Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

stecken / Item / wie sie auch denen / so bey aller jhrer Gottseligkeit / da sie in Gottes Furcht / vnd auff dem Wege des HERRN gefliessen wandeln / Demnach jhre Venialia peccata, vnd vbrige Sünde / vnuolkommenheit vnd vnreinigkeit fülen / bescheidentlich die Busse predigen sollen vnd mögen.

Vnd wer also diese Vnterscheid / beyde der Todtsünden vnd der täglichen vbrigen Sünden recht vnd wol den Leuten fürtragen / vnd in täglicher Gottseliger vbung recht brauchen kan / der hat in der Theologia nicht vbel studieret.

IX. Von den Sacramenten in gemein.

DIe Pastores sollen sonderlichen fleis anwenden / daß sie in rechtem verstande / bedechtig / vnd mit aller Reuerentz / von den lieben Sacramenten reden / auff daß beyde des Bapsts Aberglaube oder mißbrauch / vnd auch der Sacramentschender Vernichtigung verhütet möge werden. Weil aber zu einem Sacrament im Newen Testament zwey Stück gehören / Erstlich der außdrückliche Befehl Gottes / an die gantze Kirche des Newen Testaments bis an der Welt ende / von einem eusserlichen / sichtlichem / gewissem Element oder Zeichen / mit benennung / wie man dasselbe handeln vnd brauchen sol. Zum andern / die gnedige Verheissung des Euangelij / von Gottes Gnade / vnd vergebung der Sünden vmb des HERRN Christi willen / so durch Gottes Stimme dem Sacrament also angehenget / daß dadurch einem jeden in sonderheit für sich / So er mit wahrem Glauben dasselbige Sacrament gebrauchet / dieselbe gnade fürgetragen / gereichet / zugeeignet / vnd versiegelt werde. So ist aus solcher erinnerung klar vnd gewis / wenn man eigentlich dauon reden wil / daß im Newen Testament derselbigen Sacrament nur zwey seyn / Als die heilige Tauffe / vnd das hochwirdige Abendmahl des HErrn Christi. Es erscheinet auch hieraus offenbahr / warumb die andern des Bapsts Sacrament in diese Zahl nicht gehören.

Wie denn auch die Absolution / weil kein gewis Element oder eusserliche Ceremonia, durch sonderlichen / außdrücklichen / Göttlichen Befehl dazu verordnet / Eigentlich zu reden solch Sacrament nicht ist / wie die Tauffe vnd des HErrn Abendmahl seyn. Weil aber dennoch die Absolution das andere nötige stück hat / so zu einem Sacrament des newen Testaments gehöret / Nemlich / daß dadurch

stecken / Item / wie sie auch denen / so bey aller jhrer Gottseligkeit / da sie in Gottes Furcht / vnd auff dem Wege des HERRN gefliessen wandeln / Demnach jhre Venialia peccata, vnd vbrige Sünde / vnuolkommenheit vnd vnreinigkeit fülen / bescheidentlich die Busse predigen sollen vnd mögen.

Vnd wer also diese Vnterscheid / beyde der Todtsünden vnd der täglichen vbrigen Sünden recht vnd wol den Leuten fürtragen / vnd in täglicher Gottseliger vbung recht brauchen kan / der hat in der Theologia nicht vbel studieret.

IX. Von den Sacramenten in gemein.

DIe Pastores sollen sonderlichen fleis anwenden / daß sie in rechtem verstande / bedechtig / vnd mit aller Reuerentz / von den lieben Sacramenten reden / auff daß beyde des Bapsts Aberglaube oder mißbrauch / vnd auch der Sacramentschender Vernichtigung verhütet möge werden. Weil aber zu einem Sacrament im Newen Testament zwey Stück gehören / Erstlich der außdrückliche Befehl Gottes / an die gantze Kirche des Newen Testaments bis an der Welt ende / von einem eusserlichen / sichtlichem / gewissem Element oder Zeichen / mit benennung / wie man dasselbe handeln vnd brauchen sol. Zum andern / die gnedige Verheissung des Euangelij / von Gottes Gnade / vnd vergebung der Sünden vmb des HERRN Christi willen / so durch Gottes Stimme dem Sacrament also angehenget / daß dadurch einem jeden in sonderheit für sich / So er mit wahrem Glauben dasselbige Sacrament gebrauchet / dieselbe gnade fürgetragen / gereichet / zugeeignet / vnd versiegelt werde. So ist aus solcher erinnerung klar vnd gewis / wenn man eigentlich dauon reden wil / daß im Newen Testament derselbigen Sacrament nur zwey seyn / Als die heilige Tauffe / vnd das hochwirdige Abendmahl des HErrn Christi. Es erscheinet auch hieraus offenbahr / warumb die andern des Bapsts Sacrament in diese Zahl nicht gehören.

