Wir kommen nun zur Untersuchung der Erdrinde in Allgemeinen, der positiven Lagerungs-Geognosie, ohne auf ihr Entstehen Rücksicht zu nehmen.
Man hat lange gefragt, wie tief wir eigentlich in das Innere der Erde gedrungen sind, und die Gruben von Ansin bei Valencienes von 850' unter dem Meeresspiegel für die tiefsten gehalten. Nach den trefflichen Untersuchungen jedoch die wir den beiden Geognosten Blechen und Oehlhausen ver- danken, welche Deutschland, Frankreich und England in dieser Rücksicht bereisten, finden sich die tiefsten Gruben oberhalb Lüttich von 1600' Tiefe. Die größten Kohlenbergwerke sind nur 1000' tief. Zu Freiberg ist man 1670' einge- drungen, was jedoch noch nicht 500' unter dem Niveau des Meers ist, da Freiburg so hoch liegt. So ist man an verschiedenen Punkten bis gegen 1600' tief in die Erde ein- gedrungen ohne darüber hinaus zu kommen. Also viermal tiefer als die größten Bauwerke über der Erde. Denn sowohl die höchsten Pyramiden älterer Baukunst wie die hohern Dome des Mittelalters erreichten etwa die Höhe von 440 bis 450'. Selbst wenn man der Hypothese folgen wollte daß vom Himallahgebirge die höchste Spitze der Dhawalagiri 26,000' über der Meeresfläche, aber so tief aus dem Innern unter derselben hervorgetrieben sei, so würde dies mit dem
Wir kommen nun zur Unterſuchung der Erdrinde in Allgemeinen, der poſitiven Lagerungs-Geognoſie, ohne auf ihr Entſtehen Rückſicht zu nehmen.
Man hat lange gefragt, wie tief wir eigentlich in das Innere der Erde gedrungen ſind, und die Gruben von Anſin bei Valencienes von 850′ unter dem Meereſſpiegel für die tiefſten gehalten. Nach den trefflichen Unterſuchungen jedoch die wir den beiden Geognoſten Blechen und Oehlhauſen ver- danken, welche Deutſchland, Frankreich und England in dieſer Rückſicht bereiſten, finden ſich die tiefſten Gruben oberhalb Lüttich von 1600′ Tiefe. Die größten Kohlenbergwerke ſind nur 1000′ tief. Zu Freiberg iſt man 1670′ einge- drungen, was jedoch noch nicht 500′ unter dem Niveau des Meers iſt, da Freiburg ſo hoch liegt. So iſt man an verſchiedenen Punkten bis gegen 1600′ tief in die Erde ein- gedrungen ohne darüber hinaus zu kommen. Alſo viermal tiefer als die größten Bauwerke über der Erde. Denn ſowohl die höchſten Pyramiden älterer Baukunſt wie die hohern Dome des Mittelalters erreichten etwa die Höhe von 440 bis 450′. Selbſt wenn man der Hypotheſe folgen wollte daß vom Himallahgebirge die höchſte Spitze der Dhawalagiri 26,000′ über der Meeresfläche, aber ſo tief aus dem Innern unter derſelben hervorgetrieben ſei, ſo würde dies mit dem
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Wir kommen nun zur Unterſuchung der Erdrinde
in Allgemeinen, der poſitiven Lagerungs-Geognoſie,
ohne auf ihr Entſtehen Rückſicht zu nehmen.
Man hat lange gefragt, wie tief wir eigentlich in das
Innere der Erde gedrungen ſind, und die Gruben von Anſin bei
Valencienes von 850′ unter dem Meereſſpiegel für die
tiefſten gehalten. Nach den trefflichen Unterſuchungen jedoch
die wir den beiden Geognoſten Blechen und Oehlhauſen ver-
danken, welche Deutſchland, Frankreich und England in dieſer
Rückſicht bereiſten, finden ſich die tiefſten Gruben oberhalb
Lüttich von 1600′ Tiefe. Die größten Kohlenbergwerke
ſind nur 1000′ tief. Zu Freiberg iſt man 1670′ einge-
drungen, was jedoch noch nicht 500′ unter dem Niveau des
Meers iſt, da Freiburg ſo hoch liegt. So iſt man an
verſchiedenen Punkten bis gegen 1600′ tief in die Erde ein-
gedrungen ohne darüber hinaus zu kommen. Alſo viermal tiefer
als die größten Bauwerke über der Erde. Denn ſowohl
die höchſten Pyramiden älterer Baukunſt wie die hohern
Dome des Mittelalters erreichten etwa die Höhe von 440
bis 450′. Selbſt wenn man der Hypotheſe folgen wollte
daß vom Himallahgebirge die höchſte Spitze der Dhawalagiri
26,000′ über der Meeresfläche, aber ſo tief aus dem Innern
unter derſelben hervorgetrieben ſei, ſo würde dies mit dem
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 270.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/276>, abgerufen am 30.12.2024.
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