Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 253. Köln, 23. März 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

hörten, auf Mittheilung der Gründe, worauf sich dieses Verfahren stützte, drangen, gestand Hr. Peters endlich, daß er höhern Instructionen gemäß handle. Auch die darauf brim Regierungspräsidenten Wallach nachgesuchte Genehmigung hat ein gleiches Resultat gehabt.

(D. A. Z.)
X Breslau, 19. März.

Um den Tag der Märzerhebung zu feiern, war ein Festkomite zusammengetreten. Die Feier sollte beginnen mit einem Zuge und enden mit Bankets. Alles war vorbereitet, als plötzlich den "deutschen Volksverein" Angst und Zittern befiel wegen der rothen Fahnen, die den Zug begleiten sollten. Zwei Tage vor dem Zuge selbst lieh er dieser Angst in einer öffentlichen Sitzung Worte und tobte auf eine wahrhaft ergötzliche Weise gegen die rothe Fahne, hinter der die Guillotine lauere. Arme Bourgeois! Könnt Ihr denn überhaupt einen Kopf verlieren?! Auf diese Debatten fußend verbot der Polizei-Präsident, den der deutsche Volksverein hoffentlich zum Ehrenmitgliede ernennen wird, die rothen Fahnen. Die demokratische Partei bestellte hierauf den ganzen Zug ab. Doch die Gewerk- und Arbeitervereine beharrten auf ihrem Willen trotz Polizei und Volksverein. Um drei Uhr setzte sich der Zug in Bewegung, begleitet von drei rothen Fahnen; auf einer derselben las man: "Emancipation der Arbeit." Treffende Reden wurden gehalten von J. Lasker und Lindner.

Obgleich der Polizei-Präsident -- und der Volksverein? -- vom Bürgerwehr-Obersten Engelmann bewaffnete Intervention forderte, so verweigerte dieser doch jedes Einschreiten gegen die friedliche Manifestation, die der Polizei-Präsident und der Volksverein? -- freilich eine anarchische Bestrebung nannten. Auf die Weigerung des Einschreitens wurde Militär requirirt, allein auch dieses erhielt keine Gelegenheit zum Interveniren.

Abends fanden drei Bankette statt. Am interessantesten war das des Arbeitervereins. Der Saal war mit der rothen Fahne geschmückt; die Inschrift auf derselben lautete: "Emancipation der Arbeit;" dargestellt wurde dieser Sinnspruch an der Spitze der Fahne durch einen Proletarier, der den Geldsack mit Füßen tritt und drohend mit nervigem Arm den Hammer schwingt.

Dem Bankett präsidirte der aufgelöste Vereinbarer Nees von Esenbeck. Reden wechselten mit Liedern ab. Unter den vielen Toasten erwähne ich den von Lohnmann auf die rothe Fahne, als Symbol der social-demokratischen Republik, von Stilch, auf die Grundpfeiler der Gesellschaft: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit; von Lindner auf die social-demokratische Republik u. s. w. Unter die Hochs mischten sich Pereats; so z. B. eins: "Dem Hochmuth der Großen und der Demuth der Kleinen.

Das Fest dauerte ohne die geringste Störung bis nach 1 Uhr Nachts.

068 Wien, 18. März.

Venturini, früher k. k. Lieutenant bei Zanini-Infantrie und später von den Magyaren zum Major ernannt, wurde bei Kapolna gefangen und am 13. d. kriegsrechtlich erschossen. -- FML. Baron Hammerstein soll aus Galizien mit 10 Bataillons zur Unterstützung der k. k. Truppen in Ungarn ein rücken. -- Man behauptet, Welden habe den Grabhügel der am 13. März 1848 Gefallenen der Erde gleich machen lassen, um weiteren Wallfahrten dahin ein Ziel zu setzen. Wie bekannt, ist der Friedhof militärisch besetzt. -- Die heutige Wiener Zeitung enthält das Kriegsmanifest gegen Sardinien in der Form eines leitenden Artikels. --

Auf die Nachricht von der Aufkündigung des Waffenstillstandes von Seite Sardiniens hat der Guverneur des östreichisch-illyrischen Küstenlandes Triest und die ganze Provinz unterm 17. d. M. in Kriegszustand erklärt.

Der hiesige Magistrat warnt in einer Bekanntmachung alle Eisenarbeiter vor Anfertigung von Waffen "und derlei Bestandtheilen." Wer die Warnung nicht beachtet, werde der standrechtlichen Behandlung verfallen.

Gestern Mittag um 2 Uhr wurde in der Ofner Josephsbastion der pensionirte Husarenlieutenant Novak, welcher das hier garnisonirende Bataillon Wimpfen zum Treubruche gegen seinen Kaiser verleiten wollte, standrechtlich zum Tode verurtheilt, und erschossen.

München, 17. März.

Die in unmittelbarer Folge des Sturzes des Abel'schen Systems, von hiesiger Universität entfernten Professoren, Lassaulx und Phillips, sind in ihre früheren Stellen wieder eingesetzt worden, und zwar ersterer in hiesiger, letzterer an der Universität Würzburg. Demgemäß können wir demnächst auch die Rückkehr von Döllinger und Höfler, wie die Ernennung Sepp's zum Professor erwarten und uns des fröhlichen Wiederaufblühens der von ihnen vertretenen Richtung in unserm Vaterlande freuen.

(A. Z.)
224 Aus Franken, 18. März.

Die schmutzige Coalition aller Heuler und Volksfeinde in dem famosen Kleeblatte: Richterstand, Bureaukratie, Soldateska, steuert mit vollen Segeln und blauweißen Wimpeln ihrem Ziele entgegen. Zu dem Ende häuft sie Blamage auf Blamage. So hat der fränkische Richterstand sich nicht entblödet, sich selbst das schmählichste Dementi zu geben; seine kindische Furcht vor den Assisen hat ihn nicht eher ruhen lassen, bis er einem seiner unglücklichen Opfer die Kerkerthore geöffnet, nur um dem auf elende Weise Verfolgten und Gequälten die Möglichkeit zu entreißen, die fränkischen Inquisitoren vor den Assisen zu enthüllen und ihr infames Verfahren öffentlich zu entlarven. Dieses Unglück der Entlassung aus dem Kerker traf den Studiosus Grössel, der wegen einer auf der Höfer Volksversammlung gehaltenen Rede 20 Wochen lang im Kerker schmachten mußte. Und dies etwa nicht in einem und demselben Reichspolizeistalle, nein er wurde mehrmals mit den gemeinsten Verbrechern zusammengepackt, und so an verschiedenen Orten herumgeschubt, bis er endlich in dem Allerheiligsten zu Bayreuth auf eine hübsche Zeit Ruhe fand. Im Kerker selbst wurde er systematisch durch jeweilige Entziehung der Speise, der Schlafdecke (an ein Bett ist in solchen baierischen Hundelöchern gar nicht zu denken) etc. zahm gemacht. Und nun, nachdem der junge Mann durch diese 20 Wochen enger Haft in seinen Studien vielleicht Jahre lang zurückgeworfen ist, entläßt man ihn 14 Tage vor dem Zusammentreten der Geschwornen, entzieht ihn seinem eigentlichen Richter, raubt ihm die einzige Rache für seine ungerechten Leiden, eine Ehrenerklärung vor diesem Volksgericht; nur weil man fürchtet, daß das Volk gar zu sehr durch die Zusammenstellung eines so empörenden Verfahrens aufgeregt werden könnte!!! Wie Herr Max Daffner seinerseits sehen mag, wo er ein neues Bein herbekommt, so der Studiosus Grössel, wie er die von seinen Studien, von seinem Leben und seiner Gesundheit verlorenen Jahre wieder nachholen kann. Seine Richter aber wird hoffentlich die Volksrache noch ereilen. Vielleicht erlebt der Assisenschreck übrigens noch mehrere Auflagen.

Unsere Bureaukratie macht ebenfalls jetzt wieder sehr erkleckliche Fortschritte. Sie räumt jetzt wieder ganz con amore "neuen Unrath" aus und ersetzt ihn unverdrossen durch den alten gottbegnadeten, verstaubten Wust. Absetzungen und Adressenunterschlagungen sind an der Tagesordnung. So hat, um nur ein Exempel von tausenden anzuführen, der Landgerichtspascha eines fränkischen Bezirkes eine Zustimmungsadresse an die Linke in der Volkskammer ohne Weiteres wegnehmen lassen, ohne sie mehr herauszugeben. Das sind die Grundrechte, das die konstitutionelle Garantie des Petitionsrechtes! Eine andere standrechtlich-bureaukratische Willkürmaßregel ging von dem Regierungspräsidenten von Mittelfranken, Freiherrn von Welden, aus, der ein Vetter des Wiener Blutrichters ist, und ihm wirklich Ehre macht. Besagter Welden hat einen Forstbeamten seines Kreises von seinem Amte suspendirt, weil er Volksversammlungen in Begleitung des Dr. Diezel beigewohnt, und in dessen demokratischen "Freien Staatsbürger" mehrere Artikel geschrieben!

Vollends die blauweiße Soldateska sucht vor allen Andern ihrem leidenschaftlich in sie vernarrten Reichsmax Ehre zu machen. In Nürnberg haben wieder brutale Excesse stattgefunden, ja der dortige General und Stadtkommandant, ein mit sieben Reichsvögeln begnadeter Windischgrätz in Sedez, hat sich sogar einen Angriff auf das Eigenthum erlaubt, und der dortigen Bürgerschaft ihre selbsteigens angekauften Kanonen geraubt. Und das geschieht den Nürnbergern, deren Elite unter dem gesammten Frankenvolke wegen ihres Muckerthums hinlänglich bezeichnet ist! Dem Bamberger demokratischgesinnten Freikorps kam vom Kriegsministerium der Ukas zu, es habe sich sofort als selbstständiges Corps aufzulösen und unter die antideluvianische Landwehr zu stellen. Eher als dem sich unterwerfen, will das Corps sich lieber ganz auflösen.

Trotz alledem und alledem haben die "demokratischen Canaillen" die Unverschämtheit gehabt, zum Aerger aller Gläubigen und Gutgesinnten in einer imposanten Demonstration ihre numerische Stärke zu entfalten, und dies dicht unter den Kanonen der Veste Rosenberg, unter den brennenden Lunten der Würzburger "Mordartillerie." Am 16. März nämlich fand in dem benachbarten Orte Remlingen eine große Volksversammlung Statt. Sie wurde von den entschiedensten Demokraten Unterfrankens geleitet, und war von mindestens 4000 Theilnehmern besucht, größtentheils Landleuten, unter welchen die "rebellisch gewesenen" Orber sehr zahlreich waren. Auf dieser Volksversammlung präsidirte Metzler von Würzburg. Es sprachen: Dr. Schmidt, (Arzt), mehrere Studenten aus Würzburg und andere Demokraten. Alle ermahnten das Volk zur Ruhe und Geduld, da ja doch die Tage ihrer Sklaverei bald gezählt seien; man wies dabei besonders hin auf die glücklichen Siege der Ungarn und auf den von Italien auf's Neue ausgehenden Revolutionskrieg, welche Stellen mit ungeheurem Jubel aufgenommen wurden. Beschlüsse wurden gefaßt: In einer Monsteradresse, welche sogleich von sämmtlichen Anwesenden unterzeichnet wurde, dem jetzigen reaktionären Ministerium ein peremtorisches Mißtrauensvotum, der Linken in der Kammer ein Vertrauensvotum zu übermachen, und an den blauweißen Reichsmax die Aufforderung zu stellen, ein neues volksthümliches Ministerium, zum Mindesten aus der Kammermajorität, zu bilden.

Die Bildung eines so entschieden reaktionären Ministeriums, aus dem auch der einzige noch etwas freisinnige (wenn man so sagen darf) Justizminister Heinz entfernt wurde, die Vertagung der Kammer, nachdem sie eben angefangen, durch ihre liberale Majorität sich das Zutrauen des Volkes zu erwerben, hat in ganz Franken, wie auch in der Pfalz, große Erbitterung hervorgerufen. Die reichsnachbarlichen Pfälzer sind eben im Begriff in einer Riesenpetition an die sogenannte Reichsversammlung dieselbe aufzufordern, mit aller Macht (s'il y en a) beim baierischen Ministerium auf alsbaldige Publikation der Grundrechte zu dringen, widrigenfalls sie von dem glorreichen Hause Wittelsbach abfallen und sich unmittelbar unter die Reichscentralgewalt stellen würden!! Die guten Pfälzer, die noch an die Reichsgewalt glauben! Als ob sie nicht schon längst unter der Reichscentralpolizeigewalt zu stehen das Glück haben. Uebrigens zeigt eine solche massenhafte Drohung nur zu gut, wie es mit den Sympathieen der Pfälzer für das baierische Regentenhaus aussieht. Uns Franken, die wir dergleichen Reichshanswurstiaden doch nicht machen, wäre nur noch eine festere Organisation unserer Partei zu wünschen; doch haben wir dazu schon die Grundlage, und wir können erwarten, daß bei einer künftigen Ministerkrisis, welche nicht lange ausbleiben kann, auch auf die Stimmung des demokratischen Frankenlandes Rücksicht genommen werden muß, und nicht wie bisher blos auf die von den Pfaffen umstrickten altbaierischen Stockprovinzen.

