Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

nur in den Höhen bilden dort die Escalonien und Pratis
große Vereine. Als Waldungen legten die geselligen
Pflanzen den Ackerbau Hindernisse entgegen und hemmten
seine Verbreitung. Die Grasarten und Monocotyledonen
der Weiden bestimmten das Leben vieler Nationen.
Die Ausbreitung weiter Grassteppen von der chinesischen
Mauer an bis hin zum caspischen Meere, hat den Hirten-
völkern Verbindungen gegeben, aus denen das patriarcha-
lische Leben entstand, dem sich später der asiatische Des-
potismus anreihete. So wurden selbst die verschiedenen
Regierungssysteme durch die wechselnden Verbindungen der
[Ge]wächse veranlaßt.

[57. Vorlesung, 21. April 1828]

Wir komme[n] nun zu der Zahl der Genera in denen
die Species vertheilt sind. Die Mannigfaltigkeit der Pflanzen-
formen geben die Genera an, ihre Zahl bestimmt daher den
Reichthum der Formen, die im Verhältniß zu der Zahl der Ge-
wächse um so häufiger werden, und einen um so schönern Wechsel
der Natur geben (denn durch die Zahl der Genera wird die
Ansicht der Natur bestimmt,) je weiter man von dem
Aequator den Polen zu kommt. So finden wir in
Lappland fast nur Gattungen, den 21/2 Species auf ein
Genus kommen. In Frankreich dagegen kommen 6 Arten

nur in den Höhen bilden dort die Escalonien und Pratis
große Vereine. Als Waldungen legten die geselligen
Pflanzen den Ackerbau Hinderniſſe entgegen und hemmten
ſeine Verbreitung. Die Grasarten und Monocotyledonen
der Weiden beſtimmten das Leben vieler Nationen.
Die Ausbreitung weiter Grasſteppen von der chineſiſchen
Mauer an bis hin zum caspiſchen Meere, hat den Hirten-
völkern Verbindungen gegeben, aus denen das patriarcha-
liſche Leben entſtand, dem ſich ſpäter der aſiatiſche Des-
potismus anreihete. So wurden ſelbſt die verſchiedenen
Regierungsſyſteme durch die wechſelnden Verbindungen der
[Ge]wächſe veranlaßt.

[57. Vorlesung, 21. April 1828]

Wir komme[n] nun zu der Zahl der Genera in denen
die Species vertheilt ſind. Die Mannigfaltigkeit der Pflanzen-
formen geben die Genera an, ihre Zahl beſtimmt daher den
Reichthum der Formen, die im Verhältniß zu der Zahl der Ge-
wächſe um ſo häufiger werden, und einen um ſo ſchönern Wechſel
der Natur geben (denn durch die Zahl der Genera wird die
Anſicht der Natur beſtimmt,) je weiter man von dem
Aequator den Polen zu kommt. So finden wir in
Lappland faſt nur Gattungen, den 2½ Species auf ein
Genus kommen. In Frankreich dagegen kommen 6 Arten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="56">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0532" n="526."/>
nur in den Höhen bilden dort die <hi rendition="#aq">Escalonien</hi> und <hi rendition="#aq">Pratis</hi><lb/>
große Vereine. Als Waldungen legten die geselligen<lb/>
Pflanzen den Ackerbau Hinderni&#x017F;&#x017F;e entgegen und hemmten<lb/>
&#x017F;eine Verbreitung. Die Grasarten und <hi rendition="#aq">Monocotyledonen</hi><lb/>
der Weiden be&#x017F;timmten das Leben vieler Nationen.<lb/>
Die Ausbreitung weiter Gras&#x017F;teppen von der chine&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Mauer an bis hin zum caspi&#x017F;chen Meere, hat den Hirten-<lb/>
völkern Verbindungen gegeben, aus denen das patriarcha-<lb/>
li&#x017F;che Leben ent&#x017F;tand, dem &#x017F;ich &#x017F;päter der a&#x017F;iati&#x017F;che Des-<lb/>
potismus anreihete. So wurden &#x017F;elb&#x017F;t die ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Regierungs&#x017F;y&#x017F;teme durch die wech&#x017F;elnden Verbindungen der<lb/><supplied reason="damage" resp="#BF">Ge</supplied>wäch&#x017F;e veranlaßt.</p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="session" n="57">
        <head>
          <supplied resp="#BF">57. Vorlesung, <ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><date when="1828-04-21">21. April 1828</date></ref></supplied>
        </head><lb/>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p>Wir komme<supplied reason="damage" resp="#BF">n</supplied> nun zu der Zahl der <hi rendition="#aq">Genera</hi> in denen<lb/>
die <hi rendition="#aq">Species</hi> vertheilt &#x017F;ind. Die Mannigfaltigkeit der Pflanzen-<lb/>
formen geben die <hi rendition="#aq">Genera</hi> an, ihre Zahl be&#x017F;timmt daher den<lb/>
Reichthum der Formen, die im Verhältniß zu der Zahl der Ge-<lb/>
wäch&#x017F;e um &#x017F;o häufiger werden, und einen um &#x017F;o &#x017F;chönern Wech&#x017F;el<lb/>
der Natur geben <choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">(</reg></choice>denn durch die Zahl der <hi rendition="#aq">Genera</hi> wird die<lb/>
An&#x017F;icht der Natur be&#x017F;timmt,<choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">)</reg></choice> je weiter man von dem<lb/>
Aequator den Polen zu kommt. So finden wir in<lb/>
Lappland fa&#x017F;t nur Gattungen, den 2½ <hi rendition="#aq">Species</hi> auf ein<lb/><hi rendition="#aq">Genus</hi> kommen. In Frankreich dagegen kommen 6 Arten<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[526./0532] nur in den Höhen bilden dort die Escalonien und Pratis große Vereine. Als Waldungen legten die geselligen Pflanzen den Ackerbau Hinderniſſe entgegen und hemmten ſeine Verbreitung. Die Grasarten und Monocotyledonen der Weiden beſtimmten das Leben vieler Nationen. Die Ausbreitung weiter Grasſteppen von der chineſiſchen Mauer an bis hin zum caspiſchen Meere, hat den Hirten- völkern Verbindungen gegeben, aus denen das patriarcha- liſche Leben entſtand, dem ſich ſpäter der aſiatiſche Des- potismus anreihete. So wurden ſelbſt die verſchiedenen Regierungsſyſteme durch die wechſelnden Verbindungen der Gewächſe veranlaßt. 57. Vorlesung, 21. April 1828 Wir kommen nun zu der Zahl der Genera in denen die Species vertheilt ſind. Die Mannigfaltigkeit der Pflanzen- formen geben die Genera an, ihre Zahl beſtimmt daher den Reichthum der Formen, die im Verhältniß zu der Zahl der Ge- wächſe um ſo häufiger werden, und einen um ſo ſchönern Wechſel der Natur geben /denn durch die Zahl der Genera wird die Anſicht der Natur beſtimmt,/ je weiter man von dem Aequator den Polen zu kommt. So finden wir in Lappland faſt nur Gattungen, den 2½ Species auf ein Genus kommen. In Frankreich dagegen kommen 6 Arten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/532
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 526.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/532>, abgerufen am 03.12.2024.