Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritter Osterfeiertag.

[unleserliches Material - Zeichen fehlt]. Koch's doppelte Mundharmonika -- die Schlittenfarth --
der Ball -- und . . . . .


Der Leser wird mit mir wünschen, daß der dritte
Ostertag etwas schlimmers endige als dieses zweite
Heftlein.

Der Schlitten ging leidlich, soviel vorauszusehen
war. -- -- Ich seh' aber noch etwas anders vor¬
aus: daß eine 1/2 Million meiner Lesekunden (für die
andre 1/2 steh' ich) sich nicht aus meinem Helden fin¬
den kan. Es ist daher mein Amt, nur soviel ihnen
vorzusagen: Viktor war nie kleinmüthig, ihn eckelte
die menschliche Unterjochung unter das Glück -- der
Tod nahm ihn jeden Tag einmal auf den erhabenen
Arm und ließ ihn von da herunterbemerken, wie
winzig alle Berge und Hügel wären, auch Gräber.
-- Jedes Unglück machte ihn stählern, der Medusen¬
kopf des Todtenkopfs machte ihn steinern, und er
ärgerte sich nachher über den schmelzenden Sonnen¬
blick der freudigen Rührung. -- Seine lustige Laune,
sein Ideal weiblicher Vollkommenheit, der Mangel
an Gelegenheit und das Schild Minervens hatten

Dritter Oſterfeiertag.

[unleserliches Material – Zeichen fehlt]. Koch's doppelte Mundharmonika — die Schlittenfarth —
der Ball — und . . . . .


Der Leſer wird mit mir wuͤnſchen, daß der dritte
Oſtertag etwas ſchlimmers endige als dieſes zweite
Heftlein.

Der Schlitten ging leidlich, ſoviel vorauszuſehen
war. — — Ich ſeh' aber noch etwas anders vor¬
aus: daß eine ½ Million meiner Leſekunden (fuͤr die
andre ½ ſteh' ich) ſich nicht aus meinem Helden fin¬
den kan. Es iſt daher mein Amt, nur ſoviel ihnen
vorzuſagen: Viktor war nie kleinmuͤthig, ihn eckelte
die menſchliche Unterjochung unter das Gluͤck — der
Tod nahm ihn jeden Tag einmal auf den erhabenen
Arm und ließ ihn von da herunterbemerken, wie
winzig alle Berge und Huͤgel waͤren, auch Graͤber.
— Jedes Ungluͤck machte ihn ſtaͤhlern, der Meduſen¬
kopf des Todtenkopfs machte ihn ſteinern, und er
aͤrgerte ſich nachher uͤber den ſchmelzenden Sonnen¬
blick der freudigen Ruͤhrung. — Seine luſtige Laune,
ſein Ideal weiblicher Vollkommenheit, der Mangel
an Gelegenheit und das Schild Minervens hatten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0370" n="360"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Dritter O&#x017F;terfeiertag.</hi><lb/>
            </head>
            <argument>
              <p rendition="#c"><gap reason="illegible" unit="chars"/>. Koch's doppelte Mundharmonika &#x2014; die Schlittenfarth &#x2014;<lb/>
der Ball &#x2014; und . . . . .</p>
            </argument><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>er Le&#x017F;er wird mit mir wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß der dritte<lb/>
O&#x017F;tertag etwas &#x017F;chlimmers endige als die&#x017F;es zweite<lb/>
Heftlein.</p><lb/>
            <p>Der Schlitten ging leidlich, &#x017F;oviel vorauszu&#x017F;ehen<lb/>
war. &#x2014; &#x2014; Ich &#x017F;eh' aber noch etwas anders vor¬<lb/>
aus: daß eine ½ Million meiner Le&#x017F;ekunden (fu&#x0364;r die<lb/>
andre ½ &#x017F;teh' ich) &#x017F;ich nicht aus meinem Helden fin¬<lb/>
den kan. Es i&#x017F;t daher mein Amt, nur &#x017F;oviel ihnen<lb/>
vorzu&#x017F;agen: Viktor war nie kleinmu&#x0364;thig, ihn eckelte<lb/>
die men&#x017F;chliche Unterjochung unter das Glu&#x0364;ck &#x2014; der<lb/>
Tod nahm ihn jeden Tag einmal auf den erhabenen<lb/>
Arm und ließ ihn von da herunterbemerken, wie<lb/>
winzig alle Berge und Hu&#x0364;gel wa&#x0364;ren, auch Gra&#x0364;ber.<lb/>
&#x2014; Jedes Unglu&#x0364;ck machte ihn &#x017F;ta&#x0364;hlern, der Medu&#x017F;en¬<lb/>
kopf des Todtenkopfs machte ihn &#x017F;teinern, und er<lb/>
a&#x0364;rgerte &#x017F;ich nachher u&#x0364;ber den &#x017F;chmelzenden Sonnen¬<lb/>
blick der freudigen Ru&#x0364;hrung. &#x2014; Seine lu&#x017F;tige Laune,<lb/>
&#x017F;ein Ideal weiblicher Vollkommenheit, der Mangel<lb/>
an Gelegenheit und das Schild Minervens hatten<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0370] Dritter Oſterfeiertag. _ . Koch's doppelte Mundharmonika — die Schlittenfarth — der Ball — und . . . . . Der Leſer wird mit mir wuͤnſchen, daß der dritte Oſtertag etwas ſchlimmers endige als dieſes zweite Heftlein. Der Schlitten ging leidlich, ſoviel vorauszuſehen war. — — Ich ſeh' aber noch etwas anders vor¬ aus: daß eine ½ Million meiner Leſekunden (fuͤr die andre ½ ſteh' ich) ſich nicht aus meinem Helden fin¬ den kan. Es iſt daher mein Amt, nur ſoviel ihnen vorzuſagen: Viktor war nie kleinmuͤthig, ihn eckelte die menſchliche Unterjochung unter das Gluͤck — der Tod nahm ihn jeden Tag einmal auf den erhabenen Arm und ließ ihn von da herunterbemerken, wie winzig alle Berge und Huͤgel waͤren, auch Graͤber. — Jedes Ungluͤck machte ihn ſtaͤhlern, der Meduſen¬ kopf des Todtenkopfs machte ihn ſteinern, und er aͤrgerte ſich nachher uͤber den ſchmelzenden Sonnen¬ blick der freudigen Ruͤhrung. — Seine luſtige Laune, ſein Ideal weiblicher Vollkommenheit, der Mangel an Gelegenheit und das Schild Minervens hatten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/370
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/370>, abgerufen am 21.12.2024.