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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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vieles (Agathon, Diogenes von Sinope, Don Sylvio de Rosalva, der goldene Spiegel, die dramatischen Leistungen) ganz ungenießbar, aber als "Repräsentant des Zeitalters Ludwigs XV. in Deutschland", wie ihn Vilmar nennt, wurde er zu seiner Zeit über Klopstock und noch weit mehr über E. Lessing erhoben; die Wahrheit möchte in dem Urtheile liegen, W. sei kein großer Dichter aber ein gewandter Versmacher, kein originelles Talent aber ein guter Nachahmer, weit mehr ein behaglicher Weltphilosoph als ein gedankenreicher Kopf od. ein tiefes Gemüth gewesen, aber große Vielseitigkeit der Bildung, horazischen Geist u. Meisterschaft der Sprache kann ihm niemand absprechen; er hat in die gelehrtsentimentale Stubenluft unserer Literatur französ. Geist und mit diesem auch viel Gutes hineingebracht, sich als Uebersetzer große Verdienste erworben, namentlich Shakespeare in Deutschland eingeführt und an Horazens Satiren und Briefen wie an Ciceros Briefen Muster für Erklärung u. Uebersetzung der Alten aufgestellt. Gesammtausgaben von Gruber, dann von Göschen, die neueste in 30 Bänden, Leipz. 1839. Dazu des Dichters ausgewählte (Zürich 1815, 4 B.), denkwürdige (Wien 1815, 2 B.) Briefe sowie die Briefe an Sophie Laroche (eine geborne Gutermann, seine erste Jugendliebe), Berlin 1820.


Wieland (Wailand, Volland, altnordisch Völundr, angelsächs. Veland), der mythische altgermanische Schmied, Sohn des Meerriesen Wate, lernte seine Kunst bei den Zwergen; die spätere Volkssage bildete ihn als Junker Volland zu einem Teufel um.


Wieliczka (-litschka), österr.-galiz. Stadt 2 Meil. von Krakau, mit 7000 E., weltbekannt durch die seit 1257 betriebenen noch immer unerschöpflichen Bergwerke von Steinsalz, welche jährlich 5-600000 Ctr. liefern. Durch die Länge der Zeit sind 4 unterirdische Stockwerke entstanden, die durch Schachte verbunden sind und eine Menge Kammern, deren Wände und stützende Säulen aus Steinsalz bestehen. Man hat eine Kapelle, Säle, Vorrathsräume, Ställe etc. aus Steinsalz ausgehauen; die 800-1000 Arbeiter wohnen aber nicht, wie es gewöhnlich heißt, in dem Bergwerke selbst, dagegen sollen die zum Betrieb der Maschinen gebrauchten Pferde manchmal 10 Jahre lang ihre unterirdischen Dienste verrichten.


Wien (lat. Vienna. Vindobona), Hauptstadt der österr. Monarchie u. des Erzherzogthums Oesterreich, die größte, schönste und reichste Stadt Deutschlands, Residenz des Kaisers, Sitz der Centralbehörden des Reichs und des Erzherzogthums sowie eines Fürsterzbischofs, liegt unter 48°12'32'' nördl. Breite, 34°2'16'' östl. Länge, 522' über dem Meere, an dem Einflusse der Wien in die Donau, in einer sehr schönen und fruchtbaren Gegend, hat mit seinen 34 Vorstädten 3 etc. deutsche Ml. im Umfange und zählt ohne die zahlreiche Garnison 432000 E. Die eigentliche Stadt (Altstadt) nimmt kaum den 10. Theil des Ganzen ein, ist mit Wall und Graben umgeben, von den Vorstädten durch das Glacis od. die Esplanade getrennt, einen 160 bis 2500 Klafter breiten Raum, der nach allen Richtungen mit Straßen und theilweise mit Asphalt gepflasterten Fußwegen durchschnitten u. mit vielfachen Reihen von Platanen, Linden, Kastanien etc. bepflanzt ist; nur der große freie Raum vor dem Franzensthore dient zum Exercier- u. Paradeplatze; das schönste Thor ist das Burgthor mit 12 mächtigen dorischen Säulen und 5 Durchgängen. Die Vorstädte sind mit einem 12' hohen Wall und einem Graben (Linie) umgeben, welche 1703 gegen die ungar. Insurgenten errichtet, jetzt als Barriere gegen den Schmuggel dienen. Die wichtigsten Vorstädte sind: die Leopoldstadt auf einer Donauinsel, an welche sich die Hauptvergnügungsorte der W.er, der Prater mit seinen Waldpartien, Alleen, Kasse-, Schenkhäusern etc., der 164000 Quadrat Klafter große Augarten mit der k. k. Rosenflur und Obsttreiberei, sowie die Brigittenau anschließen; die schöne Jägerzeit; die Weißgerbervorstadt; Erdberg; Landstraße u. Rennweg; Wieden; Mariahilf; Leimgrube; Josephstadt; Schottenfeld; Alservorstadt; Rossau. Die Häuser der inneren Stadt sind hoch gebaut, massiv, mit steinernen Treppen,

