Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].Vater Parthey. Grosvater Nicolai. Geboren bin ich in Berlin am 27. Okt. 1798, in der Brüderstraße, im Hause meines mütterlichen Grosvaters Friedrich Nicolai. Die Taufe vollzog der Probst Teller, Nicolais genauer Freund und naher Nachbar; Pathen waren unter andern der Dichter von Göckingk und Frau Elisa von der Recke. Ich war das erste Kind meiner Aeltern, und kam für todt zur Welt; erst durch vieles Rütteln und Schlagen wurde ich zum Leben gebracht. Nach zwei Jahren folgte eine Tochter Lilli; darauf noch eine Tochter Sophie, welche im ersten Jahre starb. Mein Vater, welcher damals mit dem Titel eines Hofrathes im General-Finanzdirektorium arbeitete, war bei seiner Verheirathung bereits 52 Jahr alt, und hatte ein sehr bewegtes Leben geführt. Als der älteste Sohn eines wohlhabenden Leinewebers in dem sächsischen Gebirgstädtchen Frankenberg, hatte er das Gewerbe seines Vaters ergriffen, hatte sein Meisterstück gemacht, und war in die Zunft der Zeug- und Leineweber eingetreten. Allein im 24. Jahre fühlte er, daß dieser Lebensberuf ihm nicht genügen werde, vorzüglich deshalb, weil er in seiner kleinen Vaterstadt zu wenig Gelegenheit fand, seinen großen Hang Vater Parthey. Grosvater Nicolai. Geboren bin ich in Berlin am 27. Okt. 1798, in der Brüderstraße, im Hause meines mütterlichen Grosvaters Friedrich Nicolai. Die Taufe vollzog der Probst Teller, Nicolais genauer Freund und naher Nachbar; Pathen waren unter andern der Dichter von Göckingk und Frau Elisa von der Recke. Ich war das erste Kind meiner Aeltern, und kam für todt zur Welt; erst durch vieles Rütteln und Schlagen wurde ich zum Leben gebracht. Nach zwei Jahren folgte eine Tochter Lilli; darauf noch eine Tochter Sophie, welche im ersten Jahre starb. Mein Vater, welcher damals mit dem Titel eines Hofrathes im General-Finanzdirektorium arbeitete, war bei seiner Verheirathung bereits 52 Jahr alt, und hatte ein sehr bewegtes Leben geführt. Als der älteste Sohn eines wohlhabenden Leinewebers in dem sächsischen Gebirgstädtchen Frankenberg, hatte er das Gewerbe seines Vaters ergriffen, hatte sein Meisterstück gemacht, und war in die Zunft der Zeug- und Leineweber eingetreten. Allein im 24. Jahre fühlte er, daß dieser Lebensberuf ihm nicht genügen werde, vorzüglich deshalb, weil er in seiner kleinen Vaterstadt zu wenig Gelegenheit fand, seinen großen Hang <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0013" n="1"/><lb/> <div n="1"> <head rendition="#c">Vater Parthey. Grosvater Nicolai.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Geboren bin ich in Berlin am 27. Okt. 1798, in der Brüderstraße, im Hause meines mütterlichen Grosvaters Friedrich Nicolai. Die Taufe vollzog der Probst Teller, Nicolais genauer Freund und naher Nachbar; Pathen waren unter andern der Dichter von Göckingk und Frau Elisa von der Recke. Ich war das erste Kind meiner Aeltern, und kam für todt zur Welt; erst durch vieles Rütteln und Schlagen wurde ich zum Leben gebracht. Nach zwei Jahren folgte eine Tochter Lilli; darauf noch eine Tochter Sophie, welche im ersten Jahre starb. </p><lb/> <p>Mein Vater, welcher damals mit dem Titel eines Hofrathes im General-Finanzdirektorium arbeitete, war bei seiner Verheirathung bereits 52 Jahr alt, und hatte ein sehr bewegtes Leben geführt. Als der älteste Sohn eines wohlhabenden Leinewebers in dem sächsischen Gebirgstädtchen Frankenberg, hatte er das Gewerbe seines Vaters ergriffen, hatte sein Meisterstück gemacht, und war in die Zunft der Zeug- und Leineweber eingetreten. Allein im 24. Jahre fühlte er, daß dieser Lebensberuf ihm nicht genügen werde, vorzüglich deshalb, weil er in seiner kleinen Vaterstadt zu wenig Gelegenheit fand, seinen großen Hang </p> </div> </body> </text> </TEI> [1/0013]
Vater Parthey. Grosvater Nicolai.
Geboren bin ich in Berlin am 27. Okt. 1798, in der Brüderstraße, im Hause meines mütterlichen Grosvaters Friedrich Nicolai. Die Taufe vollzog der Probst Teller, Nicolais genauer Freund und naher Nachbar; Pathen waren unter andern der Dichter von Göckingk und Frau Elisa von der Recke. Ich war das erste Kind meiner Aeltern, und kam für todt zur Welt; erst durch vieles Rütteln und Schlagen wurde ich zum Leben gebracht. Nach zwei Jahren folgte eine Tochter Lilli; darauf noch eine Tochter Sophie, welche im ersten Jahre starb.
Mein Vater, welcher damals mit dem Titel eines Hofrathes im General-Finanzdirektorium arbeitete, war bei seiner Verheirathung bereits 52 Jahr alt, und hatte ein sehr bewegtes Leben geführt. Als der älteste Sohn eines wohlhabenden Leinewebers in dem sächsischen Gebirgstädtchen Frankenberg, hatte er das Gewerbe seines Vaters ergriffen, hatte sein Meisterstück gemacht, und war in die Zunft der Zeug- und Leineweber eingetreten. Allein im 24. Jahre fühlte er, daß dieser Lebensberuf ihm nicht genügen werde, vorzüglich deshalb, weil er in seiner kleinen Vaterstadt zu wenig Gelegenheit fand, seinen großen Hang
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