Wie die französischen Demokraten ihre Milliarde haben, wodurch sie der Reaktion den Kopf zertreten, so die bairischen die anderthalb Millionen, welche König Ludwig, "des Freistaats getreuester Beamteter," im Bunde mit der korrupten und servilen hohen Bureaukratie ohne Genehmigung der "Stände" nach Griechenland eskamotirt hat. Das Volk nimmt höchsten Antheil an der Zurückforderung dieser Summe, und eben als Abgeordneter Kolb den Antrag auf ihre Zurückgabe und auf Anklage des Ministeriums Abel-Seinsheim und der andern mitwirkenden Beamten wegen Verfassungsbruch gestellt hatte, ward die Kammer vertagt.

In diesen Tagen marschirt ein Theil unserer Reichskroaten nach Schleswig-Holstein. Ganz Franken jubelt diesem wirklich gescheuten Einfall unseres Reichsmax entgegen und auch die Soldateska ist glücklich, den Schauplatz ihrer blutigen Thaten in andere Länder verlegen zu können; denn die Wuth des Volkes war wirklich so weit gestiegen, daß die einzelnen Soldaten kaum mehr vor seiner Rache sicher waren. Das erbaulichste bei dem ganzen Marsche ist die Bequemlichkeit und die beinahe mehr als väterliche Zärtlichkeit, womit der erkenntliche Reichsmax sein treues Kriegsheer transportiren läßt. Anstatt nach Soldatensitte zu marschiren, sollen diese Reichsunmenschen überall auf Eisenbahnen, wo solche nicht vorhanden sind, auf Wägen weitergeschafft und dazu der letzte Gaul des ärmsten Landmannes requirirt resp. ruinirt werden, damit ja keiner dieser Wirthshaushelden seinen Fuß an einen Stein stoße. Den armen Arbeitern dagegen hat man eine freie Fahrt sogar auf der Strecke abgeschlagen, die sie selbst mit saurem Schweiß und Händearbeit erbaut haben. Es lebe die Gleichheit! Und wenn es überhaupt nur mit dem Dänenkrieg Ernst wäre! So aber, wenn es dem Gottbegnadeten nach Wunsch geht, soll ja bloß die Preußenkomödie von 1848 zum zweitenmale aufgeführt werden. Wenn nämlich die Kroatenbande nach Schleswig luftgefahren ist, wird sie wahrscheinlich nichts weiter zu thun haben, als nach dem Beispiele der glorreichen Berliner Barrikadenstürmer "sinnend zu stehen an der Königsau" und eine Weile hinüberzugaffen, wie Windischgrätz nach der Debrecziner Haide, bis die mit den Reichsohnmachten abgekartete Drohung des russischen Czaren ihr Gelegenheit gibt, sich zurückzuziehen und dem wehrlosen Volke ihre "derben Fäuste, zerbrechlichen Schlachtmesser und Mordprügel" fühlen zu lassen. Mir däucht, die Meerumschlungenen werden von ihnen mehr zu fürchten als zu hoffen haben.

Als Reichskuriosum theile ich Ihnen mit, daß der Muckerverein der Stadt Bayreuth, "patriotischer Verein" genannt und Flennbruder des Kasseler "Centralpatrioten," seine Rechnungen geschlossen und die enorme Summe von 80 Gulden für Blums und zu gleicher Zeit 62 Fl. für Auerswalds (!!) Hinterbliebene zusammengebettelt hat! Letztere werden sich höchstens zu einem verächtlichen hocharistokratischen Hohnlächeln über das Bettelgeld der fränkischen "Patrioten" herablassen und selbiges mit Entrüstung von sich werfen. Uebrigens hält derselbe Klub alle 4 Wochen eine öffentliche Sitzung, in welcher ein Staatsprokurator über den Unterschied von Mord und Todtschlag liest, ein anderer langweilt vom Erdbeben, ein Dritter heult gar über die Zweckmäßigkeit wasserdichter Schlafhauben bei stürmischer Witterung u. dgl. Dem gegenüber macht allerdings die Zusammenkunft konstitutioneller Vereine in Nürnberg Epoche. Dort wird eine Stunde lang Rechenschaft abgelegt, wie viele Heulervereine dem Programm beigetreten, wie viele Exemplare wassermännischer Reden vertheilt und wie viele fromme Wünsche den Zeitungen übergeben worden sind. Damit ist der Kongreß geschlossen und nun wird gezecht und geschmaust bis in die Nacht hinein. Am andern Morgen drucken dann die Heulerorgane triumphirend mit großen Lettern: Der Kongreß ist in größter Ruhe und Ordnung abgelaufen! Mit dem patriotischen Verein geht's übrigens von Tag zu Tage mehr abwärts; je mehr er heult, desto mehr klopfen ihm die hohen Herren auf die Finger! In diesem edlen Verein bestehen die Hauptmitglieder aus kleinen Meistern, die Krämpfe bekommen, wenn von Gewerbefreiheit die Rede ist. Sobald sie hören, daß ein armer Handwerksgeselle sich ansäßig machen will, laufen diese Zunftnarren auf die Polizei und drohen, Sturm läuten zu lassen, wenn man die "Ausländer" hereinlasse. Was Wunder, wenn solche angeblichen Republikaner manchen gesunden Arbeiterkopf der Demokratie abhold machen. Und das sind die Herren, die hier die Demokratie vertreten wollen!

!!! Frankfurt, 20. März.

Nationalversammlung. Fortsetzung der Kaiserdebatte, Simson präsidirt.

Halbauer aus Sachsen interpellirt das Reichsministerium, ob es Notiz genommen von dem Beschluß der sächsischen Stände, den Matrikularbeitrag zur deutschen Flotte nur bedingungsweise, wenn das Geld zum Dienst der Freiheit verwendet wird, zahlen zu wollen, und was es in diesem Falle zu thun gedenke. -- Das Ministerium wird antworten, wenn Sachsen auf das letzte Monitum in dieser Angelegenheit geantwortet haben wird. -- Hierauf geht man alsbald zur Tagesordnung und das Wort bekommt der ultramontane Buß aus Freiburg: Wann ist es je in der Welt gewesen, daß eine Versammlung, die ein volles Jahr zusammen ist, um eine Verfassung zu machen, am Ende ihrer Berathungen größere Differen-

überzeugt, daß die fraglichen Individuen, deren innerste Herzensrichtung in Gefühlsweiche und Rührungsfähigkeit gewiß mit Ihrer eignen durchaus harmoniert, mit einigen Bemühungen für den wahren Glauben und den Gehorsam gegen die Obrigkeit wieder zu gewinnen wären. Lassen Sie sich durch Nichts abschrecken, würdigster Mann! Der spätere Abrechnungsprozeß der revolutionären Partei mit ihren Feinden würde sich dadurch jedenfalls um ein Bedeutendes vereinfachen.

Da ist die Neue Preuß. Zeitung in ihrem ersten Stock. Man sieht, die Herren Consistorialräthe sind unverfälschte Kirchenväter: streng und unerbittlich gegen die Großen, gegen die Könige, liebevoll und barmherzig gegen die Geringen, die Verführten, die noch nicht ganz verhärteten.

Während nun im oberen Stockwerk solcherlei feierliche Bußpredigt und ernste Vermahnung ihr Wesen treibt und die reumüthige Zerknirschung einer geknickten Heulerseele erstes Erforderniß zur Mitarbeiterschaft ist, geht es unten, im Rez-de-Chaussee ganz gemüthlich und fibel her. Hier ist eine Art Portierloge errichtet, in welcher die eigentlichen Stifter des Blatts, die verbummelten Referendarien, Supernumerarien und Lieutenants ihr Standquartier aufgeschlagen haben, Weißbier trinken, Cigarren rauchen und etwa folgende Conversation vorführen (Siehe Nr. 60, 65 der N. Pr. Ztg., Feuilleton):

Bummler I. Neulich ging der Bürgerkaplan mit einem ganz hübschen Frauenzimmer unter den Linden spazieren.

Bummler II. Er sagt es sei seine Cousine.

Bummler III. Cousine? Na, ich möchte den Stammbaum sehen.

Bummler I. (gähnt) Der Bürgerkaplan denkt auch: es gibt nur ein Berlin!

Bummler II. Er sagt, die Dame heiße Fräulein Schröder.

Bummler I. Apropos, der dicke X. liebäugelt von der Tribüne, wenn er spricht, immer mit einigen Damen auf der Gallerie.

Bummler III. Ja, ich höre aber, seine Eroberungen sollen sehr antediluvianisch sein.

Bummler II. Das sieht ihm ähnlich. Gestern hatte er übrigens ein Rendezvous am Halleschen Thor.

Bummler I. So ? Das müssen wir in den Zuschauer setzen.

Bummler III. (nach einer Pause) Gestern haben sich die Gardeulanen mit dem Civil geprügelt.

Bummler IV (tritt ein) Guten Morgen, Bummler.

Bummler I. Was gibts Neues?

Bummler IV X. amüsirte sich gestern in der Esmeralda in Begleitung seiner Schwester Freundin.

Bummler I. Sonst nichts?

Bummler IV. Doch. Elsner hat sein Stammlokal im Cafe de la Liberte aufgeschlagen und macht dort eine Hebe bedeutend den Hof; Hr. Elsner scheint eine Passion für schöne Kellnerinnen zu haben.

Bummler I. Weiter?

Bummler IV. Eben ist mir der Bürgerkaplan begegnet mit aufgeschlagenem Paletotkragen.

Bummler II. Aha, gewiß damit sein Rival der Garde-du-Corps ihn nicht erkennt.

Bummler III. Was ist das für eine Geschichte?

Bummler II. Ich weiß nicht genau, ich muß erst weiter hören. Setzer (kommt) Herr Vorbummler, es fehlen noch zwei Spältchen Manuscript.

Bummer IV. Wart. Hier ist noch was: Die Gardeschützen bekommen statt der Helme Filzhüte wie die Constableroffiziere.

Bummler III. Dumme Geschichte. Darüber werden die Demokraten schlechte Witze reißen und sagen "es fehlt die Pointe, die Spitze."

Bummler I. Ist das Alles?

Bummler IV. Hier ist noch eine Notiz:

Vor zwei Jahren besorgte ein gewisser Literat Carl Grün in Paris bei dem bekannten Prozeß des Grafen Heßfeld mit seiner Frau gegen sehr anständiges Honorar die Ineressen des Grafen in Paris und in der französischen Presse. Wie sich nachher auswies, hatte Herr Grün zu gleicher Zeit von der Gegenpartei der Gräfin Bezahlung genommen für gewisse Mittheilungen. Wie nennt man wohl dergleichen?

Bummler III. Mit dem Grün bin ich noch nicht im Klaren.

Von dem Individuum muß es noch ganz andre, viel schönere Geschichten geben. Wenn ich nur erst dahinter käme.

Bummler I. Ach laß den Mann laufen. Er sieht mir gerade so aus, als ob er von Natur eigentlich zu uns gehöre. -- Ist das Alles? Eh bien, dann wollen wir den Klatsch aufschreiben, und Du, Bummler III., kannst einen Brief aus Leipzig fabriziren nebst einer großen Verschwörung, und daß D'Ersters Blondine seit seiner Abreise sehr traurig ist. Macht daß Ihr fertig werdet, wir wollen zu Wasmann gehen und ein Seidel trinken.

Der Art ist die anmuthige Conversation, die im Unterstübchen der Neuen Preußischen Zeitung verhandelt wird, während oben die Consistorialräthe sich mit Bußpredigten heiser schreien. Die liebenswürdigen Leute da drunten kümmern sich nicht im Mindestens um die Consistorialräthe, und die Consistorialräthe werden durch den Stadtklatsch der Bummler nicht im Mindesten genirt.

Man findet es befremdlich, daß die Consistorialräthe und die Bummler so harmlos und friedfertig in deselben Blättchen sich vertragen? Aber sie gehören nothwendig zusammen. Wenn der Consistorialrath ein gutes Ministerialdiner zu sich genommen hat, ist ihm die Bummelei des "Berliner Zuschauers" so zu sagen Bedürfniß, und wenn der Bummler nach verbummelten Nächten spät am Tage mit der Sehnsucht nach einem einmarinirten Häring erwacht, -- die einzige Tageszeit, an der er Sinn für die "ernste Politik" hat -- so thut ihm ein solcher Constistorialartikel genau dieselben Dienste.

Das ist der Zusammenhang zwischen dem Gros und dem Feuil-

hörten, auf Mittheilung der Gründe, worauf sich dieses Verfahren stützte, drangen, gestand Hr. Peters endlich, daß er höhern Instructionen gemäß handle. Auch die darauf brim Regierungspräsidenten Wallach nachgesuchte Genehmigung hat ein gleiches Resultat gehabt.

(D. A. Z.)
X Breslau, 19. März.

