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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
bereits oben Erwehnung gethan. Der ziemlich hohe und sehr
spitzige Kirchen-Thurm wird vor den höchsten in denen 6. Aemb-
tern gehalten. Sonsten solle der Stadt zum Wahrzeichen die-Wahrzei-
che daselbst.

nen/ daß von dem Platz oder Mittel-Punct das Wasser davon
ab und zu denen 4. Thoren (welche die Stadt nebst einem Pfört-
lein hat/) hinauslauffet; it. wie ein langer Stein unter dem
neuen oder Weyher-Thor mit eingepflastert/ und gleichsam die 4.
Räder der Wägen solchen wie eine Cläiß betreffen müssen. Letztens/
daß der Eger-Fluß unterhalb der Stadt seinen Lauff solcher Ge-
stalt führet/ daß derselbe gleich hinter einander auf einer Wiesen
dreymahl sich wendet/ und eine gute Strecke wieder zuruck/ oder
geberg lauffet.

Sonsten hat die Stadt ausser dem Rathhauß/ Kirchen undWeissen-
stadt hat
wenig be-
sonders an
Gebäuden.

Schulen wenig besonders an Gebäuden/ indem das vielfältige
Kriegs-Wesen/ Feuer und Brand die Jnwohnere ausser Standt
gesetzet/ sich auf zierliche Gebäude zu befleißigen; ohne daß ein
Nürmbergischer Kauffmann/ Herr Johann Kießling/ als einDurch wes-
sen Vorschub
die Gottes-
Acker-Kirche
daselbst er-
weitert wor-
den?

Weissenstädter Stadt-Kind/ vierhundert Rthl. zur Erweiterung
und Vergrösserung der ausser der Stadt über dem grossen Wey-
hers-Thamm gelegenen gar klein-gewesenen Gottes-Acker-Kir-
chen/ Anno 1707. an baarem Gelde hergegeben/ und durch seinen
Bruder/ Herrn Johann Kießling den jüngern/ Burgermeistern in
Weissenstadt/ auszahlen/ die Rechnung führen/ und dem BauWeissen-
stadt hat
gleiche Pri-
vilegia mit
Wunsideletc.

vorstehen lassen. Sonsten hat dieser Ort gleiche Privilegia mit
Wunsidel/ ist auch von verschiedenen nach einander folgenden
Landes-Regenten mit besondern herrlichen Freyheiten begabet wor-
den/ worunter vornehmlich dieses am merckwürdigsten/ daß Weis-War ehe-
dessen ein
sicher Ge-
leits-Ort in
gewissen
Fällen.

senstadt ehemahlen in gewissen Fällen ein sicherer Geleits-Ort vor
solche/ die etwas grosses versehen/ gewesen/ wozu Herr Johann
der Dritte/ Burggraf zu Nürmberg
den Freyheits-Brieff gnä-
digstertheilet.

Der Erdboden umb diese Stadt ist sehr rauch/ ungeschlacht/Landes Be-
schaffenheit
hierumb.

und steinicht/ weswegen man sich ehedessen allhier mehr auf
Bergwercke/ als den Feldbau gelegt/ ist also das Städtlein gu-
ten Theils von Bergleuthen/ Fuhrleuthen und Blechzinnern/

auch

Beſchreibung des Fichtelbergs.
bereits oben Erwehnung gethan. Der ziemlich hohe und ſehr
ſpitzige Kirchen-Thurm wird vor den hoͤchſten in denen 6. Aemb-
tern gehalten. Sonſten ſolle der Stadt zum Wahrzeichen die-Wahrzei-
chē daſelbſt.

nen/ daß von dem Platz oder Mittel-Punct das Waſſer davon
ab und zu denen 4. Thoren (welche die Stadt nebſt einem Pfoͤrt-
lein hat/) hinauslauffet; it. wie ein langer Stein unter dem
neuen oder Weyher-Thor mit eingepflaſtert/ und gleichſam die 4.
Raͤder der Waͤgen ſolchen wie eine Claͤiß betreffen muͤſſen. Letztens/
daß der Eger-Fluß unterhalb der Stadt ſeinen Lauff ſolcher Ge-
ſtalt fuͤhret/ daß derſelbe gleich hinter einander auf einer Wieſen
dreymahl ſich wendet/ und eine gute Strecke wieder zuruck/ oder
geberg lauffet.

Sonſten hat die Stadt auſſer dem Rathhauß/ Kirchen undWeiſſen-
ſtadt hat
wenig be-
ſonders an
Gebaͤuden.

Schulen wenig beſonders an Gebaͤuden/ indem das vielfaͤltige
Kriegs-Weſen/ Feuer und Brand die Jnwohnere auſſer Standt
geſetzet/ ſich auf zierliche Gebaͤude zu befleißigen; ohne daß ein
Nuͤrmbergiſcher Kauffmann/ Herr Johann Kießling/ als einDurch weſ-
ſen Vorſchub
die Gottes-
Acker-Kirche
daſelbſt er-
weiteꝛt wor-
den?

