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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
dem Rathhauß-Gewölb wieder gefunden worden/ finden sich noch
etliche alte Copien/ woraus zu schlüßen/ und an den Tag zu legen/
das sie von alten Kaysern Privilegia gehabt. Jnsgemein aber wird
dafür gehalten/ daß Weissenstadt schon unter Kaysers Conradi III.
Regierung solle gestanden/ und zur selbigen Zeit denen Herren
Marggrafen von Vohburg gehöret haben/ welche auch die Stadt
Eger und diese meist herum liegende Lande innen hatten; und als
Herr Marggraf Dippold/ oder Theobaldus von Vohburg/ der
auch zugleich Burggraf zu Nürmberg gewesen/ auf Permission des
Kaysers/ das Closter Waldsaßen/ Cistertienser Ordens A. 1133. ge-
stifftet/ solle er Weissenstadt (welche auch nach Hrn. D. Pertschens
Bericht/
noch vor der Hußitischen Zerstörung/ wegen ihrer schönen
Hat ehe-
dessen auch
Weiß Kirche
geheissen.
weißen Kirchen/ Weiß-Kirchen geheissen/ hernach aber/ als sie
An. 1472. wieder angebauet/ und erweitert/ Weissenstadt genennet
worden/) nebst noch 3. andern Orten an dieses dazumahl neue Clo-
Wann sie
den Namen
Weissen-
stadt bekom-
men?
ster übergeben haben. Es sollen aber hernach die Aebte besagten
Closters viele Verdrüßlichkeiten von denen Herren von Hirsch-
berg/ welche das Schloß in der Stadt mit vielen Einkünfften zu-
sambt dem Rudolphstein beseßen/ gehabt haben/ dahero An. 1347.
der Abt/ Franciscus Grübel genannt/ dieses Städtlein an die beede
Herrn Burggraffen/ Johann dem II. und Albertum den I. Ge-
brüdere umb 88000 fl. solle verkaufft haben. Wiewohl zwar noch
andere Umbstände wollen/ daß solcher Kauff von Herrn Burggraf
Friedrich dem 3ten A. 1281. solle geschehen und von Kayserl. Majest.
Rudolph dem Ersten/ zu Nürmberg derselbe darüber belehnet wor-
den seyn/ worauff die Stadt von diesem Preißwürdigen Burg-
grafen mit neuen Privilegien versehen/ und die Confirmation von
Höchstermeldtem Kayser gegeben worden. Deme sey nun endlich/
wie ihm wolle/ so erhellet doch aus einer jeden besagter Relationen/
daß es eine sehr alte Stadt sey.

Von wel-
chen Dingen
Weissen-
stadt inson-
derheit be-
ruffen?

Daß umb Weissenstadt die gesundeste Gegend in gantz Teutsch-
land auch von Käyser Maximiliano dem Ersten zu seyn geachtet
worden/ und dieser Ort wegen des grossen Sees/ worinnen die
allerschmackhafftesten Karpffen und Pertschen/ hingegen aber gar
keine Frösche gefunden werden/ be[;r];uffen sey/ davon haben wir

bereits

Beſchreibung des Fichtelbergs.
dem Rathhauß-Gewoͤlb wieder gefunden worden/ finden ſich noch
etliche alte Copien/ woraus zu ſchluͤßen/ und an den Tag zu legen/
das ſie von alten Kayſern Privilegia gehabt. Jnsgemein aber wird
dafuͤr gehalten/ daß Weiſſenſtadt ſchon unter Kayſers Conradi III.
Regierung ſolle geſtanden/ und zur ſelbigen Zeit denen Herren
Marggrafen von Vohburg gehoͤret haben/ welche auch die Stadt
Eger und dieſe meiſt herum liegende Lande innen hatten; und als
Herr Marggraf Dippold/ oder Theobaldus von Vohburg/ der
auch zugleich Burggraf zu Nuͤrmberg geweſen/ auf Permisſion des
Kayſers/ das Cloſter Waldſaßen/ Ciſtertienſer Ordens A. 1133. ge-
ſtifftet/ ſolle er Weiſſenſtadt (welche auch nach Hrn. D. Pertſchens
Bericht/
noch vor der Hußitiſchen Zerſtoͤrung/ wegen ihrer ſchoͤnen
Hat ehe-
deſſen auch
Weiß Kirchē
geheiſſen.
weißen Kirchen/ Weiß-Kirchen geheiſſen/ hernach aber/ als ſie
An. 1472. wieder angebauet/ und erweitert/ Weiſſenſtadt genennet
worden/) nebſt noch 3. andern Orten an dieſes dazumahl neue Clo-
Wann ſie
den Namen
Weiſſen-
ſtadt bekom-
men?
ſter uͤbergeben haben. Es ſollen aber hernach die Aebte beſagten
Cloſters viele Verdruͤßlichkeiten von denen Herren von Hirſch-
berg/ welche das Schloß in der Stadt mit vielen Einkuͤnfften zu-
ſambt dem Rudolphſtein beſeßen/ gehabt haben/ dahero An. 1347.
der Abt/ Franciſcus Gruͤbel genannt/ dieſes Staͤdtlein an die beede
Herrn Burggraffen/ Johann dem II. und Albertum den I. Ge-
bruͤdere umb 88000 fl. ſolle verkaufft haben. Wiewohl zwar noch
andere Umbſtaͤnde wollen/ daß ſolcher Kauff von Herrn Burggraf
Friedrich dem 3ten A. 1281. ſolle geſchehen und von Kayſerl. Majeſt.
Rudolph dem Erſten/ zu Nuͤrmberg derſelbe daruͤber belehnet wor-
den ſeyn/ worauff die Stadt von dieſem Preißwuͤrdigen Burg-
grafen mit neuen Privilegien verſehen/ und die Confirmation von
Hoͤchſtermeldtem Kayſer gegeben worden. Deme ſey nun endlich/
wie ihm wolle/ ſo erhellet doch aus einer jeden beſagter Relationen/
daß es eine ſehr alte Stadt ſey.

