[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Obadia bey des Königes Achabs Hofe: Also nehmen hingegen die/ welche ihre eigene Bereicherung für den Zweck ihrer Dienste halten/ Andere nebenst sich unterdrucken/ und in ihrem Stande allzuhoch erheben/ ein Ende mit Schrecken. Je mehr Unterthanen/ ie höher und reicher ein Königreich und Land für andern zu schätzen ist. WO keine Unterthanen/ da ist auch keine Königliche Gewalt. Ein Graf von Nassau sagte: Ich habe unter Mir 90. Bauern/ derer Jeder mir im Fall der Noth ohne Verlust seines Haabes und der Nahrung mit 400. fl. an die Hand gehen kan. Und dieser Vorrath ist gewisser/ als wenn ich solchen in der Kiste hätte. Der Unterthanen gutes Vermögen und Wohlstand ist der Regenten reichester Schatz / der nicht müssig lieget/ sondern täglich wuchert. Da König David für seinem bösen Sohndem Absolon fliehen muste/ geselleten sich Barsillai/ Ithai/ Husai / und andere getreue Unterthanen im Lande zu Ihm/ welche nicht allein mit demselben ein grosses Mittleiden hatten/ sondern sie sprungen Ihm auch mit Rath / That/ und Proviante bey. Der Unterthanen Gehorsam/ welcher aus Furcht und Gewalt entstehet/ währet so lange als diese/ sind solche hinweg/ so hat man sich auf dergleichen Unterthanen wenig zu verlassen. Herzog Eberhard zu Würtenberg regieret seine Unterthanen mit sanffter Gnade und Recht/ deßwegen kunte Er sich auch seiner Unterthanen Schutz und Sicherheit rühmen/ da hingegen Herzog Ulrich zu Würtenberg sie mit vielen Auflagen beschwerete/ und dahero wiederum von Ihnen/ als Er mit dem Schwäbischen Bund in einen Krieg geriethe / verlassen wurde/ also daß Er eine zeitlang sein Land mit den Rücken ansehen muste. Wie Unterthanen zu erhalten. Man kan die Unterthanen nirgends besser/ als auf zweyerley Weege erhalten/ Nemlich/ wie König David sagte: Durch Gnade und Recht. Durch das Recht/ wenn ein König sie rechtmässiger Weise beschützet/ zuförderst sie bey der reinen Lehre GOTtes lässet / Gerechtigkeit im Lande heget/ und in allen sich unpartheyisch erweiset. Durch die Gnade/ wenn Er gegen dieselben sanfftmüthig/ und freundlich/ allenthalben ihr Bestes suchet/ Sie wider Recht und Herkommen mit neuen Auflagen nicht beschweret/ und sich gegen dieselben also verhält/ damit Sie Ihme bey ereigneter Noth desto williger und besser beyspringen können. Wirfft man den Krug zu Boden/ so zerbricht er; Milckt man die Kuh zu sehr/ so giebt sie Blut: Belegt man die Unterthanen zu viel/ so zuschmelzen sie/ wie Schnee. Niemand ist gerne unter einen strengen und geitzigen Regenten/ und selten kan der jenige Fuhrmann wohl fortkommen/ welcher stürzende Pferde hat/ Regenten hauen sich selbsten Hände und Füsse ab/ wenn sie die Ihrigen zur Unvermögenheit treiben. Die Freyheit vergleichet sich einer Jungferschafft/ wo die verlohren / so ist die Dienstbarkeit am nächsten. Das sind die Die besten Unterthane. besten Unterthanen/ welche GOtt und ihre ordentliche Herrschafft ehren. Es ist ein unwidertreiblich Gesetze; GOtt als dem Schöpfer aller Dinge Obadia bey des Königes Achabs Hofe: Also nehmen hingegen die/ welche ihre eigene Bereicherung für den Zweck ihrer Dienste halten/ Andere nebenst sich unterdrucken/ und in ihrem Stande allzuhoch erheben/ ein Ende mit Schrecken. Je mehr Unterthanen/ ie höher und reicher ein Königreich und Land für andern zu schätzen ist. WO keine Unterthanen/ da ist auch keine Königliche Gewalt. Ein Graf von Nassau sagte: Ich habe unter Mir 90. Bauern/ derer Jeder mir im Fall der Noth ohne Verlust seines Haabes und der Nahrung mit 400. fl. an die Hand gehen kan. Und dieser Vorrath ist gewisser/ als wenn ich solchen in der Kiste hätte. Der Unterthanen gutes Vermögen und Wohlstand ist der Regenten reichester Schatz / der nicht müssig lieget/ sondern täglich wuchert. Da König David für seinem bösen Sohndem Absolon fliehen muste/ geselleten sich Barsillai/ Ithai/ Husai / und andere getreue Unterthanen im Lande zu Ihm/ welche nicht allein mit demselben ein grosses Mittleiden hatten/ sondern sie sprungen Ihm auch mit Rath / That/ und Proviante bey. Der Unterthanen Gehorsam/ welcher aus Furcht und Gewalt entstehet/ währet so lange als diese/ sind solche hinweg/ so hat man sich auf dergleichen Unterthanen wenig