Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.könne/ weswegen sie ja so bald nach der Klinge und Spitze/ als nach dem Handgriff und Gefäst greiffen. Die Cörper der Verstorbenen werden in Pingujes-felle (ist ein Geschlecht unter den Vögeln/ und in selbigen Lande sehr gemein) eingewickelt/ und mit wenig Erde bedeckt; Die Todten-Gräber werden mit der verstorbenen Waffen/ als Bogen und Pfeilen rings umbher besteckt. Von ihren Gottesdienst hat man nichts vernehmen können/ gläublich ists/ daß sie/ gleich vielen anderen wilden und wüsten Leuten/ ihr Leben wie das Viehe zubringen. Von den Einwohnern der Insul Hispaniola. DAs erste Land welches die Hispanier/ bey erfindung Americä oder West-Indien / unter de comitat des berühmten Christophori Columbi/ betretten/ ist gewesen die damahls Volck- und Goldreiche Insul Hispaniola. Die Einwohner seyn mittelmässig von Leibe und Gliedern/ und braun an Farben. Sie gehen gantz nacket/ außgenommen die Scham bedecken sie. Ihren gantzen Leichnamb bemahlen und beflecken sie mit allerhand/ doch am meisten/ mit schwartzer Farbe/ umb dadurch/ wie sie sich einbilden/ ihre Schönheit zu vermehren. Die Nasen / Lefftzen und Ohren durchboren sie/ um etwas zur Zierde darein zu hangen. Ihre Zähne und Mund zu befästigen/ und vor Verderben zu bewahren/ bereiten sie eine sichere Mixtur/ aus Perlen-Mutter und Blätter eines Krautes welches sie Axi nennen; Dieses verbrennen sie zusammen zu Aschen/ und vermischens mit Wasser/ damit bestreichen und reiben sie die Zähne/ bekommen aber eine schwartze Farbe davon. Die Vornehmsten nehmen so viel Frauen als ihnen gut düncket/ unter welchen eine die Vornehmste ist/ und über die andern commendirt. Das gemeine Volck läst sich mit 3. oder 4. vergnügen/ und wan sie ihnen zu alt werden/ nehmen sie Junge wieder in ihre Stelle. Die Jungfrauschafft der Bräute wird an ihre Priester so Piaccly heissen/ bestattet/ die dazu von dem Bräutigam gar freundlich ersuchet / und mit grossen Geschencken vor ihre Arbeit begabet werden. An stat der Betten gebrauche die Vornehmste Herrn eine Decken/ und das gemeine Volck eine Netz-weise gestrickte Hang-Matte/ welche sie an vier Pfäle ausspannen/ und an beiden Seiten Feur anstecken/ nicht so sehr umb die Wärme als umb die faulen Dämpfe/ so könne/ weswegen sie ja so bald nach der Klinge und Spitze/ als nach dem Handgriff und Gefäst greiffen. Die Cörper der Verstorbenen werden in Pingujes-felle (ist ein Geschlecht unter den Vögeln/ und in selbigen Lande sehr gemein) eingewickelt/ und mit wenig Erde bedeckt; Die Todten-Gräber werden mit der verstorbenen Waffen/ als Bogen und Pfeilen rings umbher besteckt. Von ihren Gottesdienst hat man nichts vernehmen können/ gläublich ists/ daß sie/ gleich vielen anderen wilden und wüsten Leuten/ ihr Leben wie das Viehe zubringen. Von den Einwohnern der Insul Hispaniola. DAs erste Land welches die Hispanier/ bey erfindung Americä oder West-Indien / unter dë comitat des berühmten Christophori Columbi/ betretten/ ist gewesen die damahls Volck- und Goldreiche Insul Hispaniola. Die Einwohner seyn mittelmässig von Leibe und Gliedern/ und braun an Farben. Sie gehen gantz nacket/ außgenommen die Scham bedecken sie. Ihren gantzen Leichnamb bemahlen und beflecken sie mit allerhand/ doch am meisten/ mit schwartzer Farbe/ umb dadurch/ wie sie sich einbilden/ ihre Schönheit zu vermehren. Die Nasen / Lefftzen und Ohren durchboren sie/ um etwas zur Zierde darein zu hangen. Ihre Zähne und Mund zu befästigen/ und vor Verderben zu bewahren/ bereiten sie eine sichere Mixtur/ aus Perlen-Mutter und Blätter eines Krautes welches sie Axi nennen; Dieses verbrennen sie zusammen zu Aschen/ und vermischens mit Wasser/ damit bestreichen und reiben sie die Zähne/ bekommen aber eine schwartze Farbe davon. Die Vornehmsten nehmen so viel Frauen als ihnen gut düncket/ unter welchen eine die Vornehmste ist/ und über die andern commendirt. Das gemeine Volck läst sich mit 3. oder 4. vergnügen/ und wan sie ihnen zu alt werden/ nehmen sie Junge wieder in ihre Stelle. Die Jungfrauschafft der Bräute wird an ihre Priester so Piaccly heissen/ bestattet/ die dazu von dem Bräutigam gar freundlich ersuchet / und mit grossen Geschencken vor ihre Arbeit begabet werden. An stat der Betten gebrauchë die Vornehmste Herrn eine Decken/ und das gemeine Volck eine Netz-weise gestrickte Hang-Matte/ welche sie an vier Pfäle ausspannen/ und an beiden Seiten Feur anstecken/ nicht so sehr umb die Wärme als umb die faulen Dämpfe/ so <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0070" n="58"/> könne/ weswegen sie ja so bald nach der Klinge und Spitze/ als nach dem Handgriff und Gefäst greiffen.