Um den Tag der Märzerhebung zu feiern, war ein Festkomite zusammengetreten. Die Feier sollte beginnen mit einem Zuge und enden mit Bankets. Alles war vorbereitet, als plötzlich den „deutschen Volksverein“ Angst und Zittern befiel wegen der rothen Fahnen, die den Zug begleiten sollten. Zwei Tage vor dem Zuge selbst lieh er dieser Angst in einer öffentlichen Sitzung Worte und tobte auf eine wahrhaft ergötzliche Weise gegen die rothe Fahne, hinter der die Guillotine lauere. Arme Bourgeois! Könnt Ihr denn überhaupt einen Kopf verlieren?! Auf diese Debatten fußend verbot der Polizei-Präsident, den der deutsche Volksverein hoffentlich zum Ehrenmitgliede ernennen wird, die rothen Fahnen. Die demokratische Partei bestellte hierauf den ganzen Zug ab. Doch die Gewerk- und Arbeitervereine beharrten auf ihrem Willen trotz Polizei und Volksverein. Um drei Uhr setzte sich der Zug in Bewegung, begleitet von drei rothen Fahnen; auf einer derselben las man: „Emancipation der Arbeit.“ Treffende Reden wurden gehalten von J. Lasker und Lindner.

Obgleich der Polizei-Präsident — und der Volksverein? — vom Bürgerwehr-Obersten Engelmann bewaffnete Intervention forderte, so verweigerte dieser doch jedes Einschreiten gegen die friedliche Manifestation, die der Polizei-Präsident und der Volksverein? — freilich eine anarchische Bestrebung nannten. Auf die Weigerung des Einschreitens wurde Militär requirirt, allein auch dieses erhielt keine Gelegenheit zum Interveniren.

Abends fanden drei Bankette statt. Am interessantesten war das des Arbeitervereins. Der Saal war mit der rothen Fahne geschmückt; die Inschrift auf derselben lautete: „Emancipation der Arbeit;“ dargestellt wurde dieser Sinnspruch an der Spitze der Fahne durch einen Proletarier, der den Geldsack mit Füßen tritt und drohend mit nervigem Arm den Hammer schwingt.

Dem Bankett präsidirte der aufgelöste Vereinbarer Nees von Esenbeck. Reden wechselten mit Liedern ab. Unter den vielen Toasten erwähne ich den von Lohnmann auf die rothe Fahne, als Symbol der social-demokratischen Republik, von Stilch, auf die Grundpfeiler der Gesellschaft: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit; von Lindner auf die social-demokratische Republik u. s. w. Unter die Hochs mischten sich Pereats; so z. B. eins: „Dem Hochmuth der Großen und der Demuth der Kleinen.

Das Fest dauerte ohne die geringste Störung bis nach 1 Uhr Nachts.

068 Wien, 18. März.

Venturini, früher k. k. Lieutenant bei Zanini-Infantrie und später von den Magyaren zum Major ernannt, wurde bei Kapolna gefangen und am 13. d. kriegsrechtlich erschossen. — FML. Baron Hammerstein soll aus Galizien mit 10 Bataillons zur Unterstützung der k. k. Truppen in Ungarn ein rücken. — Man behauptet, Welden habe den Grabhügel der am 13. März 1848 Gefallenen der Erde gleich machen lassen, um weiteren Wallfahrten dahin ein Ziel zu setzen. Wie bekannt, ist der Friedhof militärisch besetzt. — Die heutige Wiener Zeitung enthält das Kriegsmanifest gegen Sardinien in der Form eines leitenden Artikels. —

Auf die Nachricht von der Aufkündigung des Waffenstillstandes von Seite Sardiniens hat der Guverneur des östreichisch-illyrischen Küstenlandes Triest und die ganze Provinz unterm 17. d. M. in Kriegszustand erklärt.

Der hiesige Magistrat warnt in einer Bekanntmachung alle Eisenarbeiter vor Anfertigung von Waffen „und derlei Bestandtheilen.“ Wer die Warnung nicht beachtet, werde der standrechtlichen Behandlung verfallen.

Gestern Mittag um 2 Uhr wurde in der Ofner Josephsbastion der pensionirte Husarenlieutenant Novak, welcher das hier garnisonirende Bataillon Wimpfen zum Treubruche gegen seinen Kaiser verleiten wollte, standrechtlich zum Tode verurtheilt, und erschossen.

München, 17. März.

Die in unmittelbarer Folge des Sturzes des Abel'schen Systems, von hiesiger Universität entfernten Professoren, Lassaulx und Phillips, sind in ihre früheren Stellen wieder eingesetzt worden, und zwar ersterer in hiesiger, letzterer an der Universität Würzburg. Demgemäß können wir demnächst auch die Rückkehr von Döllinger und Höfler, wie die Ernennung Sepp's zum Professor erwarten und uns des fröhlichen Wiederaufblühens der von ihnen vertretenen Richtung in unserm Vaterlande freuen.

(A. Z.)
224 Aus Franken, 18. März.

Die schmutzige Coalition aller Heuler und Volksfeinde in dem famosen Kleeblatte: Richterstand, Bureaukratie, Soldateska, steuert mit vollen Segeln und blauweißen Wimpeln ihrem Ziele entgegen. Zu dem Ende häuft sie Blamage auf Blamage. So hat der fränkische Richterstand sich nicht entblödet, sich selbst das schmählichste Dementi zu geben; seine kindische Furcht vor den Assisen hat ihn nicht eher ruhen lassen, bis er einem seiner unglücklichen Opfer die Kerkerthore geöffnet, nur um dem auf elende Weise Verfolgten und Gequälten die Möglichkeit zu entreißen, die fränkischen Inquisitoren vor den Assisen zu enthüllen und ihr infames Verfahren öffentlich zu entlarven. Dieses Unglück der Entlassung aus dem Kerker traf den Studiosus Grössel, der wegen einer auf der Höfer Volksversammlung gehaltenen Rede 20 Wochen lang im Kerker schmachten mußte. Und dies etwa nicht in einem und demselben Reichspolizeistalle, nein er wurde mehrmals mit den gemeinsten Verbrechern zusammengepackt, und so an verschiedenen Orten herumgeschubt, bis er endlich in dem Allerheiligsten zu Bayreuth auf eine hübsche Zeit Ruhe fand. Im Kerker selbst wurde er systematisch durch jeweilige Entziehung der Speise, der Schlafdecke (an ein Bett ist in solchen baierischen Hundelöchern gar nicht zu denken) etc. zahm gemacht. Und nun, nachdem der junge Mann durch diese 20 Wochen enger Haft in seinen Studien vielleicht Jahre lang zurückgeworfen ist, entläßt man ihn 14 Tage vor dem Zusammentreten der Geschwornen, entzieht ihn seinem eigentlichen Richter, raubt ihm die einzige Rache für seine ungerechten Leiden, eine Ehrenerklärung vor diesem Volksgericht; nur weil man fürchtet, daß das Volk gar zu sehr durch die Zusammenstellung eines so empörenden Verfahrens aufgeregt werden könnte!!! Wie Herr Max Daffner seinerseits sehen mag, wo er ein neues Bein herbekommt, so der Studiosus Grössel, wie er die von seinen Studien, von seinem Leben und seiner Gesundheit verlorenen Jahre wieder nachholen kann. Seine Richter aber wird hoffentlich die Volksrache noch ereilen. Vielleicht erlebt der Assisenschreck übrigens noch mehrere Auflagen.

Unsere Bureaukratie macht ebenfalls jetzt wieder sehr erkleckliche Fortschritte. Sie räumt jetzt wieder ganz con amore „neuen Unrath“ aus und ersetzt ihn unverdrossen durch den alten gottbegnadeten, verstaubten Wust. Absetzungen und Adressenunterschlagungen sind an der Tagesordnung. So hat, um nur ein Exempel von tausenden anzuführen, der Landgerichtspascha eines fränkischen Bezirkes eine Zustimmungsadresse an die Linke in der Volkskammer ohne Weiteres wegnehmen lassen, ohne sie mehr herauszugeben. Das sind die Grundrechte, das die konstitutionelle Garantie des Petitionsrechtes! Eine andere standrechtlich-bureaukratische Willkürmaßregel ging von dem Regierungspräsidenten von Mittelfranken, Freiherrn von Welden, aus, der ein Vetter des Wiener Blutrichters ist, und ihm wirklich Ehre macht. Besagter Welden hat einen Forstbeamten seines Kreises von seinem Amte suspendirt, weil er Volksversammlungen in Begleitung des Dr. Diezel beigewohnt, und in dessen demokratischen „Freien Staatsbürger“ mehrere Artikel geschrieben!

Vollends die blauweiße Soldateska sucht vor allen Andern ihrem leidenschaftlich in sie vernarrten Reichsmax Ehre zu machen. In Nürnberg haben wieder brutale Excesse stattgefunden, ja der dortige General und Stadtkommandant, ein mit sieben Reichsvögeln begnadeter Windischgrätz in Sedez, hat sich sogar einen Angriff auf das Eigenthum erlaubt, und der dortigen Bürgerschaft ihre selbsteigens angekauften Kanonen geraubt. Und das geschieht den Nürnbergern, deren Elité unter dem gesammten Frankenvolke wegen ihres Muckerthums hinlänglich bezeichnet ist! Dem Bamberger demokratischgesinnten Freikorps kam vom Kriegsministerium der Ukas zu, es habe sich sofort als selbstständiges Corps aufzulösen und unter die antideluvianische Landwehr zu stellen. Eher als dem sich unterwerfen, will das Corps sich lieber ganz auflösen.

Trotz alledem und alledem haben die „demokratischen Canaillen“ die Unverschämtheit gehabt, zum Aerger aller Gläubigen und Gutgesinnten in einer imposanten Demonstration ihre numerische Stärke zu entfalten, und dies dicht unter den Kanonen der Veste Rosenberg, unter den brennenden Lunten der Würzburger „Mordartillerie.“ Am 16. März nämlich fand in dem benachbarten Orte Remlingen eine große Volksversammlung Statt. Sie wurde von den entschiedensten Demokraten Unterfrankens geleitet, und war von mindestens 4000 Theilnehmern besucht, größtentheils Landleuten, unter welchen die „rebellisch gewesenen“ Orber sehr zahlreich waren. Auf dieser Volksversammlung präsidirte Metzler von Würzburg. Es sprachen: Dr. Schmidt, (Arzt), mehrere Studenten aus Würzburg und andere Demokraten. Alle ermahnten das Volk zur Ruhe und Geduld, da ja doch die Tage ihrer Sklaverei bald gezählt seien; man wies dabei besonders hin auf die glücklichen Siege der Ungarn und auf den von Italien auf's Neue ausgehenden Revolutionskrieg, welche Stellen mit ungeheurem Jubel aufgenommen wurden. Beschlüsse wurden gefaßt: In einer Monsteradresse, welche sogleich von sämmtlichen Anwesenden unterzeichnet wurde, dem jetzigen reaktionären Ministerium ein peremtorisches Mißtrauensvotum, der Linken in der Kammer ein Vertrauensvotum zu übermachen, und an den blauweißen Reichsmax die Aufforderung zu stellen, ein neues volksthümliches Ministerium, zum Mindesten aus der Kammermajorität, zu bilden.

Die Bildung eines so entschieden reaktionären Ministeriums, aus dem auch der einzige noch etwas freisinnige (wenn man so sagen darf) Justizminister Heinz entfernt wurde, die Vertagung der Kammer, nachdem sie eben angefangen, durch ihre liberale Majorität sich das Zutrauen des Volkes zu erwerben, hat in ganz Franken, wie auch in der Pfalz, große Erbitterung hervorgerufen. Die reichsnachbarlichen Pfälzer sind eben im Begriff in einer Riesenpetition an die sogenannte Reichsversammlung dieselbe aufzufordern, mit aller Macht (s'il y en a) beim baierischen Ministerium auf alsbaldige Publikation der Grundrechte zu dringen, widrigenfalls sie von dem glorreichen Hause Wittelsbach abfallen und sich unmittelbar unter die Reichscentralgewalt stellen würden!! Die guten Pfälzer, die noch an die Reichsgewalt glauben! Als ob sie nicht schon längst unter der Reichscentralpolizeigewalt zu stehen das Glück haben. Uebrigens zeigt eine solche massenhafte Drohung nur zu gut, wie es mit den Sympathieen der Pfälzer für das baierische Regentenhaus aussieht. Uns Franken, die wir dergleichen Reichshanswurstiaden doch nicht machen, wäre nur noch eine festere Organisation unserer Partei zu wünschen; doch haben wir dazu schon die Grundlage, und wir können erwarten, daß bei einer künftigen Ministerkrisis, welche nicht lange ausbleiben kann, auch auf die Stimmung des demokratischen Frankenlandes Rücksicht genommen werden muß, und nicht wie bisher blos auf die von den Pfaffen umstrickten altbaierischen Stockprovinzen.

Wie die französischen Demokraten ihre Milliarde haben, wodurch sie der Reaktion den Kopf zertreten, so die bairischen die anderthalb Millionen, welche König Ludwig, „des Freistaats getreuester Beamteter,“ im Bunde mit der korrupten und servilen hohen Bureaukratie ohne Genehmigung der „Stände“ nach Griechenland eskamotirt hat. Das Volk nimmt höchsten Antheil an der Zurückforderung dieser Summe, und eben als Abgeordneter Kolb den Antrag auf ihre Zurückgabe und auf Anklage des Ministeriums Abel-Seinsheim und der andern mitwirkenden Beamten wegen Verfassungsbruch gestellt hatte, ward die Kammer vertagt.

In diesen Tagen marschirt ein Theil unserer Reichskroaten nach Schleswig-Holstein. Ganz Franken jubelt diesem wirklich gescheuten Einfall unseres Reichsmax entgegen und auch die Soldateska ist glücklich, den Schauplatz ihrer blutigen Thaten in andere Länder verlegen zu können; denn die Wuth des Volkes war wirklich so weit gestiegen, daß die einzelnen Soldaten kaum mehr vor seiner Rache sicher waren. Das erbaulichste bei dem ganzen Marsche ist die Bequemlichkeit und die beinahe mehr als väterliche Zärtlichkeit, womit der erkenntliche Reichsmax sein treues Kriegsheer transportiren läßt. Anstatt nach Soldatensitte zu marschiren, sollen diese Reichsunmenschen überall auf Eisenbahnen, wo solche nicht vorhanden sind, auf Wägen weitergeschafft und dazu der letzte Gaul des ärmsten Landmannes requirirt resp. ruinirt werden, damit ja keiner dieser Wirthshaushelden seinen Fuß an einen Stein stoße. Den armen Arbeitern dagegen hat man eine freie Fahrt sogar auf der Strecke abgeschlagen, die sie selbst mit saurem Schweiß und Händearbeit erbaut haben. Es lebe die Gleichheit! Und wenn es überhaupt nur mit dem Dänenkrieg Ernst wäre! So aber, wenn es dem Gottbegnadeten nach Wunsch geht, soll ja bloß die Preußenkomödie von 1848 zum zweitenmale aufgeführt werden. Wenn nämlich die Kroatenbande nach Schleswig luftgefahren ist, wird sie wahrscheinlich nichts weiter zu thun haben, als nach dem Beispiele der glorreichen Berliner Barrikadenstürmer „sinnend zu stehen an der Königsau“ und eine Weile hinüberzugaffen, wie Windischgrätz nach der Debrecziner Haide, bis die mit den Reichsohnmachten abgekartete Drohung des russischen Czaren ihr Gelegenheit gibt, sich zurückzuziehen und dem wehrlosen Volke ihre „derben Fäuste, zerbrechlichen Schlachtmesser und Mordprügel“ fühlen zu lassen. Mir däucht, die Meerumschlungenen werden von ihnen mehr zu fürchten als zu hoffen haben.

Als Reichskuriosum theile ich Ihnen mit, daß der Muckerverein der Stadt Bayreuth, „patriotischer Verein“ genannt und Flennbruder des Kasseler „Centralpatrioten,“ seine Rechnungen geschlossen und die enorme Summe von 80 Gulden für Blums und zu gleicher Zeit 62 Fl. für Auerswalds (!!) Hinterbliebene zusammengebettelt hat! Letztere werden sich höchstens zu einem verächtlichen hocharistokratischen Hohnlächeln über das Bettelgeld der fränkischen „Patrioten“ herablassen und selbiges mit Entrüstung von sich werfen. Uebrigens hält derselbe Klub alle 4 Wochen eine öffentliche Sitzung, in welcher ein Staatsprokurator über den Unterschied von Mord und Todtschlag liest, ein anderer langweilt vom Erdbeben, ein Dritter heult gar über die Zweckmäßigkeit wasserdichter Schlafhauben bei stürmischer Witterung u. dgl. Dem gegenüber macht allerdings die Zusammenkunft konstitutioneller Vereine in Nürnberg Epoche. Dort wird eine Stunde lang Rechenschaft abgelegt, wie viele Heulervereine dem Programm beigetreten, wie viele Exemplare wassermännischer Reden vertheilt und wie viele fromme Wünsche den Zeitungen übergeben worden sind. Damit ist der Kongreß geschlossen und nun wird gezecht und geschmaust bis in die Nacht hinein. Am andern Morgen drucken dann die Heulerorgane triumphirend mit großen Lettern: Der Kongreß ist in größter Ruhe und Ordnung abgelaufen! Mit dem patriotischen Verein geht's übrigens von Tag zu Tage mehr abwärts; je mehr er heult, desto mehr klopfen ihm die hohen Herren auf die Finger! In diesem edlen Verein bestehen die Hauptmitglieder aus kleinen Meistern, die Krämpfe bekommen, wenn von Gewerbefreiheit die Rede ist. Sobald sie hören, daß ein armer Handwerksgeselle sich ansäßig machen will, laufen diese Zunftnarren auf die Polizei und drohen, Sturm läuten zu lassen, wenn man die „Ausländer“ hereinlasse. Was Wunder, wenn solche angeblichen Republikaner manchen gesunden Arbeiterkopf der Demokratie abhold machen. Und das sind die Herren, die hier die Demokratie vertreten wollen!

!!! Frankfurt, 20. März.

Nationalversammlung. Fortsetzung der Kaiserdebatte, Simson präsidirt.

Halbauer aus Sachsen interpellirt das Reichsministerium, ob es Notiz genommen von dem Beschluß der sächsischen Stände, den Matrikularbeitrag zur deutschen Flotte nur bedingungsweise, wenn das Geld zum Dienst der Freiheit verwendet wird, zahlen zu wollen, und was es in diesem Falle zu thun gedenke. — Das Ministerium wird antworten, wenn Sachsen auf das letzte Monitum in dieser Angelegenheit geantwortet haben wird. — Hierauf geht man alsbald zur Tagesordnung und das Wort bekommt der ultramontane Buß aus Freiburg: Wann ist es je in der Welt gewesen, daß eine Versammlung, die ein volles Jahr zusammen ist, um eine Verfassung zu machen, am Ende ihrer Berathungen größere Differen-

überzeugt, daß die fraglichen Individuen, deren innerste Herzensrichtung in Gefühlsweiche und Rührungsfähigkeit gewiß mit Ihrer eignen durchaus harmoniert, mit einigen Bemühungen für den wahren Glauben und den Gehorsam gegen die Obrigkeit wieder zu gewinnen wären. Lassen Sie sich durch Nichts abschrecken, würdigster Mann! Der spätere Abrechnungsprozeß der revolutionären Partei mit ihren Feinden würde sich dadurch jedenfalls um ein Bedeutendes vereinfachen.

Da ist die Neue Preuß. Zeitung in ihrem ersten Stock. Man sieht, die Herren Consistorialräthe sind unverfälschte Kirchenväter: streng und unerbittlich gegen die Großen, gegen die Könige, liebevoll und barmherzig gegen die Geringen, die Verführten, die noch nicht ganz verhärteten.

Während nun im oberen Stockwerk solcherlei feierliche Bußpredigt und ernste Vermahnung ihr Wesen treibt und die reumüthige Zerknirschung einer geknickten Heulerseele erstes Erforderniß zur Mitarbeiterschaft ist, geht es unten, im Rez-de-Chaussee ganz gemüthlich und fibel her. Hier ist eine Art Portierloge errichtet, in welcher die eigentlichen Stifter des Blatts, die verbummelten Referendarien, Supernumerarien und Lieutenants ihr Standquartier aufgeschlagen haben, Weißbier trinken, Cigarren rauchen und etwa folgende Conversation vorführen (Siehe Nr. 60, 65 der N. Pr. Ztg., Feuilleton):

Bummler I. Neulich ging der Bürgerkaplan mit einem ganz hübschen Frauenzimmer unter den Linden spazieren.

Bummler II. Er sagt es sei seine Cousine.

Bummler III. Cousine? Na, ich möchte den Stammbaum sehen.

Bummler I. (gähnt) Der Bürgerkaplan denkt auch: es gibt nur ein Berlin!

Bummler II. Er sagt, die Dame heiße Fräulein Schröder.

Bummler I. Apropos, der dicke X. liebäugelt von der Tribüne, wenn er spricht, immer mit einigen Damen auf der Gallerie.

Bummler III. Ja, ich höre aber, seine Eroberungen sollen sehr antediluvianisch sein.

Bummler II. Das sieht ihm ähnlich. Gestern hatte er übrigens ein Rendezvous am Halleschen Thor.

Bummler I. So ? Das müssen wir in den Zuschauer setzen.

Bummler III. (nach einer Pause) Gestern haben sich die Gardeulanen mit dem Civil geprügelt.

Bummler IV (tritt ein) Guten Morgen, Bummler.

Bummler I. Was gibts Neues?

Bummler IV X. amüsirte sich gestern in der Esmeralda in Begleitung seiner Schwester Freundin.

Bummler I. Sonst nichts?

Bummler IV. Doch. Elsner hat sein Stammlokal im Café de la Liberté aufgeschlagen und macht dort eine Hebe bedeutend den Hof; Hr. Elsner scheint eine Passion für schöne Kellnerinnen zu haben.

Bummler I. Weiter?

Bummler IV. Eben ist mir der Bürgerkaplan begegnet mit aufgeschlagenem Paletotkragen.

Bummler II. Aha, gewiß damit sein Rival der Garde-du-Corps ihn nicht erkennt.

Bummler III. Was ist das für eine Geschichte?

Bummler II. Ich weiß nicht genau, ich muß erst weiter hören. Setzer (kommt) Herr Vorbummler, es fehlen noch zwei Spältchen Manuscript.

Bummer IV. Wart. Hier ist noch was: Die Gardeschützen bekommen statt der Helme Filzhüte wie die Constableroffiziere.

Bummler III. Dumme Geschichte. Darüber werden die Demokraten schlechte Witze reißen und sagen „es fehlt die Pointe, die Spitze.“

Bummler I. Ist das Alles?

Bummler IV. Hier ist noch eine Notiz:

Vor zwei Jahren besorgte ein gewisser Literat Carl Grün in Paris bei dem bekannten Prozeß des Grafen Heßfeld mit seiner Frau gegen sehr anständiges Honorar die Ineressen des Grafen in Paris und in der französischen Presse. Wie sich nachher auswies, hatte Herr Grün zu gleicher Zeit von der Gegenpartei der Gräfin Bezahlung genommen für gewisse Mittheilungen. Wie nennt man wohl dergleichen?

Bummler III. Mit dem Grün bin ich noch nicht im Klaren.

Von dem Individuum muß es noch ganz andre, viel schönere Geschichten geben. Wenn ich nur erst dahinter käme.

Bummler I. Ach laß den Mann laufen. Er sieht mir gerade so aus, als ob er von Natur eigentlich zu uns gehöre. — Ist das Alles? Eh bien, dann wollen wir den Klatsch aufschreiben, und Du, Bummler III., kannst einen Brief aus Leipzig fabriziren nebst einer großen Verschwörung, und daß D'Ersters Blondine seit seiner Abreise sehr traurig ist. Macht daß Ihr fertig werdet, wir wollen zu Wasmann gehen und ein Seidel trinken.

Der Art ist die anmuthige Conversation, die im Unterstübchen der Neuen Preußischen Zeitung verhandelt wird, während oben die Consistorialräthe sich mit Bußpredigten heiser schreien. Die liebenswürdigen Leute da drunten kümmern sich nicht im Mindestens um die Consistorialräthe, und die Consistorialräthe werden durch den Stadtklatsch der Bummler nicht im Mindesten genirt.

Man findet es befremdlich, daß die Consistorialräthe und die Bummler so harmlos und friedfertig in deselben Blättchen sich vertragen? Aber sie gehören nothwendig zusammen. Wenn der Consistorialrath ein gutes Ministerialdiner zu sich genommen hat, ist ihm die Bummelei des „Berliner Zuschauers“ so zu sagen Bedürfniß, und wenn der Bummler nach verbummelten Nächten spät am Tage mit der Sehnsucht nach einem einmarinirten Häring erwacht, — die einzige Tageszeit, an der er Sinn für die „ernste Politik“ hat — so thut ihm ein solcher Constistorialartikel genau dieselben Dienste.

