Im Herbste 1814 kam Theodor Körners Familie zum Besuche nach Berlin, seine beiden Aeltern, seine Schwester Emma, seine Tante Doris Stock. Diesen Personen ward allgemeine Liebe und Achtung entgegengetragen.
Der Vater, eine würdevolle Erscheinung, war mit Schiller in der innigsten Freundschaft verbunden gewesen, einer Freundschaft, die sich mehr auf jenen unerklärlichen Zug der Seelen, als auf irgend eine poetische Geisterverwandtschaft gründete. Dies zeigte sich auch durch die, viele Jahre später erfolgte Herausgabe des Schiller-Körnersehen Briefwechsels, den das Publikum so lange mit Ungeduld erwartete. Hier sieht man, wie Schiller durch seine eminente Geisteskraft in wenigen Jahren zum Riesen heranwächst, der mit dem Scheitel die Gestirne berührt, während sein treuer Freund Körner neben ihm stehn bleibt, mit staunender Bewunderung an ihm in die Höhe blickend.
Theodor Körners Mutter, deren Gesicht die Spuren früherer großer Schönheit zeigte, besaß im hohen Grade die Gabe einer ungezwungenen leichtfließenden Unterhaltung. Diese drehte sich freilich meist um Persönlichkeiten, doch wußte sie auch dem unbedeutendsten Vorfalle irgend ein Interesse abzugewinnen. In der Chronik des sächsi-
Körners in Berlin 1814.
Im Herbste 1814 kam Theodor Körners Familie zum Besuche nach Berlin, seine beiden Aeltern, seine Schwester Emma, seine Tante Doris Stock. Diesen Personen ward allgemeine Liebe und Achtung entgegengetragen.
Der Vater, eine würdevolle Erscheinung, war mit Schiller in der innigsten Freundschaft verbunden gewesen, einer Freundschaft, die sich mehr auf jenen unerklärlichen Zug der Seelen, als auf irgend eine poetische Geisterverwandtschaft gründete. Dies zeigte sich auch durch die, viele Jahre später erfolgte Herausgabe des Schiller-Körnersehen Briefwechsels, den das Publikum so lange mit Ungeduld erwartete. Hier sieht man, wie Schiller durch seine eminente Geisteskraft in wenigen Jahren zum Riesen heranwächst, der mit dem Scheitel die Gestirne berührt, während sein treuer Freund Körner neben ihm stehn bleibt, mit staunender Bewunderung an ihm in die Höhe blickend.
Theodor Körners Mutter, deren Gesicht die Spuren früherer großer Schönheit zeigte, besaß im hohen Grade die Gabe einer ungezwungenen leichtfließenden Unterhaltung. Diese drehte sich freilich meist um Persönlichkeiten, doch wußte sie auch dem unbedeutendsten Vorfalle irgend ein Interesse abzugewinnen. In der Chronik des sächsi-
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Körners in Berlin 1814.
Im Herbste 1814 kam Theodor Körners Familie zum Besuche nach Berlin, seine beiden Aeltern, seine Schwester Emma, seine Tante Doris Stock. Diesen Personen ward allgemeine Liebe und Achtung entgegengetragen.
Der Vater, eine würdevolle Erscheinung, war mit Schiller in der innigsten Freundschaft verbunden gewesen, einer Freundschaft, die sich mehr auf jenen unerklärlichen Zug der Seelen, als auf irgend eine poetische Geisterverwandtschaft gründete. Dies zeigte sich auch durch die, viele Jahre später erfolgte Herausgabe des Schiller-Körnersehen Briefwechsels, den das Publikum so lange mit Ungeduld erwartete. Hier sieht man, wie Schiller durch seine eminente Geisteskraft in wenigen Jahren zum Riesen heranwächst, der mit dem Scheitel die Gestirne berührt, während sein treuer Freund Körner neben ihm stehn bleibt, mit staunender Bewunderung an ihm in die Höhe blickend.
Theodor Körners Mutter, deren Gesicht die Spuren früherer großer Schönheit zeigte, besaß im hohen Grade die Gabe einer ungezwungenen leichtfließenden Unterhaltung. Diese drehte sich freilich meist um Persönlichkeiten, doch wußte sie auch dem unbedeutendsten Vorfalle irgend ein Interesse abzugewinnen. In der Chronik des sächsi-
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Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/55>, abgerufen am 22.02.2025.
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