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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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Reichen gegenüber und das endlich zum Widerstand gegen sie alle Armen aufforderte -- Wilhelm ward ein Opfer dieser Ideen -- wir sind seitdem unserer Freundschaft nicht mehr froh geworden."

"Aber Du, Franz -- Du? So will der wahnsinnige Communismus auch hier sich einnisten?"

"Ich habe oft Tag und Nacht gerungen -- aber davon nachher. Nach einigen Wochen bekam ich einen zweiten Brief -- er zeigte mir an, daß die Eisenbahnarbeiter hier in der Nähe aufstehen würden -- der Sieg müsse den Armen bleiben, sobald sie nur wollten -- wir wären ja einige Hundert -- es gelte, ein Heldenbeispiel zu geben -- die Andern würden folgen -- der Tag der Erlösung sei nahe für die Armen --"

"Franz -- und was thatest Du --?"

"Meine Antwort war -- Schweigen. Du bist der Erste, der von diesem Brief erfährt --"

"Gott sei Dank, daß Du aushieltest in der Versuchung, mein starker Bruder!"

"Sie war groß -- und wenn nun gar noch Reue käme? Die Eisenbahnarbeiter haben es nun schlimmer als früher, Einige von ihnen sind im Gefängniß. -- Und wir? Wir haben es nun auch schlimmer. -- Und was hatten wir denn weiter zu verlieren? Und wenn ich nun aus dem Brief kein Geheimniß gemacht hätte -- und die Kameraden

Reichen gegenüber und das endlich zum Widerstand gegen sie alle Armen aufforderte — Wilhelm ward ein Opfer dieser Ideen — wir sind seitdem unserer Freundschaft nicht mehr froh geworden.“

„Aber Du, Franz — Du? So will der wahnsinnige Communismus auch hier sich einnisten?“

„Ich habe oft Tag und Nacht gerungen — aber davon nachher. Nach einigen Wochen bekam ich einen zweiten Brief — er zeigte mir an, daß die Eisenbahnarbeiter hier in der Nähe aufstehen würden — der Sieg müsse den Armen bleiben, sobald sie nur wollten — wir wären ja einige Hundert — es gelte, ein Heldenbeispiel zu geben — die Andern würden folgen — der Tag der Erlösung sei nahe für die Armen —“

„Franz — und was thatest Du —?“

„Meine Antwort war — Schweigen. Du bist der Erste, der von diesem Brief erfährt —“

„Gott sei Dank, daß Du aushieltest in der Versuchung, mein starker Bruder!“

„Sie war groß — und wenn nun gar noch Reue käme? Die Eisenbahnarbeiter haben es nun schlimmer als früher, Einige von ihnen sind im Gefängniß. — Und wir? Wir haben es nun auch schlimmer. — Und was hatten wir denn weiter zu verlieren? Und wenn ich nun aus dem Brief kein Geheimniß gemacht hätte — und die Kameraden

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[35/0039] Reichen gegenüber und das endlich zum Widerstand gegen sie alle Armen aufforderte — Wilhelm ward ein Opfer dieser Ideen — wir sind seitdem unserer Freundschaft nicht mehr froh geworden.“ „Aber Du, Franz — Du? So will der wahnsinnige Communismus auch hier sich einnisten?“ „Ich habe oft Tag und Nacht gerungen — aber davon nachher. Nach einigen Wochen bekam ich einen zweiten Brief — er zeigte mir an, daß die Eisenbahnarbeiter hier in der Nähe aufstehen würden — der Sieg müsse den Armen bleiben, sobald sie nur wollten — wir wären ja einige Hundert — es gelte, ein Heldenbeispiel zu geben — die Andern würden folgen — der Tag der Erlösung sei nahe für die Armen —“ „Franz — und was thatest Du —?“ „Meine Antwort war — Schweigen. Du bist der Erste, der von diesem Brief erfährt —“ „Gott sei Dank, daß Du aushieltest in der Versuchung, mein starker Bruder!“ „Sie war groß — und wenn nun gar noch Reue käme? Die Eisenbahnarbeiter haben es nun schlimmer als früher, Einige von ihnen sind im Gefängniß. — Und wir? Wir haben es nun auch schlimmer. — Und was hatten wir denn weiter zu verlieren? Und wenn ich nun aus dem Brief kein Geheimniß gemacht hätte — und die Kameraden

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/39>, abgerufen am 26.04.2024.