[N. N.]: Von der Ode. In: Vermischte Beyträge zur Philosophie und den schönen Wissenschaften, 2,1 (1763), S. 152–177.[irrelevantes Material - 1 Zeile fehlt] Von der Ode. Ein Versuch. Die Ode ist eines von denjenigen Gedichten, deren Schönheiten man wohl empfunden und bewundert; nie aber die Quellen und Regeln derselben untersucht hat. Man findet in den ältern Kunstrichtern einige zerstreute Anmerkungen, die aber nur einzelne Schönheiten berühren. In den kritischen Schriften des sechszehnten und siebenzehnten Jahrhunderts trifft man das, was Aristoteles, Horaz, Longin etc. gesagt haben, gesammelt an. Allein man unterstand sich nicht, weiter zu gehen; man trat ängstlich in die Fußstapfen dieser großen Geister*). Ist es aus Vorurtheil, aus Ehr- *) Alle diejenigen, welche entweder über den Aristoteles oder Horaz Erklärungen oder selbst von der Dichtkunst geschrieben haben, bestätigen diesen Satz. Man darf nur den Petr. Victorius, Franc. Robortellus etc. über die Poetik des Aristoteles; den Jac. Grifolus, Franc. Luisinus, Vincentius Madius, Achilles Statius etc. über des Horaz Schreiben an die Pisonen nachschlagen. Was die Ode anbetrifft, so findet man in des Scaligers Poetices L. I. C. 44. u. ff. S. 116-127. nichts, als die Etymologien, die Arten und die historischen Umstände der lyrischen Gedichte. Thom. Campanella hat in seiner Poetica, die zu Paris 1638 in 4. herausgekommen und den vierten Theil der Philosophia rationalis ausmacht, S. 176. u. f. bloß den Gegenstand und das Sylbenmaaß der Ode, und noch dazu sehr unvollständig, abgehandelt. Gerh. Jo. Vossius hat in seinen Poeticarum Institutionum Libris III. Amst. 1647. in 4. im 3. B. S. 60-94. die Etymologie der lyrischen Poesie, er hat die Stellen der Alten gesammelt, in welchen von dem Gegenstande der Ode geredet wird, die Arten derselben angeführt, die Schreibart und das Sylbenmaaß charakterisirt, und die verschiedenen Odendichter der Griechen und Römer genennt.
[irrelevantes Material – 1 Zeile fehlt] Von der Ode. Ein Versuch. Die Ode ist eines von denjenigen Gedichten, deren Schönheiten man wohl empfunden und bewundert; nie aber die Quellen und Regeln derselben untersucht hat. Man findet in den ältern Kunstrichtern einige zerstreute Anmerkungen, die aber nur einzelne Schönheiten berühren. In den kritischen Schriften des sechszehnten und siebenzehnten Jahrhunderts trifft man das, was Aristoteles, Horaz, Longin etc. gesagt haben, gesammelt an. Allein man unterstand sich nicht, weiter zu gehen; man trat ängstlich in die Fußstapfen dieser großen Geister*). Ist es aus Vorurtheil, aus Ehr- *) Alle diejenigen, welche entweder über den Aristoteles oder Horaz Erklärungen oder selbst von der Dichtkunst geschrieben haben, bestätigen diesen Satz. Man darf nur den Petr. Victorius, Franc. Robortellus etc. über die Poetik des Aristoteles; den Jac. Grifolus, Franc. Luisinus, Vincentius Madius, Achilles Statius etc. über des Horaz Schreiben an die Pisonen nachschlagen. Was die Ode anbetrifft, so findet man in des Scaligers Poetices L. I. C. 44. u. ff. S. 116-127. nichts, als die Etymologien, die Arten und die historischen Umstände der lyrischen Gedichte. Thom. Campanella hat in seiner Poetica, die zu Paris 1638 in 4. herausgekommen und den vierten Theil der Philosophia rationalis ausmacht, S. 176. u. f. bloß den Gegenstand und das Sylbenmaaß der Ode, und noch dazu sehr unvollständig, abgehandelt. Gerh. Jo. Vossius hat in seinen Poeticarum Institutionum Libris III. Amst. 1647. in 4. im 3. B. S. 60-94. die Etymologie der lyrischen Poesie, er hat die Stellen der Alten gesammelt, in welchen von dem Gegenstande der Ode geredet wird, die Arten derselben angeführt, die Schreibart und das Sylbenmaaß charakterisirt, und die verschiedenen Odendichter der Griechen und Römer genennt.
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Von der Ode.
Ein Versuch. Die Ode ist eines von denjenigen Gedichten, deren Schönheiten man wohl empfunden und bewundert; nie aber die Quellen und Regeln derselben untersucht hat. Man findet in den ältern Kunstrichtern einige zerstreute Anmerkungen, die aber nur einzelne Schönheiten berühren. In den kritischen Schriften des sechszehnten und siebenzehnten Jahrhunderts trifft man das, was Aristoteles, Horaz, Longin etc. gesagt haben, gesammelt an. Allein man unterstand sich nicht, weiter zu gehen; man trat ängstlich in die Fußstapfen dieser großen Geister *). Ist es aus Vorurtheil, aus Ehr-
*) Alle diejenigen, welche entweder über den Aristoteles oder Horaz Erklärungen oder selbst von der Dichtkunst geschrieben haben, bestätigen diesen Satz. Man darf nur den Petr. Victorius, Franc. Robortellus etc. über die Poetik des Aristoteles; den Jac. Grifolus, Franc. Luisinus, Vincentius Madius, Achilles Statius etc. über des Horaz Schreiben an die Pisonen nachschlagen. Was die Ode anbetrifft, so findet man in des Scaligers Poetices L. I. C. 44. u. ff. S. 116-127. nichts, als die Etymologien, die Arten und die historischen Umstände der lyrischen Gedichte. Thom. Campanella hat in seiner Poetica, die zu Paris 1638 in 4. herausgekommen und den vierten Theil der Philosophia rationalis ausmacht, S. 176. u. f. bloß den Gegenstand und das Sylbenmaaß der Ode, und noch dazu sehr unvollständig, abgehandelt. Gerh. Jo. Vossius hat in seinen Poeticarum Institutionum Libris III. Amst. 1647. in 4. im 3. B. S. 60-94. die Etymologie der lyrischen Poesie, er hat die Stellen der Alten gesammelt, in welchen von dem Gegenstande der Ode geredet wird, die Arten derselben angeführt, die Schreibart und das Sylbenmaaß charakterisirt, und die verschiedenen Odendichter der Griechen und Römer genennt.
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