vieles (Agathon, Diogenes von Sinope, Don Sylvio de Rosalva, der goldene Spiegel, die dramatischen Leistungen) ganz ungenießbar, aber als „Repräsentant des Zeitalters Ludwigs XV. in Deutschland“, wie ihn Vilmar nennt, wurde er zu seiner Zeit über Klopstock und noch weit mehr über E. Lessing erhoben; die Wahrheit möchte in dem Urtheile liegen, W. sei kein großer Dichter aber ein gewandter Versmacher, kein originelles Talent aber ein guter Nachahmer, weit mehr ein behaglicher Weltphilosoph als ein gedankenreicher Kopf od. ein tiefes Gemüth gewesen, aber große Vielseitigkeit der Bildung, horazischen Geist u. Meisterschaft der Sprache kann ihm niemand absprechen; er hat in die gelehrtsentimentale Stubenluft unserer Literatur französ. Geist und mit diesem auch viel Gutes hineingebracht, sich als Uebersetzer große Verdienste erworben, namentlich Shakespeare in Deutschland eingeführt und an Horazens Satiren und Briefen wie an Ciceros Briefen Muster für Erklärung u. Uebersetzung der Alten aufgestellt. Gesammtausgaben von Gruber, dann von Göschen, die neueste in 30 Bänden, Leipz. 1839. Dazu des Dichters ausgewählte (Zürich 1815, 4 B.), denkwürdige (Wien 1815, 2 B.) Briefe sowie die Briefe an Sophie Laroche (eine geborne Gutermann, seine erste Jugendliebe), Berlin 1820.


Wieland (Wailand, Volland, altnordisch Völundr, angelsächs. Veland), der mythische altgermanische Schmied, Sohn des Meerriesen Wate, lernte seine Kunst bei den Zwergen; die spätere Volkssage bildete ihn als Junker Volland zu einem Teufel um.


Wieliczka (–litschka), österr.-galiz. Stadt 2 Meil. von Krakau, mit 7000 E., weltbekannt durch die seit 1257 betriebenen noch immer unerschöpflichen Bergwerke von Steinsalz, welche jährlich 5–600000 Ctr. liefern. Durch die Länge der Zeit sind 4 unterirdische Stockwerke entstanden, die durch Schachte verbunden sind und eine Menge Kammern, deren Wände und stützende Säulen aus Steinsalz bestehen. Man hat eine Kapelle, Säle, Vorrathsräume, Ställe etc. aus Steinsalz ausgehauen; die 800–1000 Arbeiter wohnen aber nicht, wie es gewöhnlich heißt, in dem Bergwerke selbst, dagegen sollen die zum Betrieb der Maschinen gebrauchten Pferde manchmal 10 Jahre lang ihre unterirdischen Dienste verrichten.


Wien (lat. Vienna. Vindobona), Hauptstadt der österr. Monarchie u. des Erzherzogthums Oesterreich, die größte, schönste und reichste Stadt Deutschlands, Residenz des Kaisers, Sitz der Centralbehörden des Reichs und des Erzherzogthums sowie eines Fürsterzbischofs, liegt unter 48°12'32'' nördl. Breite, 34°2'16'' östl. Länge, 522' über dem Meere, an dem Einflusse der Wien in die Donau, in einer sehr schönen und fruchtbaren Gegend, hat mit seinen 34 Vorstädten 3 etc. deutsche Ml. im Umfange und zählt ohne die zahlreiche Garnison 432000 E. Die eigentliche Stadt (Altstadt) nimmt kaum den 10. Theil des Ganzen ein, ist mit Wall und Graben umgeben, von den Vorstädten durch das Glacis od. die Esplanade getrennt, einen 160 bis 2500 Klafter breiten Raum, der nach allen Richtungen mit Straßen und theilweise mit Asphalt gepflasterten Fußwegen durchschnitten u. mit vielfachen Reihen von Platanen, Linden, Kastanien etc. bepflanzt ist; nur der große freie Raum vor dem Franzensthore dient zum Exercier- u. Paradeplatze; das schönste Thor ist das Burgthor mit 12 mächtigen dorischen Säulen und 5 Durchgängen. Die Vorstädte sind mit einem 12' hohen Wall und einem Graben (Linie) umgeben, welche 1703 gegen die ungar. Insurgenten errichtet, jetzt als Barrière gegen den Schmuggel dienen. Die wichtigsten Vorstädte sind: die Leopoldstadt auf einer Donauinsel, an welche sich die Hauptvergnügungsorte der W.er, der Prater mit seinen Waldpartien, Alleen, Kasse-, Schenkhäusern etc., der 164000 Quadrat Klafter große Augarten mit der k. k. Rosenflur und Obsttreiberei, sowie die Brigittenau anschließen; die schöne Jägerzeit; die Weißgerbervorstadt; Erdberg; Landstraße u. Rennweg; Wieden; Mariahilf; Leimgrube; Josephstadt; Schottenfeld; Alservorstadt; Rossau. Die Häuser der inneren Stadt sind hoch gebaut, massiv, mit steinernen Treppen,