zu verlassen. Herzog Eberhard zu Würtenberg regieret seine Unterthanen mit sanffter Gnade und Recht/ deßwegen kunte Er sich auch seiner Unterthanen Schutz und Sicherheit rühmen/ da hingegen Herzog Ulrich zu Würtenberg sie mit vielen Auflagen beschwerete/ und dahero wiederum von Ihnen/ als Er mit dem Schwäbischen Bund in einen Krieg geriethe / verlassen wurde/ also daß Er eine zeitlang sein Land mit den Rücken ansehen muste. Wie Unterthanen zu erhalten. Man kan die Unterthanen nirgends besser/ als auf zweyerley Weege erhalten/ Nemlich/ wie König David sagte: Durch Gnade und Recht. Durch das Recht/ wenn ein König sie rechtmässiger Weise beschützet/ zuförderst sie bey der reinen Lehre GOTtes lässet / Gerechtigkeit im Lande heget/ und in allen sich unpartheyisch erweiset. Durch die Gnade/ wenn Er gegen dieselben sanfftmüthig/ und freundlich/ allenthalben ihr Bestes suchet/ Sie wider Recht und Herkommen mit neuen Auflagen nicht beschweret/ und sich gegen dieselben also verhält/ damit Sie Ihme bey ereigneter Noth desto williger und besser beyspringen können. Wirfft man den Krug zu Boden/ so zerbricht er; Milckt man die Kuh zu sehr/ so giebt sie Blut: Belegt man die Unterthanen zu viel/ so zuschmelzen sie/ wie Schnee. Niemand ist gerne unter einen strengen und geitzigen Regenten/ und selten kan der jenige Fuhrmann wohl fortkommen/ welcher stürzende Pferde hat/ Regenten hauen sich selbsten Hände und Füsse ab/ wenn sie die Ihrigen zur Unvermögenheit treiben. Die Freyheit vergleichet sich einer Jungferschafft/ wo die verlohren / so ist die Dienstbarkeit am nächsten. Das sind die Die besten Unterthanë. besten Unterthanen/ welche GOtt und ihre ordentliche Herrschafft ehren. 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Da König David für seinem bösen Sohndem Absolon fliehen muste/ geselleten sich Barsillai/ Ithai/ Husai / und andere getreue Unterthanen im Lande zu Ihm/ welche nicht allein mit demselben ein grosses Mittleiden hatten/ sondern sie sprungen Ihm auch mit Rath / That/ und Proviante bey. Der Unterthanen Gehorsam/ welcher aus Furcht und Gewalt entstehet/ währet so lange als diese/ sind solche hinweg/ so hat man sich auf dergleichen Unterthanen wenig zu verlassen. Herzog Eberhard zu Würtenberg regieret seine Unterthanen mit sanffter Gnade und Recht/ deßwegen kunte Er sich auch seiner Unterthanen Schutz und Sicherheit rühmen/ da hingegen Herzog Ulrich zu Würtenberg sie mit vielen Auflagen beschwerete/ und dahero wiederum von Ihnen/ als Er mit dem Schwäbischen Bund in einen Krieg geriethe / verlassen wurde/ also daß Er eine zeitlang sein Land mit den Rücken ansehen muste.</p> <p><note place="left">Wie Unterthanen zu erhalten.</note> Man kan die Unterthanen nirgends besser/ als auf zweyerley Weege erhalten/ Nemlich/ wie König David sagte: Durch Gnade und Recht. Durch das Recht/ wenn ein König sie rechtmässiger Weise beschützet/ zuförderst sie bey der reinen Lehre GOTtes lässet / Gerechtigkeit im Lande heget/ und in allen sich unpartheyisch erweiset. Durch die Gnade/ wenn Er gegen dieselben sanfftmüthig/ und freundlich/ allenthalben ihr Bestes suchet/ Sie wider Recht und Herkommen mit neuen Auflagen nicht beschweret/ und sich gegen dieselben also verhält/ damit Sie Ihme bey ereigneter Noth desto williger und besser beyspringen können. Wirfft man den Krug zu Boden/ so zerbricht er; Milckt man die Kuh zu sehr/ so giebt sie Blut: Belegt man die Unterthanen zu viel/ so zuschmelzen sie/ wie Schnee. Niemand ist gerne unter einen strengen und geitzigen Regenten/ und selten kan der jenige Fuhrmann wohl fortkommen/ welcher stürzende Pferde hat/ Regenten hauen sich selbsten Hände und Füsse ab/ wenn sie die Ihrigen zur Unvermögenheit treiben. Die Freyheit vergleichet sich einer Jungferschafft/ wo die verlohren / so ist die Dienstbarkeit am nächsten. Das sind die <note place="left">Die besten Unterthanë.</note> besten Unterthanen/ welche GOtt und ihre ordentliche Herrschafft ehren. 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Obadia bey des Königes Achabs Hofe: Also nehmen hingegen die/ welche ihre eigene Bereicherung für den Zweck ihrer Dienste halten/ Andere nebenst sich unterdrucken/ und in ihrem Stande allzuhoch erheben/ ein Ende mit Schrecken.