</p> <p>Die Cörper der Verstorbenen werden in Pingujes-felle (ist ein Geschlecht unter den Vögeln/ und in selbigen Lande sehr gemein) eingewickelt/ und mit wenig Erde bedeckt; Die Todten-Gräber werden mit der verstorbenen Waffen/ als Bogen und Pfeilen rings umbher besteckt. Von ihren Gottesdienst hat man nichts vernehmen können/ gläublich ists/ daß sie/ gleich vielen anderen wilden und wüsten Leuten/ ihr Leben wie das Viehe zubringen.</p> </div> <div> <head>Von den Einwohnern der Insul Hispaniola.</head> <p>DAs erste Land welches die Hispanier/ bey erfindung Americä oder West-Indien / unter dë comitat des berühmten Christophori Columbi/ betretten/ ist gewesen die damahls Volck- und Goldreiche Insul Hispaniola. Die Einwohner seyn mittelmässig von Leibe und Gliedern/ und braun an Farben. Sie gehen gantz nacket/ außgenommen die Scham bedecken sie. Ihren gantzen Leichnamb bemahlen und beflecken sie mit allerhand/ doch am meisten/ mit schwartzer Farbe/ umb dadurch/ wie sie sich einbilden/ ihre Schönheit zu vermehren. Die Nasen / Lefftzen und Ohren durchboren sie/ um etwas zur Zierde darein zu hangen.</p> <p>Ihre Zähne und Mund zu befästigen/ und vor Verderben zu bewahren/ bereiten sie eine sichere Mixtur/ aus Perlen-Mutter und Blätter eines Krautes welches sie Axi nennen; Dieses verbrennen sie zusammen zu Aschen/ und vermischens mit Wasser/ damit bestreichen und reiben sie die Zähne/ bekommen aber eine schwartze Farbe davon.</p> <p>Die Vornehmsten nehmen so viel Frauen als ihnen gut düncket/ unter welchen eine die Vornehmste ist/ und über die andern commendirt. Das gemeine Volck läst sich mit 3. oder 4. vergnügen/ und wan sie ihnen zu alt werden/ nehmen sie Junge wieder in ihre Stelle. Die Jungfrauschafft der Bräute wird an ihre Priester so Piaccly heissen/ bestattet/ die dazu von dem Bräutigam gar freundlich ersuchet / und mit grossen Geschencken vor ihre Arbeit begabet werden.</p> <p>An stat der Betten gebrauchë die Vornehmste Herrn eine Decken/ und das gemeine Volck eine Netz-weise gestrickte Hang-Matte/ welche sie an vier Pfäle ausspannen/ und an beiden Seiten Feur anstecken/ nicht so sehr umb die Wärme als umb die faulen Dämpfe/ so </p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0070]
könne/ weswegen sie ja so bald nach der Klinge und Spitze/ als nach dem Handgriff und Gefäst greiffen.
Die Cörper der Verstorbenen werden in Pingujes-felle (ist ein Geschlecht unter den Vögeln/ und in selbigen Lande sehr gemein) eingewickelt/ und mit wenig Erde bedeckt; Die Todten-Gräber werden mit der verstorbenen Waffen/ als Bogen und Pfeilen rings umbher besteckt. Von ihren Gottesdienst hat man nichts vernehmen können/ gläublich ists/ daß sie/ gleich vielen anderen wilden und wüsten Leuten/ ihr Leben wie das Viehe zubringen.
Von den Einwohnern der Insul Hispaniola. DAs erste Land welches die Hispanier/ bey erfindung Americä oder West-Indien / unter dë comitat des berühmten Christophori Columbi/ betretten/ ist gewesen die damahls Volck- und Goldreiche Insul Hispaniola. Die Einwohner seyn mittelmässig von Leibe und Gliedern/ und braun an Farben. Sie gehen gantz nacket/ außgenommen die Scham bedecken sie. Ihren gantzen Leichnamb bemahlen und beflecken sie mit allerhand/ doch am meisten/ mit schwartzer Farbe/ umb dadurch/ wie sie sich einbilden/ ihre Schönheit zu vermehren. Die Nasen / Lefftzen und Ohren durchboren sie/ um etwas zur Zierde darein zu hangen.
Ihre Zähne und Mund zu befästigen/ und vor Verderben zu bewahren/ bereiten sie eine sichere Mixtur/ aus Perlen-Mutter und Blätter eines Krautes welches sie Axi nennen; Dieses verbrennen sie zusammen zu Aschen/ und vermischens mit Wasser/ damit bestreichen und reiben sie die Zähne/ bekommen aber eine schwartze Farbe davon.
Die Vornehmsten nehmen so viel Frauen als ihnen gut düncket/ unter welchen eine die Vornehmste ist/ und über die andern commendirt. Das gemeine Volck läst sich mit 3. oder 4. vergnügen/ und wan sie ihnen zu alt werden/ nehmen sie Junge wieder in ihre Stelle. Die Jungfrauschafft der Bräute wird an ihre Priester so Piaccly heissen/ bestattet/ die dazu von dem Bräutigam gar freundlich ersuchet / und mit grossen Geschencken vor ihre Arbeit begabet werden.
An stat der Betten gebrauchë die Vornehmste Herrn eine Decken/ und das gemeine Volck eine Netz-weise gestrickte Hang-Matte/ welche sie an vier Pfäle ausspannen/ und an beiden Seiten Feur anstecken/ nicht so sehr umb die Wärme als umb die faulen Dämpfe/ so
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |