noch aus andern Gründen auf die Existenz der Dünste kommen. Wenn wir uns nemlich vorstellen daß, je stärker die Fernröhre sind desto mehr die Maßssen zunehmen, so kommt man auf die Idee, daß wenn es kein Hinderniß im Welt- all gäbe, aus jedem Theile desselben die Sterne uns Licht zu- senden müßten. Das ganze Himmelsgewölbe müßte also vollkommen Sternhelle haben; da dies aber nicht der Fall ist, so schließt man, daß diese Materie sehr schwächend ist; es ist der dunstförmige Stoff, der sich noch nicht zu Welt- körpern gebildet hat. Eine andere Ursache kann man aus der Wiederkehr der Kometen ableiten.
1. Beschaffenheit der Materie selbst nach der Art ihrer Verdichtung.
S. 52 Der Zustand der Materie kann ein 3 facher sein: starr, tropfbar-flüßig, elastisch-flüßig. Es findet sich eine jede dieser 3 Formen auf der Erde. Die flüßige Maße sehen wir im Ocean und wahrscheinlich findet sie sich auch im Innern der Erde. In der Tiefe von 48 Meilen muß sich eine Hitze von 46° Reaumur finden bei welcher Eisen schmilzt. Sao aber sind nicht alle planeti- schen Körper. Der Mond scheint bloß starr zu sein. Seine Atmosphäre ist von solcher Dünnigkeit wie bei uns unter der Luftpumpe. Das eine haben alle Nebenpla- neten mit einander gemein, daß sie sich um sich selbst bewegen und zugleich in halber Zeit um den Hauptplaneten; allein Atmosphären mögen wohl einige haben z. E. die Satelliten des Saturn. Wenn der Mond bloß starr ist, so
noch aus andern Gründen auf die Existenz der Dünste kommen. Wenn wir uns nemlich vorstellen daß, je stärker die Fernröhre sind desto mehr die Maßssen zunehmen, so kommt man auf die Idee, daß wenn es kein Hinderniß im Welt- all gäbe, aus jedem Theile desselben die Sterne uns Licht zu- senden müßten. Das ganze Himmelsgewölbe müßte also vollkommen Sternhelle haben; da dies aber nicht der Fall ist, so schließt man, daß diese Materie sehr schwächend ist; es ist der dunstförmige Stoff, der sich noch nicht zu Welt- körpern gebildet hat. Eine andere Ursache kann man aus der Wiederkehr der Kometen ableiten.
1. Beschaffenheit der Materie selbst nach der Art ihrer Verdichtung.
S. 52 Der Zustand der Materie kann ein 3 facher sein: starr, tropfbar-flüßig, elastisch-flüßig. Es findet sich eine jede dieser 3 Formen auf der Erde. Die flüßige Maße sehen wir im Ocean und wahrscheinlich findet sie sich auch im Innern der Erde. In der Tiefe von 48 Meilen muß sich eine Hitze von 46° Reaumur finden bei welcher Eisen schmilzt. Sao aber sind nicht alle planeti- schen Körper. Der Mond scheint bloß starr zu sein. Seine Atmosphäre ist von solcher Dünnigkeit wie bei uns unter der Luftpumpe. Das eine haben alle Nebenpla- neten mit einander gemein, daß sie sich um sich selbst bewegen und zugleich in halber Zeit um den Hauptplaneten; allein Atmosphären mögen wohl einige haben z. E. die Satelliten des Saturn. Wenn der Mond bloß starr ist, so
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[[44]/0050]
noch aus andern Gründen auf die Existenz der Dünste kommen.
Wenn wir uns nemlich vorstellen daß, je stärker die
Fernröhre sind desto mehr die Massen zunehmen, so kommt
man auf die Idee, daß wenn es kein Hinderniß im Welt-
all gäbe, aus jedem Theile desselben die Sterne uns Licht zu-
senden müßten. Das ganze Himmelsgewölbe müßte also
vollkommen Sternhelle haben; da dies aber nicht der Fall
ist, so schließt man, daß diese Materie sehr schwächend ist;
es ist der dunstförmige Stoff, der sich noch nicht zu Welt-
körpern gebildet hat. Eine andere Ursache kann man
aus der Wiederkehr der Kometen ableiten.
10. Vorlesung, 5. Dezember 1827
Beschaffenheit der Materie selbst nach der Art ihrer
Verdichtung.
1.
Der Zustand der Materie kann ein 3 facher sein:
starr, tropfbar-flüßig, elastisch-flüßig. Es findet sich eine
jede dieser 3 Formen auf der Erde. Die flüßige Maße
sehen wir im Ocean und wahrscheinlich findet sie sich
auch im Innern der Erde. In der Tiefe von 48 Meilen
muß sich eine Hitze von 46° Reaumur finden bei
welcher Eisen schmilzt. So aber sind nicht alle planeti-
schen Körper. Der Mond scheint bloß starr zu sein.
Seine Atmosphäre ist von solcher Dünnigkeit wie bei uns
unter der Luftpumpe. Das eine haben alle Nebenpla-
neten mit einander gemein, daß sie sich um sich selbst
bewegen und zugleich in halber Zeit um den Hauptplaneten;
allein Atmosphären mögen wohl einige haben z. E. die
Satelliten des Saturn. Wenn der Mond bloß starr ist, so
S. 52
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Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische
Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin
im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage
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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/50>, abgerufen am 22.02.2025.
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