Der Codiacal oder Thierkreis. Die Expedition der Fran- zosen nach Aegypten hat uns gelehrt, daß früher mehrere Thierkreise bekannt waren, da einer in Tentoris nördlich von Theben, und 2, südlich davon gefunden wurden. Es sind dies aber nur Bruchstücke auf Steinen, da man einen der wichtigsten Steine zurückließ. Die einzelnen Zeichen sind bei ihnen in 2 Reihen als Spirale gestellt, die der Löwe eröffnet. - Vor 2700 Jahren vor Christi G. fiel der Aufgang des Sirius bis auf 2 (Tage ?) mit dem Sonnensolstitium zusammen. Der deutsche Astronom Burkardt behauptet daß der jetzige 4300 Jahre alt sein müsse. - Man glaubt daß sein Entstehen in die Zeiten des Nero und Tiberius fällt, und die Nachah- nung eines noch ältern sei. HerrChampillon las auf einem der Steine aus Aegypten den Namen Aut[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ocrates. Die Aegypter wollten, daß die Zeichen durch alle Monate gehen sollten, woraus diese Periode entstand. Merk- würdig ist es, daß der Thierkreis in Latopolis gefunden, mit der Jungfrau anfängt. Bei den frühesten Unter- suchungen hatte man geglaubt, daß die Wage unter Julius Caesar aufgestellt sei. Herr Ideler hat aber be- weisen daß sie schon länger existirt, da Origenes es wahrscheinlich macht, daß die Wage aus Indien kam,
Der Codiacal oder Thierkreis. Die Expedition der Fran- zoſen nach Aegypten hat uns gelehrt, daß früher mehrere Thierkreiſe bekannt waren, da einer in Tentoris nördlich von Theben, und 2, ſüdlich davon gefunden wurden. Es ſind dies aber nur Bruchſtücke auf Steinen, da man einen der wichtigſten Steine zurückließ. Die einzelnen Zeichen ſind bei ihnen in 2 Reihen als Spirale geſtellt, die der Löwe eröffnet. – Vor 2700 Jahren vor Chriſti G. fiel der Aufgang des Sirius bis auf 2 (Tage ?) mit dem Sonnenſolſtitium zuſammen. Der deutſche Aſtronom Burkardt behauptet daß der jetzige 4300 Jahre alt ſein müſſe. – Man glaubt daß ſein Entſtehen in die Zeiten des Nero und Tiberius fällt, und die Nachah- nung eines noch ältern ſei. HerrCha⎡mpillon las auf einem der Steine aus Aegypten den Namen Aut[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ocrates. Die Aegypter wollten, daß die Zeichen durch alle Monate gehen ſollten, woraus dieſe Periode entſtand. Merk- würdig iſt es, daß der Thierkreis in Latopolis gefunden, mit der Jungfrau anfängt. Bei den früheſten Unter- ſuchungen hatte man geglaubt, daß die Wage unter Julius Caeſar aufgeſtellt ſei. Herr Ideler hat aber be- weiſen daß ſie ſchon länger exiſtirt, da Origenes es wahrſcheinlich macht, daß die Wage aus Indien kam,
<TEI><text><body><pbfacs="#f0146"n="140."/><divtype="session"n="22"><head><suppliedresp="#BF">22. Vorlesung, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><datewhen="1828-01-19">19. Januar 1828</date></ref></supplied></head><lb/><divn="1"><divn="2"><p><hirendition="#u">Der Codiacal oder Thierkreis</hi>. Die Expedition der Fran-<lb/>
zoſen nach Aegypten hat uns gelehrt, daß früher mehrere<lb/>
Thierkreiſe bekannt waren, da einer in Tentoris nördlich<lb/>
von Theben, und 2, ſüdlich davon gefunden wurden. Es ſind<lb/>
dies aber nur Bruchſtücke auf Steinen, da man einen der<lb/>
wichtigſten Steine zurückließ. Die einzelnen Zeichen ſind<lb/>
bei ihnen in 2 Reihen als Spirale geſtellt, die der Löwe<lb/>
eröffnet. – Vor 2700 Jahren vor Chriſti G. fiel<lb/>