Das ist der Zusammenhang zwischen dem Gros und dem Feuil-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar253_008" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003" n="1419"/>
hörten, auf Mittheilung der Gründe, worauf sich dieses Verfahren stützte, drangen, gestand Hr. Peters endlich, daß er höhern Instructionen gemäß handle. Auch die darauf brim Regierungspräsidenten Wallach nachgesuchte Genehmigung hat ein gleiches Resultat gehabt.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar253_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Breslau, 19. März.</head>
          <p>Um den Tag der Märzerhebung zu feiern, war ein Festkomite zusammengetreten. Die Feier sollte beginnen mit einem Zuge und enden mit Bankets. Alles war vorbereitet, als plötzlich den &#x201E;deutschen Volksverein&#x201C; Angst und Zittern befiel wegen der rothen Fahnen, die den Zug begleiten sollten. Zwei Tage vor dem Zuge selbst lieh er dieser Angst in einer öffentlichen Sitzung Worte und tobte auf eine wahrhaft ergötzliche Weise gegen die rothe Fahne, hinter der die Guillotine lauere. Arme Bourgeois! Könnt Ihr denn überhaupt einen Kopf verlieren?! Auf diese Debatten fußend verbot der Polizei-Präsident, den der deutsche Volksverein hoffentlich zum Ehrenmitgliede ernennen wird, die rothen Fahnen. Die demokratische Partei bestellte hierauf den ganzen Zug ab. Doch die Gewerk- und Arbeitervereine beharrten auf ihrem Willen trotz Polizei und Volksverein. Um drei Uhr setzte sich der Zug in Bewegung, begleitet von drei rothen Fahnen; auf einer derselben las man: &#x201E;Emancipation der Arbeit.&#x201C; Treffende Reden wurden gehalten von J. Lasker und Lindner.</p>
          <p>Obgleich der Polizei-Präsident &#x2014; und der Volksverein? &#x2014; vom Bürgerwehr-Obersten Engelmann bewaffnete Intervention forderte, so verweigerte dieser doch jedes Einschreiten gegen die friedliche Manifestation, die der Polizei-Präsident und der Volksverein? &#x2014; freilich eine anarchische Bestrebung nannten. Auf die Weigerung des Einschreitens wurde Militär requirirt, allein auch dieses erhielt keine Gelegenheit zum Interveniren.</p>
          <p>Abends fanden drei Bankette statt. Am interessantesten war das des Arbeitervereins. Der Saal war mit der rothen Fahne geschmückt; die Inschrift auf derselben lautete: &#x201E;Emancipation der Arbeit;&#x201C; dargestellt wurde dieser Sinnspruch an der Spitze der Fahne durch einen Proletarier, der den Geldsack mit Füßen tritt und drohend mit nervigem Arm den Hammer schwingt.</p>
          <p>Dem Bankett präsidirte der aufgelöste Vereinbarer Nees von Esenbeck. Reden wechselten mit Liedern ab. Unter den vielen Toasten erwähne ich den von Lohnmann auf die rothe Fahne, als Symbol der social-demokratischen Republik, von Stilch, auf die Grundpfeiler der Gesellschaft: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit; von Lindner auf die social-demokratische Republik u. s. w. Unter die Hochs mischten sich Pereats; so z. B. eins: &#x201E;Dem Hochmuth der Großen und der Demuth der Kleinen.</p>
          <p>Das Fest dauerte ohne die geringste Störung bis nach 1 Uhr Nachts.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar253_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Wien, 18. März.</head>
          <p>Venturini, früher k. k. Lieutenant bei Zanini-Infantrie und später von den Magyaren zum Major ernannt, wurde bei Kapolna gefangen und am 13. d. kriegsrechtlich erschossen. &#x2014; FML. Baron Hammerstein soll aus Galizien mit 10 Bataillons zur Unterstützung der k. k. Truppen in Ungarn ein rücken. &#x2014; Man behauptet, Welden habe den Grabhügel der am 13. März 1848 Gefallenen der Erde gleich machen lassen, um weiteren Wallfahrten dahin ein Ziel zu setzen. Wie bekannt, ist der Friedhof militärisch besetzt. &#x2014; Die heutige Wiener Zeitung enthält das Kriegsmanifest gegen Sardinien in der Form eines leitenden Artikels. &#x2014;</p>
          <p>Auf die Nachricht von der Aufkündigung des Waffenstillstandes von Seite Sardiniens hat der Guverneur des östreichisch-illyrischen Küstenlandes Triest und die ganze Provinz unterm 17. d. M. in Kriegszustand erklärt.</p>
          <p>Der hiesige Magistrat warnt in einer Bekanntmachung alle Eisenarbeiter vor Anfertigung von Waffen &#x201E;und derlei Bestandtheilen.&#x201C; Wer die Warnung nicht beachtet, werde der standrechtlichen Behandlung verfallen.</p>
          <p>Gestern Mittag um 2 Uhr wurde in der Ofner Josephsbastion der pensionirte Husarenlieutenant Novak, welcher das hier garnisonirende Bataillon Wimpfen zum Treubruche gegen seinen Kaiser verleiten wollte, standrechtlich zum Tode verurtheilt, und erschossen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar253_011" type="jArticle">
          <head>München, 17. März.</head>
          <p>Die in unmittelbarer Folge des Sturzes des Abel'schen Systems, von hiesiger Universität entfernten Professoren, Lassaulx und Phillips, sind in ihre früheren Stellen wieder eingesetzt worden, und zwar ersterer in hiesiger, letzterer an der Universität Würzburg. Demgemäß können wir demnächst auch die Rückkehr von Döllinger und Höfler, wie die Ernennung Sepp's zum Professor erwarten und uns des fröhlichen Wiederaufblühens der von ihnen vertretenen Richtung in unserm Vaterlande freuen.</p>
          <bibl>(A. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar253_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>224</author></bibl> Aus Franken, 18. März.</head>
          <p>Die schmutzige Coalition aller Heuler und Volksfeinde in dem famosen Kleeblatte: Richterstand, Bureaukratie, Soldateska, steuert mit vollen Segeln und blauweißen Wimpeln ihrem Ziele entgegen. Zu dem Ende häuft sie Blamage auf Blamage. So hat der fränkische Richterstand sich nicht entblödet, sich selbst das schmählichste Dementi zu geben; seine kindische Furcht vor den Assisen hat ihn nicht eher ruhen lassen, bis er einem seiner unglücklichen Opfer die Kerkerthore geöffnet, nur um dem auf elende Weise Verfolgten und Gequälten die Möglichkeit zu entreißen, die fränkischen Inquisitoren vor den Assisen zu enthüllen und ihr infames Verfahren öffentlich zu entlarven. Dieses <hi rendition="#g">Unglück</hi> der Entlassung aus dem Kerker traf den Studiosus <hi rendition="#g">Grössel,</hi> der wegen einer auf der <hi rendition="#g">Höfer Volksversammlung</hi> gehaltenen Rede 20 <hi rendition="#g">Wochen lang</hi> im Kerker schmachten mußte. Und dies etwa nicht in einem und demselben Reichspolizeistalle, nein er wurde mehrmals mit den gemeinsten Verbrechern zusammengepackt, und so an verschiedenen Orten herumgeschubt, bis er endlich in dem Allerheiligsten zu Bayreuth auf eine hübsche Zeit Ruhe fand. Im Kerker selbst wurde er systematisch durch jeweilige Entziehung der Speise, der Schlafdecke (an ein Bett ist in solchen baierischen Hundelöchern gar nicht zu denken) etc. zahm gemacht. Und nun, nachdem der junge Mann durch diese 20 Wochen enger Haft in seinen Studien vielleicht Jahre lang zurückgeworfen ist, entläßt man ihn 14 Tage vor dem Zusammentreten der Geschwornen, entzieht ihn seinem eigentlichen Richter, raubt ihm die einzige Rache für seine ungerechten Leiden, eine Ehrenerklärung vor diesem Volksgericht; nur weil man fürchtet, daß das Volk gar zu sehr durch die Zusammenstellung eines so empörenden Verfahrens aufgeregt werden könnte!!! Wie Herr Max Daffner seinerseits sehen mag, wo er ein neues Bein herbekommt, so der Studiosus Grössel, wie er die von seinen Studien, von seinem Leben und seiner Gesundheit verlorenen Jahre wieder nachholen kann. Seine Richter aber wird hoffentlich die Volksrache noch ereilen. Vielleicht erlebt der Assisenschreck übrigens noch mehrere Auflagen.</p>
          <p>Unsere <hi rendition="#g">Bureaukratie</hi> macht ebenfalls jetzt wieder sehr erkleckliche Fortschritte. Sie räumt jetzt wieder ganz con amore &#x201E;neuen Unrath&#x201C; aus und ersetzt ihn unverdrossen durch den alten gottbegnadeten, verstaubten Wust. Absetzungen und Adressenunterschlagungen sind an der Tagesordnung. So hat, um nur ein Exempel von tausenden anzuführen, der Landgerichtspascha eines fränkischen Bezirkes eine Zustimmungsadresse an die Linke in der Volkskammer ohne Weiteres wegnehmen lassen, ohne sie mehr herauszugeben. Das sind die Grundrechte, das die konstitutionelle Garantie des Petitionsrechtes! Eine andere standrechtlich-bureaukratische Willkürmaßregel ging von dem Regierungspräsidenten von Mittelfranken, Freiherrn von Welden, aus, der ein Vetter des Wiener Blutrichters ist, und ihm wirklich Ehre macht. Besagter Welden hat einen Forstbeamten seines Kreises von seinem Amte suspendirt, weil er Volksversammlungen in Begleitung des Dr. Diezel beigewohnt, und in dessen demokratischen &#x201E;Freien Staatsbürger&#x201C; mehrere Artikel geschrieben!</p>
          <p>Vollends die blauweiße <hi rendition="#g">Soldateska</hi> sucht vor allen Andern ihrem leidenschaftlich in sie vernarrten Reichsmax Ehre zu machen. In Nürnberg haben wieder brutale Excesse stattgefunden, ja der dortige General und Stadtkommandant, ein mit sieben Reichsvögeln begnadeter Windischgrätz in Sedez, hat sich sogar einen Angriff auf das Eigenthum erlaubt, und der dortigen Bürgerschaft ihre selbsteigens angekauften Kanonen geraubt. Und das geschieht den Nürnbergern, deren Elité unter dem gesammten Frankenvolke wegen ihres Muckerthums hinlänglich bezeichnet ist! Dem Bamberger demokratischgesinnten Freikorps kam vom Kriegsministerium der Ukas zu, es habe sich sofort als selbstständiges Corps aufzulösen und unter die antideluvianische Landwehr zu stellen. Eher als dem sich unterwerfen, will das Corps sich lieber ganz auflösen.</p>
          <p>Trotz alledem und alledem haben die &#x201E;demokratischen Canaillen&#x201C; die Unverschämtheit gehabt, zum Aerger aller Gläubigen und Gutgesinnten in einer imposanten Demonstration ihre numerische Stärke zu entfalten, und dies dicht unter den Kanonen der Veste Rosenberg, unter den brennenden Lunten der Würzburger &#x201E;Mordartillerie.&#x201C; Am 16. März nämlich fand in dem benachbarten Orte Remlingen eine große Volksversammlung Statt. Sie wurde von den entschiedensten Demokraten Unterfrankens geleitet, und war von mindestens 4000 Theilnehmern besucht, größtentheils Landleuten, unter welchen die &#x201E;rebellisch gewesenen&#x201C; Orber sehr zahlreich waren. Auf dieser Volksversammlung präsidirte Metzler von Würzburg. Es sprachen: Dr. Schmidt, (Arzt), mehrere Studenten aus Würzburg und andere Demokraten. Alle ermahnten das Volk zur Ruhe und Geduld, da ja doch die Tage ihrer Sklaverei bald gezählt seien; man wies dabei besonders hin auf die glücklichen Siege der Ungarn und auf den von Italien auf's Neue ausgehenden Revolutionskrieg, welche Stellen mit ungeheurem Jubel aufgenommen wurden. Beschlüsse wurden gefaßt: In einer Monsteradresse, welche sogleich von sämmtlichen Anwesenden unterzeichnet wurde, dem jetzigen reaktionären Ministerium ein peremtorisches Mißtrauensvotum, der Linken in der Kammer ein Vertrauensvotum zu übermachen, und an den blauweißen Reichsmax die Aufforderung zu stellen, ein neues volksthümliches Ministerium, zum Mindesten aus der Kammermajorität, zu bilden.</p>
