Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.cum, und Drusum mit dem Käyser-Nahmen/ und wann sie vorüber giengen/ rief er ihnen nach/ und nannte sie/ Patres patriae, daß ist Vätter deß Vatterlandes: Als er getödtet/ würde er begraben/ und sein Mörder auch erwürget. Es ist auch einer gewesen/ welcher/ wann ihn gehungert/ den Koch so eigentlich bey seinem Nahmen geruffen/ als ob es von einem Menschen geschehen. Der Schuster bekam seine Unkosten wohlbezahlt/ weil er seinen Raben die Worte: oleum & operam perdidi, daß ist alle Mühe und Kosten ist verlohren/ gelehret. Von der Aglester oder Älster. DIese bunte Vögel sind begierig auff das Essen/ und muß ihnen alles/ waß sie finden/ zur Speyse dienen. Sind auch sehr zur Unzucht geneiget/ legen etwa 9. Eyer/ und bringen offt blinde Jungen auß. Sie machen ihre Nester in Dornhecken und Büschen/ inwendig mit Schlam/ haben 2. enge Eingänge/ machen bißweilen 2. Nester/ diejenige so ihnen nachstellen/ zubetriegen/ sie können die Eyer / wie auch ihre Jungen/ mit den Klauen fassen/ und auß einem Nest ins andre tragen. Wegen kürtze ihrer Fittichen können sie nicht hoch oder weit fliegen / sondern hüpffen auff der Erden/ und bewegen den Schwantz/ wie die Bachsteltze. Sie können allerley Stimme und Gelaut nachahnen/ und allerhand artig Geschwätze lernen: Plutarchus erzehlet/ daß zu Rom ein Balbierer eine Alster gehabt / welche nicht allein menschliche Sprache gelernet/ sondern auch das Geplerr / Stimme und Schall der Thiere und Vögel eigentlich nachmachen und außdrücken können/ ja so gar den Klang der Seiten-Spiele/ pfeiffen und Flöten/ dermassen / daß sie auch die mensur in acht genommen und gehalten. Es war ein Edelman / welcher auff sein Eheweib ein böses Auge hatte/ und seiner Älster befohlen / ihm anzumelden/ wann ihre Buhlschafft bey ihr gewesen; als er nun einsmahls zu Hause gekommen/ habe ihm der Vogel zugeruffen: Juncker/ der Buhler ist dieselbe Nacht/ da es so geregnet und gehagelt/ wieder bey der Frauen gewesen: Dann sie hatten/ in dem der Ehebrecher ins Hauß kommen/ das Keficht umbher wohl zugemacht und bedecket/ auch dabey mit Erbsen und Wasser auff die Älster / von oben herab geworffen und gegossen. Von der Krähen. DIese Vögel werde umm die Städte/ Häuser/ Üfer/ Ströme/ und vielen mehr Orthe gesehen. Sie leben lang/ nisten auff hohen Bäumen/ und thun sich nicht zusammen/ wen jemand gegenwertig; lege 2. Eyer/ welche das Weib- cum, und Drusum mit dem Käyser-Nahmen/ uñ wañ sie vorüber giengen/ rief er ihnen nach/ und nañte sie/ Patres patriae, daß ist Vätter deß Vatterlandes: Als er getödtet/ würde er begraben/ und sein Mörder auch erwürget. Es ist auch einer gewesen/ welcher/ wann ihn gehungert/ den Koch so eigentlich bey seinem Nahmen geruffen/ als ob es von einem Menschen geschehen. Der Schuster bekam seine Unkosten wohlbezahlt/ weil er seinen Raben die Worte: oleum & operam perdidi, daß ist alle Mühe und Kosten ist verlohren/ gelehret. Von der Aglester oder Älster. DIese bunte Vögel sind begierig auff das Essen/ und muß ihnen alles/ waß sie finden/ zur Speyse dienen. Sind auch sehr zur Unzucht geneiget/ legen etwa 9. Eyer/ und bringen offt blinde Jungen auß. Sie machen ihre Nester in Dornhecken und Büschen/ inwendig mit Schlam/ haben 2. enge