Weiſſenſtaͤdter Stadt-Kind/ vierhundert Rthl. zur Erweiterung
und Vergroͤſſerung der auſſer der Stadt uͤber dem groſſen Wey-
hers-Thamm gelegenen gar klein-geweſenen Gottes-Acker-Kir-
chen/ Anno 1707. an baarem Gelde hergegeben/ und durch ſeinen
Bruder/ Herrn Johann Kießling den juͤngern/ Burgermeiſtern in
Weiſſenſtadt/ auszahlen/ die Rechnung fuͤhren/ und dem BauWeiſſen-
ſtadt hat
gleiche Pri-
vilegia mit
Wunſidelꝛc.

vorſtehen laſſen. Sonſten hat dieſer Ort gleiche Privilegia mit
Wunſidel/ iſt auch von verſchiedenen nach einander folgenden
Landes-Regenten mit beſondern herrlichen Freyheiten begabet wor-
den/ worunter vornehmlich dieſes am merckwuͤrdigſten/ daß Weiſ-War ehe-
deſſen ein
ſicher Ge-
leits-Ort in
gewiſſen
Faͤllen.

ſenſtadt ehemahlen in gewiſſen Faͤllen ein ſicherer Geleits-Ort vor
ſolche/ die etwas groſſes verſehen/ geweſen/ wozu Herr Johann
der Dritte/ Burggraf zu Nuͤrmberg
den Freyheits-Brieff gnaͤ-
digſtertheilet.

Der Erdboden umb dieſe Stadt iſt ſehr rauch/ ungeſchlacht/Landes Be-
ſchaffenheit
hierumb.

und ſteinicht/ weswegen man ſich ehedeſſen allhier mehr auf
Bergwercke/ als den Feldbau gelegt/ iſt alſo das Staͤdtlein gu-
ten Theils von Bergleuthen/ Fuhrleuthen und Blechzinnern/

auch
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[143/0178] Beſchreibung des Fichtelbergs. bereits oben Erwehnung gethan. Der ziemlich hohe und ſehr ſpitzige Kirchen-Thurm wird vor den hoͤchſten in denen 6. Aemb- tern gehalten. Sonſten ſolle der Stadt zum Wahrzeichen die- nen/ daß von dem Platz oder Mittel-Punct das Waſſer davon ab und zu denen 4. Thoren (welche die Stadt nebſt einem Pfoͤrt- lein hat/) hinauslauffet; it. wie ein langer Stein unter dem neuen oder Weyher-Thor mit eingepflaſtert/ und gleichſam die 4. Raͤder der Waͤgen ſolchen wie eine Claͤiß betreffen muͤſſen. Letztens/ daß der Eger-Fluß unterhalb der Stadt ſeinen Lauff ſolcher Ge- ſtalt fuͤhret/ daß derſelbe gleich hinter einander auf einer Wieſen dreymahl ſich wendet/ und eine gute Strecke wieder zuruck/ oder geberg lauffet. Wahrzei- chē daſelbſt. Sonſten hat die Stadt auſſer dem Rathhauß/ Kirchen und Schulen wenig beſonders an Gebaͤuden/ indem das vielfaͤltige Kriegs-Weſen/ Feuer und Brand die Jnwohnere auſſer Standt geſetzet/ ſich auf zierliche Gebaͤude zu befleißigen; ohne daß ein Nuͤrmbergiſcher Kauffmann/ Herr Johann Kießling/ als ein Weiſſenſtaͤdter Stadt-Kind/ vierhundert Rthl. zur Erweiterung und Vergroͤſſerung der auſſer der Stadt uͤber dem groſſen Wey- hers-Thamm gelegenen gar klein-geweſenen Gottes-Acker-Kir- chen/ Anno 1707. an baarem Gelde hergegeben/ und durch ſeinen Bruder/ Herrn Johann Kießling den juͤngern/ Burgermeiſtern in Weiſſenſtadt/ auszahlen/ die Rechnung fuͤhren/ und dem Bau vorſtehen laſſen. Sonſten hat dieſer Ort gleiche Privilegia mit Wunſidel/ iſt auch von verſchiedenen nach einander folgenden Landes-Regenten mit beſondern herrlichen Freyheiten begabet wor- den/ worunter vornehmlich dieſes am merckwuͤrdigſten/ daß Weiſ- ſenſtadt ehemahlen in gewiſſen Faͤllen ein ſicherer Geleits-Ort vor ſolche/ die etwas groſſes verſehen/ geweſen/ wozu Herr Johann der Dritte/ Burggraf zu Nuͤrmberg den Freyheits-Brieff gnaͤ- digſtertheilet. Weiſſen- ſtadt hat wenig be- ſonders an Gebaͤuden. Durch weſ- ſen Vorſchub die Gottes- Acker-Kirche daſelbſt er- weiteꝛt wor- den? Weiſſen- ſtadt hat gleiche Pri- vilegia mit Wunſidelꝛc. War ehe- deſſen ein ſicher Ge- leits-Ort in gewiſſen Faͤllen. Der Erdboden umb dieſe Stadt iſt ſehr rauch/ ungeſchlacht/ und ſteinicht/ weswegen man ſich ehedeſſen allhier mehr auf Bergwercke/ als den Feldbau gelegt/ iſt alſo das Staͤdtlein gu- ten Theils von Bergleuthen/ Fuhrleuthen und Blechzinnern/ auch Landes Be- ſchaffenheit hierumb.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/178>, abgerufen am 27.04.2024.