Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

und kunten nichts darbey thun; darüber wurde der König sehr betrübet/ und versprach grosse geschencke und Gnade/ dem der da raht geben kunte/ durch was Mittel der Baum auß den Wege gebracht werden könte. Als dieses der Apostel S. Thomas vernommen/ sey er wieder zum Könige gegangen/ und habe sich erboten/ selbigen Baum alleine herauß zu bringen/ begehren keine andere belohnung/ als nur einen Platz zur Capellen/ und denselbigen Baum zu dero selben auffbauung/ wenn er ihn nu herauß gezogen hätte. Der König welcher diesen Vorschlag des Apostels vor einen spott hielte/ sagte es ihm zu/ daß er den Baum nach seinen Willen haben und gebrauchen solle/ wie er begehret. Darauff habe S. Thomas seinen leib-Gürtel genommen/ selbigen an den Baum fest angebunden/ und ohn einige mühe auß den Wasser auffs Land gezogen/ und vom Strande hinweg geschleppet mit grosser verwunderung der zuseher. Durch welches wunderwerck viel Indianer bewogen worden/ den Christlichen Glauben anzunehmen/ und sich von den Aposteln täuffen zu lassen. Allein die Bramaner da sie sahen daß ihre authorität hiedurch sehr vergeringert/ und sie verächtlich gehalten würden/ haben einem Feindseeligen haß und groll auff S. Thomas gefasset/ und listige Rencke erdacht / wie sie den Apostel mögten aus dem wege räumen/ endtlich etliche von den Heyden dazu erkaufft/ daß sie ihn umbrächten/ welches sie auch gethan/ und den heiligen Mann in seiner Capelle als er kniend sein Gebet verrichtet / hinterwerts erstochen/ sey auch daselbst begraben worden.

Dieser Mörder nachkommen/ sollen die jenige seyn/ welche mit einen dicken Bein / zum zeichen sonderlicher verfluchung/ wie die Indianer sagen/ auff die Weld gebohren werden.

Von den Madagascarn.

DIe Insul Madagascar/ davon die Einwohner ihren nahmen haben/ ist dieselbige Insul/ die auch von dem Mond ihren Nahmen hat. Die Portugiesen nennen sie S. Laurentii Insul/ weil sie dieselbige auff S. Laurentii tag erst gefunden. Sie liegt im Zona torrida und erstreckt sich gegen Süden ein wenig durch den Tropicum Capricorni, an die lincke Seite nach Africa. Man hält sie für die grösseste Insul/ so in der gantzen offenbaren See zu finden ist/ ihre Länge ist auf 250. Meile/ und die Breite auff achtzig teutsche Meile außgestrecket; Es hat zwar die Insul sehr viel und hohe Felsen/ aber da neben ein über alle masse fruchtbar Land. Auß den Felsen/ welche alle von schönen weissen Marmor seyn/ springen schöne klare Brunnen;

und kunten nichts darbey thun; darüber wurde der König sehr betrübet/ und versprach grosse geschencke und Gnade/ dem der da raht geben kunte/ durch was Mittel der Baum auß den Wege gebracht werden könte. Als dieses der Apostel S. Thomas vernommen/ sey er wieder zum Könige gegangen/ und habe sich erboten/ selbigen Baum alleine herauß zu bringen/ begehren keine andere belohnung/ als nur einen Platz zur Capellen/ und denselbigen Baum zu dero selben auffbauung/ wenn er ihn nu herauß gezogen hätte. Der König welcher diesen Vorschlag des Apostels vor einen spott hielte/ sagte es ihm zu/ daß er den Baum nach seinen Willen haben und gebrauchen solle/ wie er begehret. Darauff habe S. Thomas seinen leib-Gürtel genommen/ selbigen an den Baum fest angebunden/ und ohn einige mühe auß den Wasser auffs Land gezogen/ und vom Strande hinweg geschleppet mit grosser verwunderung der zuseher. Durch welches wunderwerck viel Indianer bewogen worden/ den Christlichen Glauben anzunehmen/ und sich von den Aposteln täuffen zu lassen. Allein die Bramaner da sie sahen daß ihre authorität hiedurch sehr vergeringert/ und sie verächtlich gehalten würden/ haben einem Feindseeligen haß und groll auff S. Thomas gefasset/ und listige Rencke erdacht / wie sie den Apostel mögten aus dem wege räumen/ endtlich etliche von den Heyden dazu erkaufft/ daß sie ihn umbrächten/ welches sie auch gethan/ und den heiligen Mann in seiner Capelle als er kniend sein Gebet verrichtet / hinterwerts erstochen/ sey auch daselbst begraben worden.