          <p>Die Bildung eines so entschieden reaktionären Ministeriums, aus dem auch der einzige noch etwas freisinnige (wenn man so sagen darf) Justizminister Heinz entfernt wurde, die Vertagung der Kammer, nachdem sie eben angefangen, durch ihre liberale Majorität sich das Zutrauen des Volkes zu erwerben, hat in ganz Franken, wie auch in der Pfalz, große Erbitterung hervorgerufen. Die reichsnachbarlichen Pfälzer sind eben im Begriff in einer Riesenpetition an die sogenannte Reichsversammlung dieselbe aufzufordern, mit aller Macht (s'il y en a) beim baierischen Ministerium auf alsbaldige Publikation der Grundrechte zu dringen, widrigenfalls sie von dem glorreichen Hause Wittelsbach abfallen und sich unmittelbar unter die Reichscentralgewalt stellen würden!! Die guten Pfälzer, die noch an die Reichsgewalt glauben! Als ob sie nicht schon längst unter der Reichscentralpolizeigewalt zu stehen das Glück haben. Uebrigens zeigt eine solche massenhafte Drohung nur zu gut, wie es mit den Sympathieen der Pfälzer für das baierische Regentenhaus aussieht. Uns Franken, die wir dergleichen Reichshanswurstiaden doch nicht machen, wäre nur noch eine festere Organisation unserer Partei zu wünschen; doch haben wir dazu schon die Grundlage, und wir können erwarten, daß bei einer künftigen Ministerkrisis, welche nicht lange ausbleiben kann, auch auf die Stimmung des demokratischen Frankenlandes Rücksicht genommen werden <hi rendition="#g">muß,</hi> und nicht wie bisher blos auf die von den Pfaffen umstrickten altbaierischen Stockprovinzen.</p>
          <p>Wie die französischen Demokraten ihre Milliarde haben, wodurch sie der Reaktion den Kopf zertreten, so die bairischen die anderthalb Millionen, welche König Ludwig, &#x201E;des Freistaats getreuester Beamteter,&#x201C; im Bunde mit der korrupten und servilen hohen Bureaukratie ohne Genehmigung der &#x201E;Stände&#x201C; nach Griechenland eskamotirt hat. Das Volk nimmt höchsten Antheil an der Zurückforderung dieser Summe, und eben als Abgeordneter Kolb den Antrag auf ihre Zurückgabe und auf Anklage des Ministeriums Abel-Seinsheim und der andern mitwirkenden Beamten wegen Verfassungsbruch gestellt hatte, ward die Kammer vertagt.</p>
          <p>In diesen Tagen marschirt ein Theil unserer Reichskroaten nach Schleswig-Holstein. Ganz Franken jubelt diesem wirklich gescheuten Einfall unseres Reichsmax entgegen und auch die Soldateska ist glücklich, den Schauplatz ihrer blutigen Thaten in andere Länder verlegen zu können; denn die Wuth des Volkes war wirklich so weit gestiegen, daß die einzelnen Soldaten kaum mehr vor seiner Rache sicher waren. Das erbaulichste bei dem ganzen Marsche ist die Bequemlichkeit und die beinahe mehr als väterliche Zärtlichkeit, womit der erkenntliche Reichsmax sein treues Kriegsheer transportiren läßt. Anstatt nach Soldatensitte zu marschiren, sollen diese Reichsunmenschen überall auf Eisenbahnen, wo solche nicht vorhanden sind, auf Wägen weitergeschafft und dazu der letzte Gaul des ärmsten Landmannes requirirt resp. ruinirt werden, damit ja keiner dieser Wirthshaushelden seinen Fuß an einen Stein stoße. Den armen Arbeitern dagegen hat man eine freie Fahrt sogar auf der Strecke abgeschlagen, die sie selbst mit saurem Schweiß und Händearbeit erbaut haben. Es lebe die Gleichheit! Und wenn es überhaupt nur mit dem Dänenkrieg Ernst wäre! So aber, wenn es dem Gottbegnadeten nach Wunsch geht, soll ja bloß die Preußenkomödie von 1848 zum zweitenmale aufgeführt werden. Wenn nämlich die Kroatenbande nach Schleswig luftgefahren ist, wird sie wahrscheinlich nichts weiter zu thun haben, als nach dem Beispiele der glorreichen Berliner Barrikadenstürmer &#x201E;sinnend zu stehen an der Königsau&#x201C; und eine Weile hinüberzugaffen, wie Windischgrätz nach der Debrecziner Haide, bis die mit den Reichsohnmachten abgekartete Drohung des russischen Czaren ihr Gelegenheit gibt, sich zurückzuziehen und dem wehrlosen Volke ihre &#x201E;derben Fäuste, zerbrechlichen Schlachtmesser und Mordprügel&#x201C; fühlen zu lassen. Mir däucht, die Meerumschlungenen werden von ihnen mehr zu fürchten als zu hoffen haben.</p>
          <p>Als Reichskuriosum theile ich Ihnen mit, daß der Muckerverein der Stadt Bayreuth, &#x201E;patriotischer Verein&#x201C; genannt und Flennbruder des Kasseler &#x201E;Centralpatrioten,&#x201C; seine Rechnungen geschlossen und die enorme Summe von 80 Gulden für <hi rendition="#g">Blums</hi> und zu gleicher Zeit 62 Fl. für <hi rendition="#g">Auerswalds</hi> (!!) Hinterbliebene zusammengebettelt hat! Letztere werden sich höchstens zu einem verächtlichen hocharistokratischen Hohnlächeln über das Bettelgeld der fränkischen &#x201E;Patrioten&#x201C; herablassen und selbiges mit Entrüstung von sich werfen. Uebrigens hält derselbe Klub alle 4 Wochen eine öffentliche Sitzung, in welcher ein Staatsprokurator über den Unterschied von Mord und Todtschlag liest, ein anderer langweilt vom Erdbeben, ein Dritter heult gar über die Zweckmäßigkeit wasserdichter Schlafhauben bei stürmischer Witterung u. dgl. Dem gegenüber macht allerdings die Zusammenkunft konstitutioneller Vereine in Nürnberg Epoche. Dort wird eine Stunde lang Rechenschaft abgelegt, wie viele Heulervereine dem Programm beigetreten, wie viele Exemplare wassermännischer Reden vertheilt und wie viele fromme Wünsche den Zeitungen übergeben worden sind. Damit ist der Kongreß geschlossen und nun wird gezecht und geschmaust bis in die Nacht hinein. Am andern Morgen drucken dann die Heulerorgane triumphirend mit großen Lettern: Der Kongreß ist <hi rendition="#g">in größter Ruhe und Ordnung</hi> abgelaufen! Mit dem patriotischen Verein geht's übrigens von Tag zu Tage mehr abwärts; je mehr er heult, desto mehr klopfen ihm die hohen Herren auf die Finger! In diesem edlen Verein bestehen die Hauptmitglieder aus kleinen Meistern, die Krämpfe bekommen, wenn von Gewerbefreiheit die Rede ist. Sobald sie hören, daß ein armer Handwerksgeselle sich ansäßig machen will, laufen diese Zunftnarren auf die Polizei und drohen, Sturm läuten zu lassen, wenn man die &#x201E;Ausländer&#x201C; hereinlasse. Was Wunder, wenn solche angeblichen Republikaner manchen gesunden Arbeiterkopf der Demokratie abhold machen. Und das sind die Herren, die hier die Demokratie vertreten wollen!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar253_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 20. März.</head>
          <p>Nationalversammlung. Fortsetzung der Kaiserdebatte, Simson präsidirt.</p>
          <p>Halbauer aus Sachsen interpellirt das Reichsministerium, ob es Notiz genommen von dem Beschluß der sächsischen Stände, den Matrikularbeitrag zur deutschen Flotte nur bedingungsweise, wenn das Geld zum Dienst der Freiheit verwendet wird, zahlen zu wollen, und was es in diesem Falle zu thun gedenke. &#x2014; Das Ministerium wird antworten, wenn Sachsen auf das letzte Monitum in dieser Angelegenheit geantwortet haben wird. &#x2014; Hierauf geht man alsbald zur Tagesordnung und das Wort bekommt der ultramontane Buß aus Freiburg: Wann ist es je in der Welt gewesen, daß eine Versammlung, die ein volles Jahr zusammen ist, um eine Verfassung zu machen, am Ende ihrer Berathungen größere Differen-</p>
        </div>
      </div>
      <div type="jFeuilleton" n="1">
        <div xml:id="ar253_002a" type="jArticle">
          <p>überzeugt, daß die fraglichen Individuen, deren innerste Herzensrichtung in Gefühlsweiche und Rührungsfähigkeit gewiß mit Ihrer eignen durchaus harmoniert, mit einigen Bemühungen für den wahren Glauben und den Gehorsam gegen die Obrigkeit wieder zu gewinnen wären. Lassen Sie sich durch Nichts abschrecken, würdigster Mann! Der spätere Abrechnungsprozeß der revolutionären Partei mit ihren Feinden würde sich dadurch jedenfalls um ein Bedeutendes vereinfachen.</p>
          <p>Da ist die Neue Preuß. Zeitung in ihrem ersten Stock. Man sieht, die Herren Consistorialräthe sind unverfälschte Kirchenväter: streng und unerbittlich gegen die Großen, gegen die Könige, liebevoll und barmherzig gegen die Geringen, die Verführten, die noch nicht ganz verhärteten.</p>
          <p>Während nun im oberen Stockwerk solcherlei feierliche Bußpredigt und ernste Vermahnung ihr Wesen treibt und die reumüthige Zerknirschung einer geknickten Heulerseele erstes Erforderniß zur Mitarbeiterschaft ist, geht es unten, im Rez-de-Chaussee ganz gemüthlich und fibel her. Hier ist eine Art Portierloge errichtet, in welcher die eigentlichen Stifter des Blatts, die verbummelten Referendarien, Supernumerarien und Lieutenants ihr Standquartier aufgeschlagen haben, Weißbier trinken, Cigarren rauchen und etwa folgende Conversation vorführen (Siehe Nr. 60, 65 der N. Pr. Ztg., Feuilleton):</p>
          <p>Bummler I. Neulich ging der Bürgerkaplan mit einem ganz hübschen Frauenzimmer unter den Linden spazieren.</p>
          <p>Bummler II. Er sagt es sei seine Cousine.</p>
          <p>Bummler III. Cousine? Na, ich möchte den Stammbaum sehen.</p>
          <p>Bummler I. (gähnt) Der Bürgerkaplan denkt auch: es gibt nur ein Berlin!</p>
          <p>Bummler II. Er sagt, die Dame heiße Fräulein Schröder.</p>
          <p>Bummler I. Apropos, der dicke X. liebäugelt von der Tribüne, wenn er spricht, immer mit einigen Damen auf der Gallerie.</p>
          <p>Bummler III. Ja, ich höre aber, seine Eroberungen sollen sehr antediluvianisch sein.</p>
          <p>Bummler II. Das sieht ihm ähnlich. Gestern hatte er übrigens ein Rendezvous am Halleschen Thor.</p>
          <p>Bummler I. So ? Das müssen wir in den Zuschauer setzen.</p>
          <p>Bummler III. (nach einer Pause) Gestern haben sich die Gardeulanen mit dem Civil geprügelt.</p>
          <p>Bummler IV (tritt ein) Guten Morgen, Bummler.</p>
          <p>Bummler I. Was gibts Neues?</p>
          <p>Bummler IV X. amüsirte sich gestern in der Esmeralda in Begleitung seiner Schwester Freundin.</p>
          <p>Bummler I. Sonst nichts?</p>
          <p>Bummler IV. Doch. Elsner hat sein Stammlokal im Café de la Liberté aufgeschlagen und macht dort eine Hebe bedeutend den Hof; Hr. Elsner scheint eine Passion für schöne Kellnerinnen zu haben.</p>
          <p>Bummler I. Weiter?</p>
          <p>Bummler IV. Eben ist mir der Bürgerkaplan begegnet mit aufgeschlagenem Paletotkragen.</p>
          <p>Bummler II. Aha, gewiß damit sein Rival der Garde-du-Corps ihn nicht erkennt.</p>
          <p>Bummler III. Was ist das für eine Geschichte?</p>
          <p>Bummler II. Ich weiß nicht genau, ich muß erst weiter hören. Setzer (kommt) Herr Vorbummler, es fehlen noch zwei Spältchen Manuscript.</p>
          <p>Bummer IV. Wart. Hier ist noch was: Die Gardeschützen bekommen statt der Helme Filzhüte wie die Constableroffiziere.</p>
          <p>Bummler III. Dumme Geschichte. Darüber werden die Demokraten schlechte Witze reißen und sagen &#x201E;es fehlt die Pointe, die Spitze.&#x201C;</p>
          <p>Bummler I. Ist das Alles?</p>
          <p>Bummler IV. Hier ist noch eine Notiz:</p>
          <p>Vor zwei Jahren besorgte ein gewisser Literat Carl Grün in Paris bei dem bekannten Prozeß des Grafen Heßfeld mit seiner Frau gegen sehr anständiges Honorar die Ineressen des Grafen in Paris und in der französischen Presse. Wie sich nachher auswies, hatte Herr Grün <hi rendition="#g">zu gleicher Zeit</hi> von der Gegenpartei der Gräfin Bezahlung genommen für gewisse Mittheilungen. Wie nennt man wohl dergleichen?</p>
          <p>Bummler III. Mit dem Grün bin ich noch nicht im Klaren.</p>
          <p>Von dem Individuum muß es noch ganz andre, viel schönere Geschichten geben. Wenn ich nur erst dahinter käme.</p>
          <p>Bummler I. Ach laß den Mann laufen. Er sieht mir gerade so aus, als ob er von Natur eigentlich zu uns gehöre. &#x2014; Ist das Alles? Eh bien, dann wollen wir den Klatsch aufschreiben, und Du, Bummler III., kannst einen Brief aus Leipzig fabriziren nebst einer großen Verschwörung, und daß D'Ersters Blondine seit seiner Abreise sehr traurig ist. Macht daß Ihr fertig werdet, wir wollen zu Wasmann gehen und ein Seidel trinken.</p>
          <p>Der Art ist die anmuthige Conversation, die im Unterstübchen der Neuen Preußischen Zeitung verhandelt wird, während oben die Consistorialräthe sich mit Bußpredigten heiser schreien. Die liebenswürdigen Leute da drunten kümmern sich nicht im Mindestens um die Consistorialräthe, und die Consistorialräthe werden durch den Stadtklatsch der Bummler nicht im Mindesten genirt.</p>
          <p>Man findet es befremdlich, daß die Consistorialräthe und die Bummler so harmlos und friedfertig in deselben Blättchen sich vertragen? Aber sie gehören nothwendig zusammen. Wenn der Consistorialrath ein gutes Ministerialdiner zu sich genommen hat, ist ihm die Bummelei des &#x201E;Berliner Zuschauers&#x201C; so zu sagen Bedürfniß, und wenn der Bummler nach verbummelten Nächten spät am Tage mit der Sehnsucht nach einem einmarinirten Häring erwacht, &#x2014; die einzige Tageszeit, an der er Sinn für die &#x201E;ernste Politik&#x201C; hat &#x2014; so thut ihm ein solcher Constistorialartikel genau dieselben Dienste.</p>
          <p>Das ist der Zusammenhang zwischen dem Gros und dem Feuil-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1419/0003] hörten, auf Mittheilung der Gründe, worauf sich dieses Verfahren stützte, drangen, gestand Hr. Peters endlich, daß er höhern Instructionen gemäß handle. Auch die darauf brim Regierungspräsidenten Wallach nachgesuchte Genehmigung hat ein gleiches Resultat gehabt. (D. A. Z.) X Breslau, 19. März. Um den Tag der Märzerhebung zu feiern, war ein Festkomite zusammengetreten. Die Feier sollte beginnen mit einem Zuge und enden mit Bankets. Alles war vorbereitet, als plötzlich den „deutschen Volksverein“ Angst und Zittern befiel wegen der rothen Fahnen, die den Zug begleiten sollten. Zwei Tage vor dem Zuge selbst lieh er dieser Angst in einer öffentlichen Sitzung Worte und tobte auf eine wahrhaft ergötzliche Weise gegen die rothe Fahne, hinter der die Guillotine lauere. Arme Bourgeois! Könnt Ihr denn überhaupt einen Kopf verlieren?! Auf diese Debatten fußend verbot der Polizei-Präsident, den der deutsche Volksverein hoffentlich zum Ehrenmitgliede ernennen wird, die rothen Fahnen. Die demokratische Partei bestellte hierauf den ganzen Zug ab. Doch die Gewerk- und Arbeitervereine beharrten auf ihrem Willen trotz Polizei und Volksverein. Um drei Uhr setzte sich der Zug in Bewegung, begleitet von drei rothen Fahnen; auf einer derselben las man: „Emancipation der Arbeit.“ Treffende Reden wurden gehalten von J. Lasker und Lindner. Obgleich der Polizei-Präsident — und der Volksverein? — vom Bürgerwehr-Obersten Engelmann bewaffnete Intervention forderte, so verweigerte dieser doch jedes Einschreiten gegen die friedliche Manifestation, die der Polizei-Präsident und der Volksverein? — freilich eine anarchische Bestrebung nannten. Auf die Weigerung des Einschreitens wurde Militär requirirt, allein auch dieses erhielt keine Gelegenheit zum Interveniren. Abends fanden drei Bankette statt. Am interessantesten war das des Arbeitervereins. Der Saal war mit der rothen Fahne geschmückt; die Inschrift auf derselben lautete: „Emancipation der Arbeit;“ dargestellt wurde dieser Sinnspruch an der Spitze der Fahne durch einen Proletarier, der den Geldsack mit Füßen tritt und drohend mit nervigem Arm den Hammer schwingt. Dem Bankett präsidirte der aufgelöste Vereinbarer Nees von Esenbeck. Reden wechselten mit Liedern ab. Unter den vielen Toasten erwähne ich den von Lohnmann auf die rothe Fahne, als Symbol der social-demokratischen Republik, von Stilch, auf die Grundpfeiler der Gesellschaft: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit; von Lindner auf die social-demokratische Republik u. s. w. Unter die Hochs mischten sich Pereats; so z. B. eins: „Dem Hochmuth der Großen und der Demuth der Kleinen. Das Fest dauerte ohne die geringste Störung bis nach 1 Uhr Nachts. 068 Wien, 18. März. Venturini, früher k. k. Lieutenant bei Zanini-Infantrie und später von den Magyaren zum Major ernannt, wurde bei Kapolna gefangen und am 13. d. kriegsrechtlich erschossen. — FML. Baron Hammerstein soll aus Galizien mit 10 Bataillons zur Unterstützung der k. k. Truppen in Ungarn ein rücken. — Man behauptet, Welden habe den Grabhügel der am 13. März 1848 Gefallenen der Erde gleich machen lassen, um weiteren Wallfahrten dahin ein Ziel zu setzen. Wie bekannt, ist der Friedhof militärisch besetzt. — Die heutige Wiener Zeitung enthält das Kriegsmanifest gegen Sardinien in der Form eines leitenden Artikels. — Auf die Nachricht von der Aufkündigung des Waffenstillstandes von Seite Sardiniens hat der Guverneur des östreichisch-illyrischen Küstenlandes Triest und die ganze Provinz unterm 17. d. M. in Kriegszustand erklärt. Der hiesige Magistrat warnt in einer Bekanntmachung alle Eisenarbeiter vor Anfertigung von Waffen „und derlei Bestandtheilen.“ Wer die Warnung nicht beachtet, werde der standrechtlichen Behandlung verfallen. Gestern Mittag um 2 Uhr wurde in der Ofner Josephsbastion der pensionirte Husarenlieutenant Novak, welcher das hier garnisonirende Bataillon Wimpfen zum Treubruche gegen seinen Kaiser verleiten wollte, standrechtlich zum Tode verurtheilt, und erschossen. München, 17. März. Die in unmittelbarer Folge des Sturzes des Abel'schen Systems, von hiesiger Universität entfernten Professoren, Lassaulx und Phillips, sind in ihre früheren Stellen wieder eingesetzt worden, und zwar ersterer in hiesiger, letzterer an der Universität Würzburg. Demgemäß können wir demnächst auch die Rückkehr von Döllinger und Höfler, wie die Ernennung Sepp's zum Professor erwarten und uns des fröhlichen Wiederaufblühens der von ihnen vertretenen Richtung in unserm Vaterlande freuen. (A. Z.) 224 Aus Franken, 18. März. Die schmutzige Coalition aller Heuler und Volksfeinde in dem famosen Kleeblatte: Richterstand, Bureaukratie, Soldateska, steuert mit vollen Segeln und blauweißen Wimpeln ihrem Ziele entgegen. Zu dem Ende häuft sie Blamage auf Blamage. So hat der fränkische Richterstand sich nicht entblödet, sich selbst das schmählichste Dementi zu geben; seine kindische Furcht vor den Assisen hat ihn nicht eher ruhen lassen, bis er einem seiner unglücklichen Opfer die Kerkerthore geöffnet, nur um dem auf elende Weise Verfolgten und Gequälten die Möglichkeit zu entreißen, die fränkischen Inquisitoren vor den Assisen zu enthüllen und ihr infames Verfahren öffentlich zu entlarven. Dieses Unglück der Entlassung aus dem Kerker traf den Studiosus Grössel, der wegen einer auf der Höfer Volksversammlung gehaltenen Rede 20 Wochen lang im Kerker schmachten mußte. Und dies etwa nicht in einem und demselben Reichspolizeistalle, nein er wurde mehrmals mit den gemeinsten Verbrechern zusammengepackt, und so an verschiedenen Orten herumgeschubt, bis er endlich in dem Allerheiligsten zu Bayreuth auf eine hübsche Zeit Ruhe fand. Im Kerker selbst wurde er systematisch durch jeweilige Entziehung der Speise, der Schlafdecke (an ein Bett ist in solchen baierischen Hundelöchern gar nicht zu denken) etc. zahm gemacht. Und nun, nachdem der junge Mann durch diese 20 Wochen enger Haft in seinen Studien vielleicht Jahre lang zurückgeworfen ist, entläßt man ihn 14 Tage vor dem Zusammentreten der Geschwornen, entzieht ihn seinem eigentlichen Richter, raubt ihm die einzige Rache für seine ungerechten Leiden, eine Ehrenerklärung vor diesem Volksgericht; nur weil man fürchtet, daß das Volk gar zu sehr durch die Zusammenstellung eines so empörenden Verfahrens aufgeregt werden könnte!!! Wie Herr Max Daffner seinerseits sehen mag, wo er ein neues Bein herbekommt, so der Studiosus Grössel, wie er die von seinen Studien, von seinem Leben und seiner Gesundheit verlorenen Jahre wieder nachholen kann. Seine Richter aber wird hoffentlich die Volksrache noch ereilen. Vielleicht erlebt der Assisenschreck übrigens noch mehrere Auflagen. Unsere Bureaukratie macht ebenfalls jetzt wieder sehr erkleckliche Fortschritte. Sie räumt jetzt wieder ganz con amore „neuen Unrath“ aus und ersetzt ihn unverdrossen durch den alten gottbegnadeten, verstaubten Wust. Absetzungen und Adressenunterschlagungen sind an der Tagesordnung. So hat, um nur ein Exempel von tausenden anzuführen, der Landgerichtspascha eines fränkischen Bezirkes eine Zustimmungsadresse an die Linke in der Volkskammer ohne Weiteres wegnehmen lassen, ohne sie mehr herauszugeben. Das sind die Grundrechte, das die konstitutionelle Garantie des Petitionsrechtes! Eine andere standrechtlich-bureaukratische Willkürmaßregel ging von dem Regierungspräsidenten von Mittelfranken, Freiherrn von Welden, aus, der ein Vetter des Wiener Blutrichters ist, und ihm wirklich Ehre macht. Besagter Welden hat einen Forstbeamten seines Kreises von seinem Amte suspendirt, weil er Volksversammlungen in Begleitung des Dr. Diezel beigewohnt, und in dessen demokratischen „Freien Staatsbürger“ mehrere Artikel geschrieben! Vollends die blauweiße Soldateska sucht vor allen Andern ihrem leidenschaftlich in sie vernarrten Reichsmax Ehre zu machen. In Nürnberg haben wieder brutale Excesse stattgefunden, ja der dortige General und Stadtkommandant, ein mit sieben Reichsvögeln begnadeter Windischgrätz in Sedez, hat sich sogar einen Angriff auf das Eigenthum erlaubt, und der dortigen Bürgerschaft ihre selbsteigens angekauften Kanonen geraubt. Und das geschieht den Nürnbergern, deren Elité unter dem gesammten Frankenvolke wegen ihres Muckerthums hinlänglich bezeichnet ist! Dem Bamberger demokratischgesinnten Freikorps kam vom Kriegsministerium der Ukas zu, es habe sich sofort als selbstständiges Corps aufzulösen und unter die antideluvianische Landwehr zu stellen. Eher als dem sich unterwerfen, will das Corps sich lieber ganz auflösen. Trotz alledem und alledem haben die „demokratischen Canaillen“ die Unverschämtheit gehabt, zum Aerger aller Gläubigen und Gutgesinnten in einer imposanten Demonstration ihre numerische Stärke zu entfalten, und dies dicht unter den Kanonen der Veste Rosenberg, unter den brennenden Lunten der Würzburger „Mordartillerie.