Sie lehrt ihrer Definition nach der Verbreitung der Gewächse auf unserer Erde. HerrStrohmeyer war der Erste, der sie als eine besondere Wissenschaft behandelte, und ihre Begründung ist neuer wie die der Geognosie. Viel Gutes darüber sagte auch Willdenom in dem hierher gehörigen Theile seines Grundrisses der Pflanzenkunde, er hat aber Geschichte mit Geographie verbunden. Die Geschichte der Pflanzen darf nur auf die Veränderungen aufmerksam machen, welche die natürliche Verbreitung durch Pflanzen- wanderungen erlitt. Sie läßt sich zum Theil nur auf Hypothesen gründen, da nur Meeresströme, vorherrschende Winde, und die Völkergeschichte selbst für die cultivirte Pflanzen durch Analogien auf die früheren Epochen zurückführen lassen.
Mit der Sprache der Völker unterscheiden wir Wasser-,Wiesen-, Wald- und Alpenpflanzen. Diese Eintheilung drückt aber nur ihren Standpunct, oder die Localität in der sie gefunden werden, nicht aber ihre Habitation aus.
Man hat auch ganze Himmelsstriche nach den vorherr- schenden Arten ihrer Gewächse mit Namen belegt, so z. B.
Sie lehrt ihrer Definition nach der Verbreitung der Gewächſe auf unſerer Erde. HerrStrohmeyer war der Erſte, der ſie als eine beſondere Wiſſenſchaft behandelte, und ihre Begründung iſt neuer wie die der Geognoſie. Viel Gutes darüber ſagte auch Willdenom in dem hierher gehörigen Theile ſeines Grundriſſes der Pflanzenkunde, er hat aber Geſchichte mit Geographie verbunden. Die Geſchichte der Pflanzen darf nur auf die Veränderungen aufmerkſam machen, welche die natürliche Verbreitung durch Pflanzen- wanderungen erlitt. Sie läßt ſich zum Theil nur auf Hypotheſen gründen, da nur Meeresſtröme, vorherrſchende Winde, und die Völkergeſchichte ſelbſt für die cultivirte Pflanzen durch Analogien auf die früheren Epochen zurückführen laſſen.
Mit der Sprache der Völker unterſcheiden wir Waſſer-,Wieſen-, Wald- und Alpenpflanzen. Dieſe Eintheilung drückt aber nur ihren Standpunct, oder die Localität in der ſie gefunden werden, nicht aber ihre Habitation aus.
Man hat auch ganze Himmelsſtriche nach den vorherr- ſchenden Arten ihrer Gewächſe mit Namen belegt, ſo z. B.
<TEI><text><body><pbfacs="#f0505"n="499."/><divtype="session"n="55"><head><suppliedresp="#BF">55. Vorlesung, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><datewhen="1828-04-17">17. April 1828</date></ref></supplied></head><lb/><divn="1"><divn="2"><head><hirendition="#u">Die Geographie der Pflanzen</hi>.</head><lb/><p>Sie lehrt ihrer Definition nach der Verbreitung<lb/>
der Gewächſe auf unſerer Erde. <choice><abbr>H</abbr><expanresp="#BF">Herr</expan></choice><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117345822 http://d-nb.info/gnd/117345822">Strohmeyer</persName></hi> war der<lb/>
Erſte, der ſie als eine beſondere Wiſſenſchaft behandelte,<lb/>
und ihre Begründung iſt neuer wie die der Geognoſie.<lb/>
Viel Gutes darüber ſagte auch <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117387436 http://d-nb.info/gnd/117387436">Willdenom</persName></hi> in dem hierher<lb/>
gehörigen Theile ſeines Grundriſſes der Pflanzenkunde, er hat<lb/>
aber Geſchichte mit Geographie verbunden. Die Geſchichte<lb/>
der Pflanzen darf nur auf die Veränderungen aufmerkſam<lb/>
machen, welche die natürliche Verbreitung durch Pflanzen-<lb/>
wanderungen erlitt. Sie läßt ſich zum Theil nur auf<lb/>
Hypotheſen gründen, da nur Meeresſtröme, vorherrſchende<lb/>
Winde, und die Völkergeſchichte ſelbſt für die cultivirte<lb/>
Pflanzen durch Analogien auf die früheren Epochen<lb/>
zurückführen laſſen.</p><lb/><p>Mit der Sprache der Völker unterſcheiden wir<lb/><choice><orig>Waſſer-</orig><regresp="#CT">Waſſer-,</reg></choice><choice><orig>Wieſen-</orig><regresp="#CT">Wieſen-,</reg></choice> Wald<choice><sic/><corrresp="#CT">-</corr></choice> und Alpenpflanzen. Dieſe<lb/>
Eintheilung drückt aber nur ihren Standpunct, oder die<lb/>
Localität in der ſie gefunden werden, nicht aber ihre<lb/>
Habitation aus.</p><lb/><p>Man hat auch ganze Himmelsſtriche nach den vorherr-<lb/>ſchenden Arten ihrer Gewächſe mit Namen belegt, ſo z. B.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[499./0505]
55. Vorlesung, 17. April 1828
Die Geographie der Pflanzen.
Sie lehrt ihrer Definition nach der Verbreitung
der Gewächſe auf unſerer Erde. H Strohmeyer war der
Erſte, der ſie als eine beſondere Wiſſenſchaft behandelte,
und ihre Begründung iſt neuer wie die der Geognoſie.
Viel Gutes darüber ſagte auch Willdenom in dem hierher
gehörigen Theile ſeines Grundriſſes der Pflanzenkunde, er hat
aber Geſchichte mit Geographie verbunden. Die Geſchichte
der Pflanzen darf nur auf die Veränderungen aufmerkſam
machen, welche die natürliche Verbreitung durch Pflanzen-
wanderungen erlitt. Sie läßt ſich zum Theil nur auf
Hypotheſen gründen, da nur Meeresſtröme, vorherrſchende
Winde, und die Völkergeſchichte ſelbſt für die cultivirte
Pflanzen durch Analogien auf die früheren Epochen
zurückführen laſſen.
Mit der Sprache der Völker unterſcheiden wir
Waſſer- Wieſen- Wald- und Alpenpflanzen. Dieſe
Eintheilung drückt aber nur ihren Standpunct, oder die
Localität in der ſie gefunden werden, nicht aber ihre
Habitation aus.
Man hat auch ganze Himmelsſtriche nach den vorherr-
ſchenden Arten ihrer Gewächſe mit Namen belegt, ſo z. B.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 499.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/505>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.