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[714/0715] vieles (Agathon, Diogenes von Sinope, Don Sylvio de Rosalva, der goldene Spiegel, die dramatischen Leistungen) ganz ungenießbar, aber als „Repräsentant des Zeitalters Ludwigs XV. in Deutschland“, wie ihn Vilmar nennt, wurde er zu seiner Zeit über Klopstock und noch weit mehr über E. Lessing erhoben; die Wahrheit möchte in dem Urtheile liegen, W. sei kein großer Dichter aber ein gewandter Versmacher, kein originelles Talent aber ein guter Nachahmer, weit mehr ein behaglicher Weltphilosoph als ein gedankenreicher Kopf od. ein tiefes Gemüth gewesen, aber große Vielseitigkeit der Bildung, horazischen Geist u. Meisterschaft der Sprache kann ihm niemand absprechen; er hat in die gelehrtsentimentale Stubenluft unserer Literatur französ. Geist und mit diesem auch viel Gutes hineingebracht, sich als Uebersetzer große Verdienste erworben, namentlich Shakespeare in Deutschland eingeführt und an Horazens Satiren und Briefen wie an Ciceros Briefen Muster für Erklärung u. Uebersetzung der Alten aufgestellt. Gesammtausgaben von Gruber, dann von Göschen, die neueste in 30 Bänden, Leipz. 1839. Dazu des Dichters ausgewählte (Zürich 1815, 4 B.), denkwürdige (Wien 1815, 2 B.) Briefe sowie die Briefe an Sophie Laroche (eine geborne Gutermann, seine erste Jugendliebe), Berlin 1820. Wieland (Wailand, Volland, altnordisch Völundr, angelsächs. Veland), der mythische altgermanische Schmied, Sohn des Meerriesen Wate, lernte seine Kunst bei den Zwergen; die spätere Volkssage bildete ihn als Junker Volland zu einem Teufel um. Wieliczka (–litschka), österr.-galiz. Stadt 2 Meil. von Krakau, mit 7000 E., weltbekannt durch die seit 1257 betriebenen noch immer unerschöpflichen Bergwerke von Steinsalz, welche jährlich 5–600000 Ctr. liefern. Durch die Länge der Zeit sind 4 unterirdische Stockwerke entstanden, die durch Schachte verbunden sind und eine Menge Kammern, deren Wände und stützende Säulen aus Steinsalz bestehen. Man hat eine Kapelle, Säle, Vorrathsräume, Ställe etc. aus Steinsalz ausgehauen; die 800–1000 Arbeiter wohnen aber nicht, wie es gewöhnlich heißt, in dem Bergwerke selbst, dagegen sollen die zum Betrieb der Maschinen gebrauchten Pferde manchmal 10 Jahre lang ihre unterirdischen Dienste verrichten. Wien (lat. Vienna. Vindobona), Hauptstadt der österr. Monarchie u. des Erzherzogthums Oesterreich, die größte, schönste und reichste Stadt Deutschlands, Residenz des Kaisers, Sitz der Centralbehörden des Reichs und des Erzherzogthums sowie eines Fürsterzbischofs, liegt unter 48°12'32'' nördl. Breite, 34°2'16'' östl. Länge, 522' über dem Meere, an dem Einflusse der Wien in die Donau, in einer sehr schönen und fruchtbaren Gegend, hat mit seinen 34 Vorstädten 3 etc. deutsche Ml. im Umfange und zählt ohne die zahlreiche Garnison 432000 E. Die eigentliche Stadt (Altstadt) nimmt kaum den 10. Theil des Ganzen ein, ist mit Wall und Graben umgeben, von den Vorstädten durch das Glacis od. die Esplanade getrennt, einen 160 bis 2500 Klafter breiten Raum, der nach allen Richtungen mit Straßen und theilweise mit Asphalt gepflasterten Fußwegen durchschnitten u. mit vielfachen Reihen von Platanen, Linden, Kastanien etc. bepflanzt ist; nur der große freie Raum vor dem Franzensthore dient zum Exercier- u. Paradeplatze; das schönste Thor ist das Burgthor mit 12 mächtigen dorischen Säulen und 5 Durchgängen. Die Vorstädte sind mit einem 12' hohen Wall und einem Graben (Linie) umgeben, welche 1703 gegen die ungar. Insurgenten errichtet, jetzt als Barrière gegen den Schmuggel dienen. Die wichtigsten Vorstädte sind: die Leopoldstadt auf einer Donauinsel, an welche sich die Hauptvergnügungsorte der W.er, der Prater mit seinen Waldpartien, Alleen, Kasse-, Schenkhäusern etc., der 164000 Quadrat Klafter große Augarten mit der k. k. Rosenflur und Obsttreiberei, sowie die Brigittenau anschließen; die schöne Jägerzeit; die Weißgerbervorstadt; Erdberg; Landstraße u. Rennweg; Wieden; Mariahilf; Leimgrube; Josephstadt; Schottenfeld; Alservorstadt; Rossau. Die Häuser der inneren Stadt sind hoch gebaut, massiv, mit steinernen Treppen,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/715>, abgerufen am 03.12.2024.