[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.einem Andern ein Pferd auf einen Tag borgeten/ und behielten es zwey Tage bey sich. Wenn man bey einem Etwas hinterlegte/ und es für sein Eigenthum gebrauchte/ und wenn man etwas hinterlegte/ und gab es zu rechter Zeit nicht wieder. Und/ weil endlich das Stehlen und Strassen-Rauben bey den Alten so gemein/ so liessen die Griechen den Dieben gewisse Zeichen auf die Stirne brennen; Die Lacedoemonier ihnen die Nasen/ die Römer die Hände/ und die Gothen die Ohren abschneiden. Wofern man aber heutiges Tages allen Dieben Nasen/ Ohren/ und Hände abschneiden/ oder ihnen gewisse Merck-Mahle ausbrennen sollte/ so würden ihrer in einem gemeinen Wesen offters mehr als Tugendhaffte Leute gefunden werden. Der Kauffmannschafft Anfang. DEm Mercurio legte man auch zu/ daß Er/ als ein verschlagener und verschmitzter Mensch/ die Handelschafft/ das ist/ die Art und Weise zu kauffen und verkauffen gewiesen habe. Wenn man aber die alten Zeiten ansiehet/ so ist Tauschen und Vertauschen schon zu Cains und Abels Zeiten gewesen. Denn Abel war Plinius. ein Hirte/ und Cain ein Ackermann. Der Eine muste dem Andern Fleisch/ und dieser jenem Getreyde und Brod geben. Plinius führet die Kauffmannschafft von den Africanern her/ und saget/ daß sie meistentheils aus Noth des menschlichen Lebens erfunden. Josephus aber meldet/ sie rühre von Noa her/ und findet man hin und wieder in der Schrifft/ daß man nicht allein Waaren und andere Dinge gegeneinander verstochen/ sondern auch Menschen gekaufft und wieder verkaufft habe. Der Handellchafft Nutzen und Mißbrauch. Cicero lib. I. Officior. Der weise Plato will/ daß / wenn ein Regiment wohl bestellt seyn solle/ so müsse Handel und Wandel darinnen vorgehen. Denn/ wenn der Gewinst vergnüglich/ so ist es nicht ein Geringes / über See/ und in frembden Ländern das hohlen/ was man bedarff/ sich dadurch mit frembden Nationen bekandt machen/ und viel Länder und Königreiche erfahren. Zu dieser Verrichtung gehöret nicht eine geringe Vorsichtigkeit/ Nachdencken / Mühe/ Verstand und Wissenschafft/ in aller hand Kauff-Gewerde/ Nutzen / Waaren/ Reisen/ Leihen auf baar Geld/ auf Zeit/ auf Wechsel/ und Wechsel-Brieffe/ mit Hand-Schrifften und Contracten/ auch wie man einen und den andern Verlust und Gewinst haben könne. Alle Arbeit geschiehet um der Nahrung willen. Denn/ das ist GOttes 2. Thess. 3, 12. Ordnung/ daß der Mensch arbeite/ und esse zur Stärcke. Er will/ daß einjeder das Seine schaffe/ und sein eigen Brod gewinne/ nicht/ daß er im Schweiß seines Angesichts Geld und Gut zusammen scharre/ sondern/ daß Er sein Brod darvon habe/ und seinem Nächsten auch darmit diene. Der Nächste aber soll gleichfalls/ so viel ihm möglich/ arbeiten / und sich der Faul- einem Andern ein Pferd auf einen Tag borgeten/ und behielten es zwey Tage bey sich. Wenn man bey einem Etwas hinterlegte/ und es für sein Eigenthum gebrauchte/ und wenn man etwas hinterlegte/ und gab es zu rechter Zeit nicht wieder. Und/ weil endlich das Stehlen und Strassen-Rauben bey den Alten so gemein/ so liessen die Griechen den Dieben gewisse Zeichen auf die Stirne brennen; Die Lacedoemonier ihnen die Nasen/ die Römer die Hände/ und die Gothen die Ohren abschneiden. Wofern man aber heutiges Tages allen Dieben Nasen/ Ohren/ und Hände abschneiden/ oder ihnen gewisse Merck-Mahle ausbrennen sollte/ so würden ihrer in einem gemeinen Wesen offters mehr als Tugendhaffte Leute gefunden werden. Der Kauffmannschafft Anfang. DEm Mercurio legte man auch zu/ daß Er/ als ein verschlagener und verschmitzter Mensch/ die Handelschafft/ das ist/ die Art und Weise zu kauffen und verkauffen gewiesen habe. Wenn man aber die alten Zeiten ansiehet/ so ist Tauschen