Der Friseur, der nicht lungen- sondern singsüchtig ist -- Klo¬ tilde in Viktors Traum -- Extrazeilen über die Kirchenmusik Gartenkonzert von Stamiz -- Zank zwischen Viktor und Flamin -- Das Herz ohne Trost -- Brief an Emanuel.
Der Oktober-Sonntag, womit ich diesen Posttag voll mache, war schon um 61/2 Morgens ein so freu¬ diger glänzender Tag in St. Lüne, daß das ganze Pfarrhaus an den Hofmedikus dachte. -- "Ach er "sollte abends ins Konzert kommen!" Der Vir¬ tuose Stamiz gab eines in le Bauts Garten. -- "O "lieber schon zum Mittagessen!" -- "Und in meine "Frühpredigt, wenn er nicht in die Kinderlehre "will." Eyman hatte dabei seine rektifizirte Pe¬ rücke am meisten im Kopfe, die ihm H. Meuseler heute darauf gesetzt hatte. Dieser geschickte Perü¬ ckenmacher bereisete die Diözesanos, die kein eignes Haar trugen, öfter und mit grössern Verdiensten um ihre Köpfe als der Superintendent selber, dieser Be¬ herrscher der Gläubigen, zu dem die meisten Diakoni sagten: Ihro Exzellenz. Hätt' er sichs ab¬ gewöhnen können, daß er zuviel sang, log und soff,
Hesperus. II Th. E
19. Hundspoſttag.
Der Friſeur, der nicht lungen- ſondern ſingſüchtig iſt — Klo¬ tilde in Viktors Traum — Extrazeilen über die Kirchenmuſik Gartenkonzert von Stamiz — Zank zwiſchen Viktor und Flamin — Das Herz ohne Troſt — Brief an Emanuel.
Der Oktober-Sonntag, womit ich dieſen Poſttag voll mache, war ſchon um 6½ Morgens ein ſo freu¬ diger glaͤnzender Tag in St. Luͤne, daß das ganze Pfarrhaus an den Hofmedikus dachte. — »Ach er »ſollte abends ins Konzert kommen!» Der Vir¬ tuoſe Stamiz gab eines in le Bauts Garten. — »O »lieber ſchon zum Mittageſſen!» — »Und in meine »Fruͤhpredigt, wenn er nicht in die Kinderlehre »will.» Eyman hatte dabei ſeine rektifizirte Pe¬ ruͤcke am meiſten im Kopfe, die ihm H. Meuſeler heute darauf geſetzt hatte. Dieſer geſchickte Peruͤ¬ ckenmacher bereiſete die Dioͤzeſanos, die kein eignes Haar trugen, oͤfter und mit groͤſſern Verdienſten um ihre Koͤpfe als der Superintendent ſelber, dieſer Be¬ herrſcher der Glaͤubigen, zu dem die meiſten Diakoni ſagten: Ihro Exzellenz. Haͤtt' er ſichs ab¬ gewoͤhnen koͤnnen, daß er zuviel ſang, log und ſoff,
Heſperus. II Th. E
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19. Hundspoſttag.
Der Friſeur, der nicht lungen- ſondern ſingſüchtig iſt — Klo¬
tilde in Viktors Traum — Extrazeilen über die Kirchenmuſik
Gartenkonzert von Stamiz — Zank zwiſchen Viktor und
Flamin — Das Herz ohne Troſt — Brief an
Emanuel.
Der Oktober-Sonntag, womit ich dieſen Poſttag
voll mache, war ſchon um 6½ Morgens ein ſo freu¬
diger glaͤnzender Tag in St. Luͤne, daß das ganze
Pfarrhaus an den Hofmedikus dachte. — »Ach er
»ſollte abends ins Konzert kommen!» Der Vir¬
tuoſe Stamiz gab eines in le Bauts Garten. — »O
»lieber ſchon zum Mittageſſen!» — »Und in meine
»Fruͤhpredigt, wenn er nicht in die Kinderlehre
»will.» Eyman hatte dabei ſeine rektifizirte Pe¬
ruͤcke am meiſten im Kopfe, die ihm H. Meuſeler
heute darauf geſetzt hatte. Dieſer geſchickte Peruͤ¬
ckenmacher bereiſete die Dioͤzeſanos, die kein eignes
Haar trugen, oͤfter und mit groͤſſern Verdienſten um
ihre Koͤpfe als der Superintendent ſelber, dieſer Be¬
herrſcher der Glaͤubigen, zu dem die meiſten
Diakoni ſagten: Ihro Exzellenz. Haͤtt' er ſichs ab¬
gewoͤhnen koͤnnen, daß er zuviel ſang, log und ſoff,
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/75>, abgerufen am 21.11.2024.
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