Dieser Mörder nachkommen/ sollen die jenige seyn/ welche mit einen dicken Bein / zum zeichen sonderlicher verfluchung/ wie die Indianer sagen/ auff die Weld gebohren werden.

Von den Madagascarn.

DIe Insul Madagascar/ davon die Einwohner ihren nahmen haben/ ist dieselbige Insul/ die auch von dem Mond ihren Nahmen hat. Die Portugiesen nennen sie S. Laurentii Insul/ weil sie dieselbige auff S. Laurentii tag erst gefunden. Sie liegt im Zona torrida und erstreckt sich gegen Süden ein wenig durch den Tropicum Capricorni, an die lincke Seite nach Africa. Man hält sie für die grösseste Insul/ so in der gantzen offenbaren See zu finden ist/ ihre Länge ist auf 250. Meile/ und die Breite auff achtzig teutsche Meile außgestrecket; Es hat zwar die Insul sehr viel und hohe Felsen/ aber da neben ein über alle masse fruchtbar Land. Auß den Felsen/ welche alle von schönen weissen Marmor seyn/ springen schöne klare Brunnen;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0039" n="27"/>
und                      kunten nichts darbey thun; darüber wurde der König sehr betrübet/ und versprach                      grosse geschencke und Gnade/ dem der da raht geben kunte/ durch was Mittel der                      Baum auß den Wege gebracht werden könte. Als dieses der Apostel S. Thomas                      vernommen/ sey er wieder zum Könige gegangen/ und habe sich erboten/ selbigen                      Baum alleine herauß zu bringen/ begehren keine andere belohnung/ als nur einen                      Platz zur Capellen/ und denselbigen Baum zu dero selben auffbauung/ wenn er                      ihn nu herauß gezogen hätte. Der König welcher diesen Vorschlag des Apostels vor                      einen spott hielte/ sagte es ihm zu/ daß er den Baum nach seinen Willen haben                      und gebrauchen solle/ wie er begehret. Darauff habe S. Thomas seinen                      leib-Gürtel genommen/ selbigen an den Baum fest angebunden/ und ohn einige                      mühe auß den Wasser auffs Land gezogen/ und vom Strande hinweg geschleppet mit                      grosser verwunderung der zuseher. Durch welches wunderwerck viel Indianer                      bewogen worden/ den Christlichen Glauben anzunehmen/ und sich von den Aposteln                      täuffen zu lassen. Allein die Bramaner da sie sahen daß ihre authorität hiedurch                      sehr vergeringert/ und sie verächtlich gehalten würden/ haben einem                      Feindseeligen haß und groll auff S. Thomas gefasset/ und listige Rencke erdacht                     / wie sie den Apostel mögten aus dem wege räumen/ endtlich etliche von den                      Heyden dazu erkaufft/ daß sie ihn umbrächten/ welches sie auch gethan/ und                      den heiligen Mann in seiner Capelle als er kniend sein Gebet verrichtet /                      hinterwerts erstochen/ sey auch daselbst begraben worden.</p>
        <p>Dieser Mörder nachkommen/ sollen die jenige seyn/ welche mit einen dicken Bein                     / zum zeichen sonderlicher verfluchung/ wie die Indianer sagen/ auff die Weld                      gebohren werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Von den Madagascarn.</head>