und Vertauschen schon zu Cains und Abels Zeiten gewesen. Denn Abel war Plinius. ein Hirte/ und Cain ein Ackermann. Der Eine muste dem Andern Fleisch/ und dieser jenem Getreyde und Brod geben. Plinius führet die Kauffmannschafft von den Africanern her/ und saget/ daß sie meistentheils aus Noth des menschlichen Lebens erfunden. Josephus aber meldet/ sie rühre von Noa her/ und findet man hin und wieder in der Schrifft/ daß man nicht allein Waaren und andere Dinge gegeneinander verstochen/ sondern auch Menschen gekaufft und wieder verkaufft habe. Der Handellchafft Nutzen und Mißbrauch. Cicero lib. I. Officior. Der weise Plato will/ daß / wenn ein Regiment wohl bestellt seyn solle/ so müsse Handel und Wandel darinnen vorgehen. Denn/ wenn der Gewinst vergnüglich/ so ist es nicht ein Geringes / über See/ und in frembden Ländern das hohlen/ was man bedarff/ sich dadurch mit frembden Nationen bekandt machen/ und viel Länder und Königreiche erfahren. Zu dieser Verrichtung gehöret nicht eine geringe Vorsichtigkeit/ Nachdencken / Mühe/ Verstand und Wissenschafft/ in aller hand Kauff-Gewerde/ Nutzen / Waaren/ Reisen/ Leihen auf baar Geld/ auf Zeit/ auf Wechsel/ und Wechsel-Brieffe/ mit Hand-Schrifften und Contracten/ auch wie man einen und den andern Verlust und Gewinst haben könne. Alle Arbeit geschiehet um der Nahrung willen. Denn/ das ist GOttes 2. Thess. 3, 12. Ordnung/ daß der Mensch arbeite/ und esse zur Stärcke. Er will/ daß einjeder das Seine schaffe/ und sein eigen Brod gewinne/ nicht/ daß er im Schweiß seines Angesichts Geld und Gut zusammen scharre/ sondern/ daß Er sein Brod darvon habe/ und seinem Nächsten auch darmit diene. Der Nächste aber soll gleichfalls/ so viel ihm möglich/ arbeiten / und sich der Faul- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0493" n="469"/> einem Andern ein Pferd auf einen Tag borgeten/ und behielten es zwey Tage bey sich. Wenn man bey einem Etwas hinterlegte/ und es für sein Eigenthum gebrauchte/ und wenn man etwas hinterlegte/ und gab es zu rechter Zeit nicht wieder. Und/ weil endlich das Stehlen und Strassen-Rauben bey den Alten so gemein/ so liessen die Griechen den Dieben gewisse Zeichen auf die Stirne brennen; Die Lacedoemonier ihnen die Nasen/ die Römer die Hände/ und die Gothen die Ohren abschneiden. Wofern man aber heutiges Tages allen Dieben Nasen/ Ohren/ und Hände abschneiden/ oder ihnen gewisse Merck-Mahle ausbrennen sollte/ so würden ihrer in einem gemeinen Wesen offters mehr als Tugendhaffte Leute gefunden werden.</p> </div> <div> <head>Der Kauffmannschafft Anfang.</head> <p>DEm Mercurio legte man auch zu/ daß Er/ als ein verschlagener und verschmitzter Mensch/ die Handelschafft/ das ist/ die Art und Weise zu kauffen und verkauffen gewiesen habe.</p> <p>Wenn man aber die alten Zeiten ansiehet/ so ist Tauschen und Vertauschen schon zu Cains und Abels Zeiten gewesen. Denn Abel war <note place="right">Plinius.</note> ein Hirte/ und Cain ein Ackermann. Der Eine muste dem Andern Fleisch/ und dieser jenem Getreyde und Brod geben. Plinius führet die Kauffmannschafft von den Africanern her/ und saget/ daß sie meistentheils aus Noth des menschlichen Lebens erfunden. Josephus aber meldet/ sie rühre von Noa her/ und findet man hin und wieder in der Schrifft/ daß man nicht allein Waaren und andere Dinge gegeneinander verstochen/ sondern auch Menschen gekaufft und wieder verkaufft habe. <note place="right">Der Handellchafft Nutzen und Mißbrauch. Cicero lib. I. Officior.