Eingänge/ machen bißweilen 2. Nester/ diejenige so ihnen nachstellen/ zubetriegen/ sie können die Eyer / wie auch ihre Jungen/ mit den Klauen fassen/ und auß einem Nest ins andre tragen. Wegen kürtze ihrer Fittichen können sie nicht hoch oder weit fliegen / sondern hüpffen auff der Erden/ und bewegen den Schwantz/ wie die Bachsteltze. Sie können allerley Stimme und Gelaut nachahnen/ und allerhand artig Geschwätze lernen: Plutarchus erzehlet/ daß zu Rom ein Balbierer eine Alster gehabt / welche nicht allein menschliche Sprache gelernet/ sondern auch das Geplerr / Stimme und Schall der Thiere und Vögel eigentlich nachmachen und außdrücken können/ ja so gar den Klang der Seiten-Spiele/ pfeiffen und Flöten/ dermassen / daß sie auch die mensur in acht genommen und gehalten. Es war ein Edelman / welcher auff sein Eheweib ein böses Auge hatte/ und seiner Älster befohlen / ihm anzumelden/ wann ihre Buhlschafft bey ihr gewesen; als er nun einsmahls zu Hause gekommen/ habe ihm der Vogel zugeruffen: Juncker/ der Buhler ist dieselbe Nacht/ da es so geregnet und gehagelt/ wieder bey der Frauen gewesen: Dann sie hatten/ in dem der Ehebrecher ins Hauß kommen/ das Keficht umbher wohl zugemacht und bedecket/ auch dabey mit Erbsen und Wasser auff die Älster / von oben herab geworffen und gegossen. Von der Krähen. DIese Vögel werdë um̃ die Städte/ Häuser/ Üfer/ Ströme/ uñ vielen mehr Orthë gesehen. Sie leben lang/ nisten auff hohen Bäumen/ und thun sich nicht zusam̃en/ wen jemand gegenwertig; legë 2. Eyer/ welche das Weib- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0037" n="173"/> cum, und Drusum mit dem Käyser-Nahmen/ uñ wañ sie vorüber giengen/ rief er ihnen nach/ und nañte sie/ Patres patriae, daß ist Vätter deß Vatterlandes: Als er getödtet/ würde er begraben/ und sein Mörder auch erwürget. Es ist auch einer gewesen/ welcher/ wann ihn gehungert/ den Koch so eigentlich bey seinem Nahmen geruffen/ als ob es von einem Menschen geschehen. Der Schuster bekam seine Unkosten wohlbezahlt/ weil er seinen Raben die Worte: oleum & operam perdidi, daß ist alle Mühe und Kosten ist verlohren/ gelehret.</p> </div> <div> <head>Von der Aglester oder Älster.</head> <p>DIese bunte Vögel sind begierig auff das Essen/ und muß ihnen alles/ waß sie finden/ zur Speyse dienen. Sind auch sehr zur Unzucht geneiget/ legen etwa 9. Eyer/ und bringen offt blinde Jungen auß. Sie machen ihre Nester in Dornhecken und Büschen/ inwendig mit Schlam/ haben 2. enge Eingänge/ machen bißweilen 2. Nester/ diejenige so ihnen nachstellen/ zubetriegen/ sie können die Eyer / wie auch ihre Jungen/ mit den Klauen fassen/ und auß einem Nest ins andre tragen. Wegen kürtze ihrer Fittichen können sie nicht hoch oder weit fliegen / sondern hüpffen auff der Erden/ und bewegen den Schwantz/ wie die Bachsteltze. Sie können allerley Stimme und Gelaut nachahnen/ und allerhand artig Geschwätze lernen: Plutarchus erzehlet/ daß zu Rom ein Balbierer eine Alster gehabt / welche nicht allein menschliche Sprache gelernet/ sondern auch das Geplerr / Stimme und Schall der Thiere und Vögel eigentlich nachmachen und außdrücken können/ ja so gar den Klang der Seiten-Spiele/ pfeiffen und Flöten/ dermassen / daß sie auch die mensur in acht genommen und gehalten. Es war ein Edelman / welcher auff sein Eheweib ein böses Auge hatte/ und seiner Älster befohlen / ihm anzumelden/ wann ihre Buhlschafft bey ihr gewesen; als er nun einsmahls zu Hause gekommen/ habe ihm der Vogel zugeruffen: Juncker/ der Buhler ist dieselbe Nacht/ da es so geregnet und gehagelt/ wieder bey der Frauen gewesen: Dann sie hatten/ in dem der Ehebrecher ins Hauß kommen/ das Keficht umbher wohl zugemacht und bedecket/ auch dabey mit Erbsen und Wasser auff die Älster / von oben herab geworffen und gegossen.</p> </div> <div> <head>Von der Krähen.</head> <p>DIese Vögel werdë um̃ die Städte/ Häuser/ Üfer/ Ströme/ uñ vielen mehr Orthë gesehen. Sie leben lang/ nisten auff hohen Bäumen/ und thun sich nicht zusam̃en/ wen jemand gegenwertig; legë 2. Eyer/ welche das Weib- </p> </div> </body> </text> </TEI> [173/0037]
cum, und Drusum mit dem Käyser-Nahmen/ uñ wañ sie vorüber giengen/ rief er ihnen nach/ und nañte sie/ Patres patriae, daß ist Vätter deß Vatterlandes: Als er getödtet/ würde er begraben/ und sein Mörder auch erwürget. Es ist auch einer gewesen/ welcher/ wann ihn gehungert/ den Koch so eigentlich bey seinem Nahmen geruffen/ als ob es von einem Menschen geschehen. Der Schuster bekam seine Unkosten wohlbezahlt/ weil er seinen Raben die Worte: oleum & operam perdidi, daß ist alle Mühe und Kosten ist verlohren/ gelehret.
Von der Aglester oder Älster. DIese bunte Vögel sind begierig auff das Essen/ und muß ihnen alles/ waß sie finden/ zur Speyse dienen. Sind auch sehr zur Unzucht geneiget/ legen etwa 9. Eyer/ und bringen offt blinde Jungen auß. Sie machen ihre Nester in Dornhecken und Büschen/ inwendig mit Schlam/ haben 2. enge Eingänge/ machen bißweilen 2. Nester/ diejenige so ihnen nachstellen/ zubetriegen/ sie können die Eyer / wie auch ihre Jungen/ mit den Klauen fassen/ und auß einem Nest ins andre tragen. Wegen kürtze ihrer Fittichen können sie nicht hoch oder weit fliegen / sondern hüpffen auff der Erden/ und bewegen den Schwantz/ wie die Bachsteltze. Sie können allerley Stimme und Gelaut nachahnen/ und allerhand artig Geschwätze lernen: Plutarchus erzehlet/ daß zu Rom ein Balbierer eine Alster gehabt / welche nicht allein menschliche Sprache gelernet/ sondern auch das Geplerr / Stimme und Schall der Thiere und Vögel eigentlich nachmachen und außdrücken können/ ja so gar den Klang der Seiten-Spiele/ pfeiffen und Flöten/ dermassen / daß sie auch die mensur in acht genommen und gehalten. Es war ein Edelman / welcher auff sein Eheweib ein böses Auge hatte/ und seiner Älster befohlen / ihm anzumelden/ wann ihre Buhlschafft bey ihr gewesen; als er nun einsmahls zu Hause gekommen/ habe ihm der Vogel zugeruffen: Juncker/ der Buhler ist dieselbe Nacht/ da es so geregnet und gehagelt/ wieder bey der Frauen gewesen: Dann sie hatten/ in dem der Ehebrecher ins Hauß kommen/ das Keficht umbher wohl zugemacht und bedecket/ auch dabey mit Erbsen und Wasser auff die Älster / von oben herab geworffen und gegossen.
Von der Krähen. DIese Vögel werdë um̃ die Städte/ Häuser/ Üfer/ Ströme/ uñ vielen mehr Orthë gesehen. Sie leben lang/ nisten auff hohen Bäumen/ und thun sich nicht zusam̃en/ wen jemand gegenwertig; legë 2. Eyer/ welche das Weib-
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/37>, abgerufen am 16.07.2024. |