Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dingstags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 19, Danzig, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

Aus dem Elsaß vom 14. April.

Als jngsthin die alte Ambt-Leute zu Reyhenweyr/ weilen sie
die armen Unterthanen biß auffs Marck außgesaugen/ cassiret wor-
den/ so ist darauff der Ambtmann Schaffner gleich zum Hn. Marg-
graffen d' Uxelles und dem Hn. Intendanten de la Fond abgangen/
und hat denselben allerhand erdichte Zulagen vorgebracht/ welcher
ungleiche Bericht dann so viel verursachet daß so gleich 2. Compa-
gnien Dragouner dahin abgeschicket worden/ so zwar Anfangs 4. Tag
lang ziemlich auff Discretion gelebet/ nachdeme aber der Sachen
wahre Beschaffenheit seiner hohen Behörde berichtet worden/ so
wird anjetzo zum Anmarsch dieser Trouppen nur auf befehl vom Hoff
gewartet; Indessen aber leben sie anjetzo in guter Ordre/ und geniessen
das Tractament der Winterquartiere.

Cölln/ vom 18. April.

Verwichen Dienstag Nacht/ hat man zu Polheim in der Ca-
pelle von St. Barbara 2. Juden attrapiret/ welche den Gottes-
Kasten geöffnet/ und alles Geld daraus genommen haben/ man ist
der Meinung daß sie in Willens gewesen sind/ das Allerheiligste
auch in Händen zu kriegen/ weil man bey ihnen viele eyserne Instru-
menten gefunden/ so sehr künstlich/ umb Thüren und Schlösser auf-
zubrechen/ sie sind zu Berchem in Gefängnüß geleget/ und werden
bald ihren verdienten Lohn empfangen.

Rheinfels/ vom 16. April.

Man sagt allhier/ daß diese Stadt auf ernstliches Ersuchen Sr.
Käyserl. Mjest. im kurtzen an die Erben unsers Hertzogs Ernesti ab-
getreten/ alle neue Fortificationes geschleifft/ doch dieser Orth/ biß
unser Hr. Landgraff wegen seiner Prätenson vollkommen vergnügt/
mit Reichs-Völckern besetzt werden solle.

Brüssel/ vom 20. April.

Gestern kam Se. Churfürstl. Durchl. der Hertzog von Bäyern
von Besichtigung der Städte Cortryck/ Oudenarde/ Aeth/ Bergen
und Charleroy wieder in diese Stadt zurück/ und hat Ihre Durchl.
heute auff ernstliches Ersuchen der Gilde von dem Kreutz-Bogen
dem Vogelschiessen/ welches von dem Kirch-Thurn von dem Savel
geschicht/ beygewohnet. Die Stände des Bäyerlandes thun allhier
bey dem Chur-Fürsten grosse Instantien/ umb den Chur-Printzen zu
München zu behalten/ derobalden an der Anherokunfft selbigen Prin-
tzens noch sehr gezwiffelt wird,   

Stockholm/

Aus dem Elsaß vom 14. April.

Als jngsthin die alte Ambt-Leute zu Reyhenweyr/ weilen sie
die armen Unterthanen biß auffs Marck außgesaugen/ cassiret wor-
den/ so ist darauff der Ambtmann Schaffner gleich zum Hn. Marg-
graffen d’ Uxelles und dem Hn. Intendanten de la Fond abgangen/
und hat denselben allerhand erdichte Zulagen vorgebracht/ welcher
ungleiche Bericht dann so viel verursachet daß so gleich 2. Compa-
gnien Dragouner dahin abgeschicket wordẽ/ so zwar Anfangs 4. Tag
lang ziemlich auff Discretion gelebet/ nachdeme aber der Sachen
wahre Beschaffenheit seiner hohen Behörde berichtet worden/ so
wird anjetzo zum Anmarsch dieser Trouppen nur auf befehl vom Hoff
gewartet; Indessen aber leben sie anjetzo in guter Ordre/ und geniessen
das Tractament der Winterquartiere.

Cölln/ vom 18. April.

