Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].Befreiungskriege 1813. 1814. Am 9. Februar 1813 erschien eine Bekanntmachung des Königs Friedrich Wilhelms III., welche die ganze Jugend des Reiches vom 17. bis zum 25. Jahre unter die Waffen rief. Nun war es entschieden, daß Preußen endlich einen Entschluß gefaßt habe. Nach welcher Seite es sich neigen werde, war keinem der jüngeren Generation auch nur einen Augenblick zweifelhaft. In dem Manifeste war wohlweislich kein Feind genannt, gegen den dieses National-Aufgebot geführt werden solle, und es gab unter den älteren Leuten in der That einige wenige, die es unverholen aussprachen, daß diese allgemeine Bewaffnung dazu bestimmt sei, die Lücken im Heere des Kaisers Napoleon auszufüllen. Wir hörten solche Aeußerungen mit schweigender, ungläubiger Verwunderung an; ich erinnre mich wohl, daß ich einmal ganz bedenklich wurde, als eines Abends diese Ansicht von einem Freunde des Hauses, einem alten ehrwürdigen Herrn, den wir sonst sehr gut leiden mochten, mit beredten Lippen vorgetragen ward. Er schilderte umständlich die Gefährlichkeit eines solchen Aufrufes in einem Augenblicke, wo noch alle Festungen, ja der gröste Theil des Landes in den Händen des Feindes sei; wie wenig Befreiungskriege 1813. 1814. Am 9. Februar 1813 erschien eine Bekanntmachung des Königs Friedrich Wilhelms III., welche die ganze Jugend des Reiches vom 17. bis zum 25. Jahre unter die Waffen rief. Nun war es entschieden, daß Preußen endlich einen Entschluß gefaßt habe. Nach welcher Seite es sich neigen werde, war keinem der jüngeren Generation auch nur einen Augenblick zweifelhaft. In dem Manifeste war wohlweislich kein Feind genannt, gegen den dieses National-Aufgebot geführt werden solle, und es gab unter den älteren Leuten in der That einige wenige, die es unverholen aussprachen, daß diese allgemeine Bewaffnung dazu bestimmt sei, die Lücken im Heere des Kaisers Napoléon auszufüllen. Wir hörten solche Aeußerungen mit schweigender, ungläubiger Verwunderung an; ich erinnre mich wohl, daß ich einmal ganz bedenklich wurde, als eines Abends diese Ansicht von einem Freunde des Hauses, einem alten ehrwürdigen Herrn, den wir sonst sehr gut leiden mochten, mit beredten Lippen vorgetragen ward. Er schilderte umständlich die Gefährlichkeit eines solchen Aufrufes in einem Augenblicke, wo noch alle Festungen, ja der gröste Theil des Landes in den Händen des Feindes sei; wie wenig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0346" n="334"/> <div n="1"> <head rendition="#c">Befreiungskriege 1813. 1814.</head><lb/> <p>Am 9. Februar 1813 erschien eine Bekanntmachung des Königs Friedrich Wilhelms III., welche die ganze Jugend des Reiches vom 17. bis zum 25. Jahre unter die Waffen rief. Nun war es entschieden, daß Preußen endlich einen Entschluß gefaßt habe. Nach welcher Seite es sich neigen werde, war keinem der jüngeren Generation auch nur einen Augenblick zweifelhaft. In dem Manifeste war wohlweislich kein Feind genannt, gegen den dieses National-Aufgebot geführt werden solle, und es gab unter den älteren Leuten in der That einige wenige, die es unverholen aussprachen, daß diese allgemeine Bewaffnung dazu bestimmt sei, die Lücken im Heere des Kaisers Napoléon auszufüllen. Wir hörten solche Aeußerungen mit schweigender, ungläubiger Verwunderung an; ich erinnre mich wohl, daß ich einmal ganz bedenklich wurde, als eines Abends diese Ansicht von einem Freunde des Hauses, einem alten ehrwürdigen Herrn, den wir sonst sehr gut leiden mochten, mit beredten Lippen vorgetragen ward. Er schilderte umständlich die Gefährlichkeit eines solchen Aufrufes in einem Augenblicke, wo noch alle Festungen, ja der gröste Theil des Landes in den Händen des Feindes sei; wie wenig </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0346]
Befreiungskriege 1813. 1814.
Am 9. Februar 1813 erschien eine Bekanntmachung des Königs Friedrich Wilhelms III., welche die ganze Jugend des Reiches vom 17. bis zum 25. Jahre unter die Waffen rief. Nun war es entschieden, daß Preußen endlich einen Entschluß gefaßt habe. Nach welcher Seite es sich neigen werde, war keinem der jüngeren Generation auch nur einen Augenblick zweifelhaft. In dem Manifeste war wohlweislich kein Feind genannt, gegen den dieses National-Aufgebot geführt werden solle, und es gab unter den älteren Leuten in der That einige wenige, die es unverholen aussprachen, daß diese allgemeine Bewaffnung dazu bestimmt sei, die Lücken im Heere des Kaisers Napoléon auszufüllen. Wir hörten solche Aeußerungen mit schweigender, ungläubiger Verwunderung an; ich erinnre mich wohl, daß ich einmal ganz bedenklich wurde, als eines Abends diese Ansicht von einem Freunde des Hauses, einem alten ehrwürdigen Herrn, den wir sonst sehr gut leiden mochten, mit beredten Lippen vorgetragen ward. Er schilderte umständlich die Gefährlichkeit eines solchen Aufrufes in einem Augenblicke, wo noch alle Festungen, ja der gröste Theil des Landes in den Händen des Feindes sei; wie wenig
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