“ Am 16. März nämlich fand in dem benachbarten Orte Remlingen eine große Volksversammlung Statt. Sie wurde von den entschiedensten Demokraten Unterfrankens geleitet, und war von mindestens 4000 Theilnehmern besucht, größtentheils Landleuten, unter welchen die „rebellisch gewesenen“ Orber sehr zahlreich waren. Auf dieser Volksversammlung präsidirte Metzler von Würzburg. Es sprachen: Dr. Schmidt, (Arzt), mehrere Studenten aus Würzburg und andere Demokraten. Alle ermahnten das Volk zur Ruhe und Geduld, da ja doch die Tage ihrer Sklaverei bald gezählt seien; man wies dabei besonders hin auf die glücklichen Siege der Ungarn und auf den von Italien auf's Neue ausgehenden Revolutionskrieg, welche Stellen mit ungeheurem Jubel aufgenommen wurden. Beschlüsse wurden gefaßt: In einer Monsteradresse, welche sogleich von sämmtlichen Anwesenden unterzeichnet wurde, dem jetzigen reaktionären Ministerium ein peremtorisches Mißtrauensvotum, der Linken in der Kammer ein Vertrauensvotum zu übermachen, und an den blauweißen Reichsmax die Aufforderung zu stellen, ein neues volksthümliches Ministerium, zum Mindesten aus der Kammermajorität, zu bilden. Die Bildung eines so entschieden reaktionären Ministeriums, aus dem auch der einzige noch etwas freisinnige (wenn man so sagen darf) Justizminister Heinz entfernt wurde, die Vertagung der Kammer, nachdem sie eben angefangen, durch ihre liberale Majorität sich das Zutrauen des Volkes zu erwerben, hat in ganz Franken, wie auch in der Pfalz, große Erbitterung hervorgerufen. Die reichsnachbarlichen Pfälzer sind eben im Begriff in einer Riesenpetition an die sogenannte Reichsversammlung dieselbe aufzufordern, mit aller Macht (s'il y en a) beim baierischen Ministerium auf alsbaldige Publikation der Grundrechte zu dringen, widrigenfalls sie von dem glorreichen Hause Wittelsbach abfallen und sich unmittelbar unter die Reichscentralgewalt stellen würden!! Die guten Pfälzer, die noch an die Reichsgewalt glauben! Als ob sie nicht schon längst unter der Reichscentralpolizeigewalt zu stehen das Glück haben. Uebrigens zeigt eine solche massenhafte Drohung nur zu gut, wie es mit den Sympathieen der Pfälzer für das baierische Regentenhaus aussieht. Uns Franken, die wir dergleichen Reichshanswurstiaden doch nicht machen, wäre nur noch eine festere Organisation unserer Partei zu wünschen; doch haben wir dazu schon die Grundlage, und wir können erwarten, daß bei einer künftigen Ministerkrisis, welche nicht lange ausbleiben kann, auch auf die Stimmung des demokratischen Frankenlandes Rücksicht genommen werden muß, und nicht wie bisher blos auf die von den Pfaffen umstrickten altbaierischen Stockprovinzen. Wie die französischen Demokraten ihre Milliarde haben, wodurch sie der Reaktion den Kopf zertreten, so die bairischen die anderthalb Millionen, welche König Ludwig, „des Freistaats getreuester Beamteter,“ im Bunde mit der korrupten und servilen hohen Bureaukratie ohne Genehmigung der „Stände“ nach Griechenland eskamotirt hat. Das Volk nimmt höchsten Antheil an der Zurückforderung dieser Summe, und eben als Abgeordneter Kolb den Antrag auf ihre Zurückgabe und auf Anklage des Ministeriums Abel-Seinsheim und der andern mitwirkenden Beamten wegen Verfassungsbruch gestellt hatte, ward die Kammer vertagt. In diesen Tagen marschirt ein Theil unserer Reichskroaten nach Schleswig-Holstein. Ganz Franken jubelt diesem wirklich gescheuten Einfall unseres Reichsmax entgegen und auch die Soldateska ist glücklich, den Schauplatz ihrer blutigen Thaten in andere Länder verlegen zu können; denn die Wuth des Volkes war wirklich so weit gestiegen, daß die einzelnen Soldaten kaum mehr vor seiner Rache sicher waren. Das erbaulichste bei dem ganzen Marsche ist die Bequemlichkeit und die beinahe mehr als väterliche Zärtlichkeit, womit der erkenntliche Reichsmax sein treues Kriegsheer transportiren läßt. Anstatt nach Soldatensitte zu marschiren, sollen diese Reichsunmenschen überall auf Eisenbahnen, wo solche nicht vorhanden sind, auf Wägen weitergeschafft und dazu der letzte Gaul des ärmsten Landmannes requirirt resp. ruinirt werden, damit ja keiner dieser Wirthshaushelden seinen Fuß an einen Stein stoße. Den armen Arbeitern dagegen hat man eine freie Fahrt sogar auf der Strecke abgeschlagen, die sie selbst mit saurem Schweiß und Händearbeit erbaut haben. Es lebe die Gleichheit! Und wenn es überhaupt nur mit dem Dänenkrieg Ernst wäre! So aber, wenn es dem Gottbegnadeten nach Wunsch geht, soll ja bloß die Preußenkomödie von 1848 zum zweitenmale aufgeführt werden. Wenn nämlich die Kroatenbande nach Schleswig luftgefahren ist, wird sie wahrscheinlich nichts weiter zu thun haben, als nach dem Beispiele der glorreichen Berliner Barrikadenstürmer „sinnend zu stehen an der Königsau“ und eine Weile hinüberzugaffen, wie Windischgrätz nach der Debrecziner Haide, bis die mit den Reichsohnmachten abgekartete Drohung des russischen Czaren ihr Gelegenheit gibt, sich zurückzuziehen und dem wehrlosen Volke ihre „derben Fäuste, zerbrechlichen Schlachtmesser und Mordprügel“ fühlen zu lassen. Mir däucht, die Meerumschlungenen werden von ihnen mehr zu fürchten als zu hoffen haben. Als Reichskuriosum theile ich Ihnen mit, daß der Muckerverein der Stadt Bayreuth, „patriotischer Verein“ genannt und Flennbruder des Kasseler „Centralpatrioten,“ seine Rechnungen geschlossen und die enorme Summe von 80 Gulden für Blums und zu gleicher Zeit 62 Fl. für Auerswalds (!!) Hinterbliebene zusammengebettelt hat! Letztere werden sich höchstens zu einem verächtlichen hocharistokratischen Hohnlächeln über das Bettelgeld der fränkischen „Patrioten“ herablassen und selbiges mit Entrüstung von sich werfen. Uebrigens hält derselbe Klub alle 4 Wochen eine öffentliche Sitzung, in welcher ein Staatsprokurator über den Unterschied von Mord und Todtschlag liest, ein anderer langweilt vom Erdbeben, ein Dritter heult gar über die Zweckmäßigkeit wasserdichter Schlafhauben bei stürmischer Witterung u. dgl. Dem gegenüber macht allerdings die Zusammenkunft konstitutioneller Vereine in Nürnberg Epoche. Dort wird eine Stunde lang Rechenschaft abgelegt, wie viele Heulervereine dem Programm beigetreten, wie viele Exemplare wassermännischer Reden vertheilt und wie viele fromme Wünsche den Zeitungen übergeben worden sind. Damit ist der Kongreß geschlossen und nun wird gezecht und geschmaust bis in die Nacht hinein. Am andern Morgen drucken dann die Heulerorgane triumphirend mit großen Lettern: Der Kongreß ist in größter Ruhe und Ordnung abgelaufen! Mit dem patriotischen Verein geht's übrigens von Tag zu Tage mehr abwärts; je mehr er heult, desto mehr klopfen ihm die hohen Herren auf die Finger! In diesem edlen Verein bestehen die Hauptmitglieder aus kleinen Meistern, die Krämpfe bekommen, wenn von Gewerbefreiheit die Rede ist. Sobald sie hören, daß ein armer Handwerksgeselle sich ansäßig machen will, laufen diese Zunftnarren auf die Polizei und drohen, Sturm läuten zu lassen, wenn man die „Ausländer“ hereinlasse. Was Wunder, wenn solche angeblichen Republikaner manchen gesunden Arbeiterkopf der Demokratie abhold machen. Und das sind die Herren, die hier die Demokratie vertreten wollen! !!! Frankfurt, 20. März. Nationalversammlung. Fortsetzung der Kaiserdebatte, Simson präsidirt. Halbauer aus Sachsen interpellirt das Reichsministerium, ob es Notiz genommen von dem Beschluß der sächsischen Stände, den Matrikularbeitrag zur deutschen Flotte nur bedingungsweise, wenn das Geld zum Dienst der Freiheit verwendet wird, zahlen zu wollen, und was es in diesem Falle zu thun gedenke. — Das Ministerium wird antworten, wenn Sachsen auf das letzte Monitum in dieser Angelegenheit geantwortet haben wird. — Hierauf geht man alsbald zur Tagesordnung und das Wort bekommt der ultramontane Buß aus Freiburg: Wann ist es je in der Welt gewesen, daß eine Versammlung, die ein volles Jahr zusammen ist, um eine Verfassung zu machen, am Ende ihrer Berathungen größere Differen- überzeugt, daß die fraglichen Individuen, deren innerste Herzensrichtung in Gefühlsweiche und Rührungsfähigkeit gewiß mit Ihrer eignen durchaus harmoniert, mit einigen Bemühungen für den wahren Glauben und den Gehorsam gegen die Obrigkeit wieder zu gewinnen wären. Lassen Sie sich durch Nichts abschrecken, würdigster Mann! Der spätere Abrechnungsprozeß der revolutionären Partei mit ihren Feinden würde sich dadurch jedenfalls um ein Bedeutendes vereinfachen. Da ist die Neue Preuß. Zeitung in ihrem ersten Stock. Man sieht, die Herren Consistorialräthe sind unverfälschte Kirchenväter: streng und unerbittlich gegen die Großen, gegen die Könige, liebevoll und barmherzig gegen die Geringen, die Verführten, die noch nicht ganz verhärteten. Während nun im oberen Stockwerk solcherlei feierliche Bußpredigt und ernste Vermahnung ihr Wesen treibt und die reumüthige Zerknirschung einer geknickten Heulerseele erstes Erforderniß zur Mitarbeiterschaft ist, geht es unten, im Rez-de-Chaussee ganz gemüthlich und fibel her. Hier ist eine Art Portierloge errichtet, in welcher die eigentlichen Stifter des Blatts, die verbummelten Referendarien, Supernumerarien und Lieutenants ihr Standquartier aufgeschlagen haben, Weißbier trinken, Cigarren rauchen und etwa folgende Conversation vorführen (Siehe Nr. 60, 65 der N. Pr. Ztg., Feuilleton): Bummler I. Neulich ging der Bürgerkaplan mit einem ganz hübschen Frauenzimmer unter den Linden spazieren. Bummler II. Er sagt es sei seine Cousine. Bummler III. Cousine? Na, ich möchte den Stammbaum sehen. Bummler I. (gähnt) Der Bürgerkaplan denkt auch: es gibt nur ein Berlin! Bummler II. Er sagt, die Dame heiße Fräulein Schröder. Bummler I. Apropos, der dicke X. liebäugelt von der Tribüne, wenn er spricht, immer mit einigen Damen auf der Gallerie. Bummler III. Ja, ich höre aber, seine Eroberungen sollen sehr antediluvianisch sein. Bummler II. Das sieht ihm ähnlich. Gestern hatte er übrigens ein Rendezvous am Halleschen Thor. Bummler I. So ? Das müssen wir in den Zuschauer setzen. Bummler III. (nach einer Pause) Gestern haben sich die Gardeulanen mit dem Civil geprügelt. Bummler IV (tritt ein) Guten Morgen, Bummler. Bummler I. Was gibts Neues? Bummler IV X. amüsirte sich gestern in der Esmeralda in Begleitung seiner Schwester Freundin. Bummler I. Sonst nichts? Bummler IV. Doch. Elsner hat sein Stammlokal im Café de la Liberté aufgeschlagen und macht dort eine Hebe bedeutend den Hof; Hr. Elsner scheint eine Passion für schöne Kellnerinnen zu haben. Bummler I. Weiter? Bummler IV. Eben ist mir der Bürgerkaplan begegnet mit aufgeschlagenem Paletotkragen. Bummler II. Aha, gewiß damit sein Rival der Garde-du-Corps ihn nicht erkennt. Bummler III. Was ist das für eine Geschichte? Bummler II. Ich weiß nicht genau, ich muß erst weiter hören. Setzer (kommt) Herr Vorbummler, es fehlen noch zwei Spältchen Manuscript. Bummer IV. Wart. Hier ist noch was: Die Gardeschützen bekommen statt der Helme Filzhüte wie die Constableroffiziere. Bummler III. Dumme Geschichte. Darüber werden die Demokraten schlechte Witze reißen und sagen „es fehlt die Pointe, die Spitze.“ Bummler I. Ist das Alles? Bummler IV. Hier ist noch eine Notiz: Vor zwei Jahren besorgte ein gewisser Literat Carl Grün in Paris bei dem bekannten Prozeß des Grafen Heßfeld mit seiner Frau gegen sehr anständiges Honorar die Ineressen des Grafen in Paris und in der französischen Presse. Wie sich nachher auswies, hatte Herr Grün zu gleicher Zeit von der Gegenpartei der Gräfin Bezahlung genommen für gewisse Mittheilungen. Wie nennt man wohl dergleichen? Bummler III. Mit dem Grün bin ich noch nicht im Klaren. Von dem Individuum muß es noch ganz andre, viel schönere Geschichten geben. Wenn ich nur erst dahinter käme. Bummler I. Ach laß den Mann laufen. Er sieht mir gerade so aus, als ob er von Natur eigentlich zu uns gehöre. — Ist das Alles? Eh bien, dann wollen wir den Klatsch aufschreiben, und Du, Bummler III., kannst einen Brief aus Leipzig fabriziren nebst einer großen Verschwörung, und daß D'Ersters Blondine seit seiner Abreise sehr traurig ist. Macht daß Ihr fertig werdet, wir wollen zu Wasmann gehen und ein Seidel trinken. Der Art ist die anmuthige Conversation, die im Unterstübchen der Neuen Preußischen Zeitung verhandelt wird, während oben die Consistorialräthe sich mit Bußpredigten heiser schreien. Die liebenswürdigen Leute da drunten kümmern sich nicht im Mindestens um die Consistorialräthe, und die Consistorialräthe werden durch den Stadtklatsch der Bummler nicht im Mindesten genirt. Man findet es befremdlich, daß die Consistorialräthe und die Bummler so harmlos und friedfertig in deselben Blättchen sich vertragen? Aber sie gehören nothwendig zusammen. Wenn der Consistorialrath ein gutes Ministerialdiner zu sich genommen hat, ist ihm die Bummelei des „Berliner Zuschauers“ so zu sagen Bedürfniß, und wenn der Bummler nach verbummelten Nächten spät am Tage mit der Sehnsucht nach einem einmarinirten Häring erwacht, — die einzige Tageszeit, an der er Sinn für die „ernste Politik“ hat — so thut ihm ein solcher Constistorialartikel genau dieselben Dienste. Das ist der Zusammenhang zwischen dem Gros und dem Feuil-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz253_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz253_1849/3
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 253. Köln, 23. März 1849, S. 1419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz253_1849/3>, abgerufen am 26.04.2024.