Von wel-
chen Dingen
Weiſſen-
ſtadt inſon-
derheit be-
ruffen?

Daß umb Weiſſenſtadt die geſundeſte Gegend in gantz Teutſch-
land auch von Kaͤyſer Maximiliano dem Erſten zu ſeyn geachtet
worden/ und dieſer Ort wegen des groſſen Sees/ worinnen die
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[142/0177] Beſchreibung des Fichtelbergs. dem Rathhauß-Gewoͤlb wieder gefunden worden/ finden ſich noch etliche alte Copien/ woraus zu ſchluͤßen/ und an den Tag zu legen/ das ſie von alten Kayſern Privilegia gehabt. Jnsgemein aber wird dafuͤr gehalten/ daß Weiſſenſtadt ſchon unter Kayſers Conradi III. Regierung ſolle geſtanden/ und zur ſelbigen Zeit denen Herren Marggrafen von Vohburg gehoͤret haben/ welche auch die Stadt Eger und dieſe meiſt herum liegende Lande innen hatten; und als Herr Marggraf Dippold/ oder Theobaldus von Vohburg/ der auch zugleich Burggraf zu Nuͤrmberg geweſen/ auf Permisſion des Kayſers/ das Cloſter Waldſaßen/ Ciſtertienſer Ordens A. 1133. ge- ſtifftet/ ſolle er Weiſſenſtadt (welche auch nach Hrn. D. Pertſchens Bericht/ noch vor der Hußitiſchen Zerſtoͤrung/ wegen ihrer ſchoͤnen weißen Kirchen/ Weiß-Kirchen geheiſſen/ hernach aber/ als ſie An. 1472. wieder angebauet/ und erweitert/ Weiſſenſtadt genennet worden/) nebſt noch 3. andern Orten an dieſes dazumahl neue Clo- ſter uͤbergeben haben. Es ſollen aber hernach die Aebte beſagten Cloſters viele Verdruͤßlichkeiten von denen Herren von Hirſch- berg/ welche das Schloß in der Stadt mit vielen Einkuͤnfften zu- ſambt dem Rudolphſtein beſeßen/ gehabt haben/ dahero An. 1347. der Abt/ Franciſcus Gruͤbel genannt/ dieſes Staͤdtlein an die beede Herrn Burggraffen/ Johann dem II. und Albertum den I. Ge- bruͤdere umb 88000 fl. ſolle verkaufft haben. Wiewohl zwar noch andere Umbſtaͤnde wollen/ daß ſolcher Kauff von Herrn Burggraf Friedrich dem 3ten A. 1281. ſolle geſchehen und von Kayſerl. Majeſt. Rudolph dem Erſten/ zu Nuͤrmberg derſelbe daruͤber belehnet wor- den ſeyn/ worauff die Stadt von dieſem Preißwuͤrdigen Burg- grafen mit neuen Privilegien verſehen/ und die Confirmation von Hoͤchſtermeldtem Kayſer gegeben worden. Deme ſey nun endlich/ wie ihm wolle/ ſo erhellet doch aus einer jeden beſagter Relationen/ daß es eine ſehr alte Stadt ſey. Hat ehe- deſſen auch Weiß Kirchē geheiſſen. Wann ſie den Namen Weiſſen- ſtadt bekom- men? Daß umb Weiſſenſtadt die geſundeſte Gegend in gantz Teutſch- land auch von Kaͤyſer Maximiliano dem Erſten zu ſeyn geachtet worden/ und dieſer Ort wegen des groſſen Sees/ worinnen die allerſchmackhaffteſten Karpffen und Pertſchen/ hingegen aber gar keine Froͤſche gefunden werden/ be;r;uffen ſey/ davon haben wir bereits

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/177>, abgerufen am 26.04.2024.