        <p>DIe Insul Madagascar/ davon die Einwohner ihren nahmen haben/ ist dieselbige                      Insul/ die auch von dem Mond ihren Nahmen hat. Die Portugiesen nennen sie S.                      Laurentii Insul/ weil sie dieselbige auff S. Laurentii tag erst gefunden. Sie                      liegt im Zona torrida und erstreckt sich gegen Süden ein wenig durch den                      Tropicum Capricorni, an die lincke Seite nach Africa. Man hält sie für die                      grösseste Insul/ so in der gantzen offenbaren See zu finden ist/ ihre Länge                      ist auf 250. Meile/ und die Breite auff achtzig teutsche Meile außgestrecket;                      Es hat zwar die Insul sehr viel und hohe Felsen/ aber da neben ein über alle                      masse fruchtbar Land. Auß den Felsen/ welche alle von schönen weissen Marmor                      seyn/ springen schöne klare Brunnen;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0039] und kunten nichts darbey thun; darüber wurde der König sehr betrübet/ und versprach grosse geschencke und Gnade/ dem der da raht geben kunte/ durch was Mittel der Baum auß den Wege gebracht werden könte. Als dieses der Apostel S. Thomas vernommen/ sey er wieder zum Könige gegangen/ und habe sich erboten/ selbigen Baum alleine herauß zu bringen/ begehren keine andere belohnung/ als nur einen Platz zur Capellen/ und denselbigen Baum zu dero selben auffbauung/ wenn er ihn nu herauß gezogen hätte. Der König welcher diesen Vorschlag des Apostels vor einen spott hielte/ sagte es ihm zu/ daß er den Baum nach seinen Willen haben und gebrauchen solle/ wie er begehret. Darauff habe S. Thomas seinen leib-Gürtel genommen/ selbigen an den Baum fest angebunden/ und ohn einige mühe auß den Wasser auffs Land gezogen/ und vom Strande hinweg geschleppet mit grosser verwunderung der zuseher. Durch welches wunderwerck viel Indianer bewogen worden/ den Christlichen Glauben anzunehmen/ und sich von den Aposteln täuffen zu lassen. Allein die Bramaner da sie sahen daß ihre authorität hiedurch sehr vergeringert/ und sie verächtlich gehalten würden/ haben einem Feindseeligen haß und groll auff S. Thomas gefasset/ und listige Rencke erdacht / wie sie den Apostel mögten aus dem wege räumen/ endtlich etliche von den Heyden dazu erkaufft/ daß sie ihn umbrächten/ welches sie auch gethan/ und den heiligen Mann in seiner Capelle als er kniend sein Gebet verrichtet / hinterwerts erstochen/ sey auch daselbst begraben worden. Dieser Mörder nachkommen/ sollen die jenige seyn/ welche mit einen dicken Bein / zum zeichen sonderlicher verfluchung/ wie die Indianer sagen/ auff die Weld gebohren werden. Von den Madagascarn. DIe Insul Madagascar/ davon die Einwohner ihren nahmen haben/ ist dieselbige Insul/ die auch von dem Mond ihren Nahmen hat. Die Portugiesen nennen sie S. Laurentii Insul/ weil sie dieselbige auff S. Laurentii tag erst gefunden. Sie liegt im Zona torrida und erstreckt sich gegen Süden ein wenig durch den Tropicum Capricorni, an die lincke Seite nach Africa. Man hält sie für die grösseste Insul/ so in der gantzen offenbaren See zu finden ist/ ihre Länge ist auf 250. Meile/ und die Breite auff achtzig teutsche Meile außgestrecket; Es hat zwar die Insul sehr viel und hohe Felsen/ aber da neben ein über alle masse fruchtbar Land. Auß den Felsen/ welche alle von schönen weissen Marmor seyn/ springen schöne klare Brunnen;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/39
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/39>, abgerufen am 21.11.2024.