Außer dem Hause in der Brüderstraße besaß der Grosvater Nicolai ein schönes Gartenhaus mit allem Zubehör in der Lehmgasse, welche später den mehr ästhetischen Namen der Blumenstraße erhielt. Beide Namen haben ihre Berechtigung: denn die Lehmgasse, nur zum Theil gepflastert, endigte in der Sackgasse mit einer Lehmgrube, Blumenstraße hieß sie später mit Recht von den vielen Gärtnereien, die zu beiden Seiten hinter sehr primitiven Gartenzäunen in kleinen bescheidenen Häusern angelegt waren. Die wegen ihrer Blumenzucht berühmte Familie Bouche war in jener Gegend durch 4 oder 5 thätige Mitglieder vertreten.
Das Nicolaische zweistöckige Haus ragte so stattlich hervor, daß es in unserem Freundeskreise erst das Lehmschloß, dann das Blumenschloß hieß. Aus den oberen Giebelfenstem übersah man alle benachbarten Gärten bis in die gröste Ferne. Gegen Westen zeigten sich einige Thürme der Stadt, gegen Osten reichte der Blick bis zu dem Frankfurter Thore; auch gewahrte man ein Stückchen der Stadtmauer, bis zu welcher in der kindlichen Phantasie sich eine unermeßliche Entfernung ausdehnte. Gegen Südwest stieß der Garten, der im Ganzen beinahe 5 Morgen umfaßte, an den "Grünen Weg", eine schmale,
Lehmschloß. Brand der Petrikirche.
Außer dem Hause in der Brüderstraße besaß der Grosvater Nicolai ein schönes Gartenhaus mit allem Zubehör in der Lehmgasse, welche später den mehr ästhetischen Namen der Blumenstraße erhielt. Beide Namen haben ihre Berechtigung: denn die Lehmgasse, nur zum Theil gepflastert, endigte in der Sackgasse mit einer Lehmgrube, Blumenstraße hieß sie später mit Recht von den vielen Gärtnereien, die zu beiden Seiten hinter sehr primitiven Gartenzäunen in kleinen bescheidenen Häusern angelegt waren. Die wegen ihrer Blumenzucht berühmte Familie Bouché war in jener Gegend durch 4 oder 5 thätige Mitglieder vertreten.
Das Nicolaische zweistöckige Haus ragte so stattlich hervor, daß es in unserem Freundeskreise erst das Lehmschloß, dann das Blumenschloß hieß. Aus den oberen Giebelfenstem übersah man alle benachbarten Gärten bis in die gröste Ferne. Gegen Westen zeigten sich einige Thürme der Stadt, gegen Osten reichte der Blick bis zu dem Frankfurter Thore; auch gewahrte man ein Stückchen der Stadtmauer, bis zu welcher in der kindlichen Phantasie sich eine unermeßliche Entfernung ausdehnte. Gegen Südwest stieß der Garten, der im Ganzen beinahe 5 Morgen umfaßte, an den „Grünen Weg“, eine schmale,
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Lehmschloß. Brand der Petrikirche.
Außer dem Hause in der Brüderstraße besaß der Grosvater Nicolai ein schönes Gartenhaus mit allem Zubehör in der Lehmgasse, welche später den mehr ästhetischen Namen der Blumenstraße erhielt. Beide Namen haben ihre Berechtigung: denn die Lehmgasse, nur zum Theil gepflastert, endigte in der Sackgasse mit einer Lehmgrube, Blumenstraße hieß sie später mit Recht von den vielen Gärtnereien, die zu beiden Seiten hinter sehr primitiven Gartenzäunen in kleinen bescheidenen Häusern angelegt waren. Die wegen ihrer Blumenzucht berühmte Familie Bouché war in jener Gegend durch 4 oder 5 thätige Mitglieder vertreten.
Das Nicolaische zweistöckige Haus ragte so stattlich hervor, daß es in unserem Freundeskreise erst das Lehmschloß, dann das Blumenschloß hieß. Aus den oberen Giebelfenstem übersah man alle benachbarten Gärten bis in die gröste Ferne. Gegen Westen zeigten sich einige Thürme der Stadt, gegen Osten reichte der Blick bis zu dem Frankfurter Thore; auch gewahrte man ein Stückchen der Stadtmauer, bis zu welcher in der kindlichen Phantasie sich eine unermeßliche Entfernung ausdehnte. Gegen Südwest stieß der Garten, der im Ganzen beinahe 5 Morgen umfaßte, an den „Grünen Weg“, eine schmale,
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Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/120>, abgerufen am 22.02.2025.
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