[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.An die Jungen Prediger des Euangelij im Fürstenthumb Lüneburg / D. Vrbani Rhegij Vorrede. WIewol nicht allein ein Christen / Sondern ein jeglicher vernünfftiger Mensche sol mit grossem fleis warnehmen vnd acht haben / was er redet / daß es nicht ehe aus dem Munde / denn aus dem Hertzen gehe / vnd nichts reden / daß er nicht zuuor bedacht habe / noch ohn alle Ordnung daher wasche / was jm einfellet / Doch sollen viel mehr die Prediger des Euangelij / was sie für der gantzen Christlichen Gemein reden wöllen / zuuor mit allem fleis betrachten / vnd auffs ördentlichste außreden / damit sie den Einfeltigen vnd Vnuerstendigen kein Ergerniß geben. Denn es ist (wie die gantze Schrifft zeuget) gar ein schweer Ampt / voller sorgen vnd fahr / öffentlich reden vnd lehren in der Kirchen oder Gemeine Gottes / darinn ohne zweiffel Gottes Kinder sitzen vnd zuhören / welchen die lieben Engel dienen / vnd Gott selbs als in seinem Tabernakel / alda gegenwertig ist / vnd allenthalben auffschawet sampt seinen Engeln / vnd Gottes Wort von allen Creaturen mit grosser Ehrerbietung gehöret wird. Denn also helt der Christliche Glaube / daß alle ding Gottes Wort (dadurch sie geschaffen sind) ehren vnd für Augen haben / ohn allein der Mensch vnd der Teuffel / welche durch grewliche Vndanckbarkeit die Ohren dagegen zustopffen / vnd nichts dauon hören wollen. Darumb hat auch S. Hieronymus recht vnd wol gesagt: Es hat gar grosse Fahr / in der Christlichen Kirchen reden oder predigen / daß nicht etwan durch falsche Außlegung aus dem Euangelio Christi werde ein Menschlich Euangelium / oder das noch erger ist / des Teuffels Euangelium. Das wil auch der heilige Apostel S. Paulus mit so ernstlichen An die Jungen Prediger des Euangelij im Fürstenthumb Lüneburg / D. Vrbani Rhegij Vorrede. WIewol nicht allein ein Christen / Sondern ein jeglicher vernünfftiger Mensche sol mit grossem fleis warnehmen vnd acht haben / was er redet / daß es nicht ehe aus dem Munde / denn aus dem Hertzen gehe / vnd nichts reden / daß er nicht zuuor bedacht habe / noch ohn alle Ordnung daher wasche / was jm einfellet / Doch sollen viel mehr die Prediger des Euangelij / was sie für der gantzen Christlichen Gemein reden wöllen / zuuor mit allem fleis betrachten / vnd auffs ördentlichste außreden / damit sie den Einfeltigen vnd Vnuerstendigen kein Ergerniß geben. Denn es ist (wie die gantze Schrifft zeuget) gar ein schweer Ampt / voller sorgen vnd fahr / öffentlich reden vnd lehren in der Kirchen oder Gemeine Gottes / dariñ ohne zweiffel Gottes Kinder sitzen vnd zuhören / welchen die lieben Engel dienen / vnd Gott selbs als in seinem Tabernakel / alda gegenwertig ist / vnd allenthalben auffschawet sampt seinen Engeln / vnd Gottes Wort von allen Creaturen mit grosser Ehrerbietung gehöret wird. Deñ also helt der Christliche Glaube / daß alle ding Gottes Wort (dadurch sie geschaffen sind) ehren vnd für Augen haben / ohn allein der Mensch vnd der Teuffel / welche durch grewliche Vndanckbarkeit die Ohren dagegen zustopffen / vnd nichts dauon hören wollen. Darumb hat auch S. Hieronymus recht vnd wol gesagt: Es hat gar grosse Fahr / in der Christlichen Kirchen reden oder predigen / daß nicht etwan durch falsche Außlegung aus dem Euangelio Christi werde ein Menschlich Euangelium / oder das noch erger ist / des Teuffels Euangelium. Das wil auch der heilige Apostel S. Paulus mit so ernstlichen <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0669" n="1"/> </div> <div> <head>An die Jungen Prediger des Euangelij im Fürstenthumb Lüneburg / D. Vrbani Rhegij Vorrede.