</note> Der weise Plato will/ daß / wenn ein Regiment wohl bestellt seyn solle/ so müsse Handel und Wandel darinnen vorgehen. Denn/ wenn der Gewinst vergnüglich/ so ist es nicht ein Geringes / über See/ und in frembden Ländern das hohlen/ was man bedarff/ sich dadurch mit frembden Nationen bekandt machen/ und viel Länder und Königreiche erfahren. Zu dieser Verrichtung gehöret nicht eine geringe Vorsichtigkeit/ Nachdencken / Mühe/ Verstand und Wissenschafft/ in aller hand Kauff-Gewerde/ Nutzen / Waaren/ Reisen/ Leihen auf baar Geld/ auf Zeit/ auf Wechsel/ und Wechsel-Brieffe/ mit Hand-Schrifften und Contracten/ auch wie man einen und den andern Verlust und Gewinst haben könne.</p> <p>Alle Arbeit geschiehet um der Nahrung willen. Denn/ das ist GOttes <note place="right">2. Thess. 3, 12.</note> Ordnung/ daß der Mensch arbeite/ und esse zur Stärcke. Er will/ daß einjeder das Seine schaffe/ und sein eigen Brod gewinne/ nicht/ daß er im Schweiß seines Angesichts Geld und Gut zusammen scharre/ sondern/ daß Er sein Brod darvon habe/ und seinem Nächsten auch darmit diene. Der Nächste aber soll gleichfalls/ so viel ihm möglich/ arbeiten / und sich der Faul- </p> </div> </body> </text> </TEI> [469/0493]
einem Andern ein Pferd auf einen Tag borgeten/ und behielten es zwey Tage bey sich. Wenn man bey einem Etwas hinterlegte/ und es für sein Eigenthum gebrauchte/ und wenn man etwas hinterlegte/ und gab es zu rechter Zeit nicht wieder. Und/ weil endlich das Stehlen und Strassen-Rauben bey den Alten so gemein/ so liessen die Griechen den Dieben gewisse Zeichen auf die Stirne brennen; Die Lacedoemonier ihnen die Nasen/ die Römer die Hände/ und die Gothen die Ohren abschneiden. Wofern man aber heutiges Tages allen Dieben Nasen/ Ohren/ und Hände abschneiden/ oder ihnen gewisse Merck-Mahle ausbrennen sollte/ so würden ihrer in einem gemeinen Wesen offters mehr als Tugendhaffte Leute gefunden werden.
Der Kauffmannschafft Anfang. DEm Mercurio legte man auch zu/ daß Er/ als ein verschlagener und verschmitzter Mensch/ die Handelschafft/ das ist/ die Art und Weise zu kauffen und verkauffen gewiesen habe.
Wenn man aber die alten Zeiten ansiehet/ so ist Tauschen und Vertauschen schon zu Cains und Abels Zeiten gewesen. Denn Abel war ein Hirte/ und Cain ein Ackermann. Der Eine muste dem Andern Fleisch/ und dieser jenem Getreyde und Brod geben. Plinius führet die Kauffmannschafft von den Africanern her/ und saget/ daß sie meistentheils aus Noth des menschlichen Lebens erfunden. Josephus aber meldet/ sie rühre von Noa her/ und findet man hin und wieder in der Schrifft/ daß man nicht allein Waaren und andere Dinge gegeneinander verstochen/ sondern auch Menschen gekaufft und wieder verkaufft habe. Der weise Plato will/ daß / wenn ein Regiment wohl bestellt seyn solle/ so müsse Handel und Wandel darinnen vorgehen. Denn/ wenn der Gewinst vergnüglich/ so ist es nicht ein Geringes / über See/ und in frembden Ländern das hohlen/ was man bedarff/ sich dadurch mit frembden Nationen bekandt machen/ und viel Länder und Königreiche erfahren. Zu dieser Verrichtung gehöret nicht eine geringe Vorsichtigkeit/ Nachdencken / Mühe/ Verstand und Wissenschafft/ in aller hand Kauff-Gewerde/ Nutzen / Waaren/ Reisen/ Leihen auf baar Geld/ auf Zeit/ auf Wechsel/ und Wechsel-Brieffe/ mit Hand-Schrifften und Contracten/ auch wie man einen und den andern Verlust und Gewinst haben könne.
Plinius.
Der Handellchafft Nutzen und Mißbrauch. Cicero lib. I. Officior. Alle Arbeit geschiehet um der Nahrung willen. Denn/ das ist GOttes Ordnung/ daß der Mensch arbeite/ und esse zur Stärcke. Er will/ daß einjeder das Seine schaffe/ und sein eigen Brod gewinne/ nicht/ daß er im Schweiß seines Angesichts Geld und Gut zusammen scharre/ sondern/ daß Er sein Brod darvon habe/ und seinem Nächsten auch darmit diene. Der Nächste aber soll gleichfalls/ so viel ihm möglich/ arbeiten / und sich der Faul-
2. Thess. 3, 12.
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