Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.verlangen, haben schlechten Schirm. Wenn mir der Wille des Probsten nur früher kund geworden wäre, damit ich einen benachbarten Ritter zur Burghut hätte bestellen können." - Hier ward ich plötzlich Kunzen von Kransperg eingedenk. "Ich wüßte wohl einen, sprach ich, der die Burghut gern übernähme. Unser Vetter Kunz ist gestern nach Adelmannsfelden geritten, und wird wohl drei Tage da liegen. Es wird ihm eins seyn, ob er hier liegt oder dort. Ich glaube nicht, daß ers euch abschlägt." - "Du weißt guten Rath, Töchterlein! sprach mein Vater, gleich will ich Oswalden abfertigen, daß er ihm meine Werbung vortrage." - Heute noch kommt er also. O! wie freu ich mich auf ihn! - Nun will ich mich aber gleich recht zierlich schmüken, und ihm ein gutes Abendessen zubereiten. Ja es gelingt mir doch recht mit Kunzen! 3. Ich setzte mich, als das Essen zubereitet war, unter das Burgthor auf die Brüke, verlangen, haben schlechten Schirm. Wenn mir der Wille des Probsten nur früher kund geworden wäre, damit ich einen benachbarten Ritter zur Burghut hätte bestellen können.“ – Hier ward ich plötzlich Kunzen von Kransperg eingedenk. „Ich wüßte wohl einen, sprach ich, der die Burghut gern übernähme. Unser Vetter Kunz ist gestern nach Adelmannsfelden geritten, und wird wohl drei Tage da liegen. Es wird ihm eins seyn, ob er hier liegt oder dort. Ich glaube nicht, daß ers euch abschlägt.“ – „Du weißt guten Rath, Töchterlein! sprach mein Vater, gleich will ich Oswalden abfertigen, daß er ihm meine Werbung vortrage.“ – Heute noch kommt er also. O! wie freu ich mich auf ihn! – Nun will ich mich aber gleich recht zierlich schmüken, und ihm ein gutes Abendessen zubereiten. Ja es gelingt mir doch recht mit Kunzen! 3. Ich setzte mich, als das Essen zubereitet war, unter das Burgthor auf die Brüke, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0025" n="21"/> verlangen, haben schlechten Schirm. Wenn mir der Wille des Probsten nur früher kund geworden wäre, damit ich einen benachbarten Ritter zur Burghut hätte bestellen können.“ – Hier ward ich plötzlich <hi rendition="#g">Kunzen von Kransperg</hi> eingedenk. „Ich wüßte wohl einen, sprach ich, der die Burghut gern übernähme. Unser Vetter <hi rendition="#g">Kunz</hi> ist gestern nach <hi rendition="#g">Adelmannsfelden</hi> geritten, und wird wohl drei Tage da liegen. Es wird ihm eins seyn, ob er hier liegt oder dort. Ich glaube nicht, daß ers euch abschlägt.“ – „Du weißt guten Rath, Töchterlein! sprach mein Vater, gleich will ich <hi rendition="#g">Oswalden</hi> abfertigen, daß er ihm meine Werbung vortrage.“ – Heute noch kommt er also. O! wie freu ich mich auf ihn! – Nun will ich mich aber gleich recht zierlich schmüken, und ihm ein gutes Abendessen zubereiten. Ja es gelingt mir doch recht mit <hi rendition="#g">Kunzen</hi>!</p> </div> <div n="2"> <head>3.</head> <p>Ich setzte mich, als das Essen zubereitet war, unter das Burgthor auf die Brüke, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0025]
verlangen, haben schlechten Schirm. Wenn mir der Wille des Probsten nur früher kund geworden wäre, damit ich einen benachbarten Ritter zur Burghut hätte bestellen können.“ – Hier ward ich plötzlich Kunzen von Kransperg eingedenk. „Ich wüßte wohl einen, sprach ich, der die Burghut gern übernähme. Unser Vetter Kunz ist gestern nach Adelmannsfelden geritten, und wird wohl drei Tage da liegen. Es wird ihm eins seyn, ob er hier liegt oder dort. Ich glaube nicht, daß ers euch abschlägt.“ – „Du weißt guten Rath, Töchterlein! sprach mein Vater, gleich will ich Oswalden abfertigen, daß er ihm meine Werbung vortrage.“ – Heute noch kommt er also. O! wie freu ich mich auf ihn! – Nun will ich mich aber gleich recht zierlich schmüken, und ihm ein gutes Abendessen zubereiten. Ja es gelingt mir doch recht mit Kunzen!
3. Ich setzte mich, als das Essen zubereitet war, unter das Burgthor auf die Brüke,
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Zitationshilfe: | Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/25>, abgerufen am 04.03.2025. |