[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.III. Wie man recht reden sol von der Messe. DIe Messe / wie sie im Bapsthumb gehalten / ist gewesen eine rechte Abominatio, vmb vieler grewlicher Mißbreuche vnd Irrthumb willen / so durch Menschen sind angehenget der Messe Christi vnd der Apostel. Wir aber haben was nicht gut war / hinweg geworffen / das gute aber haben wir behalten. Denn Gottes Wort vnd Ordnung sollen nicht von Menschen geendert werden. Viel weniger sol man etwas wieder Gottes Wort vnd Einsetzung für einen Gottesdienst in der Christenheit auffwerffen. Das ist aber der Grewel / den sie an die Messe gehengt haben. Zum Ersten / Daß die Messe sey ein solch Opffer / darinn Gottes Sohn täglich Gotte seinem Vater geopffert werde / für die Sünde der Lebendigen vnd der Todten. Nu lehret die Schrifft / daß Christus sey nur einmal gestorben / vnd wieder aufferstanden / vnd hinfurt nicht sterbe / Denn er hat sich einmal Gotte dem Vater selbs geopffert für vns / ein Opff er zum süssen Geruch / Wie der Apostel S. Paulus lehret / Eph. 5. Ebr. 7. 9. 10. Dis Opffer kan vnd sol nicht wieder vernewert werden / Sondern so es einmal geschehen ist / gilt es jmmerdar vnd ewiglich. Das hat aber Christus befohlen / daß wir sollen ein Gedechtniß halten solches einigen Opffers / biß an den Jüngsten tag / Vnd welche dem Euangelio gleuben / von Christus Tod vnd Aufferstehung / vnd die Sacrament desselben vnsers HErrn Christi empfahen / werden solches Opffers theilhafftig / Denn sie empfahen Vergebung der Sünden / vnd ewiges Leben. Darnach sollen diese alle zumal täglich Gotte jhre Opffer thun / welche sind / Ein zerschlagen vnd gedemütigt Hertz / Lob vnd Preiß Göttlichs Namens / Dancksagung / anruffen oder beten / Creutz vnd leiden vmb Christus Namen / vnd die Früchte des Glaubens / allerley gute Werck. Zum Andern / Aus diesem Irrthumb von dem Meßopffer für die Sünde / sind kommen die Winckelmessen / so man ohne zahl gehalten hat in der Welt / ohne Communiranten / wieder Christus Wort vnd Brauch der ersten Kirchen. Denn was könt des HErrn Nachtmal mehr zuwieder geschehen / denn daß man mit einem andern newen Opffer oder Werck wil verdienen Vergebung der Sünden? so doch des HERRN Nachtmal nichts anders ist / denn ein Ge- III. Wie man recht reden sol von der Messe. DIe Messe / wie sie im Bapsthumb gehalten / ist gewesen eine rechte Abominatio, vmb vieler grewlicher Mißbreuche vnd Irrthumb willen / so durch Menschen sind angehenget der Messe Christi vnd der Apostel. Wir aber haben was nicht gut war / hinweg geworffen / das gute aber haben wir behalten. Denn Gottes Wort vnd Ordnung sollen nicht von Menschen geendert werden. Viel weniger sol man etwas wieder Gottes Wort vnd Einsetzung für einen Gottesdienst in der Christenheit auffwerffen. Das ist aber der Grewel / den sie an die Messe gehengt haben. Zum Ersten / Daß die Messe sey ein solch Opffer / darinn Gottes Sohn täglich Gotte seinem Vater geopffert werde / für die Sünde der Lebendigen vnd der Todten. Nu lehret die Schrifft / daß Christus sey nur einmal gestorben / vnd wieder aufferstanden / vnd hinfurt nicht sterbe / Denn er hat sich einmal Gotte dem Vater selbs geopffert für vns / ein Opff er zum süssen Geruch / Wie der Apostel S. Paulus lehret / Eph. 5. Ebr. 7. 9. 10. Dis Opffer kan vnd sol nicht wieder vernewert werden / Sondern so es einmal geschehen ist / gilt es jmmerdar vnd ewiglich. Das hat aber Christus befohlen / daß wir sollen ein Gedechtniß halten solches einigen Opffers / biß an den Jüngsten tag / Vnd welche dem Euangelio gleuben / von Christus Tod vnd Aufferstehung / vnd die Sacrament desselben vnsers HErrn Christi empfahen / werden solches Opffers theilhafftig / Denn sie empfahen Vergebung der Sünden / vnd ewiges Leben. Darnach sollen diese alle zumal täglich Gotte jhre Opffer thun / welche sind / Ein zerschlagen vnd gedemütigt Hertz / Lob vnd Preiß Göttlichs Namens / Dancksagung / anruffen oder beten / Creutz vnd leiden vmb Christus Namen / vnd die Früchte des Glaubens / allerley gute Werck. Zum Andern / Aus diesem Irrthumb von dem Meßopffer für die Sünde / sind kommen die Winckelmessen / so man ohne zahl gehalten hat in der Welt / ohne Communiranten / wieder Christus Wort vnd Brauch der ersten Kirchen. Denn was könt des HErrn Nachtmal mehr zuwieder geschehen / deñ daß man mit einem andern newen Opffer oder Werck wil verdienen Vergebung der Sünden? so doch des HERRN Nachtmal nichts anders ist / denn ein Ge- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0684" n="16"/> </div> <div> <head>III. Wie man recht reden sol von der Messe.