Verwichen Dienstag Nacht/ hat man zu Polheim in der Ca-
pelle von St. Barbara 2. Juden attrapiret/ welche den Gottes-
Kasten geöffnet/ und alles Geld daraus genommen haben/ man ist
der Meinung daß sie in Willens gewesen sind/ das Allerheiligste
auch in Händen zu kriegen/ weil man bey ihnen viele eyserne Instru-
menten gefunden/ so sehr künstlich/ umb Thüren und Schlösser auf-
zubrechen/ sie sind zu Berchem in Gefängnüß geleget/ und werden
bald ihren verdienten Lohn empfangen.

Rheinfels/ vom 16. April.

Man sagt allhier/ daß diese Stadt auf ernstliches Ersuchen Sr.
Käyserl. Mjest. im kurtzen an die Erben unsers Hertzogs Ernesti ab-
getreten/ alle neue Fortificationes geschleifft/ doch dieser Orth/ biß
unser Hr. Landgraff wegen seiner Prätenson vollkommen vergnügt/
mit Reichs-Völckern besetzt werden solle.

Brüssel/ vom 20. April.

Gestern kam Se. Churfürstl. Durchl. der Hertzog von Bäyern
von Besichtigung der Städte Cortryck/ Oudenarde/ Aeth/ Bergen
und Charleroy wieder in diese Stadt zurück/ und hat Ihre Durchl.
heute auff ernstliches Ersuchen der Gilde von dem Kreutz-Bogen
dem Vogelschiessen/ welches von dem Kirch-Thurn von dem Savel
geschicht/ beygewohnet. Die Stände des Bäyerlandes thun allhier
bey dem Chur-Fürsten grosse Instantien/ umb den Chur-Printzen zu
München zu behalten/ derobalden an der Anherokunfft selbigen Prin-
tzens noch sehr gezwiffelt wird,   