</head><lb/> <p>WIewol nicht allein ein Christen / Sondern ein jeglicher vernünfftiger Mensche sol mit grossem fleis warnehmen vnd acht haben / was er redet / daß es nicht ehe aus dem Munde / denn aus dem Hertzen gehe / vnd nichts reden / daß er nicht zuuor bedacht habe / noch ohn alle Ordnung daher wasche / was jm einfellet / Doch sollen viel mehr die Prediger des Euangelij / was sie für der gantzen Christlichen Gemein reden wöllen / zuuor mit allem fleis betrachten / vnd auffs ördentlichste außreden / damit sie den Einfeltigen vnd Vnuerstendigen kein Ergerniß geben.</p> <p>Denn es ist (wie die gantze Schrifft zeuget) gar ein schweer Ampt / voller sorgen vnd fahr / öffentlich reden vnd lehren in der Kirchen oder Gemeine Gottes / dariñ ohne zweiffel Gottes Kinder sitzen vnd zuhören / welchen die lieben Engel dienen / vnd Gott selbs als in seinem Tabernakel / alda gegenwertig ist / vnd allenthalben auffschawet sampt seinen Engeln / vnd Gottes Wort von allen Creaturen mit grosser Ehrerbietung gehöret wird. Deñ also helt der Christliche Glaube / daß alle ding Gottes Wort (dadurch sie geschaffen sind) ehren vnd für Augen haben / ohn allein der Mensch vnd der Teuffel / welche durch grewliche Vndanckbarkeit die Ohren dagegen zustopffen / vnd nichts dauon hören wollen.</p> <p>Darumb hat auch <hi rendition="#i">S. Hieronymus</hi> recht vnd wol gesagt: Es hat gar grosse Fahr / in der Christlichen Kirchen reden oder predigen / daß nicht etwan durch falsche Außlegung aus dem Euangelio Christi werde ein Menschlich Euangelium / oder das noch erger ist / des Teuffels Euangelium.</p> <p>Das wil auch der heilige Apostel S. Paulus mit so ernstlichen </p> </div> </body> </text> </TEI> [1/0669]
An die Jungen Prediger des Euangelij im Fürstenthumb Lüneburg / D. Vrbani Rhegij Vorrede.
WIewol nicht allein ein Christen / Sondern ein jeglicher vernünfftiger Mensche sol mit grossem fleis warnehmen vnd acht haben / was er redet / daß es nicht ehe aus dem Munde / denn aus dem Hertzen gehe / vnd nichts reden / daß er nicht zuuor bedacht habe / noch ohn alle Ordnung daher wasche / was jm einfellet / Doch sollen viel mehr die Prediger des Euangelij / was sie für der gantzen Christlichen Gemein reden wöllen / zuuor mit allem fleis betrachten / vnd auffs ördentlichste außreden / damit sie den Einfeltigen vnd Vnuerstendigen kein Ergerniß geben.
Denn es ist (wie die gantze Schrifft zeuget) gar ein schweer Ampt / voller sorgen vnd fahr / öffentlich reden vnd lehren in der Kirchen oder Gemeine Gottes / dariñ ohne zweiffel Gottes Kinder sitzen vnd zuhören / welchen die lieben Engel dienen / vnd Gott selbs als in seinem Tabernakel / alda gegenwertig ist / vnd allenthalben auffschawet sampt seinen Engeln / vnd Gottes Wort von allen Creaturen mit grosser Ehrerbietung gehöret wird. Deñ also helt der Christliche Glaube / daß alle ding Gottes Wort (dadurch sie geschaffen sind) ehren vnd für Augen haben / ohn allein der Mensch vnd der Teuffel / welche durch grewliche Vndanckbarkeit die Ohren dagegen zustopffen / vnd nichts dauon hören wollen.
Darumb hat auch S. Hieronymus recht vnd wol gesagt: Es hat gar grosse Fahr / in der Christlichen Kirchen reden oder predigen / daß nicht etwan durch falsche Außlegung aus dem Euangelio Christi werde ein Menschlich Euangelium / oder das noch erger ist / des Teuffels Euangelium.
Das wil auch der heilige Apostel S. Paulus mit so ernstlichen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/669 |
Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/669>, abgerufen am 04.03.2025. |