Je mehr Unterthanen/ ie höher und reicher ein Königreich und Land für andern zu schätzen ist. WO keine Unterthanen/ da ist auch keine Königliche Gewalt. Ein Graf von Nassau sagte: Ich habe unter Mir 90. Bauern/ derer Jeder mir im Fall der Noth ohne Verlust seines Haabes und der Nahrung mit 400. fl. an die Hand gehen kan. Und dieser Vorrath ist gewisser/ als wenn ich solchen in der Kiste hätte. Der Unterthanen gutes Vermögen und Wohlstand ist der Regenten reichester Schatz / der nicht müssig lieget/ sondern täglich wuchert. Da König David für seinem bösen Sohndem Absolon fliehen muste/ geselleten sich Barsillai/ Ithai/ Husai / und andere getreue Unterthanen im Lande zu Ihm/ welche nicht allein mit demselben ein grosses Mittleiden hatten/ sondern sie sprungen Ihm auch mit Rath / That/ und Proviante bey. Der Unterthanen Gehorsam/ welcher aus Furcht und Gewalt entstehet/ währet so lange als diese/ sind solche hinweg/ so hat man sich auf dergleichen Unterthanen wenig zu verlassen. Herzog Eberhard zu Würtenberg regieret seine Unterthanen mit sanffter Gnade und Recht/ deßwegen kunte Er sich auch seiner Unterthanen Schutz und Sicherheit rühmen/ da hingegen Herzog Ulrich zu Würtenberg sie mit vielen Auflagen beschwerete/ und dahero wiederum von Ihnen/ als Er mit dem Schwäbischen Bund in einen Krieg geriethe / verlassen wurde/ also daß Er eine zeitlang sein Land mit den Rücken ansehen muste.
Man kan die Unterthanen nirgends besser/ als auf zweyerley Weege erhalten/ Nemlich/ wie König David sagte: Durch Gnade und Recht. Durch das Recht/ wenn ein König sie rechtmässiger Weise beschützet/ zuförderst sie bey der reinen Lehre GOTtes lässet / Gerechtigkeit im Lande heget/ und in allen sich unpartheyisch erweiset. Durch die Gnade/ wenn Er gegen dieselben sanfftmüthig/ und freundlich/ allenthalben ihr Bestes suchet/ Sie wider Recht und Herkommen mit neuen Auflagen nicht beschweret/ und sich gegen dieselben also verhält/ damit Sie Ihme bey ereigneter Noth desto williger und besser beyspringen können. Wirfft man den Krug zu Boden/ so zerbricht er; Milckt man die Kuh zu sehr/ so giebt sie Blut: Belegt man die Unterthanen zu viel/ so zuschmelzen sie/ wie Schnee. Niemand ist gerne unter einen strengen und geitzigen Regenten/ und selten kan der jenige Fuhrmann wohl fortkommen/ welcher stürzende Pferde hat/ Regenten hauen sich selbsten Hände und Füsse ab/ wenn sie die Ihrigen zur Unvermögenheit treiben. Die Freyheit vergleichet sich einer Jungferschafft/ wo die verlohren / so ist die Dienstbarkeit am nächsten. Das sind die besten Unterthanen/ welche GOtt und ihre ordentliche Herrschafft ehren. Es ist ein unwidertreiblich Gesetze; GOtt als dem Schöpfer aller Dinge
Wie Unterthanen zu erhalten.
Die besten Unterthanë.
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