Wie denn auch die Absolution / weil kein gewis Element oder eusserliche Ceremonia, durch sonderlichen / außdrücklichen / Göttlichen Befehl dazu verordnet / Eigentlich zu reden solch Sacrament nicht ist / wie die Tauffe vnd des HErrn Abendmahl seyn. Weil aber dennoch die Absolution das andere nötige stück hat / so zu einem Sacrament des newen Testaments gehöret / Nemlich / daß dadurch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0774" n="106"/>
stecken / Item / wie sie auch denen / so bey aller                      jhrer Gottseligkeit / da sie in Gottes Furcht / vnd auff dem Wege des HERRN                      gefliessen wandeln / Demnach jhre <hi rendition="#i">Venialia peccata</hi>, vnd                      vbrige Sünde / vnuolkommenheit vnd vnreinigkeit fülen / bescheidentlich die                      Busse predigen sollen vnd mögen.</p>
        <p>Vnd wer also diese Vnterscheid / beyde der Todtsünden vnd der täglichen vbrigen                      Sünden recht vnd wol den Leuten fürtragen / vnd in täglicher Gottseliger vbung                      recht brauchen kan / der hat in der <hi rendition="#i">Theologia</hi> nicht vbel                      studieret.</p>
      </div>
      <div>
        <head>IX. Von den Sacramenten in gemein.</head><lb/>
        <p>DIe <hi rendition="#i">Pastores</hi> sollen sonderlichen fleis anwenden / daß sie                      in rechtem verstande / bedechtig / vnd mit aller Reuerentz / von den lieben                      Sacramenten reden / auff daß beyde des Bapsts Aberglaube oder mißbrauch / vnd                      auch der Sacramentschender Vernichtigung verhütet möge werden. Weil aber zu                      einem Sacrament im Newen Testament zwey Stück gehören / Erstlich der                      außdrückliche Befehl Gottes / an die gantze Kirche des Newen Testaments bis an                      der Welt ende / von einem eusserlichen / sichtlichem / gewissem Element oder                      Zeichen / mit benennung / wie man dasselbe handeln vnd brauchen sol. Zum andern                      / die gnedige Verheissung des Euangelij / von Gottes Gnade / vnd vergebung der                      Sünden vmb des HERRN Christi willen / so durch Gottes Stimme dem Sacrament also                      angehenget / daß dadurch einem jeden in sonderheit für sich / So er mit wahrem                      Glauben dasselbige Sacrament gebrauchet / dieselbe gnade fürgetragen / gereichet                      / zugeeignet / vnd versiegelt werde. So ist aus solcher erinnerung klar vnd                      gewis / wenn man eigentlich dauon reden wil / daß im Newen Testament derselbigen                      Sacrament nur zwey seyn / Als die heilige Tauffe / vnd das hochwirdige Abendmahl                      des HErrn Christi. Es erscheinet auch hieraus offenbahr / warumb die andern des                      Bapsts Sacrament in diese Zahl nicht gehören.</p>
        <p>Wie denn auch die Absolution / weil kein gewis Element oder eusserliche <hi rendition="#i">Ceremonia</hi>, durch sonderlichen / außdrücklichen /                      Göttlichen Befehl dazu verordnet / Eigentlich zu reden solch Sacrament nicht ist                      / wie die Tauffe vnd des HErrn Abendmahl seyn. Weil aber dennoch die Absolution                      das andere nötige stück hat / so zu einem Sacrament des newen Testaments gehöret                      / Nemlich / daß dadurch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0774] stecken / Item / wie sie auch denen / so bey aller jhrer Gottseligkeit / da sie in Gottes Furcht / vnd auff dem Wege des HERRN gefliessen wandeln / Demnach jhre Venialia peccata, vnd vbrige Sünde / vnuolkommenheit vnd vnreinigkeit fülen / bescheidentlich die Busse predigen sollen vnd mögen. Vnd wer also diese Vnterscheid / beyde der Todtsünden vnd der täglichen vbrigen Sünden recht vnd wol den Leuten fürtragen / vnd in täglicher Gottseliger vbung recht brauchen kan / der hat in der Theologia nicht vbel studieret. IX. Von den Sacramenten in gemein. DIe Pastores sollen sonderlichen fleis anwenden / daß sie in rechtem verstande / bedechtig / vnd mit aller Reuerentz / von den lieben Sacramenten reden / auff daß beyde des Bapsts Aberglaube oder mißbrauch / vnd auch der Sacramentschender Vernichtigung verhütet möge werden. Weil aber zu einem Sacrament im Newen Testament zwey Stück gehören / Erstlich der außdrückliche Befehl Gottes / an die gantze Kirche des Newen Testaments bis an der Welt ende / von einem eusserlichen / sichtlichem / gewissem Element oder Zeichen / mit benennung / wie man dasselbe handeln vnd brauchen sol. Zum andern / die gnedige Verheissung des Euangelij / von Gottes Gnade / vnd vergebung der Sünden vmb des HERRN Christi willen / so durch Gottes Stimme dem Sacrament also angehenget / daß dadurch einem jeden in sonderheit für sich / So er mit wahrem Glauben dasselbige Sacrament gebrauchet / dieselbe gnade fürgetragen / gereichet / zugeeignet / vnd versiegelt werde. So ist aus solcher erinnerung klar vnd gewis / wenn man eigentlich dauon reden wil / daß im Newen Testament derselbigen Sacrament nur zwey seyn / Als die heilige Tauffe / vnd das hochwirdige Abendmahl des HErrn Christi. Es erscheinet auch hieraus offenbahr / warumb die andern des Bapsts Sacrament in diese Zahl nicht gehören. Wie denn auch die Absolution / weil kein gewis Element oder eusserliche Ceremonia, durch sonderlichen / außdrücklichen / Göttlichen Befehl dazu verordnet / Eigentlich zu reden solch Sacrament nicht ist / wie die Tauffe vnd des HErrn Abendmahl seyn. Weil aber dennoch die Absolution das andere nötige stück hat / so zu einem Sacrament des newen Testaments gehöret / Nemlich / daß dadurch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/774
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/774>, abgerufen am 23.11.2024.