hier ſpraͤche aber — verſetzte der Juͤngling — der Blinde doch nur zum Blinden, und Aehn- liches orientirte ſich durch Aehnliches. Aber eben darum, da kein Sinn durch die vier an- dern — und hier ſollen ſie gar uͤber Nicht- und Ueber-Sinne richten, gegeben ſey, und das ſo wenig z. B. durch alle Farbenebenen ein Ton, daß wir dieſen fuͤr ein Ich unter den ſprachloſen Flächen halten wuͤrden, wenn ſich nicht Geruch, Geſchmack, Gefuͤhl eben ſo ſchneidend und ſelbſt- ſtaͤndig wie der Ton, von den Farben ſchieden; und da doch dieſe fuͤnf unaͤhnliche Welttheile ſich zuſammenknuͤpften und unterſtuͤtzten; ſo ſey aus ihrer irrdiſchen Entfernung von einem kuͤnf- tigen ſechſten, ſiebenten u. ſ. w. gar nichts gegen das Daſeyn und Verhaͤltniß eines aͤhnlich- un- aͤhnlichen eben beſagten ſechſten, ſiebenten u. ſ. w. zu folgern: umgekehrt vielmehr alles dafuͤr. Das war etwas und doch nur einſeitig und halbſeitig. „Das Herz ſeptuplizierte ich, braucht

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/266>, abgerufen am 26.04.2024.