</head><lb/> <p>DIe Messe / wie sie im Bapsthumb gehalten / ist gewesen eine rechte <hi rendition="#i">Abominatio,</hi> vmb vieler grewlicher Mißbreuche vnd Irrthumb willen / so durch Menschen sind angehenget der Messe Christi vnd der Apostel. Wir aber haben was nicht gut war / hinweg geworffen / das gute aber haben wir behalten. Denn Gottes Wort vnd Ordnung sollen nicht von Menschen geendert werden. Viel weniger sol man etwas wieder Gottes Wort vnd Einsetzung für einen Gottesdienst in der Christenheit auffwerffen.</p> </div> <div> <head>Das ist aber der Grewel / den sie an die Messe gehengt haben.</head><lb/> <p>Zum Ersten / Daß die Messe sey ein solch Opffer / darinn Gottes Sohn täglich Gotte seinem Vater geopffert werde / für die Sünde der Lebendigen vnd der Todten.</p> <p>Nu lehret die Schrifft / daß Christus sey nur einmal gestorben / vnd wieder aufferstanden / vnd hinfurt nicht sterbe / Denn er hat sich einmal Gotte dem Vater selbs geopffert für vns / ein Opff er zum süssen Geruch / Wie der Apostel S. Paulus lehret / Eph. 5. Ebr. 7. 9. 10. Dis Opffer kan vnd sol nicht wieder vernewert werden / Sondern so es einmal geschehen ist / gilt es jmmerdar vnd ewiglich.</p> <p>Das hat aber Christus befohlen / daß wir sollen ein Gedechtniß halten solches einigen Opffers / biß an den Jüngsten tag / Vnd welche dem Euangelio gleuben / von Christus Tod vnd Aufferstehung / vnd die Sacrament desselben vnsers HErrn Christi empfahen / werden solches Opffers theilhafftig / Denn sie empfahen Vergebung der Sünden / vnd ewiges Leben. Darnach sollen diese alle zumal täglich Gotte jhre Opffer thun / welche sind / Ein zerschlagen vnd gedemütigt Hertz / Lob vnd Preiß Göttlichs Namens / Dancksagung / anruffen oder beten / Creutz vnd leiden vmb Christus Namen / vnd die Früchte des Glaubens / allerley gute Werck.</p> <p>Zum Andern / Aus diesem Irrthumb von dem Meßopffer für die Sünde / sind kommen die Winckelmessen / so man ohne zahl gehalten hat in der Welt / ohne Communiranten / wieder Christus Wort vnd Brauch der ersten Kirchen. Denn was könt des HErrn Nachtmal mehr zuwieder geschehen / deñ daß man mit einem andern newen Opffer oder Werck wil verdienen Vergebung der Sünden? so doch des HERRN Nachtmal nichts anders ist / denn ein Ge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [16/0684]
III. Wie man recht reden sol von der Messe.
DIe Messe / wie sie im Bapsthumb gehalten / ist gewesen eine rechte Abominatio, vmb vieler grewlicher Mißbreuche vnd Irrthumb willen / so durch Menschen sind angehenget der Messe Christi vnd der Apostel. Wir aber haben was nicht gut war / hinweg geworffen / das gute aber haben wir behalten. Denn Gottes Wort vnd Ordnung sollen nicht von Menschen geendert werden. Viel weniger sol man etwas wieder Gottes Wort vnd Einsetzung für einen Gottesdienst in der Christenheit auffwerffen.
Das ist aber der Grewel / den sie an die Messe gehengt haben.
Zum Ersten / Daß die Messe sey ein solch Opffer / darinn Gottes Sohn täglich Gotte seinem Vater geopffert werde / für die Sünde der Lebendigen vnd der Todten.
Nu lehret die Schrifft / daß Christus sey nur einmal gestorben / vnd wieder aufferstanden / vnd hinfurt nicht sterbe / Denn er hat sich einmal Gotte dem Vater selbs geopffert für vns / ein Opff er zum süssen Geruch / Wie der Apostel S. Paulus lehret / Eph. 5. Ebr. 7. 9. 10. Dis Opffer kan vnd sol nicht wieder vernewert werden / Sondern so es einmal geschehen ist / gilt es jmmerdar vnd ewiglich.
Das hat aber Christus befohlen / daß wir sollen ein Gedechtniß halten solches einigen Opffers / biß an den Jüngsten tag / Vnd welche dem Euangelio gleuben / von Christus Tod vnd Aufferstehung / vnd die Sacrament desselben vnsers HErrn Christi empfahen / werden solches Opffers theilhafftig / Denn sie empfahen Vergebung der Sünden / vnd ewiges Leben. Darnach sollen diese alle zumal täglich Gotte jhre Opffer thun / welche sind / Ein zerschlagen vnd gedemütigt Hertz / Lob vnd Preiß Göttlichs Namens / Dancksagung / anruffen oder beten / Creutz vnd leiden vmb Christus Namen / vnd die Früchte des Glaubens / allerley gute Werck.
Zum Andern / Aus diesem Irrthumb von dem Meßopffer für die Sünde / sind kommen die Winckelmessen / so man ohne zahl gehalten hat in der Welt / ohne Communiranten / wieder Christus Wort vnd Brauch der ersten Kirchen. Denn was könt des HErrn Nachtmal mehr zuwieder geschehen / deñ daß man mit einem andern newen Opffer oder Werck wil verdienen Vergebung der Sünden? so doch des HERRN Nachtmal nichts anders ist / denn ein Ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/684 |
Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/684>, abgerufen am 04.03.2025. |