Stockholm/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0006" n="[6]"/>
        </p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Aus dem Elsaß vom 14. April.</head><lb/>
        <p>Als jngsthin die alte Ambt-Leute zu Reyhenweyr/ weilen sie<lb/>
die armen Unterthanen biß auffs Marck außgesaugen/ cassiret wor-<lb/>
den/ so ist darauff der Ambtmann Schaffner gleich zum Hn. Marg-<lb/>
graffen d&#x2019; Uxelles und dem Hn. Intendanten de la Fond abgangen/<lb/>
und hat denselben allerhand erdichte Zulagen vorgebracht/ welcher<lb/>
ungleiche Bericht dann so viel verursachet daß so gleich 2. Compa-<lb/>
gnien Dragouner dahin abgeschicket worde&#x0303;/ so zwar Anfangs 4. Tag<lb/>
lang ziemlich auff Discretion gelebet/ nachdeme aber der Sachen<lb/>
wahre Beschaffenheit seiner hohen Behörde berichtet worden/ so<lb/>
wird anjetzo zum Anmarsch dieser Trouppen nur auf befehl vom Hoff<lb/>
gewartet; Indessen aber leben sie anjetzo in guter Ordre/ und geniessen<lb/>
das Tractament der Winterquartiere.</p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Cölln/ vom 18. April.</head><lb/>
        <p>Verwichen Dienstag Nacht/ hat man zu Polheim in der Ca-<lb/>
pelle von St. Barbara 2. Juden attrapiret/ welche den Gottes-<lb/>
Kasten geöffnet/ und alles Geld daraus genommen haben/ man ist<lb/>
der Meinung daß sie in Willens gewesen sind/ das Allerheiligste<lb/>
auch in Händen zu kriegen/ weil man bey ihnen viele eyserne Instru-<lb/>
menten gefunden/ so sehr künstlich/ umb Thüren und Schlösser auf-<lb/>
zubrechen/ sie sind zu Berchem in Gefängnüß geleget/ und werden<lb/>
bald ihren verdienten Lohn empfangen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Rheinfels/ vom 16. April.</head><lb/>
        <p>Man sagt allhier/ daß diese Stadt auf ernstliches Ersuchen Sr.<lb/>
Käyserl. Mjest. im kurtzen an die Erben unsers Hertzogs Ernesti ab-<lb/>
getreten/ alle neue Fortificationes geschleifft/ doch dieser Orth/ biß<lb/>
unser Hr. Landgraff wegen seiner Prätenson vollkommen vergnügt/<lb/>
mit Reichs-Völckern besetzt werden solle.</p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Brüssel/ vom 20. April.</head><lb/>
        <p>Gestern kam Se. Churfürstl. Durchl. der Hertzog von Bäyern<lb/>
von Besichtigung der Städte Cortryck/ Oudenarde/ Aeth/ Bergen<lb/>
und Charleroy wieder in diese Stadt zurück/ und hat Ihre Durchl.<lb/>
heute auff ernstliches Ersuchen der Gilde von dem Kreutz-Bogen<lb/>
dem Vogelschiessen/ welches von dem Kirch-Thurn von dem Savel<lb/>
geschicht/ beygewohnet. Die Stände des Bäyerlandes thun allhier<lb/>
bey dem Chur-Fürsten grosse Instantien/ umb den Chur-Printzen zu<lb/>
München zu behalten/ derobalden an der Anherokunfft selbigen Prin-<lb/>
tzens noch sehr gezwiffelt wird,<space dim="horizontal"/> <fw place="bottom" type="catch">Stockholm/ </fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[6]/0006] Aus dem Elsaß vom 14. April. Als jngsthin die alte Ambt-Leute zu Reyhenweyr/ weilen sie die armen Unterthanen biß auffs Marck außgesaugen/ cassiret wor- den/ so ist darauff der Ambtmann Schaffner gleich zum Hn. Marg- graffen d’ Uxelles und dem Hn. Intendanten de la Fond abgangen/ und hat denselben allerhand erdichte Zulagen vorgebracht/ welcher ungleiche Bericht dann so viel verursachet daß so gleich 2. Compa- gnien Dragouner dahin abgeschicket wordẽ/ so zwar Anfangs 4. Tag lang ziemlich auff Discretion gelebet/ nachdeme aber der Sachen wahre Beschaffenheit seiner hohen Behörde berichtet worden/ so wird anjetzo zum Anmarsch dieser Trouppen nur auf befehl vom Hoff gewartet; Indessen aber leben sie anjetzo in guter Ordre/ und geniessen das Tractament der Winterquartiere. Cölln/ vom 18. April. Verwichen Dienstag Nacht/ hat man zu Polheim in der Ca- pelle von St. Barbara 2. Juden attrapiret/ welche den Gottes- Kasten geöffnet/ und alles Geld daraus genommen haben/ man ist der Meinung daß sie in Willens gewesen sind/ das Allerheiligste auch in Händen zu kriegen/ weil man bey ihnen viele eyserne Instru- menten gefunden/ so sehr künstlich/ umb Thüren und Schlösser auf- zubrechen/ sie sind zu Berchem in Gefängnüß geleget/ und werden bald ihren verdienten Lohn empfangen. Rheinfels/ vom 16. April. Man sagt allhier/ daß diese Stadt auf ernstliches Ersuchen Sr. Käyserl. Mjest. im kurtzen an die Erben unsers Hertzogs Ernesti ab- getreten/ alle neue Fortificationes geschleifft/ doch dieser Orth/ biß unser Hr. Landgraff wegen seiner Prätenson vollkommen vergnügt/ mit Reichs-Völckern besetzt werden solle. Brüssel/ vom 20. April. Gestern kam Se. Churfürstl. Durchl. der Hertzog von Bäyern von Besichtigung der Städte Cortryck/ Oudenarde/ Aeth/ Bergen und Charleroy wieder in diese Stadt zurück/ und hat Ihre Durchl. heute auff ernstliches Ersuchen der Gilde von dem Kreutz-Bogen dem Vogelschiessen/ welches von dem Kirch-Thurn von dem Savel geschicht/ beygewohnet. Die Stände des Bäyerlandes thun allhier bey dem Chur-Fürsten grosse Instantien/ umb den Chur-Printzen zu München zu behalten/ derobalden an der Anherokunfft selbigen Prin- tzens noch sehr gezwiffelt wird, Stockholm/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Danzig und der Verlag Simon R… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-06-07T11:14:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-06-07T11:14:13Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: normalisiert; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0019_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0019_1698/6
Zitationshilfe: Dingstags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 19, Danzig, 1698, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0019_1698/6>, abgerufen am 21.11.2024.