der Aufgang des Sirius bis auf 2 <choice><orig>/</orig><regresp="#BF">(</reg></choice>Tage <metamark>?</metamark><choice><orig>/</orig><regresp="#BF">)</reg></choice> mit dem<lb/>
Sonnenſolſtitium zuſammen. Der deutſche Aſtronom<lb/><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117161357 http://d-nb.info/gnd/117161357">Burkardt</persName></hi> behauptet daß der jetzige 4300 Jahre alt<lb/>ſein müſſe. – Man glaubt daß ſein Entſtehen in die<lb/>
Zeiten des <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118586998 http://d-nb.info/gnd/118586998">Nero</persName></hi> und <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118622501 http://d-nb.info/gnd/118622501">Tiberius</persName></hi> fällt, und die Nachah-<lb/>
nung eines noch ältern ſei. <choice><abbr>H</abbr><expanresp="#BF">Herr</expan></choice><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118746219 http://d-nb.info/gnd/118746219">Cha<addplace="superlinear"><metamark/>m</add>pillon</persName></hi> las auf<lb/>
einem der Steine aus Aegypten den Namen <hirendition="#aq">Aut<subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/></del><addplace="across">o</add></subst>crates.</hi><lb/>
Die Aegypter wollten, daß die Zeichen durch alle Monate<lb/>
gehen ſollten, woraus dieſe Periode entſtand. Merk-<lb/>
würdig iſt es, daß der Thierkreis in Latopolis gefunden,<lb/>
mit der Jungfrau anfängt. Bei den früheſten Unter-<lb/>ſuchungen hatte man geglaubt, daß die Wage unter<lb/><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118518275 http://d-nb.info/gnd/118518275">Julius Caeſar</persName></hi> aufgeſtellt ſei. Herr <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100351212 http://d-nb.info/gnd/100351212">Ideler</persName></hi> hat aber be-<lb/>
weiſen daß ſie ſchon länger exiſtirt, da <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-102406375 http://d-nb.info/gnd/102406375">Origenes</persName></hi> es<lb/>
wahrſcheinlich macht, daß die Wage aus Indien kam,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[140./0146]
22. Vorlesung, 19. Januar 1828
Der Codiacal oder Thierkreis. Die Expedition der Fran-
zoſen nach Aegypten hat uns gelehrt, daß früher mehrere
Thierkreiſe bekannt waren, da einer in Tentoris nördlich
von Theben, und 2, ſüdlich davon gefunden wurden. Es ſind
dies aber nur Bruchſtücke auf Steinen, da man einen der
wichtigſten Steine zurückließ. Die einzelnen Zeichen ſind
bei ihnen in 2 Reihen als Spirale geſtellt, die der Löwe
eröffnet. – Vor 2700 Jahren vor Chriſti G. fiel
der Aufgang des Sirius bis auf 2 /Tage ?/ mit dem
Sonnenſolſtitium zuſammen. Der deutſche Aſtronom
Burkardt behauptet daß der jetzige 4300 Jahre alt
ſein müſſe. – Man glaubt daß ſein Entſtehen in die
Zeiten des Nero und Tiberius fällt, und die Nachah-
nung eines noch ältern ſei. H Champillon las auf
einem der Steine aus Aegypten den Namen Autocrates.
Die Aegypter wollten, daß die Zeichen durch alle Monate
gehen ſollten, woraus dieſe Periode entſtand. Merk-
würdig iſt es, daß der Thierkreis in Latopolis gefunden,
mit der Jungfrau anfängt. Bei den früheſten Unter-
ſuchungen hatte man geglaubt, daß die Wage unter
Julius Caeſar aufgeſtellt ſei. Herr Ideler hat aber be-
weiſen daß ſie ſchon länger exiſtirt, da Origenes es
wahrſcheinlich macht, daß die Wage aus Indien kam,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 140.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/146>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.